die Individuen der Spezies "homo sapiens" sind, wie sie sind, aufgrund einer viele hunderttausend Jahre währenden Evolution; nimmt mensch die biologischen Vorläufer hinzu, beanspruchte diese Evolution Jahrmillionen.
Ich bin immer wieder fasziniert, wenn diese das biologische Sosein des Menschen in erster Annäherung erklärende Theorie auf das Gebiet der Individualität eines Menschen übertragen wird, wovon hier die Rede sein soll, und speziell von der Frage, wie ein Individuum liebt.
Ich bin tatsächlich immer wieder verblüfft, wenn ich von - hier paradigmatisch wiedergegeben - Gedanken der Art lese, wonach ein einzelner Mensch in der konkreten Ausprägung seines liebenden Umgangs mit PartnerIn "evolutionär bedingt" gar nicht anders könne; Vorstellungen also, die zu suggerieren versuchen, "Liebe" sei "von Natur aus" als der Versuch aufzufassen, optimierte Bedingungen für den eigenen Nachwuchs zu sichern, wozu "natürlich" auch der optimierte Erbgutpartner gehört, also der Mann mit dicken Muskeln und schmalen Hüften bzw. die Frau großen Brüsten und breiten Becken, auf die somit die Jagdsaison eröffnet ist.
Ich frage mich, ob sich dahinter nicht der Versuch verbirgt, Verantworlichkeit wegzuschieben. Es klingt einfach besser, wenn die Evolution "Schuld" hat, anstatt einzugestehen, daß ICH nicht bereit bin, mich liebend auf einen Menschen einzulassen, der dem statistischen Durchschnitt des mir vermittelten Schönheitsideals meiner Epoche nicht genügt.
Eigene Bösartigkeit ist immer besser zu verkaufen, wenn es die Bösartigkeit aller ist, für die also niemand etwas kann.
Wie seht ihr das?