Was für ein Saftladen hier!

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Traitor
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Mo 5. Apr 2010, 12:26 - Beitrag #1

Was für ein Saftladen hier!

Wer auf Rauschmittel, Alkohol, Tabak und Kaffee verzichtet, der braucht seine alternativen Süchte. Als bekennender sinnlos-viel-Geld-ausgebe-Gourmet hat sich mir da neben Schokolade, Käse und Tee auch der auf den ersten Blick so profane Fruchtsaft erschlossen.

Dass Albi, Becker, Krings und Lindavia ordentliche Produkte herstellen, nur eingeschränkt auch Hohes C, Granini und Valensina, dass außerdem Aldis Rio d'Oro überraschend geschmackvoll ist, sonstige Discounter-Ware aber zu meiden ist, setze ich mal als Grundstufe der Geschmackserkenntnis voraus. Ebenso, dass Nektare nur akzeptabel sind, wenn purer Saft aus der entsprechenden Frucht physikalisch nicht machbar ist (Paradebeispiel Banane), und es sonst 100% Fruchtgehalt sein müssen, außerdem keine Nachsüßung.

Stufe zwei wäre dann der berühmte Eckes-Traubensaft, der für mich schon immer bevorzugte Silvester-Sekt-Alternative war. Stark gehobene Supermarktware ist auch die "Wilde Obstwiese" von Amecke in Sachen Apfel. Für Zitrusfrüchte hat Hitchcock diese Rolle inne, mein Orangen-Favorit, und das "Sunny Breakfast" ist für eben diesen Zweck ideal. Und Rewe, Real und Co bieten inzwischen einige Gourmet/Quality/bla-Sorten an, die teils nur umetikettierter Standardsuff, teils aber durchaus delikat sind.

Um echte Geschmackserlebnisse zu erringen, muss man aber über dieses Standardsortiment hinausgehen. Wer eine hohe Säuretoleranz hat und eine alkoholfreie Alternative zum Verdauungsschnaps nach dem Essen sucht, für den ist Cranberrysaft perfekt. Ich favorisiere hier den von Terschelling, ist aber natürlich in Deutschland nicht zu bekommen. OceanSpray ist indiskutabel, da meilenweit von 100% entfernt. Alternativen zum Hollandimport findet man ehestem im Bioladen, von Rabenhorst, Völkel oder Alnatura. Mildere Alternativen im Segment "dunkelrot, sauer und bekömmlich" wären Aronia, Granatapfel und Preiselbeere. Von Heidelbeere (Völkel) war ich eher enttäuscht, deutlich zu mild. Holunder ist nicht ganz meins, aber dafür ziemlich verbreitet.

Dann gibt es die Variante, durch hohe Qualität und insbesondere Sortenreinheit ganz neue Dimensionen aus bekannter Standardware wie Apfel-, Trauben- und Birnensaft herauszuholen.

Sortenreine Traubensäfte findet man ebenfalls im Bioladen, ebenso bei manchem Feinköstler. Am überzeugendsten fand ich bisher einen weißen Chardonnay von Hirschberger, ohne Sonderrabatt wäre der aber bei 10€ für 0,5l gewesen. (Ja, ich rede immer noch von Saft, nicht von Wein. ;)) Irgendwer stellt sowas auch mit expliziten Jahrgängen her.

Für sortenreinen Apfelsaft ist Van Nahmen die unbestreitbare erste Adresse, auch wenn ich sie erst vor wenigen Monaten entdeckt habe. Zu kaufen gibt es deren Zeugs hier bei einem Bioladen, einem Feinköstler und einem Edeka, es kostet großenteils 3-4€ für 0,75l. Das Sortiment umfasst an von mir probierten Sorten "Rote Sternrenette", "Schöner von Boskoop", "Kaiser Wilhelm", "Topaz", "Jonagold", "Elstar". Mein klarer Favorit ist die Renette, übrigens auch im Saft mit einer faszinierend roten Farbe. Elstar und Boskoop sagten mir wie beim Frischobst auch sehr zu, Wilhelm und Jonagold sind etwas zu süß, Topaz auch ordentlich. Noch nicht probiert habe ich "Rubinette" und "Französische Herbsrenette".

Außer Apfelsaft bietet dieser Hersteller auch noch einige andere exotische Sachen. Zwetschge habe ich schon probiert, recht interessant. Quitte steht noch im Regal. Auf Holunder und Rhabarber werde ich verzichten, die Stachelbeere hat aber mein Interesse geweckt.

