@Evolution: Ich werde in meiner Meinung bestärkt, dass man diese Theorie früher und intensiver in der Schule behandeln sollte.
@Ana:
Sarah, ich denke, dass die Evolution daraus hinauslaufen wird, dass Menschen sich weiterentwickeln, mehr Empathie entwickeln.
Wenn das "weiterentwickeln" wertend gemeint war, dann ist diese Behauptung inkompatibel zur Evolutionstheorie. In der Evolutionstheorie gibt es keine "besseren" oder "schlechteren" oder mehr oder weniger entwickelten Arten, sondern nur mehr oder weniger komplexe Arten, Arten bei denen bestimmte Merkmale stärker oder schwächer ausgeprägt sind oder Merkmale, die ein adaptives Problem besser oder schlechter lösen. Aber nur weil z.B. der Delphin besser schwimmen kann, als die Katze, gehört er keiner besseren Spezies an. Auch ist der homo sapiens keine bessere Spezies als der Gorilla, nur weil er Hochhäuser baut und Flugzeuge, mit denen er in diese reinfliegen kann. Bei ihm sind andere Merkmale stärker ausgeprägt, als beim Gorilla, was ihn aber zu keiner besseren Art macht. Der Mensch wäre aus evolutionsbiologischer Sicht keine bessere Art, wenn er altruistischer werden würde, sondern hätte nur eine mehr oder weniger geeignete Überlebensstrategie. Dabei muss bedacht werden, dass es in der Evolution streng genommen nicht um das Überleben einer Art, einer Gruppe oder Individuen geht, sondern um die erfolgreiche Reproduktion von Genen.
Es ist nicht im Sinne der Evolution, winzige Glücksmomente zu schaffen, sondern durch langanhaltendes scheitern langsam zu lernen und sich stetig zu verbessern bis irgendwann langanhaltendes Glück/Gerechtigkeit/Friede möglich ist.
Die Evolution hat gar keinen Sinn oder Zweck. Zumindest nicht, solange man den evolutionsbiologischen Begriff von Evolution benutzt. Wie heißt es so schön: "Evolution geht ziemlich langsam nirgendwo hin."
Selbst wenn es einen evolutionären Trend gäbe, glücklichere und friedvollere Individuen hervozubringen, würde das nicht zeigen, dass es der Sinn der Evolution wäre, diese hervor zu bringen. Von solchen teleologischen Denkschemata hat sich die Biologie gelöst. Der Sinn der Wellen ist es ja auch nicht, den Sand am Strand eine bestimmte Struktur zu verleihen, selbst wenn die Wellen den Sand in eine bestimmte Weise strukturieren. (Dieses Beispiel lässt sich nicht 1zu1 auf die Evolution übertragen, sondern sollte nur einen bestimmten Punkt verdeutlichen.)
Der historische Nationalsozialismus ist afaik das erste und bis jetzt einzigste mal, dass diese Staatsform in Erscheinung getreten ist, und auch wenn man in Deutschland ein wenig durchdreht, so hat die Menschheit denke ich doch daraus gelernt.
Aber gerade dieses Regime sollte uns gezeigt haben, dass es keinen sicheren Trend zu einer friedfertigeren Welt gibt, wie im Anschluss an die Aufklärung etwas naiv glaubten. Man darf das Gewaltpotential des Menschen nie vergessen. Und selbst wenn sich heute viele, um Frieden bemühen, werden wir nie völlig vor einem Krieg sicher sein, der grausamer und schrecklicher als alle bisherigen sein wird.
@e-noon:
Evolution funktioniert grob vereinfacht dadurch, dass sich die Individuen vermehren, die Überleben und noch dazu einen Partner herbeischaffen können.
Es vermehren sich keine Individuen, sondern immer nur Gene. (Grauzone sind dabei Lebewesen, die sich klonen und damit eventuell eine Ausnahme darstellen.)
Der tote Gutmensch hat keine Chance, sich weiter zu vermehren, sein Mörder schon.
Naja, der 30jährige Gutmensch kann vor seinem Tod fünf Kinder gezeugt haben, während der 18jährige Mörder vor seiner öffentlichen Hinrichtung noch kein einziges Mal Sex hatte. Deine Rechnung ist mir etwas zu simpel.
Warum sollte die Evolution ausgerechnet die guten und weisen begünstigen? Inwiefern ist Güte und Weisheit ein Überlebens- oder Fortplanzungsvorteil?
In der Evolution haben sich bis jetzt Mischstrategien durchgesetzt. Also weder völlige Friedfertigkeit noch permanente Gewaltbereitschaft (zumindest was die Säugetiere angeht, iirc). Dass es eben auch altruistisches Verhalten gibt zeigt, dass der Altruismus keine völlig falsche Strategie war. Sonst wäre er längst ausgestorben. Das trifft auch auf die Gewalt zu. Wenn ein Merkmal extreme Nachteile hat, wird es auf Dauer nicht erhalten bleiben. Daraus folgt natürlich nicht, dass das ein oder andere Merkmal trotz gewisser Nachteiligkeit unter bestimmten Umständen fortbestehen kann.
Altruismus kann man deshalb als Fitnessvorteil sehen, da er die Überlebenswahrscheinlichkeit einer Gengruppe erhöht. Zwar neigt der selbstlose Held dazu sein Leben für seine Familie zu opfern und kann dadurch keine Nachkommen mehr zeugen, erhöht damit aber indirekt trotzdem die Überlebenschancen seiner Gene, da seine Familie weiterlebt, die z.T. die gleichen Gene tragen wie er. Dass nicht alle Spezien ein ausgeprägtes altruistisches Verhalten an den Tag legen, hängt unter anderen mit anderen Reproduktionsstrategien zusammen. Wenn der XY-Fisch 100.000 Eier in eine Koralle legt, dann werden wahrscheinlich selbst dann genug überleben, wenn er sich nach der Eiablage nicht mehr um die Eier kümmert.
(...) dass ich die Möglichkeit, Menschen risikolos zu töten, die meiner Meinung nach den Tod verdienen, nutzen würde. Allerdings würde ich das nicht zu persönlicher Rache nutzen
"Den Tod verdienen"... in meinen Augen die Verschleiherung der Tatsache, dass es dir darum geht, bestimmte Menschen, die dich stören, zu töten. Die willst nicht, dass sie leben, also würdest du sie töten. Dass sie das "verdienen" wirst du nicht in Bezug auf objektive Kriterien rechtfertigen können, sondern müsstest letzten Endes auf deinen persönlichen Geschmack, wie Menschen sein sollten, zurückgreifen. Dagegen habe ich zwar nichts, aber bitte formuliere es nicht so, dass es so klingt, als ob du glauben würdest, dass es da irgendwelche objektiven normativen Größen gäbe, an denen man sich orientieren könnte und sollte. ^^