Singleleben

Erlebnisse und Erfahrungen aus den schönsten und den traurigsten Stunden des Lebens. Träume von der perfekten Liebe und ein Kummerkasten für ihr Scheitern.
e-noon
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Do 28. Apr 2011, 13:46 - Beitrag #41

Für mich die einzige offene Frage ist, ob die existierenden langfristigen Beziehungen allesamt mit Abhängigkeitsverhältnissen, Machtgefälle und Außendruck zu erklären sind, ob, anders gefragt, das Modell einer lebenslangen Partnerschaft ohnehin schon immer nur eine religiöse Verwirrung war, und ob der Anlage der Spezies die "Lebensabschnittspartnerschaft" nicht gemäßer ist. Oder gibt es Argumente, die eine lebenslängliche Partnerschaft außerhalb des Kontexts von Zwang plausibel machen?


Ja, die gibt es, es wird allerdings zunehmend schwerer. Brutpflege ist ein wichtiger Punkt; für die mir bekannten Ehepaare, die ihre goldene Hochzeit im Kreise ihrer Lieben feierten, scheint auch ein Leben ohne den Partner nicht denkbar und ein Leben mit jemand anders nicht, vermutlich sogar nie, gewünscht worden zu sein. Die Ansprüche müssen gering oder aber vom anderen erfüllbar sein; radikale Änderungen oder Selbstverwirklichungsphasen müssen relativ sozialverträglich ablaufen oder wegfallen; Lebensperspektiven müssen langfristig deckungsgleich sein oder werden. Es darf einem auch nicht allzuviel an der Phase der Verliebtheit liegen, sonst wird man wohl immer wieder dazu verführt, sich zu fragen, ob ein Wechsel nicht besser wäre, nicht, weil der neue Partner besser ist (wobei das natürlich auch der Fall sein kann), sondern, weil er anders ist. Man muss wohl ein gewisses Maß an Beständigkeit lieben. Außendruck ist nicht immer negativ; er kann einem auch helfen, das anzustreben, was für einen selbst am besten ist. Ganz ohne Außendruck wäre ich wohl nicht nach England gegangen und hätte wahrscheinlich auch deutlich langsamer studiert; dennoch ist beides für meine persönliche Entwicklung gut und richtig.

Ob es für jüngere Generationen so noch möglich ist, ist fraglich. Wir verändern uns viel schneller und stärker, als das meine Großeltern und Großtanten samt Ehepartnern beispielsweise tun; damit wird es unwahrscheinlicher, über 50 oder mehr Jahre zu demselben Partner kompatibel zu sein.

Ipsissimus
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Do 28. Apr 2011, 14:29 - Beitrag #42

das sind eine Menge Bedingungen, die erfüllt sein müssen, e-noon. Mir scheint es eher so, dass je mehr Bedingungen zu erfüllen sind, je plausibler der Kontext von Zwang ist.

e-noon
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Do 28. Apr 2011, 14:38 - Beitrag #43

Wenn es dir so scheint, ist es vielleicht für dich so. Ich kann nur sagen, dass die Betroffenen es nicht als Zwang empfinden und sie auch niemand mit Gewalt daran hindern würde, sich scheiden zu lassen; dass sie den Gedanken entsetzt von sich weisen würden, dass sie Freunde sind und Partner, ein Leben lang aufeinander eingespielt, dass sie die gleichen Bedürfnisse haben und wo nicht, einer gerne nachgibt oder sie sich eben ergänzen. Das ist natürlich leichter, wo es eine klare Rollenverteilung gibt. Natürlich hätte mein Opa Schwierigkeiten damit, sich jeden Tag etwas leckeres zu kochen, und meine Oma damit, die Finanzen zu übernehmen oder im Garten zu hacken. Aber auch bei den Ehepaaren, die beide noch ein aktives Leben haben, beide (kurz vor der Rente, aber trotzdem) noch arbeiten gehen, auch individuelle Interessen, und die modern genug sind, um im Notfall auch getrennte Wege zu gehen, ist es so, dass sie es immer noch genießen, zusammen in Urlaub zu fahren, zusammen Freunde zu besuchen (auch manchmal allein), zusammen neue Dinge auszuprobieren... Es ist sicher nicht immer leicht und sicher auch nicht jedem möglich, und natürlich spielen irgendwann auch Kinder, Haus und Bequemlichkeit eine Rolle... Aber solange es nicht die entscheidende ist, die ein fast ebenso großes Übel überdeckt, sondern eine untergeordnete Rolle, die einen als Glück und Bereicherung empfundenen Zustand verstärkt, sehe ich darin kein Problem.