Noch zum Abschluss ein allgemeines Wort dazu, warum solche Edelsäfte so toll sind: das entscheidende ist für mich, dass sie nicht nach Obstsaft schmecken, sondern nach Obst. Billiger und auch mittelklassiger Apfelsaft hat ja einen ganz bestimmten Geschmack, der mit Äpfeln an sich nicht sonderlich viel zu tun hat, ebenso bei Traubensaft und Orangensaft. Edle, insbesondere sortenreine, Säfte dagegen schmecken tatsächlich so wie eine flüssige Form des zugrundeliegenden Obstes; bei den Van-Nahmen-Apfelsäften kann man genau die Charakteristika herausschmecken, die die einzelnen Sorten auch in fest ausmachen.


So, habe ich jemandem den Mund saftig, äh wässrig gemacht, sodass er nun auch einen Einkaufsamoklauf startet? Kennt jemand die gelobten Sorten bereits? Und, am wichtigsten - wer hat noch Empfehlungen für mich über die genannten hinaus? Oder möchte mich im Gegenteil jemand für Dekadenz verurteilen? ;)

009
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Mo 5. Apr 2010, 12:53 - Beitrag #2

Hmmh, werde wohl in der Tat mal mancher der Empfehlungen folgen.

Was ich noch wüßte:
REWE Feine Welt, 100% Direktsaft Merlot Traube

Niehoffs Vaihinger, der Sauerkirsch-Nektar, entdeckt bei Vapiano, zwar nix 100%-iges aber schmeckt exakt so lecker wie früher als Oma die Sauerkirschen von den damals noch existierenden Bäumen selber eingemacht bzw. entsaftet hat.

blobbfish
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Mo 5. Apr 2010, 16:47 - Beitrag #3

Säfte sind lecker und mehr leider auch nicht. Üblicherweise ist Flüssigkeit fast jeder Art in einen spülenden Vorgang verwickelt. Sollte ich allerdings mal in der Lage sein, auch teuere Verbrauchsgüteranschaffungen in einem Rauschen bzgl. des Preises einzuordnen, ist der Konsum solcherlei Schätze nicht ausgeschlossen. Bis dahin bleib ich bei Italos. ;)

Favorit ist immernoch die Apfelschorle (aus dem Aldi). Süßlich. Die vom Edeka ist im wesentlichen sauer, die kann man trinken, aber für den üblichen Einsatz einer Schorle gänzlich ungeeignet. Und das, wo mich saure Früchte weniger stören. Schorle schweift natürlich ab. Anmerken muss ich aber, dass mir auch die Traubenschorle aus dem Aldi ganz gut gefällt, leider haben sie davon keine Anderthalb-Liter-Flaschen. Immernoch abgeschweift.

Maglor
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Di 6. Apr 2010, 23:51 - Beitrag #4

Na, ihr Pseudo-Bio-Feinköstler. :crazy:
Ich hol mir den trüben Apfelsaft von der Mosterei um die Ecke in 10-Liter-Kanistern und löse dafür gleich die Gutschein für angelieferten Äpfel ein. Der Geschmack ändert sich jeden Monat, je nach angelieferten Äpfeln. Die ersten äfe im Frühherbst sind auch noch schön sauer wegen der unreifen der Made wegen gefallenen Äpfel. Spätere Monatsernen werden deutlich süßer. Unter unten drin im Kanister sind dann all die Bröckchen trüben Saftes, die noch mal ein Extra-Glas mit Extra-Saftsorte bilden.

Ansonsten will ich noch mal ausdrück vor Rote-Beete-Saft warnen. Er ist wirklich geschmacklos, wahrscheinlich weil er keinen Alkohol enthält. :crazy:

e-noon
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Mi 7. Apr 2010, 00:57 - Beitrag #5

Wir haben das Problem jetzt so gelöst, dass wir einfach eine Obstpresse (oder wie nennt man das?) gekauft haben. Ich bin ja mal gespannt ^^

blobbfish
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Mi 7. Apr 2010, 01:18 - Beitrag #6

Tja Maglor, wir sind eben keine Landkinder. Kühe sind lila und Säfte gibt's nur in Feinkostläden. :crazy:

Lykurg
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Mi 7. Apr 2010, 07:48 - Beitrag #7

e-noons und Maglors Hinweis ist richtig: den besten Apfelsaft, den ich kenne, gewinnen meine Eltern aus den eigenen Äpfeln (lauter alte, seltene Sorten). Hält sich zwar nicht lange, aber wenn welcher da ist, läßt auch niemand ihn sich entgehen.
Ansonsten war da noch ein überaus leckeres Import-Gesöff, das Traitor gefallen könnte - da muß ich aber erst noch jemanden fragen, was das war.

