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Verfasst:
Do 16. Okt 2008, 09:42
von Ipsissimus
Abgetrennt aus Der Euro - wie habt Ihr euch inzwischen dran gewöhnt? - Traitor
Verelendung der Industrienationen? Das, was derzeit in Deutschland passiert. Abbröckeln der Mittelschicht, Auflösung sozialstaatlicher Strukturen, Aufhebung des Solidarprinzips. Ich sehe diesbezüglich einen inneren Zusammenhang mit der Globalisierung, weil die Globalisierung die früheren wichtigsten Steuerzahler - die Großkonzerne - in die Lage versetzt, mit der Drohung der Verlagerung der Produktionsstätten ins Ausland im Inland Wohlverhalten in Form von massiven Steuererleichterungen und ähnlichem zu erzwingen.
Zitat von Padreic:Es ist ja nicht gerade so, als ob heute ein Hartz4-Empfänger finanziell wesentlich übler dran wäre als ein Arbeiter in den 50ern....
ich hoffe, du scherzt. Mag sein, dass ein Hartz IV Empfänger numerisch in etwas das Geld eines normalen Arbeiters in den Fünfzigern des letzten Jahrhunderts hat. Nur dass seither die Preise für fast alles um das Vielfache gestiegen sind. Ich habe als Kind noch Anderthalb-Kilo-Laibe besten Brotes für 80 Pfennig eingekauft. Schau dir in Billig-Supermärkten mal die derzeitigen Brotpreise an, denk aber um deinetwillen nicht zu sehr darüber nach, was dir da als Brot angedreht wird. 1967 sorgte es für extreme Empörung, als der Benzinpreis von 55 Pfennig auf 60 Pfennig je Liter stieg. Meine Eltern hatten 1961 eine 80qm 3ZKB-Wohnung für 125 DM + 25 DM NK gemietet. Heute bezahle ich für ein 20qm Zimmer in einer WG 185 Euro + 150 Euro NK und darf mich noch "von" schreiben, weil die WG in einem relativ alten und renovierungsbedürftigen Haus wohnt. Die normalen Preise in meiner Stadt sind wesentlich höher.
Ganz toll also, dass Hartz IV Leute dasselbe bekommen wie Arbeiter damals.
Dass diese "Sozialschmarotzer" in der Regel zwanzig, dreißig Jahre Arbeitslosenversicherung bezahlt haben, interessiert da schon gar keinen mehr. Dass für diese Zahlungen keinerlei adäquate Gegenleistung mehr erfolg - uninteressant. Genausoweinig interessiert es noch, dass es gar nicht daran liegt, dass diese Menschen nicht arbeiten wollen. Sondern daran, dass ihnen für die geleistete Arbeit kein angemessener Lohn gezahlt werden soll. Arbeiten darfst du nämlich, bis du umfällst. Nur Geld darfst du dafür nicht verlangen.

