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Kannibale von Rotenburg - wegen Mordes vor Gericht

BeitragVerfasst: Di 15. Jul 2003, 01:20
von Ecthy
http://www.n-tv.de/3172432.html

Ich kann das nicht ganz nachvollziehen. Angeekelt waren wir zwar alle, aber ich denke es ist was anderes als Mord. Es gibt keinen Grund, wegen einer Maximalstrafe von 5 Jahren beunruhigt zu sein (Tötung auf Verlangen), da er ja nach allgemeienr Beschreibung kaum eine Gefahr für die Gesellschaft darstellt. In die Klapse schicken sie ihn früher oder später sowieso.

Wie seht ihr das? War das damals ein einfacher, niederträchtiger Mord? Haltet ihr die Tatsache, dass es auf Verlangen stattfand (denn mündig war Bernd Jürgen B sicher), für in gewisser Weise mildernd, wenn auch auf krankhafte Art?

Ich bin unentschlossen, aber gegen den Mordvorwurf. Serientäter, die unbeteiligte aussuchen, metzeln und essen, das sind Mörder. Aber wenn die beiden drauf gestanden haben, naja, weiss halt auch nicht so recht was ich davon halten soll...

BeitragVerfasst: Di 15. Jul 2003, 02:37
von [EaR]Termy
"mord" auf verlangen erachte ich eigentlich nich als straftat...ich kann auch nich verstehn, dass sterbehilfe nicht erlaubt is...aber ich find sowieso 50-70% des rechtsempfindens unserer gesellschaft schwachsinn ;)

BeitragVerfasst: Di 15. Jul 2003, 02:41
von Ecthy
so ähnlich waren meine überlegungen auch, aber ganz so einfach isses glaube ich nich...

denn die sterbehilfe-überlegung gilt für körperlich kranke leute. aber der hier, der war eben ein bisl wuschig im kopf. hat der andre da das recht ihn zu töten?

was ist wenn ein geistig behinderter mensch so etwas "wünscht", also einen solchen wunsch *äußert*?

er weiss dann möglicherweise nicht wovon er redet, der kannibale hätte dann umso weniger das recht, ihn zu töten (was er ja an sich eh nicht hat), und würde dann auf dem "wunsch" herumreiten?

die sache ist knifflig. dieser hier war sicher nicht behindert. aber einfach nur anders auch nicht.

ist ein selbstmord-drang bereits automatisch krankhaft?

BeitragVerfasst: Di 15. Jul 2003, 02:59
von [EaR]Termy
wenn ein mensch bei klarem verstand zu sterben wünscht, dann sollte es imho legal sein, diesen wunsch zu erfüllen...bei geistig behinderten isses nich anders als bei "normalen"
es is nich sache von psychologen, festzustellen, dass jemand krank is, weil er sich den tod wünscht, höchsten sache der freunde, den grund zu erforschen und evtl. etwas dagegen zu tun...nur weil jemand abseits der "norm" denkt heisst des noch lange nicht, dass man ihm das recht auf selbstbestimmung aberkennen sollte, DAS is imho weitaus kranker, als der wunsch, verspeisst zu werden (wobei des schon etwas sehr...abnorm is :D)

BeitragVerfasst: Di 15. Jul 2003, 03:07
von Ecthy
naja, ganz so einfach seh ich das nich... wenn jemand einfach nur drauf steht, laute abzumurksen, und dann im netz jemanden findet dere grad in ner schwiergien phase is (hab selbst manchmal so phasen ;)), dann sollte es ihm auf keinen fall erlaubt sein... also selbst wenn sterbehilfem, dann nur zentral, also medizinisch wie in den niederlanden

BeitragVerfasst: Di 15. Jul 2003, 03:14
von [EaR]Termy
es is klar, dass man die entscheidung, zu sterben, nich spontan, aus ner schlechten phase herraus treffen sollte ;)
grade deswegen sollten ja die freunde miteinbezogen werden....
insgesamt stehe ich selbstmord relativ positiv gegenüber, "man soll aufhörn, wenn es am schönsten is" is da n ganz gutes sprichwort :D
es sollte auf keinen fall übereilt sein, aber ich habe auch vor, mich irgendwann mal umzubringen, hab keine lust bis zum dahinvegetiern zu leben, nur um dann irgendwann, von maschienen am leben erhalten, zu verrecken....nein, da nehm ich mein leben (bzw meinen tod ;)) lieber selbst in die hand :)

BeitragVerfasst: Di 15. Jul 2003, 03:30
von Ecthy
ich find das alles nicht sehr überzeugend

freunde heranziehen sollte in jedem fall das ergebnis hervorbringen, es nicht zu tun, bei dir hört es sich fast an wie "OK Alder, wenn de nich mehr willst, dann mach dich halt platt", was aber bei *Freunden* wohl kaum zu erwarten ist.

