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Wo die Liebe hinfällt...?

BeitragVerfasst: Mo 15. Aug 2011, 22:00
von janw
Der Spitzenkandidat der CDU in Schleswig-Holstein, Christian von Boetticher (40), ist zurückgetreten, nachdem bekannt wurde, daß er eine Liebesbeziehung mit einer 16-Jährigen eingegangen war.
Die Beziehung bestand offenbar mit Wissen und Zustimmung des Umfeldes der 16-Jährigen.

Wie seht Ihr das, ist solch eine Liebesbeziehung aufgrund des Altersunterschiedes zwangsläufig abzulehnen, oder folgt der Druck der Basis antiquierten oder gar rückwärtsgewandten Maßstäben?

BeitragVerfasst: Mo 15. Aug 2011, 22:08
von Anaeyon
Ich denke, dass man das pauschal einfach nicht festlegen kann.

Ich weis von mir, dass ich mit 16 wohl durch eine Beziehung mit einer 40-Jährigen nicht mehr oder weniger Schaden genommen hätte, als durch eine mit einer Gleichaltrigen.
Und man kann sich bestimmt auch als älterer Mann ohne böse Absichten in eine 16jährige verlieben. Nur schätze ich da einfach mal, dass prozentuell die meisten 40jährigen mit 16jährigen eher nicht vorrangig Liebe im Sinn haben.

Wäre ich Vater, würde ich so einen Typen wohl doppelt und dreifach überprüfen und möglicherweise so eine Beziehung sogar strikt verbieten, aber natürlich nicht aus moralischen Gründen sondern aus Sicherheitsbedenken. Das Alter wäre mir total egal, aber das, was das Alter über die beteiligten Personen aussagt, nicht. Ob das Umfeld zustimmt oder nicht halte ich für ziemlich egal, denn ich gehe davon aus, dass die meisten Eltern nicht in der Lage sind, sowas einzuschätzen.

Wie ist das eigentlich gesetzlich geregelt, derzeit. Wer darf mit wem?

BeitragVerfasst: Mo 15. Aug 2011, 22:29
von Maglor
... wenn er ein dickes Auto hat und ein schnelles Portmonee. :rolleyes:
Ansonsten klingt sowas immer sehr seltsam, wegen der verschiedenen Lebenswelten.
Wir sehen uns dann nach der Schule. ;)
Haus, Kinder, Riesterrente ... jetzt oder nie? :rolleyes:

Dass der Parteifunktionär nur wenige Monate mit dem Mädchen "zusammen" war, spricht für den pubertären Charakter der Geschichte.

BeitragVerfasst: Mo 15. Aug 2011, 22:44
von Lykurg
Es hieß in diesem Fall, es sei legal gewesen, was mich überrascht, ich dachte, es gäbe bei 16-18jährigen irgendwie einen Übergangsbereich, der wie auch immer schützend wirkt, das ist aber nicht der Fall.
Habe jetzt nachgesehen - ein solches Schutzalter gilt nur für Personen, die jünger sind als 16 Jahre - sie dürfen mit Partnern, die über 21 sind, nur Sex haben, wenn kein Abhängigkeitsverhältnis ausgenutzt wurde und es sich nicht um eine Betreuungs-/Schutzbefohlenensituation o.ä. handelt. Abgesehen vom letzten Fall ist eine Anzeige der Erziehungsberechtigten des Minderjährigen erforderlich, damit eine Strafverfolgung eintreten kann.

Abgesehen von der rechtlichen Situation finde ich den Fall zwar irgendwie anrüchig und kann aus wahlkampftechnischen Gründen bzw. wegen einer sicherlich deutlich kritischeren Wählerschaft nachvollziehen, daß er als Spitzenkandidat nicht mehr tragbar ist, habe aber, wenn die beiden sich lieb(t)en, kein echtes Problem damit. Anders wäre vielleicht schöner, aber derartiges kann man sich selten aussuchen. Ich hatte auch gedacht, die kurze Haltbarkeit des ganzen sei, auf sie bezogen, wohl eher alterstypisch und Inkompatibilität angesichts der Differenz, tatsächlich hörte ich jetzt aber, er habe sich aus Rücksicht auf die politische Karriere von ihr getrennt. Und das finde ich mehr als fragwürdig, das ist die wirkliche Sauerei daran.

BeitragVerfasst: Di 16. Aug 2011, 12:05
von Ipsissimus
die Beziehung bestand wohl nur im Jahr 2010; Boetticher war also 39 Jahre alt, mithin 23 Jahre älter als seine Geliebte und selbst in jedem Fall in einem Alter, in dem schiere Lebenserfahrung, wenn schon nicht politische Intelligenz, gesagt haben könnte, dass er damit nicht durchkommt, sobald es öffentlich wird. Da ich nicht annehme, dass er gänzlich debil ist, hat er also Vabanque gespielt und verloren. Darüber, wie es um den Geisteszustand eines Menschen bestellt ist, der bei diesem Altersunterschied und einer Partnerin in dieser Altersklasse ernsthaft von "Liebe" spricht, will ich erst gar nicht zu spekulieren beginnen. Allein schon aufgrund der Lebenserfahrung wäre das ein Abhängigkeitsverhältnis geworden, wenn es angedauert hätte, selbst wenn formal keine Abhängigkeit vorläge.

