Haben dumme Menschen ein leichteres Leben?

Das Forum für allgemeine Diskussionen! Alle Themen, die nicht in andere Bereiche passen, können hier diskutiert werden.
e-noon
Sterbliche
Lebende Legende

Benutzeravatar
 
Beiträge: 4576
Registriert: 05.10.2004
Mi 31. Mär 2010, 16:09 - Beitrag #1

Haben dumme Menschen ein leichteres Leben?

Auf vielfachen (sechsfachen ) Wunsch:
Hier der Thread über dumme Menschen und ihr Leben. Zunächst gilt es, sich zu einigen, was ein dummer Mensch ist. Ich denke, einen IQ von unter 85 könnte man da ansetzen. Außerdem spielt vermutlich die Bildung eine große Rolle bei der Bewältigung oder Nichtbewältigung von auftretenden Problemen, allerdings hängt das sehr von der jeweiligen Gesellschaft ab. Wir sollten uns überlegen, ob es um Deutschland geht oder die ganze Welt. Und dann natürlich auch, was ein "leichtes Leben" denn überhaupt ist ^^

Die These ist in etwa: Da dumme Menschen komplexe Zusammenhänge nicht verstehen, oft auch ignorieren oder vermeiden (Schule, Arbeit, gesellschaftliches Engagement), werden sie mit vielen Problemen nicht konfrontiert, die den Intelligenzbestien nachts den Schlaf rauben. Anstatt ihre Probleme zu lösen, vermeiden sie sie oder ignorieren sie, was einfacher ist, als etwas zu ändern (auch wenn die Veränderung eine Verbesserung wäre).

Klischeehafte Situationen wären:
- Rauchen trotz Krankheitsgefahr; kein Nachgrübeln über negative Folgen, diese werden abgetan, verdrängt oder ignoriert
- Allgemein Drogenkonsum, Alkohol, Ablenkungen wie Fernsehen, die einen Großteil des Tagesablaufs ausmachen (Fernsehgucken ist eindeutig einfach, das schaffen selbst dreijährige)
- Verharren in einer schlechten Beziehung, Religion, sozialen Umgebung, anstatt sie zu verändern oder aufzugeben
- Desinteresse an Politik, Stammtischparolen statt Differenzierter Betrachtung

In diesem Zusammenhang wäre vielleicht noch die Korrelation niedrige Bildung - Hohe Geburtenrate interessant.

Ipsissimus
Dämmerung
Lebende Legende

Benutzeravatar
 
Beiträge: 10251
Registriert: 29.10.2004
Mi 31. Mär 2010, 16:38 - Beitrag #2

als advocatus diaboli erlaube ich mir, gleich mal die Begriffe der Dummheit und der Intelligenz in Frage zu stellen^^

1. ist das Gegenteil von Intelligenz nicht Dummheit sondern Debilität. Das Gegenteil von Dummheit wäre Weisheit.

2. wissen wir alle, dass Intelligenz das ist, was ein Intelligenztest misst, sprich, wir wissen nicht, was Intelligenz so recht eigentlich ist, wir haben lediglich etwas, das etwas misst und sind fürchterlich stolz darauf, wenn bei dieser Messung für uns selbst Zahlen über 120 herauskommen, während wir Zahlen unter 120 üblicherweise ignorieren oder verbergen. Obwohl wir nicht wissen, wofür diese Zahlen eigentlich stehen^^ Das ist alles ziemlich dumm^^

3. wissen wir, dass die Zahlen aus dem, was unter zweitens etwas misst, nicht dafür einstehen, dass die mit den hohen Zahlen ihren Alltag einigermaßen bewältigen. Schon gar nicht stehen sie dafür ein, dass die mit den hohen Zahlen Situationen besser bewältigen, die für sie fremd sind, weil da nämlich noch Fähigkeiten verlangt sind, die in den neckischen Fragen aus zweitens gar nicht bedacht werden.

4. trotzdem halten wir hohe Zahlen für das Maß aller Dinge. Das ist noch dümmer als das unter zweitens^^


ich denke eher, wer sein Leben spielt, hat ein leichtes Leben^^ wer es so ernst nimmt, dass er es nicht mehr spielen kann, ist arm dran. Und ich erachte es als absolut wünschenswert, ein Leben voller Leichtigkeit zu führen.

e-noon
Sterbliche
Lebende Legende

Benutzeravatar
 
Beiträge: 4576
Registriert: 05.10.2004
Mi 31. Mär 2010, 17:07 - Beitrag #3

Ich stütze mich für Gegenargumente mal auf Wikipedia :D Wie intelligent das wiederum ist, bleibt offen.

