Ach Gottchen, hier auch noch mal.
Der Artikel/Blog nervt mich sehr. Er ist ziemlich provokativ geschrieben; allein schon die Einleitung "wer es sich so einfach macht..." ist einfach nur ätzend, wenn man weiß, wie viel Umstellung Vegetarismus und vor allem Veganismus bedeutet.
Dass Weidehaltung in Australien oder Amerika ein probates Mittel sein mag (was aber das Problem der Massenschlachtung nicht löst), wäre zu beweisen - in Ländern mit weniger unbewohnter Ackerfläche könnte man damit nie den Bedarf stillen, insbesondere, wenn der Artikel sogar in die Richtung geht, wieder MEHR Fleisch zu essen. Er schafft also eine scheinbare Alternative zum Vegetarismus, die aber eben nur funktioniert, solange sich NICHT viele dafür entscheiden.
Dann spricht er von den Umweltschäden und den armen Mäuschen, die bei der Umwandlung von Brachland in Ackerland draufgehen. Dabei ignoriert er meiner Ansicht nach, dass die allermeisten Ackerflächen schon lange bestehen - wenn da also einmal Acker ist, kann man nichts daran ändern, dass irgendwann kleine Mäusebabies, nach ihren Müttern singend (!) (der lässt nichts aus), qualvoll verhungert sind, was definitiv nicht in Ordnung ist, dann ist das jetzt auch schon Jahrzehnte her und es spricht vom Tierschutz her nichts dagegen, jetzt Pflanzen anzubauen. Dass das kein gesundes Ökosystem ist, ist klar. Aber darum geht es ja hier nicht, sondern darum, dass keine Tiere geschädigt werden, und das ist, denke ich, bei den meisten schon existierenden Ackerflächen der Fall. Pestizide sind vielleicht auch direkt schädlich für die Lebewesen, die dort leben - dann sollte man gegen Pestizide vorgehen und nicht gegen Ackerflächen. Und dass die Mäusebabies von Raubtieren gefressen werden - mal ehrlich, was hätte die Muttermaus, die vom bösen Bauern getötet wurde, denn tun sollen, wenn auf einmal ein Kater oder ein Fuchs vor dem Nest steht!??
Ganz schlimm finde ich dann das hier:
Veganismus bezieht sich in der Regel nur auf fühlende Wesen. Eine oft bequeme, jedoch willkürlich gezogene Grenze, um letztlich beispielsweise zu Heuschrecken als Nahrungsquelle greifen zu können – dies schließt freilich auch Milchsäurebakterien aus fermentierten Lebensmitteln wie Sauerkraut ein.
(Quelle: Urgeschmack)
Natürlich bezieht sich Veganismus auf fühlende Wesen - der Plan ist schließlich, unnötiges Leid zu verhindern. Bakteriensterben hingegen KANN MAN NICHT VERHINDERN. Da sterben beim Zähneputzen sicher mehr, als beim Essen von Milchsäurebakterien aus fermentierten Lebensmitteln. Und wenn man davon ausgeht, dass Bakterien schützenswertes Leben sind, kann man sich eigentlich gleich hinlegen und sterben - dass hingegen Kühe, Schafe und Schweine fühlende und intelligente Lebewesen sind, ist unmittelbar einsichtig.
Das Fazit, lokal zu essen, ist so einsichtig, dass es sehr schwer zu verstehen ist, warum er so einen provokanten, rechthaberischen Artikel davorsetzt... aber der sympathischste scheint er auch nicht zu sein, an den Reaktionen zu sehen...