Was das andre angeht, ich sehe Selbstmord überhaupt nicht positiv. Es ist immer schlimm, und man kann auch spätere Lebensphasen genießen, da man ja auch seine Ansprüche ändert, Jungendliche wie wir haben halt diesen Ultimativitätsanspruch... es ist entweder ein Zeugnis dafür, dass jemand Angst davor hattem älter zu werden, oder eben nicht mit seiner Umwelt klar kam, was aber auch egegn die Umwelt spricht.

Ich selbst hab nen halben Suizidversuch hinter mir, und ich denke auch aus ner mehr oderweniger objektiven Perspektive (hab andere befragt), ist es mehr ein Zeugnis für die Armut der Umwelt als fr den Willen des Selbst.

Um ehrlich zu sein, ich glaube kaum an freie Entscheidung. Man ist das Produkt seiner Umwelt, kombiniert mit genetischen Vorraussetzungen. Aber niemals freie Entscheidung, oder gar Seele, die von Individuum zu Individuum weiter gereicht würde...

Aus dieser Perspektive ist der Begriff von Moral ohnehin recht schwierig, so dass ich von den Werten ausgehen muss, die in unseren Breiten und Längen Gang und Gebe sind. Demnach ist die Anklage auf Mord gerechtfertigt. Denn er hatte keinen Grund außer seiner Abart, das zu tun.

Im Alltag bin ich jedoch viel nihilistischer. Demnach war das "Opfer" halt so, und der "Täter" eben so, und beide führten ihren Wunsch aus.

Wie ihr sicherlich merkt, fallen mir moralische Debatten zur Zeit schwer. Daher frage ich nach eurer Meinung.

BeitragVerfasst: Di 15. Jul 2003, 03:53
von [EaR]Termy
nein, ich meinte nich "ok alda etc..." sondern eben: mit freunden die probs/beweggründe diskutiern und andere meinungen/sichtwinkel einholen, geht natürlich nur mit guten freunden....
un naja, es is mir relativ egal, ob meine freie entscheidung nun frei ist oder nicht, ich habe den EINDRUCK, dass sie frei ist, das is alles, was für mich zählt, das einzige, auf das ich mich verlassen kann ;)


ich habe auch nie bestritten, dass man spätere lebensabschnitte nicht geniesen könnte (mal abgesehn vom schlussendlichen dahinvegetiern ;)), aber mit ner anderen einstellung könnte ich vielleicht auch die aussicht, ein ganz normaler durchschnittstyp zu werden, der jeden tag ganz normal seiner arbeit nachgeht etc geniesen, aber ich bin eben ich, entwicklung is wichtig, keine frage...allerdings is immer die frage, wo entwicklung anfängt und wo senilität, nostalgie, stagnation und angst vor veränderung anfangen...vielleicht habe ich ja davor angst....angst, nen typischer renter zu werden, der alles un jeden ankeift, der ihm nich passt...
ich denke, mit solch einem hintergrund ist selbstmord durchaus positiv zu sehn, irgendwann hat man nunmal die schönste zeit des lebens hinter sich (das zu beurteilen is aber wohl recht komplex ;)), dann kann es nur noch schlechter werden...und das muss ja nich sein, oder? ein schöner, bewusster, freier tot als abschluss eines bewussten, erfüllten, freien lebens, was will man mehr?
zumindest in meinen augen ist das das ultimative ziel in diesem leben (egal, ob man nun an ein leben nach dem tod glaubt oder nich :D)

BeitragVerfasst: Di 15. Jul 2003, 14:42
von Traitor
Die Selbstmorddiskussion sollte doch eher ein eigenes Thema wert sein.
Zum "Kannibalen": Von Sterbehilfe kann man meiner Meinung nach nur reden, wenn diese offiziell anerkannt ist. Die Rechtslage kenne ich dort nicht, aber ich gehe mal davon aus, dass in den Niederlanden nicht jeder einfach jemanden auf dessen Wunsch töten kann, sondern sich vorher notariell beglaubigen lassen muss, dass es dessen Wunsch war, etc.
Somit lässt sich hier juristisch nicht feststellen, ob es wirklich der Wunsch des Opfers war - und da der Täter nicht erst auf den Wunsch aktiv war, sondern schon ein Opfer suchte, sind auch niedere Motive dabei. Damit ist es für mich Mord.