Es gibt einen starken Zusammenhang zwischen IQ und Sozialschicht. Leute aus den unteren Sozialschichten und deren Kinder erreichen auf standardisierten Intelligenztests einen niedrigeren IQ als Leute aus den oberen Sozialschichten und deren Kinder.[15] Es wird diskutiert, ob dies daran liegt, dass traditionelle Intelligenztests gegenüber Arbeitern und deren Kindern unfair sind,[16] IQ-Tests wurden deswegen als klassistisch kritisiert.

So unfair das natürlich auch ist: Immerhin zeigt es doch, dass der IQ für die soziale Schicht und damit in gewisser Näherung auch für sozialen und wirtschaftlichen Erfolg ein guter Indikator ist.

Ebenso korrellieren Intelligenz und Bildung (wohl weil Unbildung die angeborene Intelligenz brachliegen lässt):
Bei Kontrolle der Ausgangsleistung im Intelligenztest in Klasse 7[76] konnten die Schüler, die das Gymnasium besuchten, ihre Intelligenzleistung um 11,39 Punkte mehr steigern als die Schüler, welche die Realschule besuchten.


Meiner Erfahrung nach messen Intelligenztests neben einigen eher logisch orientierten Aufgaben vor allem auch die Zeit, in der diese erfüllt werden. Wenn man zum Beispiel von einem Würfel entscheiden muss, ob er mit einer gegebenen Seitenkombination im Widerspruch steht, würde das wohl jemand mit dem IQ von 90 mit viel Zeit und ausreichend Notizen schaffen. Jemand mit einem IQ von 120 hat jedoch größere Chancen, 10 solcher Aufgaben in 2 Minuten richtig zu lösen. Andererseits ist diese Aufgabe nicht so abstrakt wie sie aussieht, denn schnelles Denken dient nicht nur dazu, fiktive Würfel zuzuordnen, sondern schafft auch in der Schule (wo schnelleres Aufzeigen meist honoriert wird) einen unschätzbaren Vorteil: Wer als erster aufzeigt, wird vom Lehrer positiv wahrgenommen, erhält mehr Förderung und positive Rückmeldung, dadurch entsteht ein positives Fähigkeitsselbstbild etc etc.
Ebenso beruhen Schlagfertigkeit und rhetorische Fähigkeiten auf schnellem Denken, ebenso auf einem enormen Wortschatz, den Unterschichtskinder seltener mitbringen, weil weniger mit ihnen gesprochen wird und Bücher auch eher selten sind.

Wo machst du den Unterschied zwischen Dummheit und Debilität? "Debil" klingt für mich schon nach krankhaften Ausmaßen von Dummheit.

Natürlich gibt es keine genaue, überall akzeptierte Definition von Intelligenz. Und natürlich hilft ein hoher IQ nicht in allen Lebenslagen und kann vor allem bei extremer Ausprägung von Schüchternheit, Willensschwäche, mangelndem Selbstbewusstsein etc. von einem Vorteil in einen Nachteil verkehrt werden.

Für intellektuelle Probleme finden intelligente Menschen imo eher eine zutreffende (=realitätskongruente) Lösung.

BEN2506
Advanced Member
Advanced Member

Benutzeravatar
 
Beiträge: 324
Registriert: 07.01.2004
Sa 3. Apr 2010, 14:42 - Beitrag #4

Zitat von e-noon:Auf vielfachen (sechsfachen ) Wunsch:
Hier der Thread über dumme Menschen und ihr Leben. Zunächst gilt es, sich zu einigen, was ein dummer Mensch ist. Ich denke, einen IQ von unter 85 könnte man da ansetzen. Außerdem spielt vermutlich die Bildung eine große Rolle bei der Bewältigung oder Nichtbewältigung von auftretenden Problemen, allerdings hängt das sehr von der jeweiligen Gesellschaft ab. Wir sollten uns überlegen, ob es um Deutschland geht oder die ganze Welt. Und dann natürlich auch, was ein "leichtes Leben" denn überhaupt ist ^^

Die These ist in etwa: Da dumme Menschen komplexe Zusammenhänge nicht verstehen, oft auch ignorieren oder vermeiden (Schule, Arbeit, gesellschaftliches Engagement), werden sie mit vielen Problemen nicht konfrontiert, die den Intelligenzbestien nachts den Schlaf rauben. Anstatt ihre Probleme zu lösen, vermeiden sie sie oder ignorieren sie, was einfacher ist, als etwas zu ändern (auch wenn die Veränderung eine Verbesserung wäre).

