Und ich dachte, seit neuestem gelte der Spiegel als "das Qualitätsmedium".
Das Geschlecht des Jahres
Von den „Gewinnern“ des Tages auf der Titelseite waren über 80 Prozent — Männer.
Auch von den Verlierern waren über 80 Prozent männlich. Selbst Tiere und Gegenstände tauchten in dem Ranking häufiger auf als Frauen.
Sollten Frauen nicht sehr, sehr dankbar sein, seltener von der Bild erwähnt zu werden...? Ja, ich weiß, Marginalisierung im Allgemeinen, bad news is better than no news, usw.
Die Religion des Jahres
Gehen wir doch mal die großen durch. Also. Hinduismus: kam in der Print-„Bild“ in diesem Jahr genau einmal vor. Der Buddhismus kam immerhin auf zwei Erwähnungen. Das Judentum kam auf sieben, das Christentum auf 28. Der Islam auf 266.
Da haben sie vermutlich nur die Titelseite ausgewertet? Auf den hinteren Seiten muss es doch wohl allein mehr als 28 Erwähnungen von Papstreisen, Pädophilie- oder Geldverschwendungsskandalen gegeben haben... Oder sie haben nur nach dem exakt so geschriebenen Namen der Religion an sich gegrept, und "Christentum" ist sicher kein sehr häufiges Bild-Vokabular, wenn es z.B. um "die Katholiken" oder "wir sind Jesus" geht.
Oh, in der Tat, am Ende der Seite:
Nachtrag, 27. Dezember: Der Vollständigkeit halber: Auch wenn in der Collage im Abschnitt „Die Religion des Jahres“ ein Beispiel mit „Islamismus“ zu sehen ist — bei den 266 Nennungen handelt es sich tatsächlich nur um Nennungen des Wortes „Islam“. Schon klar: Wenn man nach „Islam“ sucht, findet man in den Ergebnisse auch Treffer wie „Islamismus“ (da steckt ja schließlich die Buchstabenkombination „Islam“ drin). Diese Treffer haben wir allerdings nicht mitgezählt.
Auf jeden Fall sehr erhellend, detailliert bestätigt zu sehen, dass mein (weitgehend konsumfreies) Gefühl, die Bild sei in vergangenen Jahren etwas harmloser geworden, mit dem ich aber immer sehr unglücklich war, doch vollkommen falsch ist.