Roundup, das Herbizid, das allen schmeckt

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Maglor
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Mi 17. Okt 2012, 21:25 - Beitrag #1

Roundup, das Herbizid, das allen schmeckt

Glyphosat wird seit den 70ern unter dem Namen Roundup vermarktet.
Herbizide tötet alle grünen Pflanzen.

So wird der Acker direkt nach der Aussaat mt Roundup gespritzt, sodass alle Unkräuter vergehen, währed die noch ungekeimte Saat bestehen bleibt.

Ist das Korn quasi ausgewachsen, wird die Getreidepflanze mit Roundup getötet, um die Austrocknung der Feldfrucht zu beschleunigen. Goldene Kornfelder sind all zu oft das Resultat erfolgreicher Vergiftung. Zwei Wochen vor der Ernte wird alles vergiftet. Vgl.
Sikkation

Nach der Ernte wird dann sowieso alles mit Roundup totgespritzt, wodurch in der Regel das Umackern eingespart. (Wenn wir heute von Ackerbau sprechen ist, das eigentlich ein Anachronismus.)

Der Marktführer Monsanto vermarktet seit mehreren Jahren transgene Baumwolle, Raps, Mais und Soja. Die transgenen Pflanzen sind resitent gegen Roundup. Die Felder können daher ganzjährig mit Roundup gespritzt werden.

Die Giftigkeit von Roundup für Tiere ist seit Jahrzehnten bekannt. Die Grenzwerte sind umstritten.
Roundup wird nunmehr seit vielen Jahren flächendeckend in Deutschland eingesetzt. Gelegentlich wird es mit Phänomenen wie dem Bienen- oder Amphibiensterben in Verbindung gebracht, der Nachweis ist aller dings schwer zu erbringen.
Bis dahin bleibt es wohl dabei, da Tiere und Menschen mit den Früchten vergifteter Pflanzen genährt werden.

janw
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Mo 25. Mär 2013, 22:07 - Beitrag #2

Die Verwendung zum Totspritzen von Kartoffeln ist seit Jahren hier üblich, bei Getreide kenne ich das noch nicht.

Bei Kartoffeln habe ich bisher weniger Probleme darin gesehen, da das Mittel sich unter Lichteinwirkung recht schnell zersetzen soll, allerdings könnte es natürlich mit dem Phloemsaft in die Knollen gelangen - wenn da noch etwas transportiert wird dann.
Werd ich mal recherchieren.

Bei Getreide halte ich das für ein Unding, da hier in meinen Augen wirklich nicht auszuschließen ist, daß etwas an den Körnern hängen bleibt.

Das Grundproblem ist, daß dem Mittel nur schwer eine gesundheitliche Schädlichkeit nachzuweisen ist im Rahmen der in der Praxis zu erwartenden Dosen. Besondere Probleme sehe ich allerdings für Amphibien und andere Wasserorganismen (Fische ist bekannt, was ict mit Libellenlarven?)

Maglor
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Mo 25. Mär 2013, 23:03 - Beitrag #3

Meines Wissens wird Roundup quasi Flächendeckung (mit Ausnahme der biologischen Landwirtschaft) zur Sikkation von Getreide - einschließlich Brotgetreide - eingesetzt.
Natürlich verbleiben Rückstände in den Körnern. Rückstände wurden ja auch in Nutztieren und in Menschen nachgewiesen, inhomäopathischen Mengen natürlich auch im Grundwasser.
Ökotest hat den Giftstoff in mehreren Getreideprodukten nachgewiesen.

Eine kleiner Trost für alle Trinker: Glyphosat darf nicht bei Brauweizen eingesetzt werden. ;)
Deutsches Bier enthält daher wahrscheinlich keine entsprechenden Rückstände des Pestizids.

