Nun liste ich mal das, was mir bei Kirchhof an Ungereimtheiten auffiel:
Eine freiheitliche Demokratie setzt aber auf den informierten, urteilsfähigen Bürger. Freie, staatsferne, nichtkommerzielle Medien sind eine Existenzbedingung des Verfassungsstaates.
Die verträgt sich nicht so ganz mit der wohl nicht nur von mir perzipierten Besetzung vieler Posten mindestens auch nach Parteibuch und entsprechenden politischen Mauscheleien.
Der Rundfunkbeitrag ist der Preis für Rundfunksendungen. Grundsätzlich erhält jeder eine Leistung erst, wenn er sie bezahlt hat. Er muss eine Zeitung kaufen, für die Oper eine Karte erwerben. Niemand käme auf die Idee, diese Leistungen unentgeltlich zu beanspruchen.
Zeitungen werden auch schonmal am Verlagshaus ausgehängt oder probeabobedingt verschenkt, es gibt sowas wie Oper für alle, wo man ohne Zahlung teilhaben kann. Auch wird gerade im (staatlichen) Kulturbereich heftigst subventinoniert, so daß mitnichten (nur) der Kunde zahlt.
Sehr großzügig, aber hier liegt das Problem: Viele Menschen sind totale Rundfunk-Verweigerer. Wieso müssen sie trotzdem zahlen?
Ich kenne das Argument gut. Aber nicht der einzelne Mensch zahlt den Beitrag, sondern der Haushalt, der heutzutage immer Möglichkeiten zum Rundfunkempfang besitzt und diese vielen Menschen zugänglich machen kann.
Falls er damit die Option meint, im Haushalt von Rundfunkverweigerern von außen über ein offenes WLan doch öffentlich-rechtlich fremdzukonsumieren, hätte er mehr um die Ecke gedacht und indirekter formuliert, als ich ijm das eigentlich zugetraut hätte.
Belastet werden die Menschen, die eine Leistung üblicherweise nutzen. Das ist vergleichbar einer Kurtaxe, die jeder Urlauber zahlt, auch wenn er nie in den Kurpark geht, oder einem Anliegerbeitrag für neue Straßen, auch wenn der Anlieger kein Auto fährt.
Vergleich hinkt., Kurbeiträge werden wohl nie nur für einen Kurpark, sondern die gesamte touristische Infratsruktur genutzt. Die in einem Urlaub an einem Kurort komplett zu meiden stelle ich mir sehr schwer bis ausgeschlossen vor. Auch ohne Auto profitiert man von Straßen vor seinem Wohnsitz. Ansonsten müsste man immer einfliegen, das Straße in dem Falle auch Bürgersteig meint. Die Post bekäme man per Brieftaube, Pakete per Lasthubschrauber und für sonstiges bastelt man sich wohl eine Seilbahn zur nächsten rein öffentlich finanzierten Straße
?
Sie machen sich ja nicht die Mühe, Nutzer zu identifizieren, alle zahlen - das ist eine Rundfunksteuer.
Nein, ein steuerfinanzierter Rundfunk wäre verfassungsrechtlich unzulässig. Steuern dürfen nur der Staat und die Kirchen erheben. Auch würden die Einnahmen der Rundfunksteuer vom Parlament verteilt. Politiker könnten das Senderbudget bestimmen. Aber Rundfunk muss politisch unabhängig sein.
Warum steuerfinanzierter Rundfunk verfassungswidrig wäre, verstehe ich nicht. Denn es würde doch der Staat die Rundfunksteuer erheben und an den staatlich finanzierten (zB nach von neutralen Experten definierten Finanzbedarfsrahmen), aber staatsunabhängigen Rundfunk weiterleiten.
Die Sender verraten wenig über die Verwendung der Gebühren. Müssten sie transparenter sein?
Ja, mit der öffentlichen Abgabe steigern sich die Transparenzpflichten. Jeder Beitragsschuldner hat einen Anspruch darauf, zu wissen, was mit seinem Geld geschieht, welche Sendung für welche Summen gekauft und produziert wird.
Auch Gagen von Moderatoren, die keine Sender-Angestellten sind?
Der Informationsanspruch betrifft den Einfluss des Geldes auf das öffentlich-rechtliche System. Daher sollten alle Zahlungen, die Mitwirkende an einer Sendung befangen machen könnten, offengelegt werden. Dabei sollte keine Rolle spielen, wie die Person arbeitsrechtlich im Sender eingegliedert ist.
Konsequent und zu Ende umgesetzt wäre das eine gewiss spannende und vermutlich auch einige verändernde Forderung.