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Ab wann sind wir unhöflich?

Verfasst:
Sa 28. Feb 2009, 14:08
von Melianawe
Das Thema sagt eigentlich schon alles. Ab wann würdet ihr eine Aussage/eine Handlung als "Unhöflich" einstufen? Wenn jemand in einem Forum eure Aussagen strikt widerlegt, sich vielleicht gar über eure Ansichten amüsiert - findet ihr so etwas angreifend? Oder wenn einer eurer Freunde euch ständig hemmungslos anschnorrt, ohne überhaupt mal an eine Gegenleistung zu denken? Um nur zwei Beispiele zu nennen die mir gerade in den Sinn kamen.
Wo endet ein Freundschaftsdienst, wo beginnt Unhöflichkeit? Wo enden klare Aussagen, wo fängt man an frech zu werden?

Verfasst:
Sa 28. Feb 2009, 15:22
von Lykurg
Daß jemand anderer Meinung ist, stört mich zwar manchmal immens, ich würde es deswegen aber bestimmt nicht als unhöflich bezeichnen. Wenn er/sie mich erfolgreich argumentativ widerlegt, um so schlimmer, aber dabei handelt es sich eher um einen Bruch mit meinen Maximen (~ich habe recht) als eine Verletzung der allgemeinen Benimmregeln.
Daß meine Meinung gelegentlich sogar als komisch empfunden wird, gehört dazu - mir geht es gelegentlich ja auch nicht anders; die Frage ist dann natürlich, inwieweit dies in verletzender Weise geäußert wird. Was aber jemanden verletzt, ist eine sehr schwierige, weil weitgehend durch individuelle Erfahrungen geprägte Einstufung.
Grundsätzlich hängt derartiges natürlich auch davon ab, wie gut man sich kennt. Die stark gefilterte Wahrnehmung von Netzbekannten führt fast zwangsläufig zu Unschärfen in der Kommunikation, die als verletzend oder beleidigend empfunden werden können, auch wenn sie vom anderen überhaupt nicht so gemeint sind. Wir befinden uns mitten in einem Wandel der sozialen Geflechte und Kommunikationsformen, der auch und gerade dazu führt, daß sich Methoden und Maßstäbe der Befindlichkeitsvermittlung (u.a. die Grenze des Verletzenden) stark verändern. Letztlich wird das Konzept von Höflichkeit damit weitgehend verändert, Netiquette und lokale Forenregeln sind nur Beispiele dafür.

Verfasst:
Sa 28. Feb 2009, 16:04
von Milena
...ab wann ich selbst zu jemandem unhöflich sein wollte, das merke ich nicht immer.....oft erst dann, wenn der andere eine schnute zieht oder auch wirklich sagt, dass das nicht schön war von mir....
manchmal im virtuellen leben bin ich es einfacher forsch/unhöflich zu sein als real....aber selbst da tut es mir hinterher leid, wenn ich es merke..^^
ansonsten mache ich einen großen unterschied zu menschen, die ich nicht kenne, die ich nie gesehen habe und nur virtuell sie mir etwas bekannt sind, als zu menschen, die ich wirklich persönlich kenne.....
wenn mir jemand in einem forum oder per pn unhöflich kommt, dann zwickt mich das nicht wirklich....ich finde es dann oft nur schade, dass derjenige eine andere betrachtungsweise/meine meinung einfach nicht annehmen kann oder sie einfach akzeptieren und sie so stehen lassen kann....
aber wenn konsequent auf die eigene meinung beharrt wird, dann klink ich mich lieber aus, denn so ein mensch ist nicht wirklich belehrbar und nicht der aufregung wert...^^
im realen leben ist es ganz schwer für mich, wenn jemand unhöflich zu mir ist, oder partout immer und überall eine andere meinung hat und darauf beharrt und nichts anderes gelten lässt....das kann für mich sehr verletzend sein....aber real kann ich genauso eine kratzbürste sein, aber nur mit menschen, die in meinem herzen sind.....alle anderen sind es mir nicht der mühe wert, sich ewiglich über ihre eigenart aufzuregen....^^
im grunde genommen, weiss man ja, dass alle menschen anders sind, so auch in ihrer eigenart und in ihrem benehmen...^^