Glyphosat ist das Ende des Ackerbau, der Traum einer pfluglosen Landwirtschaft. Pflugscharen zu Giftspritzen machen wäre natürlich die logische Umkehrung des bekannten Sprichwortes.

janw, noch 30 weitere Jahre großflächige Roundup-Behandlung und Problem mit den Amphibien erledigt sich quasi von selbst. :rolleyes:

Ipsissimus
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Di 26. Mär 2013, 13:36 - Beitrag #4

Es gibt einfach zu viele Menschen auf der Welt, und so langsam entgleist uns alles. Monsanto und Co sind nicht nur Folge reiner Gier, sie sind auch ein Versuch, eine Anzahl von Menschen zu ernähren, die von den natürlichen Ressourcen gar nicht mehr adäquat ernährt werden kann, jedenfalls nicht auf der Basis von Fleischkonsum. Das entschuldigt Monsanto nicht, aber es gibt einfach einen Zusammenhang, der weit über Monsanto hinaus weist

Maglor
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Mi 27. Mär 2013, 20:11 - Beitrag #5

Ich bin der festen Überzeugung, dass es eben nicht darum geht die Welt zu ernähren. Das wäre auch möglich.
Vor Roundup gab es zeitaufwendigere Methoden der Unkrautbekämpfung, z. B. das Unterpflügen bzw. Ackern. Es ist fraglich, ob durch den Einsatz von Roundup wirklich so viel mehr produziert oder ob es nicht viel mehr um Arbeitserleichterung für Landwirte bzw. "Stellenabbau" geht. Solche Großbetriebe wie heute wären ohne Roundup sicher nur mit einer Vielzahl von Knechten möglich.

Mal ganz davon: Die neusten Streiche von Monsanto sind gentechnischer veränderter Raps und Mais mit Glyphosat-Resistenz. Da geht es gar nicht um Lebens- oder Futtermittel sondern um Treibstoff.
Und transgene Baumwolle wird auch nicht gegessen. :crazy:

Ipsissimus
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Mi 27. Mär 2013, 21:19 - Beitrag #6

da würde dir ein Agrarökonom vermutlich antworten, dass es mit idyllischen Versionen von Landwirtschaft eben nicht mehr möglich ist, so viele Menschen zu ernähren

janw
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Mi 27. Mär 2013, 22:32 - Beitrag #7

Ipsi, frag den Ökonomen erst, wer ihn bezahlt.

Es gibt verschiedene Betrachtungen, wie viele Menschen die Erde wohl ernähren könnte, und danach liegt die Begrenzung vor allem in der Frage, wie sich die Ernährung zusammensetzt und welches Maß an Überschussentsorgung einberechnet wird, neben dem Problem der Verteilung.

In Afrika wird bereits jetzt, und mit kleinbäuerlichen Strukturen, genug erzeugt, um damit die Menschen dort ernähren zu können. Das Problem ist nur, daß aufgrund mangelnder Verarbeitungs- und Infrastruktur vieles verdirbt oder nicht dorthin gelangt, wo es gebraucht wird.

In Asien mag es teils anders sein, aber auch dort geht viel verloren, erreicht nicht die Bedarfsgebiete, und vielfach werden gute Standorte für den Anbau von Exportgütern, auch Agrarrohstoffen, genutzt.

Natürlich ist das Maß an Fleischkonsum ein kritischer Faktor - aber die Ausmaße an Zivilisationskrankheiten deuten an, daß hier bei uns ein Überkonsum herrscht, möglich durch absolut unrealistisch niedrige Preise.

Diese Herbizidanwendung zur Beschleunigung der Abreife führt jedenfalls zu kaum einem Mehrertrag, es werden lediglich Trocknungskosten und evtl. Fahrkosten bei ungleichmäßiger Abreife gespart.

@Maglor: der pfluglose Ackerbau hat IMHO einiges für sich, es entsteht eine bessere Bodenstruktur, mehr Humusanreicherung, weniger Bodenverdichtung durch Pflugsohlen, weniger Erosion,...
Ob das wirklich mit mehr Herbizideinsatz erkauft wird, muss ich mal fragen.