Also, von Seiten Boettichers: pure Dummheit, hochgradig unreflektiert, wahrscheinlich aufgrund einer uneingestandenen Neigung zu einem lolitahaften Beuteschema.

Seitens der Öffentlichkeit: kleingeistiger Mief. Missgunst. Bornierte Moral.

BeitragVerfasst: Di 16. Aug 2011, 21:02
von janw
Beziehungen dieser Art sehe ich aufgrund der in ihnen liegenden Gefahren der Abhängigkeit und der Behinderung eigener Entwicklung durch selbstbestimmten Erfahrungsgewinn grundsätzlich skeptisch. Ob Liebe dabei aber unmöglich sei, bin ich mir nicht so sicher, Verliebung kann IMHO immer in Liebe münden, und warum soll dabei nicht auch mal Verantwortungsbewusstsein auf Selbstbewusstheit treffen können?

Die Art, wie es hier gelaufen ist, ist aber für mich inakzeptabel - die Beziehung, oder wie man es nennen will, der politischen Karriere wegen abzubrechen, ist die nächste Stufe der Unverantwortlichkeit, wenn man schon das Eingehen der Beziehung unverantwortlich nennen will.
v. Boetticher verwechselt offenbar Verliebtheit mit Liebe und hat für mein Empfinden hier mit den Gefühlen seiner Partnerin gespielt.

BeitragVerfasst: Di 16. Aug 2011, 21:25
von Maglor
Zitat von Lykurg:Es hieß in diesem Fall, es sei legal gewesen, was mich überrascht, ich dachte, es gäbe bei 16-18jährigen irgendwie einen Übergangsbereich, der wie auch immer schützend wirkt, das ist aber nicht der Fall.

Eine derartige Verbindung durch und durch legal. Eine 16-Jährige kann nach deutschem Recht sogar ohne größere Hindernisse einen 40-Jährigen heiraten.

Ansonsten möchte vor der vorschnellen Deutung solcher Konstellationen warnen. Wer da wen ausnutzt, ist im Einzelfall zu prüfen.
Gloria von Thurn und Taxis war auch erst süße 20 als sie dem alten Post-Fürsten das Ja-Wort gab. :rolleyes:

Was die öffentliche Wahrnehmung betrifft:
Kontakte zu Minderjährigen zu unter 18-Jährigen scheinen eines letzten Tabus zu sein, vielleicht auch ein neues. Ansonsten scheint ein großer Altersunterschied zum Status gewisser Kreise potenter Männer dazuzugehören.

Ansonsten ist schon fast überraschend, dass mit dem Liebesleben in der CDU noch Politik gemacht werden kann. Ich dachte nach Ole von Beust und Christen Wulff ist dort jetzt auch alles erlaubt. :crazy:

BeitragVerfasst: Di 22. Nov 2011, 20:29
von e-noon
Wenn es von seiner Seite aus Liebe war oder etwas, das dem zumindest gleichkommt, dann hätte er ja durchaus warten können. Allerdings wusste er offenbar nicht, dass sie 16 war (etwas anderes zu behaupten, wäre allerdings auch dumm, beispielsweise "Ich hatte keine Ahnung, dass sie 16 war, ich hätte sie auf 14, 15 geschätzt...").

Zitat von Wikipedia:Von Boetticher nahm in dem BamS-Interview auch noch einmal zum Altersunterschied zwischen ihm und der 16-Jährigen Stellung und erklärte, dass er vom jugendlichen Alter der Minderjährigen, das er auf Mitte 20 geschätzt habe, wegen der „sehr intelligenten Kommentare“ zu seinen Äußerungen „völlig überrascht“ gewesen sei. Die 16-Jährige sei „für ihr Alter wirklich geistig sehr reif“ gewesen, so dass er mit ihr „auf Augenhöhe“ habe kommunizieren können.

BeitragVerfasst: Di 22. Nov 2011, 23:28
von Lykurg
Auch da wäre natürlich die Frage, was das über ihn aussagt; ob etwa ihre Begeisterung für seine Aussagen ihn von ihrer Reife überzeugte, und wenn diese Kommunikation auf Augenhöhe wirklich für sie spricht, hat sie ja vielleicht eine steile politische Karriere vor sich. Bild

BeitragVerfasst: Di 22. Nov 2011, 23:59
von e-noon
Ob es wahr ist, wäre die erste Frage. Ich denke aber schon, dass ein halbwegs normales Umfeld eingegriffen hätte, wenn sich irgend etwas zweifelhaftes ereignet hätte. Insofern hätte das auch nicht das Ende seiner Karriere bedeuten müssen; er hat ja nichts ungesetzliches getan und, allem Anschein nach zumindest, auch nichts unethisches.