Lykurg
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Fr 9. Apr 2010, 19:38 - Beitrag #8

So, inzwischen habe ich es eruieren können: Bei dem Getränk, genossen im letzten Sommer bei erheblichen Außentemperaturen, handelte es sich um einen sortenreinen roten moussierenden Traubensaft aus Südafrika, Label "LadiSmith Cellar". Ob es ein Cabernet oder ein Shiraz war, habe ich leider nicht herausbekommen, ohnehin scheinen sie ihn selbst nicht übers Netz anzubieten, und die Bestellseite, die mir gegeben wurde, existiert nicht mehr.
Schade, denn er war überaus lecker, in diesem Fall garniert mit Eiswürfeln und dekadent verfremdenderweise Limettenwürfeln.

Maglor
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Mo 19. Apr 2010, 21:13 - Beitrag #9

Kennt ihr überhaupt naturrüben Apfelsaft?
Der Saft ist ungefiltert ud meiner Meinung das entscheidende Qualitätsmerkmal.
Der klare Saft ist mir einfach zu süß.

P.S. Zum Saft-Kaufen fahre ich natürlich zur Mosterei in die Stadt. ;)

Zitat von e-noon:Wir haben das Problem jetzt so gelöst, dass wir einfach eine Obstpresse (oder wie nennt man das?) gekauft haben.

Gibt es eine vortrefflichere Methode Energie zu verschwenden, als verderbliches Obst, wohlmöglich noch aus fernen Ländern eingefogen, zu erwerben um es vor Ort auszupressen und damit das Obst zu Saft zu zerquetschen? Dieser könnte doch leichter in viereckiger, haltbarer, besser noch konzentrierer Form eingeschifft werden. :rolleyes:

Lykurg
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Mo 19. Apr 2010, 23:35 - Beitrag #10

Maglor, mein Beitrag #7 enthält da ein bißchen mehr... Bild
Und wenn du jetzt auch noch eine Höherwertigkeit eingeschiffter Zuckersaftkonzentrate gegenüber dem selbstgepreßten Saft behauptest, ... Bild

Traitor
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Sa 24. Apr 2010, 12:18 - Beitrag #11

009, den Rewe-Merlot habe ich letztens gekauft, aber noch nicht geprüft. Ganz nett ist schonmal der Blutorangen-Saft derselben Marke, "Lavaorange" geschimpft, fruchtiger als die Aldi-Variante.
Sauerkirsche ist nicht gerade mein Lieblingssaft.

blobbfish, den Sinn von Apfelschorle habe ich schon als Kind nicht erkannt, sowohl Saft als auch Wasser schmecken pur besser. Die kommt mir nur in der Gastronomie unter, wenn sie sehr viel günstiger als die puren Varianten ist, oder gezwungenermaßen bei akuter Verdurstungsgefahr an Kiosken, in Stadien etc, wo es ausschließlich Coca-Cola-Produkte gibt, denn Geld für Bonaqua auszugeben, verbietet sich selbstverständlich.

Maglor, eine Direktmosterei klingt natürlich großartig. Da im nahen Vorgebirge jeder Quadratmeter, der nicht von Spargel oder Erdbeere bewachsen ist, Äpfel trägt, hätte ich vielleicht sogar eine Chance, soetwas in der Nähe zu finden. Andererseits ist das dort alles ziemlich industriell, Sorten- und Geschmacksvielfalt ist also wohl leider nicht zu erwarten. Sehr interessieren würde mich übrigens die Frage, ob auch die Maden einen sortenabhängigen und/oder jahreszeitlichen Einfluss auf den Geschmack haben. ;)
Naturtrüben Saft an sich kenne ich selbstverständlich und trinke fast nur diesen, die im Eingangsbeitrag aufgeführten Sorten sind auch allesamt naturtrüb. Klaren nutze ich fast nur noch zur Hagebuttentee-Süßung. (Meiner wohl singulären Meinung nach weit weniger barbarisch als die naheliegendere Nutzung reinen Zuckers.)

e-noon, und, wie wurde die Spannung aufgelöst? Selbstpressen bietet sich für mich nur bei Zitrusfrüchten zum Frühstück oder Kochen an. Äpfel und anderes Obst dagegen müssen vermutlich bei relativ idealem Reifegrad zu Saft verarbeitet werden, was ich Profis eher zutraue.


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