Stv. CHefredakteuer wechselt von Bild zu Spiegel

[009]

Wie bspw. die SZ berichtet wechselt Nikolaus Blome von der Bild zum Spiegel, jeweils in der Funktion des stv. Chefredakteuers.

Was ist bloß davon zu halten? Hat da ein journalistisch tätig sein wollender erkannt, dass er dazu sich auch in einem derart tätigen Medium anstellen lassen muß?

Oder war der Spiegel sich zu seriös und will neue (dann wohl andere) Zielgruppen erschließen?

Mangels Detailwissen kann ich leider nichts dazu beitragen, inweiweit Blome für verbildblogte Fehlleistungen direkt verantwortlich ist, jedoch denke ich, dass man ihm qua Amt die (Mit-)Verantwortung an vielem, was dieses sich selbst als Zeitung bezeichnende Druckwerk des Springer-Konzernes ver-ursacht hat.

Zumindest mir macht die Sache an Ende den Spiegel derzeit nicht sympathischer, aber mal sehen, vielleicht bewährt sich Blome tatsächlich als guter seriöser Journalist.

[Ipsissimus]

Blome ist doch der, der seit Ewigkeiten den Journalistenstammtisch mit Jakob Augstein vom "Freitag" abhält. Vielleicht hat er in den Diskussionen mit Augstein die Seiten gewechselt^^ oder auch nicht, schließlich gehört der Spiegel nicht wirklich zu den progressiven Medienbeispielen. Letztlich ist er sich treu geblieben und hat vielleicht einfach nur das persönliche Niveau ein bisschen erhöht.

[Lykurg]

Blome ist unter anderem maßgeblich verantwortlich für die "Pleite-Griechen"-Kampagne der letzten Jahre, die das deutsch-griechische Verhältnis massiv beschädigt und infolgedessen möglicherweise auch die Erfolgswahrscheinlichkeit der Sanierung gesenkt hat. Die Polemik der Bild dürfte indirekt zu einer erheblichen Steigerung der Sanierungskosten geführt haben.

Darüber hinaus hat er in den letzten Jahren Bild insgesamt nach außen vertreten und dabei deren Praktiken rechtfertigen müssen, dabei kamen zum Beispiel solche Dinge heraus. Mag sein, daß Rücksichtslosigkeit im Umgang mit Menschen und Gesetzen sowie eine zynische Weltsicht auch beim Spiegel gesuchte Qualifikationen sind. Für mich gilt allerdings, daß wer einmal seine Brötchen bei Bild gebacken hat, bis zu einer glaubwürdigen Wandlung in Quarantäne gehört. Wenn man einem pädophilen Pädagogen einfach eine andere Klasse anvertraut, ist das ja auch keine Lösung.

[janw]

Lykurg, man könnte einwenden, "wes Brot ich ess..."
Aber das rechtfertigt natürlich nicht solche diskriminierenden Aktionen wie die Art der Behandlung der griechischen Finanzkrise, Verletzungen anderer Rechte sind bei dem Laden ja Teil des Systems.

Es spricht IMHO schon für eine echte Krise des Spiegels bzw. die Personalsituation im deutschen Zeitungsjournalismus, daß so einer vom Spiegel genommen wird.

[Maglor]

Die alten Gräben zwischen den Presswerken gibt es doch schon lange nicht mehr. Ich erinnere da nur an Kai Diekmann, der schon TAZ-Austausch-Redakteur und auch als TAZ-Genosse auftauchte.
Blome selbst fand ich im persönlichen Duell mit Augstein sehr unterhaltsam.
Wer da eigentlich jetzt genau wer ist, ist doch völlig gleichgültig, zumal der Konterpart Augstein Junior in Person eigentlich ein wahrer Medienmogul und eine ziemlich flache Kampagnenschleuder ist.

[Ipsissimus]

erzähl das über Augstein mal der FC^^

[009]

Nun spiegelt (sorry, der musste sein) die SZ den offensichtlich vorhandenen Widerstand im Spiegel gegen Blome. Mir deucht, es ist nicht denkunmöglich, dass Blome doch nicht zum Spiegel gelangen und diesem dafür sein bisheriger Chefred. abhanden kommen wird.
Diese Reaktion steigert meine Meinung vom Spiegel dann doch wieder.

[Ipsissimus]

ich verstehe den Augstein immer weniger

[Traitor]

Das Lob "einer der profiliertesten politischen Journalisten Deutschlands" ist natürlich schon ein Hohn... Andererseits, ein "Profil" muss ja kein positives sein, auch wenn das in so einem Satz üblicherweise vorausgesetzt wird. Ein Profil hat die Bild sicher, wenn auch nicht mehr ansatzweise so viel wie vor 30 Jahren...
Das Tagesspiegel-Urteil aus dem April, "Bild-Haudrauf" und "besonnener und aufgeräumter Journalist" klingt übrigens viel facettenreicher.

Was den Spiegel in der Presselandschaft besonders macht, ist sein Mitbesitz durch die Redakteure und Mitarbeiter. Sollten die es tatsächlich schaffen, Blome abzulehnen, wäre das ein großer Moment und könnte dem Blatt viel verspielte Glaubwürdigkeit wiedergewinnen. Wenn nicht, schreitet die Boulevardisierung halt noch weiter fort.

[009]

Die Zeit berichtet u.a.:

Während einer Redaktionskonferenz haben die Ressortchefs des Spiegel sich geschlossen gegen eine Personalie gestellt, die der designierte Chefredakteur Wolfgang Büchner plante: Büchner solle den stellvertretende Bild-Chefredakteur Nikolaus Blome nicht zu seinem Stellvertreter beim Spiegel machen, trugen die Ressortleiter nach Informationen des Branchenportals meedia während der gut besuchten Versammlung vor, deren Stimmung als "feindselig" beschrieben wurde.

Irgendwie seltsamer nochmal wirkt das ganze mit diesem Passus, dessen Grundlage mit entgangen war:

Zuletzt hatte der Spiegel eine sehr kritische Haltung zur Bild-Zeitung eingenommen: Vor nicht allzu langer Zeit war eine Titelgeschichte "Die Brandstifter" erschienen, die sich ausführlich mit der Arbeitsweise und Wirkung der reichweitenstärksten deutschen Boulevardzeitung beschäftigte.

[Traitor]

Es scheint sich dabei um ein von langer Hand vorbereitetes Personaltauschgeschäft gehandelt zu haben. Jetzt wechselt wohl der ehemalige Spiegel-Chef Stefan Aust nach N24-Zwischenspiel zur Springer-Welt...

Der redaktionsinterne Protest gegen Blome scheint derweil erfolglos versandet zu sein, oder hat nochmal jemand was davon gelesen?

[Maglor]

Bei dem Tauschgeschäft geht es nicht nur um natürliche Personen: Jetzt wechselt auch N24 zu Springer!
Die Axel-Springer-AG will N24 zu 100% kaufen und im Gegenzug einer paar Zeitungen und Zeitschriften verkaufen.
Zuvor war Stefan Aust einer der Haupteigentümer der N24 Media ...

[Lykurg]

Ja, die beiden Nachrichten völlig unverbunden binnen zwei Tagen im Spiegel zu lesen, fand ich irgendwie auch irritierend angesichts dieses Hintergrunds.^^

[Maglor]

Ja, die beiden Nachrichten völlig unverbunden binnen zwei Tagen im Spiegel zu lesen, fand ich irgendwie auch irritierend angesichts dieses Hintergrunds.^^

Die Kraken sind vielleicht naiv.