Klischeehafte Situationen wären:
- Rauchen trotz Krankheitsgefahr]

Glaubst du wirklich das man das so pauschalisieren kann? Ich bin der Meinung das jede dieser Situationen mindestens genausogut auf jemanden zutrifft der eine hohe Intelligenz besitzt. Ein gewisses Maß an Selbstzerstörug ist normal. Ebenso wie sich bewusst einem erhöhten Verletzungsrisiko / erhöhter Lebensgefahr auszusetzen. Es ist zumindest kein Zeichen von niederer Intelligenz. Dasselbe gilt für schlechte soziale Umgebungen und für ein Desinteresse an Politik.

Ebenso stellt sich die Frage ob niedrige Bildung (=niedrige Intelligenz gemeint?) die unmittelbare Ursache für hohe Geburtenraten ist bzw. im Umkehrschluss ein hohes Maß an Bildung zwangsläufig in niedrigen Geburtenraten resultieren muss. Welche Rolle spielen hier die sich aus der geistigen Leistungsfähigkeit ergebenden Merkmale des eigenen Lebens bzw. der Erziehung und wie wirken sich gesellschaftsspezifische Rahmenbedingungen aus? Inwiefern hat der IQ auswirkungen auf sozialen Erfolg? Definierst du sozialen Erfolg durch die Anerkennung die deine Freunde durch ihren gesellschaftlichen Stand genießen oder durch die Qualität (und Quantität) der Freundschaften und Sonstigen sozialen Bindungen?

Für intellektuelle Probleme finden intelligente Menschen imo eher eine zutreffende (=realitätskongruente) Lösung.
Man neigt aber auch oft dazu Probleme zu verkomplizieren. Manche haben u.a. tatsächlich Probleme damit einfachen Regeln zu folgen oder mit den simpelsten Dingen umzugehen. Letztendlich bezweifel ich das all das immer mit dem eindeutig dummen oder intelligenten verknüpft werden kann.

Vielleicht ist die Zuordnung bestimmter Verhaltensweisen zu nur einem Punkt auf einer Intelligenzskala weniger sinnvoll als die Zuordnung zu mehreren möglichen Bereichen welche sich wiederholt auf die ganze Bandbreite der Intelligenz verteilen. Dazu bräuchte man aber eine verlässliche Methode mit der ein allgemeingültiger Messwert ermittelt werden kann. Ein IQ-Wert ist das mMn nicht.

009
Lebende Legende
Lebende Legende

Benutzeravatar
 
Beiträge: 2000
Registriert: 10.07.2009
Sa 3. Apr 2010, 16:04 - Beitrag #5

Zitat von e-noon:Für intellektuelle Probleme finden intelligente Menschen imo eher eine zutreffende (=realitätskongruente) Lösung.


Mag sein, muß nicht. Gerade besonders und/oder nur in einem sehr engen Bereich intelligente (Hoch- oder Inselbegabte) können intellektuelle Probleme sicherlich einerseits leichter lösen als welche mit Mangelintelligenz. Aber die Gefahr ist groß, das sie neben der Lösung des eigentlichen intellektuellen Problems sich gleichzeitig der gedanklichen Durchdringung und Lösung sämtlicher damit denkbar zusammenhängender Effekte zuwenden. Ergo brauchen sie am Ende länger oder tun sich schwerer, als jemand, der das eigentliche Problem - und nur das - so gerade mit Mühe und Not hinkriegt.

Zudem kann es gut sein, dass Insel-/Hochbegabte in bestimmten Bereichen des eher praktischen Alltags schlicht dum (sic!) wirken. Der wirre Typ, den man wöchentlich wo sieht und der immer den Weg zu suchen scheint, oft jemanden fragt, kann ein hochrenomierter Prof sein, der sich mit dem Gebrauch von Kämmen wie mit der Orientierung auf bekannten Pfaden schwertut.

Das Sprachgenie, das auch die 6. Sprache ganz locker zu lernen scheint (vor allem Grammatik, nicht Vokabeln, da muss je gelernt werden, was mit der eigenen Faulheit korreliert), kann aufgeschmissen sein, wenn Luft im Fahrradreifen fehlt und beim Versuch einen Apfel zu schälen, durchaus recht grobmotorisch wirken.

