Wein

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e-noon
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Sa 19. Mär 2011, 23:54 - Beitrag #1

Wein

Wein. Da Alkohol enthalten ist, schmeckt er mir eigentlich prinzipiell nicht, ebensowenig wie Bier oder gar Hochprozentiges. Es gibt aber bestimmte Weinsorten, die sehr angenehm süß schmecken; ich weiß nur nicht, wie ich gezielt diese finden kann. Da ich normalerweise nur Rotwein trinke, weil es das ist, was andere kaufen, wenn sie Wein trinken, war ich letzte Woche freudig überrascht über einen Weißwein, der genau die angenehme Süße hatte, die mir gefällt. Ich habe mir sogar das Etikett mitgenommen, es war ein Chardonnay Semillon aus Australien. Daher dachte ich, dass wohl Weißwein süßer ist als Rotwein, aber offenbar hat das eine mit dem anderen gar nichts zu tun, ist noch nicht einmal korrelliert. Ich habe einen anderen Chardonnay geöffnet und probiert, aber der brennt genauso wie alle anderen und erscheint mir kein bisschen süß. Liegt es an dem "Semillon" oder an dem "Australien" oder am Preis oder ist es völlig willkürlich, ob ein als "Chardonnay" bezeichneter Weißwein süß schmeckt oder nicht?

Irgendwelche Weinkenner hier? ^^

Traitor
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So 20. Mär 2011, 00:05 - Beitrag #2

Aktiv das genaue Gegenteil von Weinkenner, passiv müsste aber ein bisschen Wissen von meinen Eltern abgefärbt haben. Als generell süßere Gattung gilt nur Rosé, wobei auch das wohl nur auf die Massenware zutrifft und es im gehobenen Bereich durchaus unsüße Rosés geben soll. Zwischen Weiß- und Rotwein sollte es da, wie du feststelltest, höchstens eine leichte Korrelation von Weiße und Süße geben, aber keinen Zwangszusammenhang. Letztlich hängt es zumindest von Rebsorte und Herkunftsregion ab, aber selbst gleiche Trauben aus benachbarten Weingütern können völlig unterschiedliche Süßen haben. Jahrgangsschwankungen nicht zu vergessen, aber die sollten nur graduell etwas ändern, nicht, ob der Wein generell als süße Plörre oder viel zu herb ankommt.

Wenn du Traubenaroma und Süße magst, aber keinen Alkohol, wie wäre es dann für Anlässe, die nach etwas gehobenem verlangen, mit Edel-Traubensaft? Säfte mit definierter Rebsorte, Domäne und Jahrgang für 10€ der halbe Liter sind längst problemlos aufzutreiben und können auch wirklich verdammt lecker sein.

e-noon
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So 20. Mär 2011, 00:16 - Beitrag #3

Nach Rosé habe ich auch schon geschaut, aber der, den ich jüngst probierte, hatte zwar weniger Geschmack als der Rotwein, dafür aber nicht mehr Süße. Er war lediglich sehr blass ^^

Traubensaft kann ich gar nicht leiden, da komme ich mit Cider besser zurecht. Wenn der Preis allerdings einen enormen Unterschied macht, könnte ich dem Ganzen noch eine Chance geben. Lieber wäre mir allerdings ein Wein der geeigneten Süße, da die wenigen, die meiner Vorstellung entsprechen, dann aber meist perfekt sind, was Süße, Alkoholgehalt/geschmack und alles andere angeht.

Trinkst du eigentlich (immer noch) gar keinen Alkohol?

Traitor
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So 20. Mär 2011, 00:29 - Beitrag #4

Sicher, dass es Rosé war und kein verdünnter Rotwein? :D

Die Grundcharakteristik von Traubensaft ändert sich durch Preissprünge nicht, nur die Nuanciertheit. Wenn du bisher nur roten kennst, könntest du aber weißem eine Chance geben. Der von Aldi ist sehr süß, ganz nett, aber aussagelos. Teure können spannend sein.