Verfasst:
Do 16. Okt 2008, 19:39
von Padreic
ich hoffe, du scherzt. Mag sein, dass ein Hartz IV Empfänger numerisch in etwas das Geld eines normalen Arbeiters in den Fünfzigern des letzten Jahrhunderts hat.
Für wie dumm hältst du mich eigentlich? Das mag absolut nicht sein, dass ein Hartz-IV-Empfänger numerisch ungefähr dasselbe bekommt wie ein Arbeiter in den 50ern, natürlich bekommt der Hartz-IV-Empfänger so gerechnet wesentlich mehr! Ich hab leider im Internet nur eine Durchschnitsslohntabelle für Österreich gefunden:
http://wko.at/mk/60jahre/ZDF/EinkommenZDF_60Jahre.pdf . Kaufkraftentwicklung findet sich bei wikipedia im Inflationsartikel.
Wobei ich mir nicht ganz sicher bin, wieviel Geld man für einen Hartz4-Empfänger rechnen sollte; 700-800 Euro monatlich an effektiven Leistungen schätze ich, wenn man Wohngeld und alles zusammenrechnet. Bafög sind 585 Euro... [wobei man natürlich noch rechnen muss, dass manche von ihren Eltern noch was kriegen, einige zusätzlich arbeiten etc.; manche aber eben auch nicht; nachdem, was meine Eltern so erzählen, war es früher eher noch weniger] Natürlich ist Hartz4 nicht viel, es ist sogar wenig, aber niemand kann mir erzählen, dass es einem Menschen unwürdig wäre, mit so wenig Geld zu leben, oder dass es das (finanziell) das pure Elend wäre. Das ist Hohn gegenüber all den Milliarden von Leuten auf der Welt, die jetzt oder auch in der Vergangenheit auf der Erde durchaus ärmer waren und sind.
Es ist jedenfalls (mMn) nicht abzusehen, dass in Deutschland der Sozialstaat aufgelöst oder das Solidarprinzip aufgehoben ist. Es wurde beides nur (leicht) abgeschwächt; mit Fehlern natürlich, so dass es natürlich Fälle gibt, in denen deutlich zu große Härte gezeigt wird.
Auffällig ist natürlich, dass Hartz4 das Symbol für all das "Elend" ist. Ich denke nicht, dass es primär damit zu tun hat, ob und wenn dass Sozialhilfe gesenkt wurde; es geht viel mehr darum, dass viel mehr Leute sich angesichts Arbeitlosengeld II selbst gefährdet fühlen oder mitbekommen, dass ihre Umgebung sich gefährdet fühlt....

Verfasst:
Fr 17. Okt 2008, 09:56
von Ipsissimus
manchmal machst du es einem wirklich nicht leicht, höflich zu bleiben. Ich habe dich lediglich zitiert, und nach meinem Sprachgebrauch bedeutet "Es ist ja nicht gerade so, als ob heute ein Hartz4-Empfänger finanziell wesentlich übler dran wäre ... " dass er finanziell zwar nicht wesentlich, aber ein bisschen übler schon dran ist. Wieso du dich darüber echauffierst, dass ich den Inhalt deiner Aussage umformuliert aufgreife und anhand von Beispielen relativiere - dahingehend dass der heutige Hartz IVer doch wesentlich übler dran ist - bleibt dein Geheimnis.
Den Vergleich der Situation in Deutschland mit der Situation in anderen Ländern halte ich an dieser Stelle für irreführend. Natürlich gibt es Milliarden Menschen, denen es schlechter geht als unseren Armseligen. Es gibt aber genausogut jede Menge Menschen, denen es besser geht, warum vergleichst du sie nicht mit denen? Wir hier in Deutschland fallen hinter unsere Proklamationen zurück, daran ändert kein Vergleich was.
"... aber niemand kann mir erzählen, dass es einem Menschen unwürdig wäre, mit so wenig Geld zu leben, oder dass es das (finanziell) das pure Elend wäre."
okay, dann bleibt mir nur zu wünschen, dass du um deiner mangelnden Empathie willen niemals zu einem gelegentlichen Perspektivwechsel gezwungen sein wirst, nichts schult anscheinend die Fantasie eines Menschen besser, als die Dinge selbst zu erleben, die er sich nicht vorstellen kann oder will