(beide Beispiele fußen am Ende auf mir persönlich bekannten realen Menschen...)

Maglor
Karteizombie
Lebende Legende

Benutzeravatar
 
Beiträge: 4281
Registriert: 25.12.2001
Sa 3. Apr 2010, 20:17 - Beitrag #6

Ja, 009 glaub nur schön an die ausgleichende Gerechtigkeit. ;)
Dumme Menschen sind wenigstens glücklich oder schön. Dicke Menschen sind nett. Intelligente Menschen sind verrückt. Und wer in Mathematik schlecht ist, hat auf jeden Fall Sprachkompetenz usf.

009
Lebende Legende
Lebende Legende

Benutzeravatar
 
Beiträge: 2000
Registriert: 10.07.2009
So 4. Apr 2010, 23:49 - Beitrag #7

OK, ich schon wieder eher müde unfit, wie beim verfassen vom Beitrag da oben.

Aber den Aspekt ausgleichende Gerechtigkeit hatte ich nicht im Kopf. Ging mir nur darum, zu versuchen (blieb wohl ggf. bei einem Versuch...) beispielgestützt ein "Nein, nicht generell" auf die Frage im Threadtitel zu argumentieren.

Ipsissimus
Dämmerung
Lebende Legende

Benutzeravatar
 
Beiträge: 10251
Registriert: 29.10.2004
Di 6. Apr 2010, 17:13 - Beitrag #8

Es gibt einen starken Zusammenhang zwischen IQ und Sozialschicht. Leute aus den unteren Sozialschichten und deren Kinder erreichen auf standardisierten Intelligenztests einen niedrigeren IQ als Leute aus den oberen Sozialschichten und deren Kinder.[15] Es wird diskutiert, ob dies daran liegt, dass traditionelle Intelligenztests gegenüber Arbeitern und deren Kindern unfair sind,[16] IQ-Tests wurden deswegen als klassistisch kritisiert.


du zitierst da als angebliche Stärke von IQ-Tests genau das, was kritische Soziologen und Psychologen am Konzept des IQ schon immer kritisiert haben, nämlich den Zirkelschluss, auf dem er beruht. Ein Intelligenztest misst offensichtlich das, wofür Angehörige höherer sozialer Schichten qua ihrer Ausbildung eine höhere Lösungschance verfügen. Die Kehrseite deines Zitats besteht nämlich darin, dass es keinerlei schichtspezifiche Unterschiede gibt, wenn wir als Probanden aus den unteren Schichten solche Menschen heranziehen, die die Ausbildungsstandards der oberen Schichten absolviert haben. Es ist mitnichten eine höhere Intelligenz, welche die Oberschichten auszeichnet, sondern lediglich das Privileg besserer Ausbildung, das zu einer höheren Kompetenz bei der Lösung spezieller Aufgabenstrukturen führt. Gib den Unterschichten die gleiche Ausbildung und du wirst erleben, wie die Arroganz der Oberschichten in Nichts zerbröselt - hmm, okay, nicht die Arroganz als solche, aber eine ihrer Begründungen.

Maglor
Karteizombie
Lebende Legende

Benutzeravatar
 
Beiträge: 4281
Registriert: 25.12.2001
Di 6. Apr 2010, 23:39 - Beitrag #9

Dummheit kann vieles bedeuten, das Fehlen von Intelligenz, das Fehlen von Bildung oder das Fehlen von Weisheit. Oder soll ich jetzt noch den Unterschied zwischen Torheit und Dummheit suchen?

Macht Intelligenz, Bildung oder Weisheit nun etwa unglücklich?
Ich fürchte es ist viel schlimmer. Die von e-noon gemeinte Gruppe glaubt, es gehöre sich einfach nicht glücklich zu sein. Es wäre unanständig, unnütz, schädlich etc.
Über schmutzige Witze darf nicht gelacht werden. Dämliche Lieder dürfen nicht gesungen werden. Und Fernsehgucken ist Zeitverschwendung, macht blöde usf. :crazy:

e-noon
Sterbliche
Lebende Legende

Benutzeravatar
 
Beiträge: 4576
Registriert: 05.10.2004
Mi 7. Apr 2010, 00:51 - Beitrag #10

Zitat von Ipsissimus:
Zitat von e-noon:IQ-Tests wurden deswegen als klassistisch kritisiert.

du zitierst da als angebliche Stärke von IQ-Tests genau das, was kritische Soziologen und Psychologen am Konzept des IQ schon immer kritisiert haben, nämlich den Zirkelschluss, auf dem er beruht. Ein Intelligenztest misst offensichtlich das, wofür Angehörige höherer sozialer Schichten qua ihrer Ausbildung eine höhere Lösungschance verfügen.

