Traitor, 'bildungsnaher' Einsatz ist ein guter Punkt - allerdings tun sich Bibliotheken manchmal schwer damit, ihre unersetzlichen Schätze (jede Handschrift ist per se ein Unikat) ungelernten Kräften anzuvertrauen. In der British Library hat angeblich irgendwann in den 70ern eine Putzfrau bemerkt, daß die Regale zu voll sind, und angefangen, ab und zu ein paar von den gammeligen alten Büchern wegzuwerfen. Das soll mehrere Jahre so gegangen sein, bis jemand die Verluste bemerkte... Jedenfalls sollte man genau hingucken, wen man so etwas machen läßt.
@Einzugsscanner: Genau deswegen, zur schnellen und kostengünstigen Massendigitalisierung. Wenn es sich vorwiegend um große Mengen festes A4-Papier handelte, wäre es kein Problem. Aber das sind dann auch nicht die Bestände, deren Verlust man groß beklagt... Was dagegen passiert, wenn man große Pergamenturkunden mit Siegel, oder gleich einen Kodex in den Einzug stopft, möchte ich mir nicht ausmalen^^
@Lagerung/Stabilität: Entscheidend ist in meinen Augen auch der Punkt der Regale. Wenn es sich um hübsche stabile Stahlregale handelt, sollten die in sich schon einen gewissen Schutz bewirken - auch weil dann die Bücher bzw. Akten ziemlich kompakt gelagert sein können und ggf. einander schützen können. Starker Druck von oben oder Torsion sind aber natürlich nicht so gut.
janw, viele Texte von nationaler und internationaler Bedeutung lagern in Archiven - Verfassungen, Staatsverträge, Bullen, Gründungs- und Besitzurkunden... Aus konservatorischen Gründen ist nichts dagegen einzuwenden, daß auch literarische Texte dort landen. - In kleineren Städten, deren Bibliotheken nicht über Handschriftenabteilungen verfügen, kann das auch sehr sinnvoll sein, so zu trennen. In Köln ist die Entscheidung halt historisch gewachsen.
Bibliotheken gehen auch von Zeit zu Zeit drauf: Eine weitere Tristan-Handschrift verbrannte beim deutschen Beschuß von Straßburg 1871 mit der dortigen Universitätsbibliothek (bis dahin eine der bedeutendsten Bibliotheken des deutschen Sprachraums - Komplettverlust). Da ist der simple Einsturz eines Gebäudes noch sehr überschaubar; ich hoffe, daß da noch einiges gerettet werden kann.
Meine erste und größte Sorge waren, als ich vom Einsturz hörte und die Bilder sah, möglicherweise geplatzte Wasserleitungen. Das ist für Bücher letztlich genauso schlimm wie ein Feuer. Wenn die Keller vollaufen, braucht man eigentlich kaum noch zu bergen...
Eine schwierige Frage ist auch das Betonieren. Um bei der Bergung keine Menschen in Gefahr zu bringen, wurde der Untergrund mit Beton 'stabilisiert'. Inwieweit man dabei aber unersetzliche Dokumente weiter beschädigt oder vernichtet hat, ist kaum abzuschätzen. Ein ethisches Problem.