MauriceAnalytiker

Beiträge: 5166Registriert: 14.01.2003
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Kurz noch zu Taboo: Ich glaube zu wissen, dass sie mich um nichts beneidet, ich sie aber um einige Dinge.
Ich weiß nicht, ob sie zerbrechen wird, ich sage nur, dass es imo möglich ist.
Wie gesagt ich sehe zu ihr herauf, weil sie soviel besser im Alltag funktioniert als ich. Ich wünschte ich wäre da so wie sie...
Jetzt aber dem Kern dieses Postes, ein etwas längerer Text:
Jemanden der anders ist wird ständig gesagt "änder dich".Auf der anderen Seite heißt es "sei du selbst" und "bleib so wie du bist". Als ob man sich auch immer einfach so ändern könnte. Charakterliche Veränderungen können genauso leicht oder schwer wie äußerliche sein. Manche Angewohnheiten kann man ohne große Probleme ändern, so wie es wenig Aufwand ist seine Haarfarbe zu wechseln. Aber selbst hier macht es manchen mehr Mühe als anderen. Als ob alles so einfach wie haarefärben wäre.
Du hörst nicht die Musik, die die anderen hören? Änder dich!
Du schaust nicht die Filme, die die anderen schauen? Änder dich!
Du liest nicht die Bücher, die die anderen lesen? Änder dich!
Du magst nicht die Dinge, die die anderen mögen? Änder dich!
Wo ist da noch der Ratschlag "bleib du selbst"? Du sollst nicht du sein, sondern jemand der dem Vorstellungen anderer entspricht. Wer sich nicht daran hält ist nicht von Interesse und selber schuld.
Paradox!
Ich entschied mich dazu zu machen, was mir gefiel und nicht was andere von mir wollten. Ich zahlte einen hohen Preis. War es anfangs von mir gewollt und dann noch akzeptiert, ist es jetzt für mich schwerer denn je. Dabei ist mir immer noch nicht danach im Chaos der Masse zu baden und sich dem versteckten aber dennoch offensichtlichen Faschismus zu beugen. Muss ich mich erst selbst verlieren? Ich brauche die Masse nicht. Nein ich will sie nicht brauchen müssen.
Alles was ich brauche ist nur ein Mensch.
Und plötzlich aus heiteren Himmel, wie die uns unergründlichen Umstände und weltlichen Zusammenhänge spielen können, tauchte SIE unerwartet auf.
Hätte mir damals jemand gesagt, was passieren würde, ich hätte ihn ausgelacht und einen Spinner genannt. Das soll mir passieren? Mir? Träum weiter! Sowas ist mir in meiner Phantasie vorbehalten.
Doch können auch unglaubliche Dinge geschehen...
Ich halte inne und denke an den einen Moment zurück. Der Moment der soviel änderte... und dessen Wirkung wieder immer mehr zu schwinden scheint...
Da stehe ich nun vor dieser Mauer, die ich meine nicht überwinden zu können und dann lächelt sie mich an und reicht mir die Hand. "Ich helfe dir, du musst nur meine Hand nehmen." Sie steht nicht hiner mit und fordert "los über die Mauer! Änder dich!", sondernd kniet auf der Mauer, die sie selbst noch nicht überwunden hat, lächelt mich an und streckt mir ihre Hand entgegen.
Nach einem Moment des Zögerns, der wohl in Wirklichkeit nur ein Augenblick war, mir aber wie eine kleine Ewigkeit vorkam, ergreife ich ihre Hand... und sie hält mich.
Ich brauche selbst erst ein paar Minuten um es richtig zu realisieren, und umso klarer mir die Bedeutung dieses Momentes wird, umso schöner wird es. Welch unbeschreibliches Gefühl. Aber des unglaublichen Glückes war noch nicht genug. Nach Luft musste ich zu beginn immer wieder ringen, so ungewohnt war die Luft hier oben.
Auch auf der Mauer gab es Mauern, doch reichte sie mir immer wieder lächelnd die Hand. "Komm ruig, es wird nichts passieren", schien sie mir zuzuflüstern. "Du musst nichts tun, was du nicht willst, aber du brauchst vor nichts Angst zu haben." Bei jeder Mauer zögerte ich zuerst, doch jedes Mal erwartete sich mich mit offenen Armen.
Hätte mir jemand eine Woche davor gesagt, dass dies passieren würde, ich hätte ihn ausgelacht und einen Spinner genannt.
Wie ich einige Zeit darauf feststellen musste, gibt es für sie auch noch Mauern, die sie noch nicht überwunden hat. Kalt und mit ausdruckslosen Gesicht stand sie vor ihrer schwersten Hürde. Die Zeit war noch nicht nicht reif, diese zu bezwingen. "Diese Hürde habe ich noch nie genommen", sagte sie mit einer Stimme, die deren frühere Wärme entbehrte. "Und ich zweifle daran, sie jemals meistern zu können." Es schien, als stünde mir eine andere Person gegenüber. Gutes Zureden ließ sie nur den Kopf schütteln. Sie ist noch nicht soweit, es fehlt ihr noch an Vertrauen. Ich bot ihr meine Hilfe an, doch sie lehnte sie ab, weil sie meint es alleine schaffen zu müssen. Doch sie wird diese Mauer nicht alleine meistern können, weil man diese nicht alleine meistern kann. Erst wenn sie das einsieht, hat sie eine Chance. Ich beschloss also zu warten und ihr, ohne dass sie es bemerken wird, doch soviel zu helfen, wie es mir möglich sein wird. Nein schuldig bin ich ihr nichts, denn wir haben keine Vereinbarung getroffen, die den anderen zu etwas verpflichtet. Nein sie hat geholfen, ohne sich einen Vorteil verschaffen zu wollen. Ich bin ihr sehr dankbar für ihre Hilfe, und deshalb möchte ich versuchen, auch ihr zu helfen.
Erst da wurde mir eine Sache erst richtig klar: Sie half mir nicht trotz meienr Fehler und Schwächen, sondern weil ich so war, wie ich war. "Du bist wer du bist, und deshalb mag ich dich." Eine Welle der Kraft und der Freude durchströmte mich. Welch ein Glück.
Einige Tage erfreuten wir uns gemeinsam an der schönen Aussicht und redeten über die Mauern, die wir überwunden hatten und die die noch vor uns lagen. Doch konnten wir nicht beisammen bleiben und wir mussten uns wieder trennen. Kein Abschied für immer hieß es an dem Tag, wo sie sich auf den Weg machte. Ahnte ich in dem Augenblick noch nicht, was für eine Zeit auf mich da zukommen würde...
Ja wir blieben im Kontakt, doch merkte ich leider allzu schnell, dass die Mauern, bei denen sie mir geholfen hatte, für mich noch nicht vollständig überwunden waren. Es wurde rutschig auf den Steinen, nur mit Mühe halte ich mich oben, doch schon wieder ein Stück abgeglitten, Wunden schmerzen...
Niemand weiß was noch kommen wird und ich will die Hoffnung in ein kommendes Glück nicht aufgeben, wurde mir doch wie zuvor klar, dass auch Träume wahr werden können...
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