Ich habe bewusst die Kritik mitzitiert, weil ich natürlich mit ihr übereinstimme: Ja, höhere Schichten werden für Mustererkennung und Kategorisierung ausgebildet, untere Schichten hingegen nicht. Und natürlich schafft es ein Unterschichtskind, das eine supertolle Ausbildung, Erziehung, Ernährung, Motivation etc. bekommt, mit gleicher Wahrscheinlichkeit wie ein Oberschichtskind, diese Ziele zu erfüllen. Das Problem liegt aber meiner Meinung nach nicht darin, dass eine bestimmte Art von Erziehung als ideal vorgegeben wird (denn imo gibt es bessere und schlechtere Arten von Erziehung), sondern, dass eben diese Erziehung dann einem großen Teil der Bevölkerung verweigert wird. Das natürliche Potenzial, schnell und viel und abstrakt zu denken, verkümmert. Ich sehe es an mir selbst: in der Schule hätte ich die "Intelligenztests", die ich heute recht mühelos ausfülle (und damit meine ich nicht nur die Tests im engeren Sinne, sondern sämtliche intellektuellen Aufgaben/Uni etc.) nicht ausfüllen können]Die Kehrseite deines Zitats besteht nämlich darin, dass es keinerlei schichtspezifiche Unterschiede gibt, wenn wir als Probanden aus den unteren Schichten solche Menschen heranziehen, die die Ausbildungsstandards der oberen Schichten absolviert haben.[/QUOTE]
Natürlich, trivial (weswegen ich immer wieder die Kinderlosigkeit der Oberschichten beklage, denn Bildung fängt nun mal im Elternhaus an - oder nicht).
Es ist mitnichten eine höhere Intelligenz, welche die Oberschichten auszeichnet,
Doch...
sondern lediglich das Privileg besserer Ausbildung, das zu einer höheren Kompetenz bei der Lösung spezieller Aufgabenstrukturen führt.
Eben. Die Oberschicht ist deutlich intelligenter; sie ist es, weil die natürliche Intelligenz, über die ein Mensch bei der Geburt verfügt, gefördert wurde. Die natürliche Intelligenz ist meiner Meinung nach auf alle Schichten gleich verteilt; sie wird aber schon vor der Geburt und ganz besonders nach der Geburt beeinflusst, durch Zigaretten- Drogen- Alkoholkonsum der Eltern, gesunde oder ungesunde Ernährung (Stichwort Fischölkapseln, wen's interessiert), Menge der Worte, die mit dem Kind gesprochen werden, Zuwendung, Umgebung, Spielmöglichkeiten usw usf... und irgendwann erhält man dann ein Ergebnis. Natürlich immer nur ein vorläufiges, aber die Intelligenz eines Neugeborenen ist deutlich vorläufiger als die eines Mittzwanzigers.
Doch verlieren wir die eigentliche Frage nicht aus den Augen:

Gib den Unterschichten die gleiche Ausbildung und du wirst erleben, wie die Arroganz der Oberschichten in Nichts zerbröselt -

- Und sind die Unterschichten dann glücklicher?

Ipsissimus
Dämmerung
Lebende Legende

Benutzeravatar
 
Beiträge: 10251
Registriert: 29.10.2004
Mi 7. Apr 2010, 11:13 - Beitrag #11

Dagegen kenne ich durchaus studierte und auch promovierte Menschen, denen es schwer fällt, bei einem Intelligenztest die Aufgabenstellung zu verstehen. Was nicht an mangelnder Intelligenz liegt, sondern schlicht an mangelnder Intelligenztest-Erfahrung.


und was misst deiner Ansicht nach dann ein Intelligenztest noch?

weswegen ich immer wieder die Kinderlosigkeit der Oberschichten beklage, denn Bildung fängt nun mal im Elternhaus an - oder nicht


das ist aus meiner Sicht die falsche Art von Zynismus. Die Gebärfreudigkeit der Oberschicht hin oder her, Ziel muss sein, den untersten Schichten vergleichbare Bildung zu vermitteln. Solange das politisch und gesellschaftlich gar nicht erwünscht ist, bleibt es beim Intelligenztest als Zirkelschluss und Selbstbeglückwünschung höherer sozialer Schichten