Verfasst:
Fr 17. Okt 2008, 15:24
von Padreic
manchmal machst du es einem wirklich nicht leicht, höflich zu bleiben. Ich habe dich lediglich zitiert, und nach meinem Sprachgebrauch bedeutet "Es ist ja nicht gerade so, als ob heute ein Hartz4-Empfänger finanziell wesentlich übler dran wäre ... " dass er finanziell zwar nicht wesentlich, aber ein bisschen übler schon dran ist. Wieso du dich darüber echauffierst, dass ich den Inhalt deiner Aussage umformuliert aufgreife und anhand von Beispielen relativiere - dahingehend dass der heutige Hartz IVer doch wesentlich übler dran ist - bleibt dein Geheimnis.
Pures Unverständnis wie du das schreiben kannst, wenn du meine und deine Beiträge gelesen und verstanden hast. Ich schreibe, dass ein Hartz4-Empfänger heute finanziell nicht viel übler dran ist, als ein Arbeiter in den 50ern. Du schreibst, dass es zwar sein mag, dass sie vom nominellen Geldbetrag her dasselbe bekommen, dass das aber heute viel weniger wert ist. Ich schreibe, dass ich das berücksichtigt habe, dass Arbeiter in den 50ern in der Tat nominell deutlich weniger bekommen haben als Hartz4-Empfänger heute, das mit der Kaufkraftumrechnung aber ungefähr aufs selbe hinauskommt (es kommt natürlich drauf an, wann in den 50ern, welche Arbeiter etc.) und deswegen deine Inflationsargumente keineswegs gegen meine Behauptung sprechen, weil ich es eben schon miteinberechnet hab...woraufhin du schreibst, dass ich deine Argumente nicht berücksichtige und mich grundlos aufrege... tja
okay, dann bleibt mir nur zu wünschen, dass du um deiner mangelnden Empathie willen niemals zu einem gelegentlichen Perspektivwechsel gezwungen sein wirst, nichts schult anscheinend die Fantasie eines Menschen besser, als die Dinge selbst zu erleben, die er sich nicht vorstellen kann oder will
Ich liebe es, wenn Leute versuchen, einem ein schlechtes Gewissen zu machen, anstatt auf Argumente einzugehen. Trotzdem bleibe ich der Meinung, dass das Elend (wollen wir es mal so nennen), in dem viele oder zumindest einige Hartz4-Empfänger leben, nicht primär auf zu wenig finanzielle Leistungen zurückzuführen sind. Ich bin durchaus der Meinung, dass, wenn ich mal meine Ersparnisse verliere, arbeitslos werde und auf Hartz4 angewiesen bin, mir das selbstverständlich eine unangenehme Situation ist (obgleich ich das Hauptproblem dort immer noch nicht im rein finanziellen sehen will), ich aber mit den finanziellen Gegebenheiten durchaus klarkommen könnte, ohne unendlich zu leiden...
Einer der Unterschiede zwischen uns ist vermutlich, dass ich vom Menschen an sich eine durchaus bessere Meinung hab als du.
Langsam schwindet ein bisschen meine Lust, noch "weiterzudiskutieren", Mühe in meine Beiträge zu investieren, zu recherchieren etc., wenn ich mir deine Vorstellungen von einer Diskussion anschaue. Adios für diesen Thread.

Verfasst:
Fr 17. Okt 2008, 17:54
von Maglor
Nun, wenn ich Arbeiter in den 50er Jahren höre, so kommt es mir in den Sinn, dass es Anno dazumal keine finanzierbaren Autos gab, keine Spülmaschienen, keine Play-Station...
Diese ganzen tollen Dingen sind es, die einen Leben mit sogenanntem Hartz IV so unbequem machen.
Können sich die Grundbedürfnisse des Menschen ändern?
Was gern vergessen wird, ist das Hartz IV im Grunde nichts besseres und nichts schlechteres als die alte Sozialhilfe ist.
Das Dumme ist nur, dass jetzt nicht mehr die Sicherheit der Arbeitslosenhilfe besteht, nämlich 53% des letzten Monatsgehaltes bis zum Sankt-Nimmerleinstag oder zur Rente zu beziehen. Nichts anderes wurde abgeschafft.
Nun müssen sich auch Arbeitslose, die mal gearbeitet haben, mit nicht mehr als dem Sozialhilfesatz begnügen.