Traitor
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Mi 27. Mär 2013, 22:53 - Beitrag #8

Im Spektrum 05/2009 gab es einen sehr positiv-tendenziösen Artikel (Volltext leider nur für Abonnenten) über "Direktsaat" aka pfluglosen Ackerbau, und selbst der hat das Mehr an Herbiziden nicht ganz unter den Tisch fallen lassen.

Maglor
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Sa 30. Mär 2013, 21:07 - Beitrag #9

Ohne Herbizide scheint eine pfluglose Landwirtschaft zumindest nicht zu funktionieren. Schwierig wird es auch, wenn noch mitfestem Mist gedüngt wird, da Schweine und Rinder noch ganz altmodisch auf Stroh, und nicht auf Spaltböden gehalten werden.
Öko-Bauern müssen daher noch fleißig ackern.
Zitat von janw:Diese Herbizidanwendung zur Beschleunigung der Abreife führt jedenfalls zu kaum einem Mehrertrag, es werden lediglich Trocknungskosten und evtl. Fahrkosten bei ungleichmäßiger Abreife gespart.

Genau das ist doch die entscheidende Punkte. Es geht um finanzielle Gewinnmaximierung und nicht um eine reiche Ernte.
Tatsächlich werden heute bei der Ernte viele Feldfrüchte einfach vom dem Feld geholt, weil sie nicht maschinell nicht geerntet werden können, z. B. umgeknickte Halme. (Das ist auch der Grund, warum viele Hanglagen und Höhen nicht mehr bewirtschaftet werden.) Der Mähdrescher lässt so etwas liegen. Würden deutschen Bauern noch per Hand ernten, würde sie wahrscheinlich einen Mehrertrag an Getreide von 10 % erreichen.

Nicht geerntetes Getreide ist übrigens ein doppelter Schaden. Die liegen gebliebenen Körner gehen im nächsten Jahr unerwünscht wieder auf und müssen daher mühsam totgespritzt werden. (Zu blöde, wenn das mit Raps von Monsanto passiert. ;) )

Maglor
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Mo 23. Mär 2015, 22:46 - Beitrag #10

Eine kleine Horrormeldung für alle Leute die gegentlich Fleisch, Kartoffeln, Milch- oder Getreideprodukte aus konventieller Produktion konsumieren:
"Die Internationale Agentur für Krebsforschung (IACR) der WHO hatte das Pestizid vergangene Woche in die zweithöchste ihrer fünf Kategorien für Krebsrisiken eingruppiert. Es gebe „begrenzte Nachweise an Menschen“ und „ausreichende“ an Tieren für das krebserzeugende Potenzial von Glyphosat." taz

Da es nach wie vor andere Meinungen zu Glyphosat gibt, bleibt wahrscheinlich alles beim Alten.

Maglor
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Do 25. Feb 2016, 18:15 - Beitrag #11

Zitat von Maglor:Eine kleiner Trost für alle Trinker: Glyphosat darf nicht bei Brauweizen eingesetzt werden. ;)
Deutsches Bier enthält daher wahrscheinlich keine entsprechenden Rückstände des Pestizids.

Und auch dieser Traum ist vorbei!
Obwohl der Einsatz von Glyphosat beim Anbau von Braugerste und Brauweizen untersagt ist und wahrscheinlich auch gar nicht stattfindet, wurde Glyphosat im deutschen Bier nachgewiesen.
Das kein doch nur bedeuten, dass keine Alternative zum Totalverbot des Totalherbizids geben kann!
Zitat von Spiegel:Das Umweltinstitut München hat in den 14 meist verkauften Biersorten in Deutschland das umstrittene Pflanzengift Glyphosat nachgewiesen. Nun hat sich der Deutsche Brauer-Bund zu der Studie geäußert.

...

