Zen im Alltag

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janw
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Mi 4. Apr 2007, 22:26 - Beitrag #1

Zen im Alltag

Vielleicht mag die Frage etwas befremdlich wirken, aber sie geht mir dennoch durch den Kopf...
Wie wirkt sich Zen im Alltag aus?
Wenn z.B. angestrebt wird, natürliche Zyklen stärker in die Lebensführung zu integrieren, wie lässt sich das mit den oft entgegen gesetzten Anforderungen vereinbaren?

henryN
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So 8. Apr 2007, 01:25 - Beitrag #2

mit einer Reise- Ernährungs- und Kommunikationsflatrate, etwas leichter...;-)
ansonsten wohl üben,üben,üben....

es lohnt sich :-)

Ipsissimus
Dämmerung
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Mi 11. Apr 2007, 10:36 - Beitrag #3

Ein Laie, der sehr an Zen interessiert war, kam eines Tages zu Joshu und fragte ihn: "Meister, was ist das Geheimnis von Zen?"
Joshu antwortete: "Aufmerksamkeit!"
Der Laie, darauf: "Ja, Meister, ich bin aufmerksam. Sagt mir bitte, was das Geheimnis ist."
Joshu, abermals: "Aufmerksamkeit!"
Der Laie, schon ein wenig verzweifelt: "Ja doch, Meister, ich bin es ja. Sagt mir doch bitte das Geheimnis."
Joshu darauf: "Aufmerksamkeit!"
Der Laie weinte fast: "Bitte Meister, ihr habt alle meine Aufmerksamkeit. Was ist das Geheimnis?"
Joshu gab auf.

Zen im Alltag lässt sich in einem Satz zusammenfassen: "Pfeif nicht, wenn du pinkelst"^^

janw
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Mi 11. Apr 2007, 17:10 - Beitrag #4

Stimmt...so vieles wird gemacht, ohne zu sehen, daß da etwas gemacht wird und wie es gemacht wird...nur, was, wenn die Aufmerksamkeit bei anderen aneckt?

e-noon
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Mi 11. Apr 2007, 18:21 - Beitrag #5

Wie sollte Aufmerksamkeit irgendwo anecken? Man sollte natürlich nicht so im Vorgang des Einschenkens vertieft sein, dass man das Überlaufen des Glases nicht bemerkt, aber ansonsten kann erhöhte Aufmerksamkeit jeden Arbeitgeber, Gesprächspartner oder die Blume, mit der du redest, doch nur freuen.

natürliche Zyklen stärker in die Lebensführung zu integrieren, wie lässt sich das mit den oft entgegen gesetzten Anforderungen vereinbaren?
Natürliche Zyklen, sind das irgendwelche Mondphasen oder heißt das, den eigenen Bedürfnissen zu folgen, also zu schlafen, wenn man müde ist, usw? Unabhängig davon würde ich jedoch sagen, wenn die Anforderungen entgegen gesetzt sind, sind sie nicht vereinbar mit natürlichen Zyklen, es kann notwendiger Weise nicht beidem die gleiche Berechtigung zugestanden werden. Je nach Situation wird man sich entscheiden müssen, einem Konzept den Vorzug zu geben, es sei denn, natürliche Zyklen sind veränderbar und können den Anforderungen so angepasst werden, dass sie nicht mehr stören.

janw
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Mi 11. Apr 2007, 22:54 - Beitrag #6

Zitat von e-noon:Wie sollte Aufmerksamkeit irgendwo anecken?

Nun, ich verstehe Ipsi so, daß es darum geht, eine Sache zur Zeit zu machen und dieser die volle Aufmerksamkeit zu widmen. Das kann, denke ich, in einer auf multitasking angelegten (Arbeits)Welt, naja, zumindest auffallen...
Nicht daß mich bloßes auffallen groß scheren würde...aber es könnte ja auch mal etwas heftiger werden.
Mir geht es auch darum, daß Lebenshaltungen als Privatsache gelten, die man morgens zu Hause lässt und die man dann abends freudig begrüßen kann, wie all die andern, die zu Hause sind, die jedenfalls im gesellschaftlichen und besonders im Arbeitsleben nichts verloren haben - da hat man zu funktionieren.
Wenn Zen aber gerade darauf zielt, sich dieser Mechanismen bewusst zu werden und sich ihnen nach Möglichkeit zu entziehen, sich zumindest nicht vereinnahmen zu lassen, dann könnte das schwierig werden mit dem funktionieren - denke ich.