Ipsissimus
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Do 28. Apr 2011, 15:11 - Beitrag #44

ich kenne das auch von meinen Eltern, e-noon. Auch deswegen weiß ich, wieviel Zwang hinter solchen harmonischen Verhältnissen oft genug herrscht.

Aber in der Tat, vielleicht war die Generation meiner Eltern die letzte, bei der die alten Verhältnisse noch relativ ungebrochen in breiter Masse Gültigkeit besaßen. Was meine Generation und jüngere angeht, oje^^ von vierzehn Frauen meiner Abiturklasse sind zwei ungeschieden^^ und drei sind mehr als viermal geschieden^^ ähnlich bei den Männern^^

e-noon
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Do 28. Apr 2011, 15:14 - Beitrag #45

Auch deswegen weiß ich, wieviel Zwang hinter solchen harmonischen Verhältnissen oft genug herrscht.
Das kann ich mir gut vorstellen. Allerdings kenne ich eben nur die Paare, bei denen es entweder harmonisch und ohne Zwang ist, wenn auch mit äußeren Bedingungen, die den Zusammenhalt verstärken; oder die Paare, bei denen der Zwang zu spüren ist, die allerdings auch dann deutlich unharmonisch wirken.

009
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Fr 29. Apr 2011, 16:37 - Beitrag #46

Zitat von e-noon:Die Behauptung, jeder Single wäre glücklich ohne Partner, sonst würde er sich einen Partner suchen, finde ich ähnlich sinnvoll wie die, jeder Arbeitslose wäre glücklich ohne Arbeit, sonst würde er sich eine Arbeit suchen.
Weil ich den oben übersehen hatte: nette Formulierung - und gerade muß ich an eine mir bekannte Person denken, bei der beides (mit keine Arbeit = lieber eisern sparsam sein als Studium zu Ende bringen oder Nebenjob suchen) stimmt und auch eine Unzufriedenheit für andere spürbar ist, die die betroffenen Person aber immer sehr wortgewandt wegargumentieren kann.