Nach Angaben des Bauernverbands sei der Einsatz bei der Vorerntebehandlung von Braugerste hierzulande verboten. Möglich sei jedoch, dass Bauern den Boden vor dem Einbringen des Saatguts mit glyphosathaltigen Mitteln behandeln, um diesen von Unkraut zu befreien. Spiegel

Deutschland braucht keine neue Landwirtschaft, sondern eigentlich nur die alte, in der Unkräuter nicht totgespritzt, sondern mechanisch vernichtet werden.

Traitor
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Sa 27. Feb 2016, 22:55 - Beitrag #12

Ach, aus der Maglorpedia kam mir der Nichttrivialname so bekannt vor. ;) Vom "Pflanzenschutzgesetz" lese ich dagegen zum ersten Mal. Nicht auszudenken, wenn der Begriff ernst genommen würde...
Der EU-Neuzulassungsprozess wird wohl leider keine Überraschung bringen.

Maglor
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Di 28. Nov 2017, 18:49 - Beitrag #13

Pünktlich zur Neuverhandlung der Großen Koaltion bringt Landwirtschaftsminister Schmidt (CSU) mit seinem Alleingang in Sachen Gylphosat endlich das zweifelhafte Herbizid auf die große politische Bühne.
Zitat von SPIEGEL:Minister Schmidt zu Glyphosat-Zulassung "Habe die Entscheidung für mich getroffen"
Die verlängerte Zulassung des Unkrautvernichters Glyphosat sorgt parteiübergreifend für Ärger. Bundeslandwirtschaftsminister Schmidt bestreitet nun, die Entscheidung mit Kanzlerin Merkel abgestimmt zu haben.

Ein Schelm, wer böses dabei denkt.

Lykurg
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Mi 29. Nov 2017, 22:56 - Beitrag #14

Ja, die Zustimmung gegen den Willen des Koalitionspartners war wohl grob unfein - Frau Hendricks hat sich dann auch in einem Radiointerview ziemlich darüber aufgeregt. Er behauptete, nur dadurch habe er noch Konzessionen am Gesetz durchsetzen können - aber da hab ich ja mal so meine Zweifel...

Ipsissimus
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Do 30. Nov 2017, 10:30 - Beitrag #15

ich halte das ja schon für Verhandlungstaktik seitens SPD^^

Traitor
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Sa 2. Dez 2017, 14:43 - Beitrag #16

Ja, ganz toll, danke CSU mal wieder. Dank aber auch an die grundsätzlichen Fehler unserer Gewaltenteilung, dass solche Entscheidungen von Ministern in Hinterzimmern nach ihrer eigenen Lust und Laune getroffen werden, weder vom Europaparlament noch zumindest von den Ministern unter Weisung der Landesparlamente.

Zitat von Lykurg:Ja, die Zustimmung gegen den Willen des Koalitionspartners war wohl grob unfein
Von der möglichen Neuauflage abgesehen, sollte die Koalition während einer geschäftsführende-Regierung-Zeit nicht eigentlich hinfällig sein und die Minister nur direkt dem neuen Parlament Rechenschaft schuldig sein...?

Maglor
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Sa 2. Dez 2017, 16:04 - Beitrag #17

Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich Schmidt als Bauernopfer betrachten darf oder ob er nicht viel mehr Opfer der Pharmaindustrie ist.

Auf jeden Fall hat er die klassiche Arbeitsweise der CSU erfüllt. Meinungen und Entscheidungen werden nicht mehr auf der Sacheebene begründet werden.
Ausländermaut, Obergrenze oder Gylphosat - das war "meine"/"unsere" Entscheidung.
Natürlich ist es auch nie die eigene Lust oder Laune, sondern der angebliche Volkswille oder wenigstens der angebliche Wille Seehofers.