Verfasst:
Sa 28. Feb 2009, 16:40
von janw
Hm, zu ersterem kommt es für mich darauf an, wer mich wiederlegt, in welcher Sache und wie er das tut. Wenn ich physikalische Begriffsverwirrung betreibe, darf Traitor mir gerne auf die Füße treten

und mit Lykurg verstehe ich mich viel zu gut, um ihm seine von meiner abweichende Meinung übel zu nehmen^^ nur mal als Beispiel.
Im Grunde gehört das auch zum Diskutieren dazu, im Dissens liegt ja etwas die Würze^^
Ich würde eine Grenze da sehen, wo es von der Korrektur eines Fehlers oder der Feststellung, es anders zu sehen, in eine Herabsetzung der Person des anderen umschlägt, durch Lächerlichmachung oder so, oder wo sich einer eben über die Ansichten eines anderen amüsiert und diesen dabei mit durch den Kakao zieht.
Schnorren ohne an Gegenleistung zu denken finde ich auch nicht so nett, wobei es da allerdings für mich auch darauf ankommt, wer das tut - weil ich danach ermessen kann, wie weit er zu Gegenleistungen fähig wäre und diese auch gerne bringen würde. Gut, aber vielleicht liegt Schnorrerei auch nur da vor, wo er zu Gegenleistungen fähig wäre, aber nichts tut.
Freundschaftsdienste enden für mich da, wo die Freundschaft endet, je tiefer die Freundschaft, umso mehr geht.
Klare Aussagen...ich war schon immer ein Freund des Wenn und Aber^^
Aber sicher gibt es Grenzen, bei denen bei mir ein Stirnrunzeln und seufzen einsetzt, je eher, umso weniger mir der Gegenüber bedeutet.

Verfasst:
So 1. Mär 2009, 17:01
von Traitor
Zitat von Melianawe:Wenn jemand in einem Forum eure Aussagen strikt widerlegt, sich vielleicht gar über eure Ansichten amüsiert - findet ihr so etwas angreifend?
Wie Jan - widerlegen ist in Ordnung, lustigmachen nicht. Oder generell auch die beliebte Trennung in Sachargumente und Argumente "ad hominem".
Zitat von Melianawe:Oder wenn einer eurer Freunde euch ständig hemmungslos anschnorrt, ohne überhaupt mal an eine Gegenleistung zu denken?
Das ist für mich weniger eine Frage der Höflichkeit, also der Form, als des Inhaltes. Man kann auch sehr formvollendet und höflich andauernd schnorren. Also eher eine Frage des Charakters und der Einstellung zu sozialen Aufgaben.
Zitat von Milena:ich finde es dann oft nur schade, dass derjenige eine andere betrachtungsweise/meine meinung einfach nicht annehmen kann oder sie einfach akzeptieren und sie so stehen lassen kann....
aber wenn konsequent auf die eigene meinung beharrt wird, dann klink ich mich lieber aus, denn so ein mensch ist nicht wirklich belehrbar und nicht der aufregung wert...^^
Da finde ich oft den entgegengesetzten Fall mindestens genauso unhöflich: Leute, die von Anfang an oder nach kurzem Versuch eine Diskussion verweigern, indem sie darauf bestehen, man solle ihnen ihre Meinung lassen, diese sei über Diskussionen erhaben und die Forderung nach einer solchen unhöflich. In ganz bestimmten Fällen (persönlich-familiäre Angelegenheiten etwa) mag das in Ordnung sein, wenn es um Sach- oder Geschmacksfragen geht, ist es aber unhöflich, sich Argumenten zu verschließen.