Ja, weiterhin keinen, abgesehen von den unvermeidlichen Anteilen im Saft. ;)

Ipsissimus
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So 20. Mär 2011, 00:54 - Beitrag #5

grundsätzlich, die Farbe eines Weines hat absolut nichts mit seiner Süße zu tun. Selbst die Rebensorte ist dafür nur eingeschränkt zuständig.

Wenn ein Wein süß sein soll, muss er eigens dafür ausgebaut sein, bei deutschem Riesling z.B. als Auslese (ein wenig süßer), Trockenbeerenauslese (Erntegut mit Edelfäule, sehr süß) oder Eiswein (= Trockenbeerenauslese mit erstem Frost, extrem süß und teuer). Entsprechende Ausbaustufen, natürlich unter anderen Namen, gibt es für alle Farben und fasst alle Rebsorten und allen Ländern und den allermeisten Anbaugebieten.

Sprich, ohne dich zu bilden, geht da nichts.

e-noon
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So 20. Mär 2011, 00:59 - Beitrag #6

"Der von Aldi" = Chardonnay Semillon von Aldi oder ein beliebiger Weißwein von Aldi?
Sprich, ohne dich zu bilden, geht da nichts.

Das klingt nach einer sehr angenehmen Aufgabe ^^

Lykurg
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So 20. Mär 2011, 01:40 - Beitrag #7

Von Kennerschaft bin ich weit entfernt, trinke aber gern mal ein Gläschen und konnte über die Jahre auch schon ein paar edlere Weine probieren.

Ipsissimus möchte ich aber widersprechen, obwohl er sicher mehr Erfahrung hat als ich: Im Niederpreissegment finde ich Rotweine oft trockener (also herber) als Weißweine. Grundsätzlich suchst du einen "lieblichen" Wein, du könntest z.B. mal den "Mosel-Saar-Ruwer" betitelten Riesling von Aldi probieren (vermutlich der, den Traitor meint; das finanzielle Risiko hält sich da sehr in Grenzen^^).

janw
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So 20. Mär 2011, 02:49 - Beitrag #8

e-noon, Ipsi und Lykurg haben recht, es ist eine Wissen-schaft für sich, und die Bezeichnungen (lieblich=süß) sind für eine Schnellcharakterisierung hilfreich.
Traitor hat hinsichtlich der Traubensäfte ebenso recht, es liegen Welten zwischen einem sortenreinen Saft aus einem bestimmten Gebiet und aus großen Gebieten und vielen Sorten zusammengekippter Massenware, wie auch bei Apfelsaft z.B.

Ganz kurz erklärt - die Süße in einem lieblichen Wein ist, wenn nichts gemauschelt wurde, Restsüße, die nach der alkoholischen Gärung übrig ist.
Weintrauben haben auf ihrer Schale ganz nätürlich Hefepilze, und durch diese fängt Traubensaft nach dem Pressen ganz natürlich zu gären an (zur Sicherheit geben Winzer noch Hefe dazu, um irgendwelche andere Keime zu überstimmen). Der gärende Traubensaft wird Maische genannt.
Die Hefen wandeln den Traubenzucker und Fruchtzucker in der Maische in Alkohol um und gewinnen dabei Energie für sich selbst. Das tun sie, bis entweder kein Zucker mehr mit vertretbarem Aufwand für sie greifbar ist oder der Alkoholgehalt ab 13 % für sie selbst gefährlich wird.
Neben dem Alkohol entstehen bei der Gärung aus den Aromastoffen der Trauben Aromastoffe des Weines - was durch spätere Lagerung in Holzfässern usw. noch fortgesetzt wird.

