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Paraden - warum?

BeitragVerfasst: Mi 26. Okt 2005, 12:08
von Lykurg
Heute findet auf dem Wiener Heldenplatz eine Militärparade statt. Wie etwa die 'Wiener Zeitung' berichtet, handelt es sich um die größte in Österreich seit 1955. Das Bundesheer feiert damit sein 50. Gründungsjahr, und heute ist der Österreichische Nationalfeiertag. Soviel zu Zeit und Zeitbezug. Der Ort, der Heldenplatz, ist schon seit K.K.-Zeiten bevorzugter Paradenort; dort fanden aber auch die großen feierlichen Aufmärsche 1938 statt, als Österreich "heim ins Reich" kam. Der zentrale Balkon der Neuen Burg, auf dem Hitler damals stand, ist inzwischen mit einem Banner verhängt, das von weitem aussieht wie ein gigantischer Grabstein aus schwarzem Marmor, und einen Schriftzug iSv 'Den Opfern des Nationalsozialismus' trägt. Die dämonisch-historische Dimension des Ortes wird damit jedenfalls nicht aufgehoben, sondern ins Bewußtsein gerückt - ist ja auch gut und notwendig. Soviel zum Ort, und damit hat sich die regionale Komponente des Vorgangs auch schon weitgehend erledigt.

Denn die Frage, die mich in diesem Zusammenhang umtreibt, ist, warum genau diese Spektakel in der Geschichte abgehalten wurden, wie sich das mit unserem derzeitigen Bild des Militärischen verträgt, und ob wir in diesem Zusammenhang überhaupt (oder vielleicht gerade!) Militärparaden brauchen.

BeitragVerfasst: Mi 26. Okt 2005, 12:32
von Ipsissimus
na ja, histoisch können Militärparaden wohl als Drohgebärde in Gestalt einer feierlichen Veranstaltung aufgefaßt werden; die Veranstaltungsart bewirkt, daß die Geste nicht als Angriff aufgefaßt werden kann, aber die demonstrierte militärische Präsenz zeigt nach außen hin an "mit uns ist nicht gut Kirschen essen". Fast ideal also, und nebenbei ergeht an die klügeren Bürger der eigenen Nation noch das sublime Signal, daß im schlimmsten Falle diese Macht auch gegen sie selbst eingesetzt werden könnte, wenn sie nicht brav sind. In dieser Doppelfunktion sind Militärparaden und -aufmärsche eigentlich seid Athen und später Rom schon immer eingesetzt worden (Wirkung nach innen und außen).

Demgegenüber tritt seit WK2 im europäischen Umfeld die Verschleierung durch Betonung des festlichen Aktes in staatsrepräsentierender Bedeutung ein bißchen in den Vordergrund, aber es ist im Zuge der derzeitig eskalierenden Statussicherungsmaßnahmen der europäischen Staaten nicht zu befürchten, daß dieser Zustand von Dauer ist.

BeitragVerfasst: Mi 26. Okt 2005, 13:52
von Maglor
Paraden können auch das Zusammengehörigkeitsgefühl der Truppe stärken.
Auch können sich das Zusammengehörigkeitsgefühl von Heer und Volk stärken sowie dem einzelnen Soldaten, die Akzeptanz im Volk, wenn vorhanden, deutlich machen.
Paraden sind nicht notwendigerweise Drohgebärden. Die meisten Paraden, die im Zusammenhang zu einem Krieg stehen, sind Siegesparaden, Triumphzüge. Hier wird der Sieg und gewissermaßen auch der neue "Frieden" (manifestiert durch die Heimkehr der Soldaten) gefeiert.

MfG Maglor

BeitragVerfasst: Mi 26. Okt 2005, 14:16
von Ipsissimus
natürlich, und ein Schuft, wer Übles dabei denkt ...