Und sind die Unterschichten dann glücklicher?


egal, was sie dann sind, darüber haben weder du noch Oberschichtler allgemein zu befinden noch darüber zu spekulieren oder die Ergebnisse einschlägiger Spekulationen in einschlägige Privilegienpolitik umzusetzen. Das passiert natürlich trotzdem, was aber eine Machtfrage und nicht sachlich begründet ist. Ein demokratischer Staat hat nur die Mittel zur Verfügung zu stellen, nicht die Ziele vorzugeben.

e-noon
Sterbliche
Lebende Legende

Benutzeravatar
 
Beiträge: 4576
Registriert: 05.10.2004
Mi 7. Apr 2010, 11:37 - Beitrag #12

Zitat von Ipsissimus:und was misst deiner Ansicht nach dann ein Intelligenztest noch?

Die Fähigkeit, anhand weniger Daten Muster zu bilden. Nachdem man die erste Aufgabe erfolgreich gelöst hat, versteht man das System der anderen]Die Gebärfreudigkeit der Oberschicht hin oder her, Ziel muss sein, den untersten Schichten vergleichbare Bildung zu vermitteln.[/QUOTE]
Da ich das bisher noch in jedem Thread zum Thema vertreten habe, nehme ich an, dass die Aussage allgemein war und nicht speziell an mich gerichtet.

egal, was sie dann sind, darüber haben weder du noch Oberschichtler allgemein zu befinden noch darüber zu spekulieren

Äh, Ipsi? Genau das war aber Thema dieses Threads.

oder die Ergebnisse einschlägiger Spekulationen in einschlägige Privilegienpolitik umzusetzen.
Ich denke nicht, dass wirklich alles reine Privilegienpolitik ist. Wenn man durch Kondition aus dem Elternhaus nicht an Bildung interessiert ist oder die Sprache, in der Bildung vermittelt werden soll, nicht spricht, wird zwangsläufig alles schwieriger. Es ist wohl kaum einer Privilegienpolitik geschuldet, den Unterricht in der Landessprache zu halten oder Hausaufgaben aufzugeben. Dennoch sollte und müsste man natürlich im Unterricht den schädlichen Einflüssen eines schlechten Elternhauses entgegenwirken.

Das passiert natürlich trotzdem, was aber eine Machtfrage und nicht sachlich begründet ist. Ein demokratischer Staat hat nur die Mittel zur Verfügung zu stellen, nicht die Ziele vorzugeben.

Ich wundere mich schon etwas über deinen vermehrten Gebrauch von "hat das zu tun" und "Hat folgendes zu unterlassen"... Gerade weil ich dir da zustimmen würde ^^

Ipsissimus
Dämmerung
Lebende Legende

Benutzeravatar
 
Beiträge: 10251
Registriert: 29.10.2004
Mi 7. Apr 2010, 14:21 - Beitrag #13

also ist Intelligenz die Fähigkeit, "anhand weniger Daten Muster zu bilden"? Ich halte das für eine arg eingeschränkte und auch intentionale Definition. Ich würde Intelligenz definieren als die Summe aller psychischen Merkmale, die es Menschen erlauben, mit ihrem Leben fertig zu werden. Miss das mal in einem Test ...

Die Aussage über die Gebärfreudigkeit bezog sich auf deine Aussage ... "weswegen ich immer wieder die Kinderlosigkeit der Oberschichten beklage ..."

Ich entsinne mich durchaus, was das Thema des Threads war. Du kannst meine Aussage als Stellungnahme dazu interpretieren^^

es ist insofern reine Privilegienpolitik, als die Zielvorgaben - Wirtschaftswachstum, Kommerzialisierung, Globalisierung u.ä. - nur teilweise von denen stammen, die diesen Zielvorgaben unterliegen, nämlich von jenem Teil, der den primären Nutzen davon hat. Die Gesellschaftspolitik der Bundesrepublik unterstützt heute die Abriegelung der Schichten gegeneinander. Ein Idealist, wer das auf sachliche Notwendigkeiten zurück führt.

bei "sollen" und "müssen" ist immer die Konfrontation von Faktizität und Proklamation gemeint - WENN Deutschland eine Demokratie sein will, DANN müsste eigentlich ...

e-noon
Sterbliche
Lebende Legende

Benutzeravatar
 
Beiträge: 4576
Registriert: 05.10.2004
Mi 7. Apr 2010, 14:36 - Beitrag #14

Also ein hypothetischer Soll-satz ^^ WENN du abnehmen willst, SOLLTEST du keine Torte pro Tag essen. Verstehe.