Natürliche Zyklen, sind das irgendwelche Mondphasen oder heißt das, den eigenen Bedürfnissen zu folgen, also zu schlafen, wenn man müde ist, usw? Unabhängig davon würde ich jedoch sagen, wenn die Anforderungen entgegen gesetzt sind, sind sie nicht vereinbar mit natürlichen Zyklen, es kann notwendiger Weise nicht beidem die gleiche Berechtigung zugestanden werden. Je nach Situation wird man sich entscheiden müssen, einem Konzept den Vorzug zu geben, es sei denn, natürliche Zyklen sind veränderbar und können den Anforderungen so angepasst werden, dass sie nicht mehr stören.

Hm, als Frau kennst Du sicher die besondere Veränderbarkeit natürlicher Zyklen ;)
Ich wollte darauf hinaus, daß wir in natürliche Zyklen eingebunden sind, auch wenn wir das in unserer zivilisation oft auszublenden versuchen. Ich sag mal...Jahreszeiten, Tageslängen, Hormonschwankungen,... - und unser Leben ist darauf ausgelegt, sie möglichst zu übergehen, als gäbe es sie nicht. Erdbeerkuchen im März, kein Problem, periodisches Tief...werfen wir mal ein paar Bonbons ein, Hauptsache, wir funktionieren.
Nun gibt es eine Ernährungsweise, bei der ich neulich darüber gestolpert bin, daß sie irgendwie mit dem Zen-Buddhismus zusammen hängen soll und die eben auf solche Zyklen achtet, außerdem geht es dabei um bestimmte schonende Zubereitungsarten usw. Man nennt sie "Makrobiotische Ernährung", und bislang fand ich sie etwas "exotisch", außerdem bin ich kein Freund winterlicher Eintöpfe - weshalb ich mich damit bisher wenig beschäftigt habe. Kürzlich ist mir das Konzept aber mal über den Weg gelaufen, und ich fand es recht interessant, Grund genug, das mal in den Rahmen hier zu stellen.

e-noon
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Mi 11. Apr 2007, 23:34 - Beitrag #7

Ich nehme nicht an, dass der Körper im Winter keine Vitamine verträgt; keine Erdbeeren außerhalb der Saison zu kaufen, ist aber wohl sinnvoll, wenn man Angst vor gespritzten Früchten hat.

Was das Multitasking betrifft, sehe ich das nicht so. Zen-buddhismus verbietet wohl (hoffentlich) nicht, sein Kind vom gefährlichen Kippeln mit dem Stuhl abzuhalten, auch wenn man sich gerade auf sein Essen konzentriert. Genauso kann es sein, dass man im Job mal ans Telefon gehen muss, während man eigentlich etwas anderes macht, aber trotzdem kann man sich ja auf die Sache konzentrieren, die man jeweils macht. Ich denke nicht, dass ein Chef das übelnehmen kann, zumal man bei erhöhter Konzentration und geistiger Sammlung weniger ausgebrannt ist, besser und schneller arbeitet und somit sogar mehr hinbekommen sollte, als wenn man andauernd Multitasking betreibt. Gibt es denn konkrete Beispiele, wo du im Beruf oder im Alltagsleben in der Zwickmühle bist, mehrere Sachen gleichzeitig zu machen oder anderweitig vom Chef angeraunzt zu werden?