Wenn der Alkoholgehalt bei 13,x% angekommen ist, ist der Wein also entweder mehr oder weniger zuckerfrei, dafür etwas säuerlich, was durch die Aromastoffe aber mehr oder weniger zu einem aromatechnischen Gesamtkunstwerk abgemildert wird, man nennt das trocken, oder er besitzt noch mehr oder weniger viel Zucker und ist dann halbtrocken oder lieblich.
Und hier wirds mauschelig.
So viel Zucker haben nämlich praktisch nur Trauben aus ganz trockenheißen Gebieten, wo die Trauben quasi als halbe Rosinen geerntet werden, oder wenn der Saft durch Frost und Edelschimmel stark aufkonzentriert ist, also eben die Beerenauslesen und Eisweine, die nur in geringen Mengen geerntet werden können.
Nun gab es mal eine Zeit, wo die Leute hierzulande gerne liebliche Weine haben wollten, und wie macht man das wohl? Man gibt zum gärenden Traubensaft noch Zucker hinzu. Hierzulande bzw. in Europa hat man diese Praxis irgendwann mal reguliert, anderswo könnte das anders aussehen.
Ob man dies mag oder nicht, muss jeder für sich wissen, letztlich ist entscheidend, was Dir am besten schmeckt. :)

Ipsissimus möchte ich aber widersprechen, obwohl er sicher mehr Erfahrung hat als ich: Im Niederpreissegment finde ich Rotweine oft trockener (also herber) als Weißweine.

Das ist denke ich eine Reaktion auf das angenommene Verbraucherverhalten der Käufer solcher Weine - für die sollten nach Ansicht der Produzenten Weißweine eher lieblich sein, Rotweine eher trocken, und so wird bei den Weißweinen entsprechend mit Zucker oder vorzeitigem Abbruch der Gärung gearbeitet, zu Lasten der Aromabildung.

Ipsissimus
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So 20. Mär 2011, 02:53 - Beitrag #9

das will ich auch gar nicht bestreiten, Lykurg, aber es ändert nichts an meiner Aussage. Das von dir beschriebene Phänomen ist Folge von Verbraucherverhalten. Davon abgesehen, Lambrusco ist eine der meistverkaufften Aldi-Sorten, vorzugsweise in der anderthalb-Liter-Flasche^^

/edit Jan war schneller^^ volle Zustimmung zu seiner Darlegung^^

009
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So 20. Mär 2011, 07:06 - Beitrag #10

Um "saures" zu vermeiden und "süßes" zu erzielen, solltest Du (um oben verstreute Infos kompakter darzustellen) bedenken:
e-noon <=> weinisch:
brennt <=> trocken* / dry
geht <=> halbtrocken (finde ich zB bei Sherry schon ganz gut)
süß <=> lieblich (wie bei Frauen - wo die einen banal von süß reden, schwärmen die anderen von ihrer Lieblichkeit^^)

Feinkost Albrecht hat gerade im Vergleich zu Lidl ein doch deutlich größeres Sortiment - bekommt gelegentlich auch Auszeichnungen - mancher Weinkenner findet die Sachen dort gar nicht mal so übel - und es gibt zumindest einige kleinere Flaschen bzw. Probiergrößen.

Mehr Weine, mehr Fachberatung, leider nicht unbedingt mehr Probiergrößen und eben auch teils Preise, wo ich mich frage, bis zu welchem Qualitätsunterschied mein Gaumen überhaupt mitkäme, bieten größere Fachabteilungen in großen Super-/Verbrauchermärkten sowie der Wein-Fachhandel, von dem es in größeren Städten wie Köln immer gleich mehrere, mal als Filialen von Ketten, mal als Einzelkämpfer, gibt.

Zumso geniessen neige ich eigentlich auch eher zu lieblich, aber trocken hat, gerade je nach Essen dazu, auch etwas für sich.

Was halten denn die erfahreneren Weintrinker von Marken wie Bongeronde und Viala? Ich "verstehe" die nicht, dachte ehr Wein wird nach Herkunft oder/und Anbau benannt, weil wohl Geschmacksunterschied machend auch nach Jahrgang unterschieden. Und eher nur als Untertitel wird dann der "Hersteller", also Winzer genannt.
Sind die genannten Marken (die ich aus der Werbung erinnere, weiss noch nicht mal, ob es weitere Marken im Weinbereich gibt) eigentlich Wein im obigen Sinne? Oder eher "Markenweine", die wie "normale" Schokolade immer so hergestellt werden, dass sie möglichst gleich schmecken? Und die richtigen Weine sind dann das, was om Vergleich Schokolade mit Jahrgang und dezidierter Herkunft der Kakaobohnen ist?