Ziel muss sein, den untersten Schichten vergleichbare Bildung zu vermitteln
Das wäre dann also auch auf den demokratischen Staat bezogen?

Ich würde mitnichten behaupten, dass ein IQ-Test das ganze Spektrum der Intelligenz umfasst. Er umfasst imo die Schnelligkeit des Denkens; die Fähigkeit, Kategorien zu erkennen und anzuwenden (zB. bei: Welche zwei Begriffe lassen sich einem Oberbegriff unterordnen? a) Tulpe b) Brille c) Schiff d) Rose e) Pferd); Simples Rechnen, Dreisatz, Prozentrechnen etc, was ja im täglichen Leben auch ganz nützlich ist; räumliches Denken (Würfelseiten zuordnen; im täglichen Leben meinetwegen Einparken oder Ikeamöbel zusammenschrauben); Erinnerungsvermögen (im täglichen Leben immer und überall nützlich).

Er misst nicht (soweit ich weiß) logisches Schlussfolgern, Kreativität, Resourceneinteilung, Zeitmanagement, Eigenbeurteilung, konstruktive Kritik und vieles andere.

Andererseits würde ich nicht so weit gehen, zu sagen, dass alles psychische, was einem Menschen weiterhilft, seine Intelligenz ausmacht. Grausamkeit oder Entschlossenheit können einem weiterhelfen auf dem Weg zu welchem Ziel auch immer, trotzdem würde ich das nicht als Teil der Intelligenz einstufen. Es ist ein Persönlichkeitsmerkmal, das den Erfolg steigern kann, aber jemand, der durch Grausamkeit zum Kriegshelden wird, muss nicht zwangsweise intelligent sein oder umgekehrt. Ich sehe da keinen Zusammenhang, jedenfalls habe ich noch nie mitbekommen, dass der Begriff in diesem Zusammenhang benutzt wurde.

Lykurg
[ohne Titel]
Lebende Legende

Benutzeravatar
 
Beiträge: 6865
Registriert: 02.09.2005
Mi 7. Apr 2010, 15:03 - Beitrag #15

Ich sehe da keinen Zusammenhang, jedenfalls habe ich noch nie mitbekommen, dass der Begriff in diesem Zusammenhang benutzt wurde.
e-noon, vielleicht solltest du dich mit dem Konzept von 'Emotionaler Intelligenz' vertraut machen. Es gibt auch weitere Begriffsbildungen und Neuansätze in diesem Bereich; all das ist relativ unbefriedigend, weil sich diese Felder ähnlich schlecht messen lassen wie die klassische IQ-Test-Bewältigungs-Intelligenz, immerhin erspart es einem, von einem Zahlenwert ausgehend Menschen zu charakterisieren, über die er in vielen Belangen herzlich wenig aussagt.

e-noon
Sterbliche
Lebende Legende

Benutzeravatar
 
Beiträge: 4576
Registriert: 05.10.2004
Mi 7. Apr 2010, 15:38 - Beitrag #16

Natürlich habe ich von "emotionaler Intelligenz" gehört, auch von musischer etc.; im allgemeinen Sprachgebrauch reicht es aber nicht aus, ein Instrument gut zu beherrschen, um als intelligent bezeichnet zu werden. Sonst wäre ja beispielsweise ein Savant, der aus Lehm lebensechte Tiere formen kann, sonst aber meines Wissens keine nennenswerten Fähigkeiten besitzt, aufgrund dessen schon als intelligent (motorisch intelligent?) einzustufen. Ich würde hier eher von "begabt" sprechen. Allerdings können wir auch meinetwegen sämtliche Fähigkeiten einer Person zu seiner Intelligenz zählen (schließlich geht allem, was man tut, eine Gehirnaktivität voraus) und dann von der eigentlichen Denkfähigkeit in Bezug auf mehr oder weniger abstrakte Probleme von "klassischer Intelligenz" oder "logischer Intelligenz" oder was auch immer sprechen.