Verfasst:
Mo 2. Mär 2009, 00:07
von Maglor
Naja, ab wann sind wir unhöflich? Wahrscheinlich ab sofort...
Das Adjektiv unhöflich ist wahrscheinlich ein Derivat des ausgestorbenen Substantiv *Unhof.
Ein *Unhof kommt meistens und verhofft und bedarf keiner langen Bauzeit.
Den *Unhof unterscheidet man vom Bauernhof durch das Fehlen von Säuen, vom Fürstenhof durch das Fehlen von Perlen.
Eine Äußerung, die keine Perlen vor die Säue streut, ist aber nur dann *unhöfich, wenn sie nicht als solche erkannt wird. Deutet der Empfänger hingegen die Äußerung als, dass Werfen von Unperlen vor die Säue, so empfindet er diese Sendung viel mehr aber den Sender als unhöflich.
Eine Botschaft ist also unhöflich, wenn sie als solche verstanden wird. Problematisch wird es nur dann, wenn Sender und Empfänger einander nicht verstehen.

Verfasst:
Do 23. Apr 2009, 13:18
von the hui
Haben nich schon unsere Großeltern imme rgesagt sei nett udn höglich , grüß die Leute.
Höflichkeit ist gleube ich erziehungssache und wo, wie und mit wem man aufgewachsen ist. Jeder hat eine andere Vorstellung von Höflichkeit udn nimmt Dineg anders auf. Wenn ich jemandem den ich kennen, im spaß er sei doch trottelig das aber bei jemand anderem tuhe dann kommt die Botschaftr ganz anders rüber. Wie Maglor schon sagt. Es gibt bestimmte Situationen, die glaueb ich für jeden unhöflich sind... sei es nun wenn man gerade aus einem Laden kommt die Tür zuzuknalle ob wohl man weiß das nach einem noch jemand folgt, oder wenn man bei einer Trauerfeier (so hart wie es klingt aber es gibt solche Leute) anfängt zu lachen, wobei das dann wied erins taktlose übergeht was ja wieder was anderes is. Also je nach dem wer uns gegenübersteht und welche Ansichten er von Unhöflichkeit hat, machen uns dann zum Höflichen oder eben unhöflichen.

Verfasst:
Do 30. Apr 2009, 12:24
von Ipsissimus
"Höflichkeit ist der Versuch, Menschenkenntnis durch gute Manieren zu mildern" (Jean Gabin)
"Da lob' ich mir die Höflichkeit, das zierliche Betrügen: Du weißt Bescheid, ich weiß Bescheid, und allen macht's Vergnügen." Wilhelm Busch
"Im Deutschen lügt man, wenn man höflich ist." J.W. v. Goethe
"Wir sind viel zu höflich, um vor ansehnlichen Leuten ein Ich zu haben. Ein Deutscher ist mit Vergnügen alles, nur nicht er selber." Jean Paul
Höflichkeit hat mit vielem zutun, und nicht zuletzt auch mit Machtgefälle. Im idealen Fall ist es die bereitwillige Anerkennung des Soseins eines anderen Menschen, mit dem ich nicht durch Verwandschaft, Zuneigung oder Liebe verbunden bin, im schlimmsten Falle ist es Duckmäuserei. In der Realität ist es ein Punkt zwischen dem besten und dem schlimmsten Falle, wobei der Punkt sich fallabhängig immer wieder in Richtung des einen oder des anderen verschiebt.
Systematisch setze ich Unhöflichkeit gerne gegen Kreationisten oder vergleichbare Unfugverbreiter ein, wenn die sich als argumenteresistent erweisen, im Verlauf einer entsprechende Diskussion also fast zwangsläufig^^ ansonsten bevorzuge ich eigentlich das Florett gegenüber dem Zweihänder, aber wenn Leute nicht in der Lage sind, Anspielungen und feine Spitzen zu verstehen oder diese konsequent ignorieren, muss es halt manchmal etwas deutlicher werden.
Ich trenne auch Unhöflichkeit von Dummdreistigkeit. In der Unhöflichkeit ist immer noch ein Maß an Respekt gewahrt, welches sich darin zeigt, dass der Unhöfliche sachlich bleiben kann - der Diskussionsgegner also ernst genommen bleibt - und nur die Form gröber wird. Bei der Dummdreistigkeit geht das alles verloren, und Leute, die dummdreist daher kommen, haben auch ihren Anspruch auf höfliche Behandlung verspielt.