Hm, als Frau kennst Du sicher die besondere Veränderbarkeit natürlicher Zyklen
Als Frau werde ich in der Tat seit Jahren von natürlichen Zyklen gequält und daher dankbar, dass die eher modernen Methoden es ermöglichen, diese tollen natürlichen Zyklen zu planen und leichter zu ertragen. Ein gutes Beispiel ist die Werbung, in der eine Frau sich nachts kopfüber an ihr Himmelbett hängt, weil sie ihrer Binde oder ihrem Tampon nicht vertrauen kann. Beides gibt es noch gar nicht so lange... glücklicherweise bin ich annähernd in der Lage, sie möglichst zu übergehen, als gäbe es sie nicht, diese Art von Zyklen.

Was den Winter angeht und die verkürzten Tageszeiten, da halte ich es auch für sinnvoll, zurückzustecken, insbesondere wenn man merkt, dass sich der Kreislauf mit Einbruch der Dunkelheit um vier Uhr nachmittags verabschiedet. Wenn das auf Kosten der Arbeit nicht geht, muss man eben in der Freizeit zurückstecken, sich auf die Couch legen und Tee trinken, statt viel rauszugehen, etc. Wenn man seinen Tag dermaßen verplant hat, dass man im Winter nicht einen Gang runterschalten kann, ist man vermutlich ohnehin kein guter Zen-Buddhist ;)

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Do 12. Apr 2007, 01:02 - Beitrag #8

Ein paar Gedanken meinerseits...

Indem man sich auf Nichts konzentriert, nimmt man alles wahr.

Indem man sich ganz auf Eines konzentriert, sich dem Einen gibt, quasi in Es hineinwächst, nimmt man nichts anderes als dieses Eine wahr.

Inwieweit wäre das nun Zen oder eine Krankheit?

Ist alles außerhalb der Norm, die vom Menschen verlangt gesellschaftlich zu funktionieren, krank?

Naja, das ist vielleicht zu überspitzt ausgedrückt.

Multitasking geht jedenfalls leichter von der Hand, wenn man mehrere Dinge gleichzeitig wahrnehmen kann. "Alles" ist vielleicht doch etwas hochgegriffen, drückt wohl nur die maximale Aufnahmefähigkeit der Sinne aus. Um sich an den Konstruktivismus anzulehnen. ;)

Multitasking geht natürlich auch nur bis zu einem gewissen Level und ist wohl eher ein mehr oder weniger schnelles Abwechseln der Konzentration zwischen den gleichzeitig laufenden Aufgaben, mit oder ohne Prioritäten.


Ich würde sagen, wenn man gelernt hat, auf seinen Körper zu hören, dann kann er einem sehr gut dienen. Letztendlich führt jeder Krieg mit dem Körper zu einem seelischen Problem und vice versa. Körper, Geist und Seele sind untrennbar verbunden, miteinander und etwas indirekter mit der Natur und Umwelt.
Sicherlich muß man Kompromisse finden, nichts ist perfekt.

Ipsissimus
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Fr 13. Apr 2007, 14:12 - Beitrag #9

das mit den natürlichen Zyklen ist eher eine Taoismus- oder Ayurvedageschichte, Zen selbst macht keine Vorschläge für eine bestimmte Lebensweise. Es funktioniert in jedem Kontext oder ist kein Zen^^

e-noon, wenn ein Mensch "bleiben will, wie er ist", besteht keinerlei Notwendigkeit, sich mit Zen auseinanderzusetzen oder es zu praktizieren. Wenn ein Mensch Zen praktiziert, wird diese Praxis zu weitreichenden Veränderungen führen, weniger an der Oberfläche, aber in der gesamten Art seines Umgangs mit der Welt und ihren Phänomenen.

C.G.B. Spender
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Fr 13. Apr 2007, 15:26 - Beitrag #10

Nur wenn man die natürlichen Zyklen nicht mißachtet, kommt man zu jener Kraft, die einem erst die erhöhte Aufmerksamtkeit geben kann.

Vielleicht versuche ich zu sehr Zen und Taoismus zu verbinden?

janw
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Fr 13. Apr 2007, 15:28 - Beitrag #11

Zitat von Ipsissimus:Wenn ein Mensch Zen praktiziert, wird diese Praxis zu weitreichenden Veränderungen führen, weniger an der Oberfläche, aber in der gesamten Art seines Umgangs mit der Welt und ihren Phänomenen.