Verfasst:
Fr 17. Okt 2008, 21:06
von mine'S^
Auf die gefahr hin unmenschlich und barbarisch zu wirken: Die Arbeitslosenversicherung ist konzipiert vorübergehend Arbeitslose aufzufangen, nicht Langzeitarbeitslose, die sind Sache der Sozialhilfe, egal welchen Namen das Kind nun hat. Die ganze, 30 Jahre einbezahlt-Argumentation ist übrigens mehr Schein als Sein, wenn man den Arbeitnehmer-Beitragssatz von 1,65% dieses Jahr betrachtet. wenn ich 100 Monate einzahle habe ich ohne verzinsung effektiv 165% also nichtmal 2 Monatsgehälter eingezahlt erwarte aber 20 Monate schön brav meine 70% zu beziehen, irgendwie ein bisschen merkwürdig finde ich. Das Prinzip funktioniert sogar, aber eben nicht für Langzeitbezieher, deshalb sind die auch Sache der Sozialhilfe. Was die Höhe angeht, frage ich mich was das ganze soll, wenn ich mir überlege wieviel geld ich wirklich brauche und wieviel ich für Schwachsinn ausgebe, ich käme locker mit einem Drittel aus, nur müsste ich dann eben auf viel verzichten was ich ungern will. Z.B. reicht auch ein alter kleiner TV, muss keine Plasma-Glotze sein, muss auch keine Karre sein, die durchschnittlich 16 L Super trinkt, keine esprit klamotten, kein nokia n was weiß ich 95 heißt es, keine 32 MBIT Anbindung keine Wochendtrips in europäische Großstädte uswusf. es ging mit weniger Geld auch ohne das alles. Das Problem ist imo, dass man sich sehr schnell an einen höheren Lebensstandard gewöhnt, aber Abstriche zu machen ist sehr viel schwerer, da ist es einfacher Staat und Allgemeinheit in die Pflicht zu nehmen.
Noch ein Hinweis am Rande:
Ich sehe diesbezüglich einen inneren Zusammenhang mit der Globalisierung, weil die Globalisierung die früheren wichtigsten Steuerzahler - die Großkonzerne - in die Lage versetzt, mit der Drohung der Verlagerung der Produktionsstätten ins Ausland im Inland Wohlverhalten in Form von massiven Steuererleichterungen und ähnlichem zu erzwingen.
Das stimmt nicht. Die Ertragsteueraufwendungen der DAX-30 Unternehmen sind seit Jahren stetig gestiegen, ebenso deren Anteil am gesamten Ertragsteueraufkommen, wobei das verhältnis Mehr-Steuern zu Mehr-Umsatz absolut gerechtfertigt ist. Das Problem ist nicht, dass zu wenig Steuern gezahlt werden, sondern dass zuviel Ertrag vor der Steuer verschwindet, in Geschäftsreisen, Firmenwagen, Boni et cetera. Das ist aber nicht die Schuld der Unternehmen sondern die des Gesetzgebers, der diese Vorgehensweise durch laxes Bilanz- und Steuerrecht duldet. Inwieweit der Druck aus der Wirtschaft Gesetzesänderungen verhindert entzieht sich meiner Kenntnis. Aber Drohungen mit Abwanderung und so sind Bild-Gelaber, die Bereiche der großen Unternehmen, die noch in Deutschland sind, können nicht einfach so verlagert werden, da geht es um Konzeption, High-tech, know-how et cetera und nicht um Fließbänder und dass ein Unternehmen den Großteil der Beschäftigten in den Bereichen hat wo es den Großteil der Umsätze erwirtschaftet ist nicht sonderlich abwegig, finde ich. Bei der thematik wird viel geredet aber so furchtbar, wie es dargestellt wird ist es nicht, was nicht heißt, dass es nicht genug Dreckschweine in entsprechenden Positionen gibt, die sich erstmal die eigenen Taschen füllen, aber dann sind die Dreckschweine nicht das Unternehmen.