Aus miterlebter Erfahrung im Familienkreis: nicht jeder Wein (Weinart), den es in Stadt x gibt, wird es auch in Stadt y oder überhaupt Land z geben. Und einzelne Jahrgänge können wohl genauso deutliche Unterschiede machen wie es friustriert, wenn ein herausgefundener (herausgeschmeckter) Wein plötzlich nicht mehr in den üblichen Läden zu finden ist.

E: während mein Gaumen eher schonmal keinen Unterschied zwischen der 1,99-Flasche von Feinkoist Albrecht und der ähnlichen, aber 8-10.- teuren Flasche aus dem fachhandel schmeckt, merke ich, ohne ihn jetzt beschreiben zu können, einen doch deutlichen Qualitäts-/Geschmackseinbruch bei den ganz billigen Weinen im Tetrapack.
______
* Warum ein Getränk, mithin eine Flüssigkeit, sich durch die Eigenschaft trocken auszeichnen kann, will ich sprachlich nicht wirklich begreifen.

Traitor
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So 20. Mär 2011, 12:36 - Beitrag #11

"Der von Aldi" ungleich "Mosel-Saar-Ruwer", sondern gleich "Rio d'Oro weißer Traubensaft", ich war noch bei Nonalkoholika. ;) Einige Aldi-Weine habe ich aber auch durchaus schon von Leuten, die sonst eher zum Direktimport aus ausgesuchten Châteaus neigen, als trinkbar bezeichnet gehört. Die halten allerdings alle wiederum gar nichts von Lieblichkeit, taugen hier also nicht für Empfehlungen.

Jans Ausführungen, dass nördliche Nicht-Spätauslesen eigentlich nicht süß sein können sollten, decken sich mit meinem Sekundärwissen, dass deutsche Weine doch größtenteils eher als säuerlich-herb-trocken-wai gelten. Speziell um Dollendorfer sollte e-noon wohl besser einen Bogen machen, obwohl er geographisch naheliegend wäre.

009, "trockener" Wein muss dann wohl zu 90% aus Kork bestehen. ;)

Lykurg
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So 20. Mär 2011, 12:44 - Beitrag #12

Ipsissimus, das stimmt natürlich, naheliegend wäre, daß in jüngerer Vergangenheit ich mehr Supermarktweine probiert habe als du und insofern auf diesem wenig erstrebenswerten, klar abgegrenztem Fachgebiet mehr aktuelle Informationen habe. ;) Insofern tatsächlich kein Widerspruch, und natürlich ist das ein Marktverhalten, wie auch im von mir mehr oder weniger überblickten Zeitraum auch die Massenweine zunächst immer trockener wurden, jetzt aber Anzeichen einer Gegenbewegung erkennbar sind.

Traitors referierte Einschätzung kann ich aus Bekanntenkreisen bestätigen, wobei ich teilweise auch den ketzerhaften Eindruck habe, Trockenheit und Güte würden von manchen verwechselt bzw. das eine als Anzeichen für das andere genommen.^^

Ipsissimus
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So 20. Mär 2011, 14:33 - Beitrag #13

Zustimmung, Lykurg^^

das Problem bei Aldi als Weinhändler ist das der "großen Zahl". Aldi kauft in riesigen Mengen ein, und erhält dann natürlich entsprechende Preisnachlässe seitens der Erzeuger. Daher ist es in der Tat so, dass im Aldi-Sortiment immer wieder Chargen auftauchen, bei denen man in einem normalen Weinhandel fünf bis zehn Euro, bei einzelnen Sorten auch darüber hinaus, mehr zahlen müsste. Allerdings gibt es da keine Garantie, dass der gleiche Wein, gleicher Jahrgang, zwei Wochen später zum gleichen Preis angeboten, dasselbe Niveau noch mal erreicht, einfach weil er von einer anderen Charge stammt. Somit ist Weinkauf bei Aldi immer auch ein Spiel für Hasardeure^^

