Bei Kinski konnte man zittern, wenn man ihn erlebt hat, oder erleben durfte. Ich hatte noch nie jemanden vorher kennen gelernt, der von einer Sekunde zur anderen vom lächelnden Engel zum Teufel werden konnte. Und trotzdem habe ich ihn geliebt, als Jugendlicher schon. Es war der Reiz des Bösen, den er ausstrahlen konnte.
der andere, höchstens 65 Jahre alt
Kinski ist ein schönes Beispiel für die beschützende Macht der Kunst, der edlen und schönen. Als Facharbeiter an einer spanabhebenden Werkzeugmaschine wäre er mit seinem Verhalten relativ schnell im Knast und später dann in der Geschlossen Abteilung verschwunden.
der eine
Wir brauchen die Facharbeiter. Das steht ausser Frage.
Wir brauchen aber auch die Kinskis. Ich wäge nicht zwischen beiden Typen ab. Beide sind wichtig und beiden gehört Respekt.
Aber wenn Du als 16jähriger auf Kinski triffst. Ihn erleben konntest oder auch ihn ertragen musstest, dann prägt dich das vielleicht mehr, als wenn Du auf einen honorigen Facharbeiter stößt.
Ich sehe da nichts Schlimmes. Beide sind wichtig.
der andere
Käme es hart, käme es einmal wirklich hart auf hart, so könnten wir locker auf sämtliche Kinskis und sonstigen Kulturproduzenten verzichten, niemals aber auf Facharbeiter.
Ginge ab sofort der Würgeengel des Herrn durch die Lande und tötete sämtliche Journalisten, Dichter, Maler, Filmemacher etc. pp. so wäre dies zwar sehr bedauerlich, aber es würfe uns nicht wirklich aus der Bahn. Zielte der Zorn des Herrn aber auf die Facharbeiter, so wäre die Kacke am Dampfen, und zwar so was von am Dampfen, das glaubst du nicht.
Seit ich mir überhaupt über so was Gedanken mache, frage ich mich, wie es kommt, daß Leute mit Schreibtisch-Berufen, mit akademischen Berufen mehr verdienen und höher in der gesellschaftlichen Achtung stehen, als Leute, die frühmorgens bei Regen mit einer Schaufel in der Hand in einem Erdloch stehen und dort die feuchte Erde nach oben wuchten.
wie seht ihr das?