Isländer Weltmeister im Lesen?

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janw
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Mi 12. Okt 2011, 12:48 - Beitrag #1

Isländer Weltmeister im Lesen?

In diesem Jahr ist Island zu Gast auf der Frankfurter Buchmesse, und plötzlich ist aller sich kultiviert gebender Orten zu lesen, die Isländer seien das Volk mit der höchsten Leserate wie auch des größten Anteils an Buchautoren.
Ist dem wirklich so, oder ist dies nur wieder eine durchgekaute mediale Erfindung? Wie konnte diese interessante Tatsache vorher verborgen bleiben - etwa, weil vorwiegend Isländer auf Isländisch für Isländer schreiben über Stoffe, die nur für Isländer interessant sind?

e-noon
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Mi 12. Okt 2011, 13:58 - Beitrag #2

Klingt alles sehr plausibel.

Weitere, spontan erfundene Begründungen:

- Es gibt so wenige Isländer, dass auch nur ein einziger Isländischer Analphabet die Analphabetenquote Islands auf die eines Entwicklungslandes erhöhen würde.
- Alle isländischen Autoren kennen einander und bestärken sich gegenseitig in ihrem Wunsch, isländische Bücher zu schreiben.
- Sowieso kennen alle Isländer einander und tauschen, um die Nestwärme auf ihrer frostigen Insel zu erhöhen, gerne Bücher untereinander.
- Was soll man in Island auch anderes tun als lesen?
- ... oder schreiben?
- Island zieht eher wenige Migranten aus weniger alphabetisierten Ländern an.
- Wer einmal unter großen Mühen die isländische Sprache erlernt hat, wird es sich nicht nehmen lassen, sie auch zu nutzen.
- Wenn es im Winter arg kalt wird, lassen sich Bücherstapel besser als Notebooks für ein gemütliches Herdfeuerchen nutzen. Entsprechend braucht man im Frühjahr neue Bücher.


Wikipedia sagt:

Zitat von Wikipedia:Beispiele für den Stand der Alphabetisierung ausgewählter Länder

Im Human Development Report 2007/2008 veröffentlichte das UNDP z. B. folgende Daten:

Hochentwickelte Länder:

Island > 99 %, Rang 1 in der HDI-Liste
Schweiz > 99 %, Rang 7 in der HDI-Liste
Österreich > 99 %, Rang 15 in der HDI-Liste
Deutschland > 99 %, Rang 22 in der HDI-Liste

Lykurg
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Mi 12. Okt 2011, 16:57 - Beitrag #3

Einen Nobelpreisträger haben sie aufzuweisen, Haldor Laxness, irgendwas hab ich von dem auch mal gelesen, weiß aber nicht mehr, was, hat mich auch nicht so richtig angesprochen.^^ Aber ja, es ist eine sehr erzähllastige Kultur, dazu mit einem extremen Familienbewußtsein, und da (so hörte ich gerade in einem Interview) dort buchstäblich in jeder Familie irgendjemand mal ein Buch geschrieben hat, ist der Gedanke für die anderen nicht wirklich fernliegend - quasi ein Gruppenzwangverhalten.

e-noons Begründungen, vor allem die beiden letzten, sind aber viel schöner. Man könnte auch spontane Buchverluste durch Vulkanausbrüche hineinrechnen, oder die besonders inspirierende Lebensweise am Rande eben desselben auf einer Insel, auf der es im Sommer kaum dunkel wird und im Winter kaum hell...

janw
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Mi 12. Okt 2011, 18:09 - Beitrag #4

Ja gut, jetzt hört man das in jedem entsprechenden Interview, aber warum nicht vorher? Warum wird im Zusammenhang mit Alphabetisierung und Bildung immer nur von Finnland geredet, wenn nicht von Pisa, und erst jetzt entdeckt plötzlich jemand, daß es auf Island Buch-Kultur gibt?

e-noons letze Begründung ist übrigens wirklich hart...der große Botaniker Schmeil musste am Kriegsende hilflos im Rollstuhl zusehen, wie seine Haushälterin sein Herbarium im Ofen verfeuerte. :(

Lykurg
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Mi 12. Okt 2011, 19:35 - Beitrag #5

Pisa-Erfolg (~Bildungssystem) ist nicht dasselbe wie Buchkultur (~Bildung). Entsprechend hatte ich auch weniger den Eindruck, daß im Zusammenhang mit Finnland von Bildung im engeren Sinne gesprochen wurde.

Das hat ihm aber immerhin in gewisser Weise genützt (oder der Haushälterin) - verglichen mit den Bibliotheken, die umsonst verbrannt sind... Bild

e-noon
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Mi 12. Okt 2011, 20:45 - Beitrag #6

Ich hoffe, es ist klar, dass Bücherverbrennen keinesfalls meine Lieblingsbeschäftigung ist, auch nicht meine zweit- oder drittliebste Beschäftigung. Das einzige, was ich sonst noch zum Thema 'Isländer und ihre Freizeitbeschäftigungen' beitragen kann, ist eine Zeile aus einem Björk-Interview:
"When my friends get bored, they take their four-wheels and drive through the mountains... and sometimes they fall off some cliff and die..."

Maglor
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Mi 12. Okt 2011, 21:03 - Beitrag #7

Isländer glauben an Elfen und Trolle, ernähren sich von Wal- und Pferdefleisch und haben einen natürlichen Hang zur Schwermut.


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