e-noon, belasse es beim gelegentlichen Genuss^^ oder spare schon mal ein bisschen, denn wenn du dich richtig in die Weinkunde hinein trinken willst, ein überaus angenehmes Hobby^^ brauchst du erstens viele Flaschen, und zweitens, dein Anspruch wird innerhalb von zwei Jahren irreversibel von den 3 Euro Flaschen zu den 50+ Euro Flaschen steigen^^ und dein Geschmack wird von dem süßen Suddelzeug zu Weinen voran schreiten, die du heute vielleicht als Essig bezeichnen würdest^^ es gibt natürlich herausragende süße Weine, so ungefähr ab Preisen von 250 Euro die Flasche aufwärts. Aber in bezahlbaren Preisregionen, zwischen fünfzig bis 100 Euro die Flasche, sind abgrundtief trockene Weine ihren "lieblichen" Pendants normalerweise abgrundtief überlegen hinsichtlich Bouquett, Fruchtigkeit, Geruch, Farbe, Zunge, Abgang, und in beinahe jeder erdenklichen Hinsicht^^

janw
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So 20. Mär 2011, 15:08 - Beitrag #14

Zitat von 009:Um "saures" zu vermeiden und "süßes" zu erzielen, solltest Du (um oben verstreute Infos kompakter darzustellen) bedenken:
e-noon <=> weinisch:
brennt <=> trocken* / dry
geht <=> halbtrocken (finde ich zB bei Sherry schon ganz gut)
süß <=> lieblich (wie bei Frauen - wo die einen banal von süß reden, schwärmen die anderen von ihrer Lieblichkeit^^)

Ganz so einfach ist es denn doch nicht, zumindest bei den roten (die ich bevorzuge) kann trocken einen scharfen Chianti beschreiben, wie auch einen runden fruchtigen, vielleicht etwas herben Barolo oder Montepulciano, Dornfelder fallen mal so mal so aus. Wer Himbeeren mag, sollte mal einen Trollinger probieren.
Bei Weißweinen ist es ähnlich, auch da kann trocken alles zwischen scharf und spritzig und aromatisch beschreiben, z.B. als Pinot grigio oder in Franken.

Was halten denn die erfahreneren Weintrinker von Marken wie Bongeronde und Viala? Ich "verstehe" die nicht, dachte ehr Wein wird nach Herkunft oder/und Anbau benannt, weil wohl Geschmacksunterschied machend auch nach Jahrgang unterschieden. Und eher nur als Untertitel wird dann der "Hersteller", also Winzer genannt.
Sind die genannten Marken (die ich aus der Werbung erinnere, weiss noch nicht mal, ob es weitere Marken im Weinbereich gibt) eigentlich Wein im obigen Sinne? Oder eher "Markenweine", die wie "normale" Schokolade immer so hergestellt werden, dass sie möglichst gleich schmecken? Und die richtigen Weine sind dann das, was om Vergleich Schokolade mit Jahrgang und dezidierter Herkunft der Kakaobohnen ist?

Die Sache mit den Anbaulagen und Jahrgängen ist eine ziemlich deutsche Angelegenheit, in den anderen Ländern werden eher Anbauregionen unterschieden, bei großen Einzelbetrieben wie den französischen Chateaux eben die Anbauflächen des Betriebes.
Das hat auch einen triftigen Grund, nämlich, daß Deutschland klimatisch eher eine Grenzregion für Weinbau ist und der Wein meist an ziemlich steilen Hängen auf wechselnden Gesteinen angebaut wird.
Hier sorgt dann die Reaktion der Weinstöcke auf die wechselnden Bedingungen der Jahre zusammen mit dem jeweiligen Gestein (klüftiger Kalkstein, wärmespeichernder Vulkanschiefer, trockener Buntsandstein und die jeweilige Kontinentalitätslage für sehr unterschiedliche Gehalte der Trauben an Zucker und Geschmacksstoffen, welche in den großflächiger klimatisch und bodenmäßig einheitlichen Weinbaugebieten in Frankreich, Italien und Spanien eben weniger differenziert sind.
Wobei aber nur ein Teil des Weines derart lagenrein abgefüllt wird, ebenso gibt es regional zusammengetragene Weine, die dann als Qualitätswein verkauft werden, analog z.B. zu französischen Cotes du Rhone, Vin de Pays oder so (wobei hier vielleicht noch Unterschiede bestehen bezüglich der Rebsortenmischung, das wird von Land zu Land unterschiedlich liberal gehandhabt).

