Seite 1 von 1

Umweltschutz, spezifischer Wärmedämmung und Nebenwirkungen

BeitragVerfasst: Mo 16. Mai 2011, 18:31
von Lykurg
Eben stieß ich auf diesen schon etwas betagten SpOn-Artikel zu verschiedenen Fehlentwicklungen im Umweltschutz. Besonders fasziniert hat mich daran das Beispiel Wärmedämmung, ein Abschnitt, der darauf hinweist, daß Dämmung zu Schimmel und Algenbildung führen kann, also ein Gesundheitsrisiko darstellt, außerdem aber bei Altbauten historische Substanz sowohl innerlich als auch äußerlich zerstört, gleichzeitig aber der Einspareffekt gering ist, da man zu Schimmelbekämpfung und Luftverbesserung eben doch wesentlich mehr lüften muß als vor der Dämmung.
Spätestens im Jahr 2050 soll es in ganz Deutschland eigentlich nur noch klimaneutrale Gebäude geben, so hat es die Bundesregierung kürzlich in einem "Energiekonzept" beschlossen, ein in jeder Hinsicht ehrgeiziges Vorhaben. "Wenn wir das ernst nehmen, dann müssten wir die halbe Stadt abreißen", seufzt Weimars Oberbürgermeister Stefan Wolf.

Zum Glück gibt es ja die Baustoffindustrie. Mit ihren Platten und etwas gutem Willen lässt sich jede Behausung in ein Niedrigenergiehaus umwandeln, auch Goethes Wohnhaus am Frauenplan. Es sieht danach nur etwas anders aus.
Hat jemand von euch Erfahrungen damit gemacht, die etwa zum Lebensgefühl einen Eindruck geben, oder konkret mit Schimmel etc.?

BeitragVerfasst: Mo 16. Mai 2011, 22:51
von Traitor
Ja, mit Schimmel habe ich in meiner letzten Wohnung negative Erfahrungen gemacht. Dort, und auch in fast allen mir bei Recherche untergekommenen anderen Einzelfällen wie allgemeinen Darlegungen, lag/liegt es an der Kombination aus modernen, dicht schließenden Fenstern und weitgehend ungedämmten Wänden. Wenn in Alt- bis Mittelneubauten Wände und Fenster beide gleich undicht sind, gibt es sowohl einen gewissen, halbwegs konstanten Luftaustausch als auch (stärkerer Effekt) Anpassung der gesamten Außenfläche an die Außentemperatur, was zu Heizmehrbedarf führt, aber auch ganz gut gegen Feuchtigkeit hilft (bzw. sie zumindest gut verteilt). Sind aber die Fenster erneuert (was in sehr großen Teilen des Gebäudebestands längst gemacht wurde, da vergleichsweise billig), so sammelt sich die Feuchtigkeit verstärkt da, wo noch die Kälte von außen anliegt, also an den Wänden, bevorzugt in Ecken und Kanten.
Konsequente Dämmung auch der Wände sollte das Schimmelproblem also üblicherweise wieder weitgehend beseitigen, somit kein systematisches Hindernis gegen eine große Sanierungskampagne sein. Dann braucht es zwar eine recht genau kalkulierte Lüftdisziplin, um die zwar wieder gleichmäßig verteilte, aber immer noch gestaute Feuchtigkeit loszuwerden, ohne dabei zuviel Wärme zu verlieren, aber die üblichen Empfehlungen von dreimal täglich 5 Minuten bis fünfmal täglich 10 Minuten oder so sind energetisch definitiv kein großer Rückfall zurück zu Dauerzugzeiten.

Finanzielle und denkmalschützlerische Bedenken sind aber noch eine ganz andere Sache. Gerade in Bezug auf Denkmäler sollte man realistisch sein und lieber ein paar Schmuckstücke ungedämmt dampfen lassen, für die entsprechenden Investitionsmittel dafür lieber mehr bei Industrie, Verkehr und Elektrogeräten einsparen.

BeitragVerfasst: Mo 16. Mai 2011, 23:20
von 009
Ich lann Traitor nur zustimmen, anders als im Elternhaus ist hier (neue Fenster, mittelneusanierter Bau) schon eine gute Lüftungs-/Heizdisziplin nötig.
Aber der optische Effelkt an den Auenfassaden scheint sich mir etwas zu reduzieren, des offenbar effizientere Platten gibt - sprich das was drangeklebt wird heute dünner ist als "früher" und so zB Fenster optisch nach einer heutogen Dämmung weniger tief in der Mauer hängen als bei Maßnahmen von vor 15 Jahren zB.

BeitragVerfasst: Sa 21. Mai 2011, 15:35
von Maglor
Bei Altbauten, bei denen aus Denkmalschutzgründen die Fassade erhalten bleiben soll, ist es wahrscheinlich sinnvoller die alten, undichten Fenster zu behalten.
Ansonsten stimme ich mit Traitor überein: Eine Dämmung ist nur als Gesamtkonzept wirklich sinnvoll, also Fenster, Wände ggf. noch Dach.

Vor der Dämmung musste im Haus nicht so oft gelüftet werden, da die Fenster undicht sind und stets Luft durchließen. Typischerweise zieht Fensterrahmen und Fensterbank immer etwas Luft hindurch. Das Phänomen ist auch an anderes Stellen alter Fenster zu beobachten.

Im Einzelfall ist noch zu prüfen, ob eine tatsächliche Energie- und Geldersparnis eintritt. Bei der Fensterproduktion ebenso wie bei der Herstellung der Dämmstoffe werden Energie und Rohstoffe verbraucht. Für die anfallenden Kosten könnte man natürlich viele Jahre heizen. :rolleyes:

BeitragVerfasst: Sa 21. Mai 2011, 21:33
von Lykurg
Ja, Kosten-Nutzen-Rechnungen wären insbesondere bei Altbauten mit nicht allzu wertvoller Bausubstanz interessant. Ich bin nun wirklich kein Freund des Abreißens, aber wenn eine Baumaßnahme sich auch längerfristig nur dank üppiger Subventionen trägt, bin ich sehr skeptisch gegenüber dem Sinn dieses nachträglichen Dämmens. Neben der Herstellung der Dämmstoffe und dem (zusätzlichen, da vermutlich nicht einkalkulierten) Energieverbrauch durch notwendiges Lüften wäre auch an den Arbeits- und Zeitaufwand zu denken, der dafür erforderlich ist, regelmäßig die Räume zu lüften, damit die Wand nicht schimmelt. Gesamtgesellschaftlich dürfte da einiges zusammenkommen...