Seltsame Dinge Geschehen auf dem deutschen Wohnungsmarkt

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Maschadrix
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Fr 9. Nov 2018, 12:56 - Beitrag #1

Seltsame Dinge Geschehen auf dem deutschen Wohnungsmarkt

Hallo Liebes Forum,

Zuletzt habe ich mich auf einschlägigen Immobilienportalen schlau gemacht.
Weil ich berufstätig bin und viel Pendeln muss steht für mich eine Zweitwohnung im Raum.
Da die Wohnungspreise in Frankfurt untragbar sind dachte/denke ich über eine Berufstätigen WG nach.

Immer öfter bin ich auf Anzeigen gestoßen bei denen 'Zimmer einzeln vermietet werden'.
Ich war baff, aus meiner Studentenzeit kenne ich WGs immer nur mit Untermietverträgen oder mehreren Miet-Parteien im
vetrag.

Was hat es damit auf sich?

Lykurg
[ohne Titel]
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Sa 10. Nov 2018, 09:50 - Beitrag #2

Willkommen, Maschadrix!

Hab ich so noch nicht gesehen, früher (will sagen, vor ca. 60 Jahren) war das wohl noch ziemlich üblich. Ohne jetzt juristischen Sachverstand zu habne - letzlich kann man vertraglich ziemlich viel vereinbaren, wenn man das will (insbesondere wenn eine so starke Nachfrage wie in Frankfurt dahintersteht). Hättest du zufällig ein Beispiel zur Hand?

Ipsissimus
Dämmerung
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Sa 10. Nov 2018, 21:33 - Beitrag #3

bei Einzelzimmervermietung lassen sich die Mietpreise weiter "optimieren"

Traitor
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Sa 10. Nov 2018, 22:04 - Beitrag #4

Willkommen!

Von früher kenne ich das Phänomen auch nicht. Aus Laiensicht denke ich aber nicht, dass das juristisch eine Neuerung wäre, denn zumindest gab es vor 10+ Jahren bei WGs teilweise schon vermieterseits die Option, ob man einen gemeinsamen Vertrag (Standard) oder getrennte machen wollte. Ich habe nie von tatsächlichen Umsetzungen des getrennten Modells gehört, aber möglich war es wohl.

Im Ausland (zumindest Spanien und Großbritannien) ist das Konzept auch sehr verbreitet; die Deklaration auf britischen Mietportalen ist leider oft miserabel, sodass man z.B. auf Fälle stößt, die klar als ganze Wohnung beschrieben sind, dafür aber suspekt viel zu billig, und erst aus irgendeinem anderen inkonsistenten Detail kann man dann ableiten, dass nur ein Einzelzimmer angeboten wird.

Bogen zurück nach Deutschland: im Prinzip ist es aber doch nur eine Rückkehr zu Praktiken der 50er oder so, als es völlig normal war, dass Studenten oder Jungberufstätige nur einzelne Zimmer in einer bereits bewohnten Einheit übernahmen.

Sukkuru
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Mi 14. Nov 2018, 14:31 - Beitrag #5

Ja sowas kenne ich auch noch von früher. Ich kann aber verstehen wenn man als junger Mensch in einer neuen Stadt studieren will und dann eine Studenten-WG bevorzugt ;) Schließlich will man ja auch Anschluss finden usw. Die steigenden Mieten und der ausgereizte Immobilienmarkt verändern natürlich auch die Lage und immer mehr Menschen werden gezwungen auch im Erwachsenenalter alternative Wohnkonzepte in Betracht zu ziehen. Wir merken das sogar bei uns im Ort und dabei handelt es sich nur um eine Kleinstadt. Die Mieten steigen aber auch hier und wenn man dann Geringverdiener ist, kann es schon teilweise haarig werden. Hier steht noch mehr dazu: https://www.hausverwalterscout.de/Magazin-auch-die-mieten-in-den-kleinstaedten-steigen

Die Einzelzimmervermietung finde ich aber gerade für einen begrenzten Zeitraum eine super Lösung.

Ipsissimus
Dämmerung
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Mi 14. Nov 2018, 19:38 - Beitrag #6

Wenn nichts anderes übrigbleibt, dann ja; aber im Allgemeinen als Fremder in eine Familienwohnung einzuziehen, ist nicht wirklich brickelnd, auch für die Familie nicht.

e-noon
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Do 15. Nov 2018, 15:28 - Beitrag #7

In Italien ist es üblich, dass Studentinnen gemeinsam ein Zimmer (!) bewohnen. Wie Schülerinnen im Internat halt. Warum sollte man auch erwachsen werden und alleine in seinem Zimmer schlafen. Sex hat man eh erst nach der Hochzeit. Und Geld hat auch keiner.