Bongeronde und Viala sind dann nochmal überregional (müsste vielleicht aus dem Etikett hervorgehen) zusammengegossene Weine, die dadurch zwar nicht mehr typisch nach etwas bestimmtem schmecken, aber nicht schlecht schmecken müssen. Notfalls kann man damit noch kochen.

Natürlich werden diese Massenweine geschmacklich auf eine längerdauernde Verkaufbarkeit hin gesteuert, d.h. auf die Aufrechterhaltung einer "gewohnten" Aromanote.

Bei den Bordeauxweinen wird aber nach deutschen Maßstäben auch viel gemischt, nämlich nicht nur Rebsorten, sondern auch Jahrgänge.
Ziel ist hier die Einhaltung eines individuellen Stils des entsprechenden Betriebes.

Warum ein Getränk, mithin eine Flüssigkeit, sich durch die Eigenschaft trocken auszeichnen kann, will ich sprachlich nicht wirklich begreifen.

Vielleicht, weil die in einem trockenen Wein teils deutlicher hervortretenden Gerbstoffe den Speichelfluss etwas hemmen, während Zucker diesen etwas fördert -?

Zitat von Lykurg:wobei ich teilweise auch den ketzerhaften Eindruck habe, Trockenheit und Güte würden von manchen verwechselt bzw. das eine als Anzeichen für das andere genommen.^^

Wobei das statistisch vielleicht sogar hinkommt - das Problem liegt, wenn ich es richtig verstehe, darin, daß es mehr Kunstfertigkeit braucht, einen lieblichen jungen Wein zu einem wirklich guten lieblichen Wein auszubauen.

Zitat von Traitor:Jans Ausführungen, dass nördliche Nicht-Spätauslesen eigentlich nicht süß sein können sollten, decken sich mit meinem Sekundärwissen, dass deutsche Weine doch größtenteils eher als säuerlich-herb-trocken-wai gelten. Speziell um Dollendorfer sollte e-noon wohl besser einen Bogen machen, obwohl er geographisch naheliegend wäre.

Bis in die 80er Jahre wurden Weißweine in Deutschland oft durch Zuckerzusatz lieblich gemacht, weil "der Kunde es so wollte". Das hat sich mit dem Glykol-Skandal etwas gegeben zugunsten einer Herausarbeitung der speziellen Noten der Lage und Rebsorte.

Das ganze wird dadurch noch etwas verkompliziert, daß die beherrschende Weißweinsorte der Riesling ist, der, wenn ich es richtig verstehe, zu dieser besagten Spritzigkeit und Schärfe neigt, wenn er trocken ausgebaut wird, zum anderen dürfte Dollendorf von seinem Lokalklima im Weinberg durchaus submediterrane Züge aufweisen, aber da wird dann im Sommer der Wassermangel zum Verhängnis. Kein Wasser, keine Zuckerbildung.
Da ist dann ein submediterraner Weinberg mit tiefliegenden Grundwasserströmen im Vorteil - oben heiß, aber kein Dürrestress. Dafür aber dann auch weniger fruchtige Aromanoten, denn die Phenole werden gerade als Stressantwort gebildet.

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So 20. Mär 2011, 15:20 - Beitrag #15

Die Sache mit den Anbaulagen und Jahrgängen ist eine ziemlich deutsche Angelegenheit, in den anderen Ländern werden eher Anbauregionen unterschieden, bei großen Einzelbetrieben wie den französischen Chateaux eben die Anbauflächen des Betriebes.
Zumindest in den Regionen Frankreichs, wo ich mich etwas auskenne, Medoc und Côte d'Azure, wird von den besseren Abfüllern durchaus sehr auf Jahrgänge geachtet, und diese sollen sich auch geschmacklich sehr unterscheiden. Ein Jahrzehntsommer wie 1995 (oder war's 98?) kann da auch locker eine Preisverdopplung oder mehr zum Jahrgang davor und dahinter bedeuten.