Verfasst:
Mo 20. Okt 2008, 13:45
von Ipsissimus
Ich schreibe, dass ein Hartz4-Empfänger heute finanziell nicht viel übler dran ist, als ein Arbeiter in den 50ern.
liest du gelegentlich, was du schreibst, Padreic? In dem zitierten Text sagst du, dass ein Hartz IVer heute zwar nicht viel, aber trotzdem übler dran ist als ein Arbeiter in den 50ern - und das, obwohl wir doch über 50 Jahre Entwicklung zum Positiven in Deutschland zu verzeichnen haben, angeblich.
Wo ich dir ein schlechtes Gewissen zu machen versuche, müßtest du mir zeigen. Ich beklage, wie bei vielen so auch bei dir, mangelnde Empathie und soziale Kälte im Blick auf Arbeitslose; das hat jedoch nichts mit Moral, sondern mit Wahrnehmungsvermögen und Phantasie zu tun; und dass hier Argumente übergangen werden - sorry, da dürfte ich mich in der Matrix eher als Opfer denn als Täter fühlen, wenn ich das je wollte
mineS, wie Maglor schon darauf hinwies, fallen in der Hartz IV-Regelung die früher getrennten Arbeitslosengeld und Sozialhilfe ineinander zusammen. Was deine Spekulationen über das Ausgabenverhalten von HartzIV-Empfängern angeht, gebe ich dir dahingehend recht, als Menschen - sofern sie nicht Schulden tilgen müssen, keine Kinder großzuziehen und keine sonstigen außergewöhnlichen Belastungen haben - tatsächlich mit weniger Geld auskommen können als dem Durchschnittslohn deutscher schlechtbezahlter Arbeitssklaven. Andererseits kenne ich, der ich eine Menge Bekannte und Freunde habe, die HartzIV Empfänger sind, keinen einzigen, der ne Plasma-Glotze, esprit-Klamotten, 16Liter-Karren, die allerneuesten Handys oder 32MBit-INet-Anbindung u.dgl. sein eigen nennt, oder wöchentlich europäische Städtereisen macht. Die grundlegende Lebensatmosphäre dieser Menschen ist mit "trostlos, aber tapfer" ziemlich treffend beschrieben und sie verdienen alles, nur nicht die Diffamierung seitens derer, die sich nicht vorstellen können oder wollen, wie es ist, auf der Unterseite unserer angeblich so sozialen Gesellschaft leben zu müssen. Das Gebahren der ARGE-Agenturen diesen Menschen gegenüber ist mit "Erpressung zur Armut" auch hinreichend beschrieben.

Verfasst:
Mo 20. Okt 2008, 14:37
von Milena
mine´s:
wenn ich mir überlege wieviel geld ich wirklich brauche und wieviel ich für Schwachsinn ausgebe, ich käme locker mit einem Drittel aus,
einem drittel von sozialhilfe (harz 4) ?
wenn ja, dann sind das ca 100€ (ein drittel von ca 315€)...
von diesen den deinigen locker sitzenden 100 € brauchst du nur noch den strom selbst zu bezahlen, ca 59€ monatlich (bei mir), telefonanschluss und gebühren , ca 45€ (bei mir), dann vielleicht noch eine monatskarte oder auch nicht...^^ dann vielleicht noch jeden tag etwas essen und trinken, oder auch nicht...^^
ach so, geht ja nicht, da es bereits über die locker sitzenden 100€ sind...^^
ich verstehe es nicht, ich verstehe es wirklich nicht, .....
aber schön, dass du noch nicht in den genuss gekommen bist, von 100 oder auch im allerschönsten falle, von ca 315€ leben zu müssen...^^

Verfasst:
Mo 20. Okt 2008, 17:55
von Maglor
Oh weh, wie trostlos ist doch mein Leben.
Ich habe keinen Plasma-Fernseher, mein Handy ist uhralt und Rom, Paris oder London habe ich noch nie gesehn.
Der Euro hat mein Leben zerstört.