Die Mieten in Köln sind sehr hoch, kann ich noch zum Thema beitragen. Ich habe darum jetzt eine WG gegründet. Es liegt vermutlich mehr an der anhaltenden Landflucht als an allem anderen, aber Abhilfe scheint nicht in Sicht; in Köln herrscht Wohnungsstau von etwa 60.000 (mehr Leuten als Wohnungen) im Jahr. Mich wundert nur, dass die AfD nicht allein dadurch schon mehr Stimmen einsackt. Bei mir geht derzeit die Hälfte meines Gehaltes für die Miete drauf (als verbeamtete Lehrerin).

Ipsissimus
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Do 15. Nov 2018, 19:49 - Beitrag #8

Zitat von e-noon:Es liegt vermutlich mehr an der anhaltenden Landflucht als an allem anderen ...


Wäre es dann, Mobilität vorausgesetzt, nicht möglich, auf die umliegenden Dörfer auszuweichen?

Traitor
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Fr 16. Nov 2018, 01:33 - Beitrag #9

Zitat von Ipsissimus:aber im Allgemeinen als Fremder in eine Familienwohnung einzuziehen, ist nicht wirklich brickelnd, auch für die Familie nicht.
Untermieter in Familienwohnungen dürften doch noch eher extreme Ausnahmen sein? Das mir bekanntere Modell, von dem auch Sukkuru zu reden scheint, sind Erwachsenen-WGs.

Zitat von e-noon:Sex hat man eh erst nach der Hochzeit.
Gegenthese: Italienerinnen sind besonders gut im Lügen. ;)

Zitat von e-noon:Wohnungsstau

Ich bin ja jetzt ungefähr genau seit das Thema so richtig populär geworden ist aus dem deutschen Wohnungsmarkt raus, aber noch wenige Jahre vorher gab es parallel zum bereits knapper werdenden attraktiven Wohnraum auch eine riesige Halde an "Schrottimmobilien", die zwielichtige Vermieter/Verkäufer an den Kunden zu bringen versuchten, aber nur absolut verzweifelte Suchende näher ansehen würden. Hat jemand einen Überblick, ob dieser Bestand inzwischen halbwegs wegsaniert wurde, oder aus dem Nettowohnungsmangel schön herausgerechnet wird? Dazu, und neben Landflucht und Einwanderung, muss es auch noch massive Aufschwünge beim Abziehen von Mietwohnungen in den Eigentumsmarkt und beim wachsenden Mieteinheitenbedarf pro Einzelperson gegeben haben, denn der Nettobevölkerungszuwachs kann den Bedarf irgendwie nicht so recht erklären. Das Ausmaß des angeblichen Neubaubedarfs, wie es andauernd beschworen wird, halte ich bis auf weiteren Nachweis für a) nicht netto und b) umwelttechnisch äußerst bedenklich...

Zitat von Ipsissimus:Wäre es dann, Mobilität vorausgesetzt, nicht möglich, auf die umliegenden Dörfer auszuweichen?
Da muss die Mobilität aber schon amerikanischen Standards genügen, denn die Dörfer, aus denen geflüchtet wird und die dementsprechend gute Wohnmöglichkeiten bieten, sind ja eben nicht die "umliegenden" sondern die JWDs.

Ipsissimus
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Fr 16. Nov 2018, 11:02 - Beitrag #10

Zitat von Traitor:Untermieter in Familienwohnungen dürften doch noch eher extreme Ausnahmen sein? Das mir bekanntere Modell, von dem auch Sukkuru zu reden scheint, sind Erwachsenen-WGs.


Der Themenersteller zeigte sich überrascht von EInzelzimmervermietung, und das habe ich nicht mit der bekannten und verbreiteten Existenz von WGs zusammengebracht. Ich lebte ungefähr 40 Jahre lang in einer Erwachsenen-WG^^

Traitor
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Sa 17. Nov 2018, 01:25 - Beitrag #11

Hattest du denn einen Einzelzimmermietvertrag direkt mit dem Besitzer, oder gab es einen Gemeinschaftsvertrag, oder einen Hauptmieter und die anderen als Untermieter?

Ipsissimus
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Sa 17. Nov 2018, 02:32 - Beitrag #12

Untermiete bei einem Hauptmieter

Tayfun
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Sa 17. Nov 2018, 07:05 - Beitrag #13

Kenn ich von Deutschland, so in der nähren Vergangenheit nicht, zu mindestens nicht in großer form, vereinzelt aber ja. Das es Früher sowas öfters gab, ist mit bekannt.
Was mir bekannt ist, dass Personen die In "wilde Eher" leben, seit ca. Mitte der 2000, damals noch sehe selten und es bis heute immer mehr geworden ist, dass der eine Parker auf einmal der "Untermieter" war und die zwei auch nicht mehr "zusammen" waren.
Das lag natürlich an den Harz 4 Reformen, wo eheähnlichen Gemeinschaft, finanziell schälter standen, nach einer Arbeitslosigkeit, als verheiratete Paare. edit: Korrektur/Einschub: Sie standen finanziell schlechter da, weil Sie während der "normalen" Erwerbstätigkeit nicht wie Verheiratete besteuert wurden, aber nach der (längeren)Arbeitslosigkeit, so wie Verheiratetet behandelt wurden/werden.
Dass hat natürlich auch zufolge gehabt, dass es mehr "Erwachsenen WGs" gab. Aber dass ist ein Anderes Thema, und hat nichts mit dem auf dem freien Markt angebotenen Plätzen zutun.

