In letzten Wochen gab es ein paar merkwürdige Nachrichten um die sogenannten Klassiker. Die Moderne soll einziehen in die Märchen.
Familienministerin Schröder mäkelt Grimms Märchen seien oft sexistisch. Sie selbst will alle Klassiker selbst zensieren, wenn sie sie ihrem Kind vorliest. Noch besser ist natürlich noch, dass sie das Konstrukt "das liebe Gott" favorisiert, wahrscheinlich, wenn weil sie den Unterschied zwischen grammatischen Genus und biologischem Geschlecht nicht kennt. focus
Die Erben von Ottfried Preussler präsentieren stolz eine politische korrekte Version von "Die kleine Hexe" in der das Wort "Negerlein" nicht mehr vorkommt. taz.
Nicht nur in Deutschland: In Schweden wurden mutmaßlich rassistische Elemente aus einem Weihnachtstrickfilm herausgeschnitten. taz.
Und auch in den USA darf Huckleberry Finn nicht mehr "Nigger" sagen.standard
Das ist der Zeitgeist. Die lieben Kleinen sollen die schlimmen Wörter dann wohl erst in der Grundschule von irgendwelchen schlecht erzogenen Altersgenossen kennenlernen, die Astrid Lindgren im Original gelesen haben.
An sich ist das nichts neues. Der Weihnachtsmann wurde in 80ern auch noch häufig mit Rute dargestellt. Die hat er irgendwann verloren.
Vielsagend sind auch die Hollywood-Versionen zu Grimms Märchen. Den berühmten Frosch-Kuss gibt es bei den Grimms nicht, dort wird der garstige Frosch noch an die Wand geworfen.
Die Tradition der Zensur reicht aber bis zum Original zurück. Schon die Brüder Grimms zensierten, gaben den Geschichten oft erst ein glücklichen Ende und nahmen den Märchen zahlreiche sexuelle Anspielungen. Von Rotkäppchen gibt es z. B. ältere Fassungen, in denen das arme Mädchen vom Wolf gefressen, zuvor hatte es die Kleider abglegt und sich zum bösen Wolf auf dessen Aufforderung zu ihm ins Bett gelegt.