Verfasst:
Mo 20. Okt 2008, 18:42
von Milena
..hehe^^
ich lasse mir mein leben nicht zerstören,..^^zumindest nicht von einem billigen geldstück....
was mich sehr traurig stimmt hingegen ist,:
Deutschland qualifiziert sich....
die diskrepanz zwischen reichtum und armut etabliert sich.....
auflösung der mittelschicht....
wer es nicht geschafft hat, wird es niemals mehr schaffen......
der stinkefinger wird auf die bevölkerungsschicht erhoben, die von jetzt ab chancenlos dasteht,
und das von solchen leutchen, die von anfang an, von kindesbeinen an, alles, aber auch alles in den hintern geschoben bekamen und von tuten und blasen noch nie eine ahnung hatten,
aber sich fähig sehen zu urteilen, was ein mensch, dessen würde angeblich unantastbar ist zum leben gebrauchen sollte und was nicht......
ich sag nur:
es lebe deutschland.....
(fragt sich nur noch wie lange).

Verfasst:
Di 21. Okt 2008, 00:34
von Padreic
@Ipsi: noch eine letzte kurze Klarstellung: ich habe nur gesagt, dass Hartz4-Empfänger heute nicht wesentlich übler dran seien als Arbeiter in den 50ern; dies meinte ich so, dass es nicht der Fall ist, dass sie wesentlich übler dran sind; ich wollte keineswegs implizieren, dass sie übler dran sind. Da ich ohnehin Widerspruch erwartete und kein Freund harter Worte bin, habe ich nur eine möglichst vorsichtige Formulierung gewählt. In der Tat sind sie meiner Einschätzung finanziell eher besser dran als Arbeiter in den 50er-Jahren. Und wenn müsste man ja eigentlich auch Arbeitslose mit Arbeitlosen vergleichen, die nochmal schlechter dran gewesen sein dürften.
Ich bin mir nicht ganz sicher, worin sich dabei oder in meiner Einschätzung, dass es nicht finanziell das pure Elend ist, mit etwa 700 Euro im Monat auskommen zu müssen, mangelnde Empathie zeigt. Ich bin mir durchaus im Klaren darüber, dass nicht wenige Arbeitslose in einer Art von Elend leben; ich bin mir durchaus auch im Klaren, dass nicht wenige mitunter Probleme haben, sich wirklich nötige und hilfreiche Sachen zu leisten. Aber meiner Einschätzung nach liegt das z. B. nicht selten daran, dass diese Leute nie wirklich gelernt haben, mit Geld umzugehen bzw. billig zu leben, was zugegebenermaßen manchmal einen nicht geringen Zeit- und Denkaufwand erfordern kann (z. B. Sonderangebote ausnutzen, mithin langfristig planend einzukaufen, verschiedene Produkte vergleichen und so billige und trotzdem qualitative Waren zu erstehen etc.). Darin und in vielen anderen Dingen sollte man diesen Leuten ohne Zweifel helfen; manchmal kann eine immaterielle Hilfe mindestens genauso viel bringen, wie eine bloß materielle, wobei sie zugleich günstiger und langfristiger sein kann. Es ist keinesfalls so, dass ich gegen Arbeitslose bin, sie gar als Abschaum betrachte oder dergleichen. Es sind oft Leute, bei deren Erziehung und Ausbildung Fehler gemacht wurden, die Pech im Leben hatten, die dementsprechend auch wohl eine gewisse Hoffnungslosigkeit spüren, die lähmend wirken kann, was ihre Situation zusätzlich erschwert; das dürfte zumindest ein "Typus" von Arbeitslosem sein. Worauf es insgesamt mehr ankommt als Empathie ist, denke ich, diesen Leuten wirklich zu helfen. Und zu fordern, dass man das nicht schlicht durch mehr Geld macht, würde ich nicht zwangsläufig als "Mangel an Fantasie" bezeichnen.
Und dass jemand Opfer ist, heißt nicht, dass er nicht auch Täter ist, wie die Weltgeschichte wohl zu genüge beweist...
@Milena: Ich denke, mine's bezog die Aussage mit dem Ein-Drittel auf seine eigenen Ausgaben und nicht auf die eines Hartz4-Empfängers. Alles andere wäre natürlich in der Tat seltsam.

