Das Problem ist eher, das sich grundsätzlich jeder alt und reif genug für das, was er tut fühlt, dies aber nicht immer auf einer objektiven Einschätzung seiner Kräfte beruht.
Um mal fort vom immer gleichen Alkoholproblem zu kommen:
Mit 12, 13 hatte ich den Spleen, komplizierte Politthriller zu lesen. Niemand hat es mir verboten, aber verschiedentlich darauf hingewiesen, das dies meinen Horizont vielleicht doch übersteigen könnte.

hab ich gedacht, ihr spinnt doch: ich kapier das perfekt! Hab voll den Durchblick! Na ja, und wenn da irgendwelche mysteriösen Dinge wie "Kuba-Krise" erwähnt werden, ignorier ich das einfach.
Als ich dann mit noch nicht mal 13 "Der Name der Rose" aufschlug und wirklich außer BAHNHOF! Gar nichts mehr verstand, hab ich die Wahl meiner Lektüre noch mal überdacht. Mit 18, 19 nahm ich einige der Thriller aus dieser Zeit noch mal in die Hand und gestand mir zu, das ich damals wirklich wenig verstanden hatte, und das Wenige dann noch fehlinterpretiert.
Ich bedauere das ein wenig, denn durch diese negative Erfahrung traue ich mich heute gar nicht mehr an solche Bücher heran. Wenn ich also nur fünf Jahre länger gewartet hätte, stünde mir vielleicht heute das gesamte Spektrum offen.
Aber damals fehlte mir eben die Reife und Einsicht, und es gab keinen Erwachsenen, der sich genug für mich interessiert hätte, mir dies so behutsam zu erklären, das ich seine Ansicht nicht als Bevormundung, sondern als überdenkenswerten Ratschlag verstanden hätte.