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das nennt sich "Kontingenz" und ist der heimliche Herrscher der Welt

Auch der Kapitän "beteiligt" sich am Jahrestag der Katastrophe. Statt stil der Opfer zu gedenken, gibt er in einem Interview, von dem die SZ berichtet, will er ein weiteres schaffen - seinen indonesishen Steuermann, der das englisch gegebene Kommando falsch verstanden und damit den Unfall ausgelöst habe.

Nun denn, wer hat den denn ausgesucht und wer wußte wohl von dessen Problemen mit der englischen Sprache - oder traten die nur just in dem Moment aus?

Wie am Beispiel des Kapitäns der Sewol ersichtlich, kann es auch heute noch zu gravierenden Konsequenzen führen, als Kapitän nicht als letzter von Bord zu gehen. Aus meiner Sicht sind die 36 Jahre total überzogen, das wirkt auf mich wie Beschwichtigung. Aber was die Höhe von Haftstrafen angeht haben viele Ländern einen an der Klatsche.

http://www.stern.de/panorama/sewol-ungl ... 51848.html

Durch klares Fehlverhalten an eine Mitverantwortung am Tod von fast 300 Menschen zu gelangen, ist kein alltägliches Geschehen. Zumindest wenn vorschriftsmäßiges Verhalten seinerseits das Ausmaß der Katastrophe hätte reduzieren können, finde ich eine harte Strafe angemessen. Und ja, auch ich finde 36 Jahre sehr viel, in Deutschland sind nun einmal Haftdauern von über 20 Jahren unüblich (abgesehen von der umstrittenen Sicherheitsverwahrung natürlich). Ostasiatische Länder sind dahingehend sehr anders gestrickt, fast überall gibt es die Todesstrafe (Südkoreas demokratische Farbe muß ja auch erst noch trocknen), wodurch der Maßstab sich deutlich verschiebt. Tatsächlich dürfte es da auch um Beschwichtigung der Opferangehörigen gehen, deren Erwartung entsprechend weiter gegangen wäre.

Humanismus ist halt kaum mehr als ein europäischer Spleen, mal sehen, wie lange noch

Naja, andererseits wachsen z.B. in China 'die christlichen Religionen' (dortige Nomenklatur) rasant; und der Prozeß ist bislang noch zu unübersichtlich (zumindest aus westlicher Perspektive), um klare Aussagen darüber zu treffen, was sich dort an Moralvorstellungen entwickelt.

"christliche Religionen" sind natürlich nicht exakt das, was ich primär mit Humanismus assoziieren würde^^

Habe ich mir fast gedacht.

Könntest du dich mit einer Aussage wie "Humanismus kann als eine mögliche Begleit- oder Rückzugserscheinung des Christentums auftreten" anfreunden?

Wenn ich die Vorberichterstattung zum Sewol-Prozess richtig in Erinnerung habe, stand sogar die Todesstrafe im Raum - für die dortigen Verhältnisse kann das endgültige Strafmaß also als durchaus gemäßigt und nicht rein populistisch motiviert gelten.

Schwierig sind solche Fälle vor allem, weil die Verantwortung des Angeklagten für die Toten eine nur halbdirekte ist. Direkter als bei einem Politiker oder Manager, der Kriegserklärungen oder lasche Sicherheitsstandards zu verantworten hat, aber indirekter als bei einem eigenhändigen Mörder oder Totschläger. Wenn man bei einem seinen Pflichten falsch oder nicht nachkommenden Kapitän so harte Strafen verhängt, hat man meines Erachtens ein gewisses Rechtfertigungsproblem, warum man indirekt Schuldige auf höheren Ebenen nicht auch zumindest mittelhart bestraft.

Zitat von Lykurg:Könntest du dich mit einer Aussage wie "Humanismus kann als eine mögliche Begleit- oder Rückzugserscheinung des Christentums auftreten" anfreunden?

beinahe^^

vielleicht können wir uns statt auf mögliche Begleit- oder Rückzugserscheinung des Christentums doch eher auf parallel zu, aber unabhängig von christlichen Gesellschaftsstrukturen einigen^^

ohne Parallelformulierung könnten wir die Aussage immer noch komplettieren, also um weitere Religionen ergänzen, wobei deren Wikipedia-Liste allerdings soviele Einträge umfasst, dass ich sie hier nicht kopieren möchte^^

ohne diese Änderung oder Ergänzung scheint mir die Aussage doch zu einseitig^^

Ah.^^