Verfasst:
Di 21. Okt 2008, 01:32
von mine'S^
einem drittel von sozialhilfe (harz 4) ?
wenn ja, dann sind das ca 100€ (ein drittel von ca 315€)...
von diesen den deinigen locker sitzenden 100 € brauchst du nur noch den strom selbst zu bezahlen, ca 59€ monatlich (bei mir), telefonanschluss und gebühren , ca 45€ (bei mir), dann vielleicht noch eine monatskarte oder auch nicht...^^ dann vielleicht noch jeden tag etwas essen und trinken, oder auch nicht...^^
ach so, geht ja nicht, da es bereits über die locker sitzenden 100€ sind...^^
Also lt. Wikipedia ist der regelsatz 351 Euro zzgl. Wohnkostenzuschuss und heizkosten und etwaiger Mehrbedarfe und Einmalzahlungen. Also 351 Euro nur zum Leben sind für eine Person sicher nicht viel, aber ich denke das reicht schon zum essen, sonst wäre die Zahl der Hartz4-empfänger doch sehr stark rückläufig, oder? Zumal das ja pro Person des Haushalts gezahlt wird. Es gibt menschen, die bringen Frau und 2 Kinder von 1400 Euro Netto durch, also weniger als eine vergleichbare arbeitslose Familie und dafür buckeln sie jeden Tag 8 Stunden. Soziale Gerechtigkeit ist nicht ganz so einfach zu erreichen, wie es aussieht, indem man einfach mal mehr für irgendwen fordert...
Ich habe selbstverständlich mein momentanes gehalt Gemeint, ich käme problemlos mit einem Drittel davon über die Runden.
und das von solchen leutchen, die von anfang an, von kindesbeinen an, alles, aber auch alles in den hintern geschoben bekamen und von tuten und blasen noch nie eine ahnung hatten,
aber sich fähig sehen zu urteilen, was ein mensch, dessen würde angeblich unantastbar ist zum leben gebrauchen sollte und was nicht......
...

...

Verfasst:
Di 21. Okt 2008, 07:13
von Milena
...jo, für eine einzige person gestehe ich das auch gerne ein...
aber meistens steht frau mit kind und/oder kinder da......
dann gibt es nicht automatisch mehr....
es gibt auch keine etwaige mehrbedarfe und einmalzahlungen.....
das war alles einmal...
und wenn kind in ausbildung ist und noch mit im haushalt lebt, dann zählt dieses einkommen in vollem masse....dh. dann muss kind von seinem ausbildungsgeld quasi an mutter/vater abgeben, weil die ausser miete und heizung rein , absolut rein gar nichts mehr bekommen....
da hängen diese 351€ laut wikipedia pro person rein obligatorisch in der luft und sonst nichts...
aber ist schon armselig,
wenn vergleiche gesetzt werden, wie tapfer sich eine arbeitende familie durchboxt mit rein wenigerem gehalt als eine arbeitslose......
solche schmarotzer aber auch...^^

Verfasst:
Di 21. Okt 2008, 10:14
von C.G.B. Spender
Ja, diese Schmarotzer, in der Tat.
Letztens kotzte mir doch ein Penner vor die Füße, als ich am idyllischen Kinderspielplatz hinter den sieben Villen vorbei ging. Ich fragte ihn, ob er wieder zuviel gesoffen hätte, aber er sagte nur, ihm wäre angesichts des Elends vieler Hatch-Fond-Besitzer schlecht geworden.
Es gibt doch viel mehr Empathie, als man glaubt. Das stimmte mich froh.
Der Mensch ißt Zwieback und gut.

Verfasst:
Di 21. Okt 2008, 12:46
von Ipsissimus

Verfasst:
Di 21. Okt 2008, 13:02
von Milena
...Spender,^^
mir tun sie auch so was von leid, diese armen menschen, diese mitleidserregende hatch-fonds besitzer...
aber so was von......