Im Übrigen finde ich die "emotionale Intelligenz" weit problematischer, was die Messbarkeit angeht, als den IQ. Bei einer fehlenden Würfelseite lässt sich der Würfel zur Not nachbauen und so faktisch nachweisen, welche Antwort die richtige ist. Wenn ich emotionale Intelligenz als etwas definiere, das über das reine Erkennen von Emotionen hinausgeht, muss ich irgendwelche Zielsetzungen haben, die bei der Frage:
"Jemand steht ihnen im Weg, was tun sie:
a) Ich bitte ihn höflich, zur Seite zu gehen;
b) Ich trete seinen fetten Arsch aus dem Weg"
die richtige Antwort vorgeben.

Meinetwegen kann aber jeder hier die Definition von "dumm" anlegen, die ihm persönlich zusagt, und auf Grundlage dessen (mit kurzer Erläuterung) über die Eingangsfrage spekulieren (mehr als Spekulation lässt sich bei einem so absolut subjektiven Faktor wie "Glück" wohl kaum betreiben).

Lykurg
[ohne Titel]
Lebende Legende

Benutzeravatar
 
Beiträge: 6865
Registriert: 02.09.2005
Mi 7. Apr 2010, 15:50 - Beitrag #17

Zum ästhetischen Bewußtsein gibt es ähnliche Überlegungen, die mich aber nicht sonderlich überzeugen. Schönheit kann auch einer reinen Nützlichkeit entspringen, wie in der Natur so oft, oder gleich zufällig zustandekommen.

Du hast recht, die tatsächliche Meßbarkeit emotionaler Intelligenz ist geringer, aber das ist ein definitorisches Problem. Wenn du bereit bist, zu sagen: "Intelligenz ist das, was ein IQ-Test mißt", und andererseits emotionale Intelligenz als ein komplexes Bündel von Eigenschaften und Fähigkeiten verstehst, ist es nicht weiter verwunderlich, wenn es dafür keinen vergleichbar guten Test gibt. Andererseits solltest du dann auch zugestehen, daß der IQ-Test als solcher nur eingeschränkt praxisrelevant ist. ;)

Tatsächlich ist aber der Begriff der klassischen Intelligenz in Ipsissimi und meinem Sinne passend, wenn man den Ursprung des Wortes bedenkt. Bild

e-noon
Sterbliche
Lebende Legende

Benutzeravatar
 
Beiträge: 4576
Registriert: 05.10.2004
Mi 7. Apr 2010, 15:53 - Beitrag #18

Zitat von Lykurg:Wenn du bereit bist, zu sagen: "Intelligenz ist das, was ein IQ-Test mißt", [...] Andererseits solltest du dann auch zugestehen, daß der IQ-Test als solcher nur eingeschränkt praxisrelevant ist. ]
Zitat von e-noon:Ich würde mitnichten behaupten, dass ein IQ-Test das ganze Spektrum der Intelligenz umfasst.

Ich fühle mich unverstanden :cry:

Lykurg
[ohne Titel]
Lebende Legende

Benutzeravatar
 
Beiträge: 6865
Registriert: 02.09.2005
Mi 7. Apr 2010, 17:12 - Beitrag #19

Ich gebe zu, daß man aus deinen Worten Vergleichbares entnehmen kann. ;)
Aber gut, kommen wir zur Ausgangsfrage zurück - ich denke (ebenfalls), daß die Bedürfnisse intellektuell wenig anspruchsvoller Menschen oft einfacher zu befriedigen und sie dadurch subjektiv glücklicher sind als andere. Im Zweifelsfall kann man immer die Maßstäbe so drehen, daß es paßt. Bild

blobbfish
Listenkandidat
Lebende Legende

Benutzeravatar
 
Beiträge: 3022
Registriert: 26.01.2003
So 11. Apr 2010, 13:20 - Beitrag #20

Oh, hmm. Auf den Intelligenztestkäse gehe ich nicht ein, ich halte wenig von solchen und selbst rein methodologisch ist "x ist, was x-Messer misst" unzulänglich. Man müsste ja wissen, dass der x-Messer x misst und selbst wenn, dies auch korrekt tut.

Was die eigentliche Ausgangsfrage angeht: Ich denke tendenziell weniger. Für mich ist essentiell ein erfüllendes Tätigsein, ein ergon entscheidend. Es ist, das ist für mich der springende Punkt, nicht notwendig, ein solches explizit zu erkennen. Ein solches zu erreichen, nun, schwierig festzustellen wie man dazu kommt. Es ist aber nun weder notwendig noch hinreichend, zu wissen, an was man Gefallen findet.

Nächste

Zurück zu Diskussion

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 1 Gast

cron