Von anderen Ländern, kenne ich dass öfters vor allem von Spanien. Aber ob dass was ich mitbekommen habe, auch repräsentative ist, bezweifele ich mal.

Von der Türkei kenne ich dass bei Erwachsenen (meist selten älter als 35 Jahre alte, normaler weise alle deutlich jünger aber keine Studenten WGs mehr), von Singles, die eine Wohnung Kostenlos oder für ein sehr geringes Entgelt vom Arbeitgeber erhallten.
Meist eine 2 Zimmer Wohnung für 4 Personen oder 4 Zimmer für 4 Personen.
In der Gegend, wo ich meine nächste Investition machen wollte, für eine Bestimmte Zielgruppe an Mietern. (Jung & Singel oder junges Paar, guter Job)(die 1 bis 11/2 Zimmer 65 bis 80 m² suchen), werde ich gerade von den Arbeitgebern mit ihren Wohnung verdrängt, dass ich erst mal, keine Investition mache, sondern die Lage sondiere.

Maglor
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So 18. Nov 2018, 20:30 - Beitrag #14

Gerade die jungen Singles drängen in die Städte, während Familien ins Umland ziehen. So läuft es seit Jahren und das kann so nicht gut gegen.

Jahrhundertelang wurden in Deutschland Wohnungen für ganze Familien gebaut und dann kommen die Menschen auf die Idee, ganz allein in einer Wohnung zu leben.
Im sozialen Wohnungsbau wurde auch immer Wohnraum für Familien geschaffen. Es gibt daher auch kaum Bauten, die wirklich als Quartiere für Einzelpersonen geplant wurden.
Die einzigen Beispiele, die mir bekannt sind, sind echte Elendsquartiere. Aus der nächsten Großstadt sind mir jedenfalls mehrere Gebäude bekannt, in denen Einzelzimmer vermietet werden. Die meisten Mieter haben ein Drogen- und Alkoholproblem und sind auf Grund ihrer Eigenarten nicht WG- oder beziehungsfähig. Sie wohnen in Einzelzimmern und nutzen die verdreckten Etagenduschen. Ich glaube, dass ist ein ehemaligen Hotel oder so etwas.

Ich teile euren Eindruck, dass das Aufkommen von Einzelzimmern und Einpersonenwohnungen irgendwie auch mit Luxus und Wohlstand zu tun haben.
Eine Bevölkerungsexplusion ist in Deutschland derzeit nicht zu beachten. Ich bin mir sicher, dass es auch in Großstädten wie Frankfurt oder München keine Wohnungsnot geben würde, wenn in jeder 3-Zimmer-Wohnung vier Menschen leben würden.

Traitor
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Mi 21. Nov 2018, 00:55 - Beitrag #15

Maglor, ich kenne durchaus auch Innenstadtbauten, in denen es früher Einzimmerwohnungen gab, die später zusammengelegt wurden. Ein häufiger Grund für Anzeigen mit den berüchtigten Schlüsselwörtern "interessant geschnitten" oder "attraktiver Grundriss".
Aber dein Grundargument ändert das nicht, denn diese Zusammenlegungen sind natürlich nicht nur auf Familien ausgelegt, sondern auch darauf, dass auch Paare oder Alleinstehende nicht mehr mit einem Zimmer zufrieden sind. Bin ich ja auch selbst nicht, und ist an sich ja auch nicht so verwerflich.
Ist halt nicht wohneinheitenneutral, aber wenn parallel immer mehr Eigenheime auf der grünen Wiese gebaut werden, müssten ja theoretisch entsprechend viele Stadtwohnungen frei werden, aber so ganz klappt der Bilanzausgleich halt nicht. Es bleibt aber die Frage, wieviel echter Nettomangel ist, und wieviel eigentlich vorhandene Kapazität selbst bei Herausrechnen der Geographie noch durch Spekulation jedweder Art oder einfach Auseinanderklaffen der Marktsegmente brachliegt.

bjessel
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Do 7. Feb 2019, 11:54 - Beitrag #16

Das ist echt seltsam.

Maglor
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Fr 8. Feb 2019, 17:26 - Beitrag #17

Eine große Rolle spielen vielleicht noch die Zweitwohnungen. Jedenfalls kurbeln sie den Pro-Kopf-Verbrauch von Wohnraum kräftig an.


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