Eigentlich handelt die CSU immer im Sinne des Schmittismus. (Carl Schmitt und Christian Schmidt sind zumindest oberflächlich betrachtet verschiedene Personen.) Das Ideal schmittistischer Politik ist die Artgleichheit von Volk und Führer. Der Staat dürfe nicht Beute des Parlaments werden. Normative Entscheidungen kommen aus dem nichts. Die Freund-Feind-Bestimmung sei der Kern des Politischen.

Deshalb ist es sehr wichtig in dem Fall die Freund-Feind-Bestimmung der CSU zu untersuchen. Der Feind ist natürlich sind natürlich immer die Linksgrün, 68er oder wenigstens Ausländer. Das Feindbild der biologisch-dynanmischen Landwirtschaft ist fundamental für die CSU, genauso wie die Freundschaft von Bauernverband und CSU. Die Feindschaft zwischen Landwirtschaftsminister und Umweltministerin ist kein alter Hut, sondern ein echter Schmidtismus, der den rechtskonservativen Schmittismus erweitert.
Ausgehend vom Schmittismus ist der Minister auch dem Parlament keine Rechenschaft schuldig. Rechenschaft ist lediglich gegenüber dem Volk und gegenüber dem Führer abzulegen. Der Sonderfall des Schmidtismus erklärt jedoch nicht den Bundeskanzler zum Führer, sondern den bayrischen Ministerpräsidenten.

Traitor
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Sa 2. Dez 2017, 16:21 - Beitrag #18

Die Feindschaft zwischen Landwirtschaftsminister und Umweltministerin ist kein alter Hut
Weshalb der grüne Vorschlag einer Verschmelzung sicher auch eines der tödlichsten Jamaika-Themen gewesen sein dürfte.

Ausgehend vom Schmittismus ist der Minister auch dem Parlament keine Rechenschaft schuldig. Rechenschaft ist lediglich gegenüber dem Volk und gegenüber dem Führer abzulegen. Der Sonderfall des Schmidtismus erklärt jedoch nicht den Bundeskanzler zum Führer, sondern den bayrischen Ministerpräsidenten.
Ein echtes Führerprinzip sehe ich bei der CSU eigentlich nicht, oder nicht mehr, vielleicht zuletzt bei Stoiber, eher sogar nach Strauß schon nicht mehr. Es ist eher der Parteiapparat, dem Treue gehalten wird, und der Mann an der Spitze balanciert nur auf dessen Unwägbarkeiten.

Oder vielleicht ist auch der Apparat nur Gefolgschaft des eigentlichen Führers: der Marke. Die CSU hat seit langem vielleicht von allen Parteien am konsequentesten darauf gesetzt, dass ihre Entscheidungen tautologisch sind: wir machen diese Politik, weil es unsere Politik ist. Feindbilder, Freundschaften etc sind durchaus nützliche Instrumente, aber der eigentliche Kern ist einfach nur, dass man macht, was man machen will. Warum man das machen will? Damit man es machen kann.

Maglor
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So 3. Dez 2017, 14:20 - Beitrag #19

Natürlich gilt in der CSU das Führerprinzip. Der Ruf nach dem Führungswechsel wird natürlich auch nur tautologisch begründet. Seehofer habe den Rückhalt dem Volk, der Partei oder wenigstens unter den bayrischen Stämmen verloren und sei deshalb nicht mehr zu unterstützen.
Die eigentlich Kritik an Seehofer ist, dass er eben unumstrittener Führer ist. Als Schmittist könnte man die Kritik auf die fehlende Artgleichheit von Volk und Führer reduzieren. Tautologisch ausgedrückt: Der Führer ist zu stürzen, weil er eben kein Führer mehr ist.

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Mo 4. Dez 2017, 00:55 - Beitrag #20

Zitat von Maglor:Der Führer ist zu stürzen, weil er eben kein Führer mehr ist.


Man könnte es auch auf die einfache Regel herabbrechen, dass Führer stürzen, wenn sie nicht mehr mächtig genug sind. Warum sie das nicht mehr sind, ist gleichgültig, es gibt immer die hinter ihnen^^


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