Ja...und wie äußert sich das nu konkret, wie merkt man das z.B. dem Mitarbeiter Ipsi an?]keine Erdbeeren außerhalb der Saison zu kaufen, ist aber wohl sinnvoll, wenn man Angst vor gespritzten Früchten hat.[/QUOTE]
Oder wenn man das Gefühl behalten möchte, das mit dem Anbruch der Erdbeerzeit verbunden ist, so jahreszeitlich ;)

Zwickmühlen hab ich genug, und dummerweise gehen sie zu oft zu Lasten der wirklich wichtigen Dinge. Hab aber bisher essen und Computer noch getrennt gehalten :angel:

Ipsissimus
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Fr 13. Apr 2007, 15:50 - Beitrag #12

Nur wenn man die natürlichen Zyklen nicht mißachtet, kommt man zu jener Kraft, die einem erst die erhöhte Aufmerksamtkeit geben kann.


wie gesagt, Spender, Taoismus und Zen haben gewisse - auch historische - Verbindungen, aber sie sind nicht dasselbe. Zen ist sehr viel stärker von der buddhistischen Weltsicht durchdrungen, als dass den Belangen der Welt die Relevanz zugesprochen würde, wie dies beim Taoismus der Fall ist. Der gesamte Harmoniegedanke des Taoismus ist im Zen völlig irrelevant.

Ja...und wie äußert sich das nu konkret, wie merkt man das z.B. dem Mitarbeiter Ipsi an?


man merkt ihm gar nichts an^^ man wundert sich nur gelegentlich, wie der (O-Ton) "Buddha aus der PR" es schafft, selbst in der größten Hektik um ihn drumherum wie ein Fels in der Brandung zu stehen und Ruhe auszustrahlen. Oder wie er bei aggressiv gestimmten Leuten die Aggressionen zumindest situativ auflöst, ohne daß anscheinend überhaupt irgendwas passiert ^^

Feuerkopf
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Fr 13. Apr 2007, 18:10 - Beitrag #13

Zitat von e-noon:Wie sollte Aufmerksamkeit irgendwo anecken? Man sollte natürlich nicht so im Vorgang des Einschenkens vertieft sein, dass man das Überlaufen des Glases nicht bemerkt, aber ansonsten kann erhöhte Aufmerksamkeit jeden Arbeitgeber, Gesprächspartner oder die Blume, mit der du redest, doch nur freuen.


Jemand, der Zen lebt, lässt das Glas nicht überlaufen. ;)

Für mich war es ein Aha-Erlebnis, als ich mal Zen-Meditation ausprobierte. Wir sollten schweigend im Kreis gehen und im Kopf immer von 1 bis 10 zählen. Was meint ihr, wie oft ich mich irgendwo jenseits der 20 wiedergefunden habe?!
Mit Anfang 20 war es definitiv nicht der richtige Weg für mich.

Ich habe inzwischen verstanden, um was es geht, nämlich um Achtsamkeit im Denken und Tun, um das stete "im Hier-und-Jetzt sein" und eben nicht ständig mit den Gedanken im Gestern oder Übermorgen herumspringen.
Seit ich das versuche, fühle ich mich wacher und sicherer in der Wahrnehmung meiner Umgebung und meiner Mitmenschen.
Für einen Buddha bin ich aber wahrscheinlich zu hibbelig. ;)
Um den Kopf frei zu kriegen, löse ich übrigens Sudokus, aber nicht allzu komplizierte, sondern solche, die mir leicht von der Hand gehen.

Frage an Ipsi:
Wie funktioniert Planung auf dem Zen-Weg, denn so ganz kommt man da ja nicht herum?! Und wie geht man mit Erinnerungen um?