Zitat von Format.Com:Also stellt sich mir die frage welchen nutzen eine partnerschaft hat den nich auch eine freundschaft abdeckeln kann. Dann haben wir noch den sexuellen part, bei dem eine beziehung sicher vorteilhafter ist. Regelmässigkeit, aufeinander eingespielt sein usw. Auf der anderen seite das single-daseins mit einer gewissen unregelmässigkeit aber viel abwechslung und unter anderem die geschichte mit der "fick"-freundschaft.
Ohne das da in dem recht sicher gemeinten Sinne eine [bzw. mehrere^^] ""Fick"-Freundschaften" bestehen, bringt mich dies zu einer mir bekannten Person, die eigentlich Single ist. Wohl auch, weil ihr Lebens-/Arbeitsentwurf mit extrem viel herumgereise durch wirklich fast die ganze Welt offenbar bzw. de facto die ortsgebundenen oder durchschnittlich mobilen ausschließt. Zudem bestehen Vorstellungen bis strikte Anforderungen an die Person, zu der eine Partnerschaft dann denkbar und gewollt wäre, die nicht wenige noch euphemistisch als illusorisch bezeichnen.
Interessant und mir sonst so nicht bekannt ist aber das Netzwerk-Konstrukt dieser Person, die viele gleich- wie besonders wechselgeschlechtliche Personen hat und zu denen jeweils individuell angestimmte Kontakte bzw. Freundschaften pflegt. Da wo es für die jeweils beiden beteiligten einvernehmlich ist, gibt es auch körperliche Nähe bis hin zu einem Maß an Intimität, das gewiss jedes übliche Verständnis von Freundschaft sprengt. Erstaunlicherweise funktioniert das augenscheinlich recht gut, alle Beteiligten wissen, das es noch andere gibt]ich glaube, jeder mensch kennt sich selbst genug am besten...wenn nicht er selbst, wer dann?
jeder weiss eigentlich genau, wie er tickt, was er braucht, was er nicht gebrauchen kann...
die schwierigkeit einer beziehung besteht darin, dies darin abwägen, einbringen, ausgleichen zu können.....
wenn ein partner etwas braucht, etwas von dem anderen haben möchte, kann sich der andere bereits in seinem sosein angegriffen, nicht verstanden und attackiert fühlen....[/QUOTE] Mir deucht, sich selber am besten zu kennen ist gleichsam wahr wie nicht alles - denn es heisst wohl nicht immer zwangsläufig auch, sich wirklich vollständog zu kennen, verstehen, erklären oder eben gar voraussagen zu können. Damit bin ich wohl bei dem, was Milena m.E. treffend als Schwierigkeit einer Beziehung benennt - und was, wenn bei einem versuch oder manchmal leider erst nach längerem - zum ggf. traurigen Ende führt, wenn zwei sich als dann eben doch nicht paarkompatibel erweisen.

Maglor
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Di 17. Jul 2012, 21:00 - Beitrag #47

[quote="janw"]Jedenfalls ist mir
"wenn sie es tatsächlich nicht wollten, würden sie längst was dran geändert haben... "
zu hart]
Vielleicht geht es ja nicht um den Erhalt eines angeblichen inneren Gleichgewichts sondern um die Unfähigkeit aus dem gewohnten - etwa dem steten Ungleichgewicht - auszusteigen, da die Hilflosigkeit ja bereits erlernt und perfektioniert wurde. Da müsste man ja nur nach links oder rechts gehen, aber der Versuch ist ohnehin nicht wert.

Milena
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Di 17. Jul 2012, 21:44 - Beitrag #48

etwa dem steten Ungleichgewicht - auszusteigen, da die Hilflosigkeit ja bereits erlernt und perfektioniert wurde. Da müsste man ja nur nach links oder rechts gehen,


..genau....
nur nach links oder rechts gehen, kann angst verbreiten.....


aber der Versuch ist ohnehin nicht wert.


doch, ist er...
wenn da nicht die angst wäre...

Ipsissimus
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Di 17. Jul 2012, 22:26 - Beitrag #49

was sagt denn die Angst, Schatz? Wovor hat sie Angst?

janw
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Mi 18. Jul 2012, 20:11 - Beitrag #50

Zitat von Rio Reiser:Wir haben nichts zu verlieren außer unserer Angst

Wreckless1
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Mi 5. Dez 2012, 17:41 - Beitrag #51

Also ich lebe auch shcon seit einigen Jahren ein Singlelebe und manchmal ist es mir egal aber größtenteils wünschte ich mir einen Partner an meiner seite. Ich finde es frech zu sagen ''singles haben sich ihr dasein so ausgesucht''...
Ich habe mir das ganz und garnicht ausgescuht und bin auch ständig auf der suche..aber wenns einfach nciht passt und mir die leute mit denen ich mich date dann nciht passen, dann ist das ganz und garnicht deswegen, weil ich das nicht will, sondern weil ich mit dem menschen keine partnerschaft eingehen könnte ohne gefühle. Auch wenn ich krampfhaft versuche, was zu finden, was verbinden könnte...
Also suche ich weiter...und bin so lange alleine..

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