Die sprichwörtliche Dollendorfer Säure wird meines Wissens gerade mit der Nonmeditteraneität, also dem zu kurzen Sommer, erklärt, es ist ja schließlich das nördlichste "große" Weinanbaugebiet und klimatisch wirklich hart an der Grenze.

Ipsissimus
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So 20. Mär 2011, 15:49 - Beitrag #16

die "regionaltypischen" Weine ohne Jahrgang kamen erst vor etwa 20 Jahren mit Gallo nach Europa und sind eine typisch amerikanische Erfindung. In Europa wurden sie nicht ernst genommen, und selbst im Massenmarkt hatte Gallo erst signifikante Erfolge, als er Jahrgangsweine anbot. Für hochwertige Weine ist die Jahrgangsreinheit ein Muss, egal in welchem Anbaugebiet; zumindest im europäischen Markt braucht der Wein ansonst gar nicht erst angeboten zu werden.

Wie alles, hat sich allerdings auch diese Wahrheit mittlerweile der Geldknappheit der privaten Haushalte gebeugt.

janw
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So 20. Mär 2011, 21:03 - Beitrag #17

Ipsi, meines Wissens kann aber eine Cuvee für einen Bordeaux-Wein mehrere Jahrgänge umfassen, oder irre ich mich ? Oder ist das auch eine von diesen neuen Entwicklungen?

Traitor, hast wohl recht hinsichtlich der Jahrgänge, hinsichtlich der räumlichen Differenzierung gibt es in Frankreich auch die Nennung des Dorfes als Lage, aber wohl nicht so differenziert wie hierzulande.

Hinsichtlich Dollendorfs wirst Du recht haben, als Westlage ist das sicher nicht mehr mittelmeerig. Wahrscheinlich sorgt der, ich schätze mal Schiefer, im Untergrund für eine gewisse Wärmespeicherung, durch die dann genug Zucker für einen noch trinkbaren Wein gebildet wird.

e-noon
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Mo 21. Mär 2011, 19:36 - Beitrag #18

Danke für die vielen Antworten ^^

Zitat von Ipsissimus:es gibt natürlich herausragende süße Weine, so ungefähr ab Preisen von 250 Euro die Flasche aufwärts. Aber in bezahlbaren Preisregionen, zwischen fünfzig bis 100 Euro die Flasche, sind abgrundtief trockene Weine ihren "lieblichen" Pendants normalerweise abgrundtief überlegen hinsichtlich Bouquett, Fruchtigkeit, Geruch, Farbe, Zunge, Abgang, und in beinahe jeder erdenklichen Hinsicht^^
Ich werde mich an deinen Rat halten, neue Bedürfnisse brauche ich nicht ^^ Lediglich die alten sollen befriedigt werden, und das war ja in der Vergangenheit schon möglich.

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Mo 21. Mär 2011, 22:49 - Beitrag #19

Tja, ich traue mich mal als letztlich doch noch Neuling durchaus erfreut festzustellen: "....es ist Matrix hier." ;-)

Es ergab sich übrigens, dass ich die Tage auch ein paar Schlucke des australischen Chardonnays in der kleinen Flasche von Feinkost Albrecht probieren konnte - trocken, aber schon lecker und nicht wirklich brennend zumidnest für mich.

@e-noon: wieso nicht einfach genau den, der Dir so schmeckte, nochmal kaufen?

e-noon
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Mo 21. Mär 2011, 22:56 - Beitrag #20

Der gut geschmeckt habende war ein Geschenk; ich habe zwar das Etikett noch, aber noch nicht die entsprechende Flasche dazu gefunden. Wenn, müsste ich die wohl auch in England suchen und habe einige Zweifel, ob sie auch hier erhältlich ist; werde mich aber hier weiter umschauen. ^^

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