sehr schöne Darlegung, e-noon^^
Danke ^^
Bezüglich des Madonnen/Hurenkomplexes bzw. dessen Formulierung:
Alles kann, nichts muss, das ist schon klar, aber allgemein verwendet man den Ausdruck schon für eine These, der man auch zustimmt
Wenn ich schreibe "das Leuchten am gestrigen Nachthimmel kann als klares Zeichen für eine UFO-Sichtung gedeutet werden", so impliziere ich wohl kaum "wenn man ein leichtgläubiger Depp ist", sondern in der Regel würde so etwas jemand sagen, der selbst an Ufos glaubt. Insofern wäre interessant, ob du rein kommentierend feststellst, dass es Menschen gibt, die eine Kultur rein unter dem genannten Aspekt zusammenfassen, oder ob du selber es für eine bestimmte Kultur zu einer bestimmten Zeit terminologisch sinnvoll findest, sie primär unter diese Dichotomie zu fassen.
Dann von mir ebenso noch ein PS zum PS:
konkreter, ich halte die meisten Kulturen, in denen Wert auf die Jungfräulichkeit einer Frau zum Zeitpunkt der Eheschließung gelegt wird, um sie anschließend im Haus zu "bewahren", für verdächtig, diesem Komplex zu frönen
Das wären ja die meisten Kulturen vor der Erfindung der Pille und in Gebieten, in denen sich diese noch nicht durchgesetzt hat. Ich denke aber, man kann durchaus in den Diskursen der Zeit Unterschiede feststellen. Das Viktorianische Zeitalter mit seiner "Angel in the House"-Ideologie beispielsweise hat ganz stark die Engelhaftigkeit der (Jung)Frau und ihre gesellschaftserhaltende Funktion als mütterlicher Hausvorstand hervorgehoben, während das Gegenstück, Prostitution und männliches "Austoben" vor der Ehe zwar ein gesellschaftliches Problem war, jedoch kaum offen thematisiert wurde, und wenn, dann so gut wie niemals in Form einer halb faszinierten, halb erschreckten Anziehung, sondern entweder verteufelnd, indem die Frau als wahnsinnig und böse hingestellt wurde, oder didaktisierend, indem sich ein in Not geratenes Bürgerstöchterchen zwar (für ihre Familie aufopfernd) prostituiert, durch ihre hehren Motive und hohe Moral jedoch ihre engelsgleiche Reinheit bewahrt und aus der Gruppe der "fallen angels" gerettet werden kann. Sex in der Ehe ist dann aber gut und billig und eher nicht mit Komplexen belegt, jedenfalls nicht aus Sicht des Mannes. Irgendwie habe ich den Faden verloren. Vielleicht sollten wir eine Definition des Komplexes mit Beispielen in einem anderen Thread diskutieren?