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So 15. Apr 2007, 00:40 - Beitrag #14

Zitat von Ipsissimus:wie gesagt, Spender, Taoismus und Zen haben gewisse - auch historische - Verbindungen, aber sie sind nicht dasselbe. Zen ist sehr viel stärker von der buddhistischen Weltsicht durchdrungen, als dass den Belangen der Welt die Relevanz zugesprochen würde, wie dies beim Taoismus der Fall ist. Der gesamte Harmoniegedanke des Taoismus ist im Zen völlig irrelevant.
Zugegeben, erhöhte Aufmerksamkeit führt nicht immer zu erhöhter Harmonie. Es muß zuerst die gute Absicht bestehen, jene Aufmerksamkeit in Wissen und in Handlungen umzuwandeln, gleich der Schwinge des Engels, die einen streift.
Nur wenn die Seele des Berges reines Wasser einschenkt, fließen wunderbare Gedanken ins Tal der Hoffnung.

Oder so. :cool:

Metamenschengedankenaprilsturm.

Milena
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Mi 18. Apr 2007, 11:35 - Beitrag #15

...ich habe 3 Brüder, 3 Halbbrüder.
Einen davon habe ich sehr lange, über viele Jahre hinweg nicht gesehen, da Deutschland nicht unser Heimatland ist.
Als ich ihn nach langer Zeit wieder in den Arm nehmen konnte, spürte ich eine Veränderung. Er war so ganz anders geworden. Er sagte mir, dass er über die vielen Jahre hinweg meditiert habe und Zenmeister sei. Ich habe das so angenommen, konnte aber nichts damit anfangen.
In vielen Momenten und Situationen betrachtete ich meinen Bruder und dachte, er hat irgendwie was an der Klatsche,
das mag jetzt heftig klingen, aber ich verstand ihn einfach nicht,
verstehe seine Stille bis heute nicht wirklich.
Manchmal frage ich ihn etwas, und er hört mich nicht,
da er auf etwas anderes fixiert ist.....
Manchmal wünschte ich mir Worte,
wo einfach nur Schweigen herrscht.....
Manchmal hoffte ich, er möge doch aus sich herausgehen und nicht in einem selbst konstruierten Kokon verweilen,
aber er reagiert nicht.....
und manchmal denke ich, er ist so was von `mit sich im Einklang`dass ich mich selbst dabei überflüssig vorkomme, in seiner Nähe,
überhaupt in seinem Leben....
da er seiner Selbst zu genüge ist.
und dann nehmen wir uns in den Arm, und ich spüre seine stille Liebe
und alles ist wieder gut,
da ich ihn, meinen Bruder ja sehr liebe.....
und wir doch so verschieden sind.
Zen verstehe ich nicht,
aber ich bin konfroniert damit.
Ich stelle dann Fragen, hoffe auf Antworten,
aber es bleibt still,
um die Zenphilosohie herum..........
und merke so langsam,
dass die Stille drum herum längst die Antwort
auf all meinen Fragen sind.

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Mi 18. Apr 2007, 15:39 - Beitrag #16

Die Stille ist die Antwort auf deine Fragen, Milena?

Vielleicht stellt die Meditation einen Ausweg für deinen Bruder dar, ohne den er nicht so glücklich oder zumindest nicht so gelassen wäre.

Ich wünsche mir auch so vieles... ;)

Ipsissimus
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Mi 18. Apr 2007, 15:50 - Beitrag #17

Spender, Stille ist die Antwort auf alle Fragen, wenn wir sie nur tief genug in uns hinein lassen


Schatz, auch Menschen, die voll und ganz im Einklang mit sich selbst sind, sind Menschen. Sie "brauchen" andere Menschen nicht mehr im Sinne eines wechselseitigen Abhängigkeitsverhältnisses. Aber sie können sich hingeben, in freier Wahl und Zuwendung. Ich bin zutiefst davon überzeugt, daß Liebe nur in Freiheit gedeien kann, und wechselseitiges Benötigen ist dann keine Freiheit mehr, wenn das Benötigen im Zentrum des Sicherheitsbedürfnisses stehen sollte, à la "ich bin mir deiner sicher, weil du mich brauchst".

C.G.B. Spender
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Mi 18. Apr 2007, 16:07 - Beitrag #18

Die Stille der bewegten Lippen kann auch das Spiel offenbaren, welches die Schauspieler spielen, im Club Silencio. Das Sein mehr aus Schein besteht, auf dem Mulholland Drive, aber ich will nicht zu sehr abschweifen...