Verfasst:
Di 21. Okt 2008, 14:53
von Ipsissimus
"Ihr da oben, wir da unten" stimmt heutzutage immer mehr. Und die Strategien, mit denen die da oben die Abschirmung gegen unten betreiben - rechtfertigen ja schon lange nicht mehr - werden immer geschickter, da kommt mensch nicht gegen an, Schätzle. Ich kann deine Empörung jedenfalls sehr gut nachvollziehen. Nur ändern wird sich daran nichts mehr. Die Schichten sind nur noch nach unten durchlässig.

Verfasst:
Di 21. Okt 2008, 18:54
von mine'S^
Was die OECD Studie angeht, so ist die wie jede Studie, davon abhängig wonach man sucht und wie man was definiert. Wenn ich beispielsweise Armut als Einkommen, kleiner 50% des durchschnittlichen Jahreseinkommens definiere und dazu nur die Einkommensart nichtselbstständige Arbeit in Betracht ziehe, dann gelten sehr viel Rentner als arm, obwohl sie Mieteinnahmen und Einkünfte aus Kapital haben, die aber einfach nicht berücksichtigt werden. Zudem kommt der Durchschnitt nicht daher, das alle mehr verdienen, sondern dass einige mehr und andere weniger verdienen...
aber meistens steht frau mit kind und/oder kinder da......
dann gibt es nicht automatisch mehr....
Klar gibt es automatisch mehr. Ist im SGB geregelt. Pro Person wird ein Regelsatz nach diversen Faktoren bewertet ausgezahlt. Kinder sind ein Faktor der MEHRbedarf bedeutet und das drückt sich in der Bezugshöhe aus.
und wenn kind in ausbildung ist und noch mit im haushalt lebt, dann zählt dieses einkommen in vollem masse....dh. dann muss kind von seinem ausbildungsgeld quasi an mutter/vater abgeben, weil die ausser miete und heizung rein , absolut rein gar nichts mehr bekommen....
Auch das stimmt nicht, es (Nettoeinkommen der Bezugsberechtigten sowie in häuslicher Gemeinschaft lebende Persoen abzgl. Werbungskostenpauschale und Vorsorgeaufwendungenpauschale) wird anteilig und gestaffelt angerechnet was den Freibetrag übersteigt. Nicht einfach so alles. Es wäre wirklich hilfreich wenn du keine unwahren Behauptungen aufstellst um eine ges. Regelung ohne Hintergrundwissen zu diskreditieren.
aber ist schon armselig,
wenn vergleiche gesetzt werden, wie tapfer sich eine arbeitende familie durchboxt mit rein wenigerem gehalt als eine arbeitslose.
Ist das hier eine Diskussion oder eine Misswahl?


Verfasst:
Di 21. Okt 2008, 20:00
von Milena
....ich stelle keine unwahren behauptungen auf,
du formulierst es mit deinem SGB nur etwas hübscher...^^
ich selbst weiss nur zu gut, was frau mit 2 kindern bekommt und was nicht....^^
....und ja, ich war mal miss utopia...
Persönliche Meinung...

Verfasst:
Di 21. Okt 2008, 20:34
von e-noon
Im Moment zahle ich von 600 Euro im Monat an Fixkosten:
240 Euro Kaltmiete/Monat
120 Euro Studiengebühren/Monat [720/Semester]
20 Euro Bücher/Monat [Eher deutlich mehr]
Also 240 + 120 + 20 = 380
600 - 380 = 220
Mir bleiben also 220 Euro im Monat für Wasser und Strom, Telefon und Internet, Essen, Kleidung, Zahnbürste, Klopapier etc.
351 - 220 = 131
Ich bekomme also 131 Euro weniger als ein Hartz-VI-Empfänger; die 351 Euro sind ja bei denen auch für die genannten Ausgaben vorgesehen. Allerdings habe ich mit 23 Semesterwochenstunden deutlich weniger Freizeit... Meiner Meinung nach führe ich kein menschenunwürdiges Leben.