Ansonsten denke ich auch, dass wahre Liebe und Freiheit zusammen gehören. Brauchen ist etwas anderes, muß aber nicht schlecht sein, wenn es ein Geben und Nehmen ist.

henryN
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Do 19. Apr 2007, 10:43 - Beitrag #19

oh, ich glaube die "Stille" kann auch aus vielen Worten bestehen. Aber diese sind ein wundervolles, liebevolles Spiel. Es sind keine Äußerungen eines Seins der Vergangenheit oder Zukunft. Jemand, der sagt, er sei Zenmeister, glaube ich kein Wort. Eine der ersten Binsenweisheiten die mir in den Kopf kamen war, 'die Weisheit bedarf der Worte nicht', keines Ausdrucks der Selbstvergewisserung oder Erklärung. Es ist kein "Ich" daß sich darin äußert. Es ist ein Spiel ein Netzwerk, aus Wahrnehmungen von Potentialen und Verknüpfungen, daß sich auch in Worten äußern kann. Mag es nun Zen sein oder irgendetwas anderes, es hat eigentlich keinen Namen, so wie das Nichts eigentlich keinen Namen hat, da in ihm alles sein kann. Die Fähigkeit im hier und Jetzt zu sein, was die Zeiströme und Zeitstrahlen mit beinhaltet, die das "Jetzt" durchdringen, ermöglicht einem, wie ich glaube, sich von der Funktionalität des Alltags zu lösen und gleichzeitig komplett in ihr zu sein. Die "Aufmerksamkeit" ist ein Art der Meditation im Alltäglichen und somit echtes "Multitasking". Diese Meditation ist kein Rückzug auf sich selbst und seine Gedanken des Selbst, da es ja eigentlich darum geht, dieses auf eine bestimmte Art aufzulösen, (ohne dabei die Handlungsfähigkeit zu verlieren). Es ist dann auch kein "Funktionieren" mehr, eine Ausgeliefertsein. Ich muß es nicht zu Hause lassen. Es gibt dann nur noch Entscheidungen. Ich kann Zulassen, mich einlassen, eindringen, oder es ganz sein lassen........
Dieser Weg, ist kein Weg der Selbstvervollkommnung. Ich glaube es kann dabei nicht darum gehen, nur einfach besser in der Welt zurechtzukommen, oder sich dabei besser zu fühlen. Ich glaube es ist ein 'sich zur Verfügung stellen können'.......aber mit der Fähigkeit und Freiheit ausgestattet, die Verflechtungen der Eigenkomplexität zu erkennen, zu kennen, verlassen und in sie eindringen zu können.
Das Thema mit der Liebe hatten wir ja schon öfter, nur braucht die "wahre Liebe" eine eigene Begrifflichkeit, und daß es nur dieses eine Wort in unserem Sprachgebrauch gibt, ist vielleicht auch nur eine Fortsetzung unserer Denkfehler ;-). Ich glaube nicht an die Liebe, die Liebe, die in Besitz nimmt, sich ihrer selbst vergewissert aus Angst sie selbst zu verlieren. Aber ich glaube an die Entscheidung und das große Geschenk der Aufmerksamkeit der Sinne des Menschen, die sich einem anderen Menschen widmen können....
.....der Zugang zu allem ist Alles.......

Ipsissimus
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Do 19. Apr 2007, 11:52 - Beitrag #20

Jemand, der sagt, er sei Zenmeister, glaube ich kein Wort. Eine der ersten Binsenweisheiten die mir in den Kopf kamen war, 'die Weisheit bedarf der Worte nicht', keines Ausdrucks der Selbstvergewisserung oder Erklärung


tu as raison, mon cher, mais le monde des vivants n´est pas une île seule ^^ l'essentiel est invisible pour les yeux et inécoutable pour les oreilles, mais un mot n'est qu'un doigt qui point sur la lune

das, was "es ist", ist für jeden Menschen anders^^

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