Heimlich und still lieben, heißt nicht immer im Heimlichen und Stillen lieben. Manchmal wird es im Heimlichen auch recht laut.
Irgend ein schlauer Mensch hat einmal sinngemäß gesagt:
Wenn man eine flüchtig bekannte Person näher kennenlernt, verliert sie die Hälfte ihres Charmes.
Leider weiß ich jetzt nicht mehr, welche Berühmtheit dies nun gesagt hat, aber ich finde darin steckt nicht nur ein bißchen, sondern sogar eine Menge Wahrheit. Wahrscheinlich liegt es daran, dass Rätsel für viele Menschen sehr anregend für die Phantasie sind, und Nichtwissen stellt immer ein gewisses Rätsel dar. Weiß man alles über eine Person, kann sie natürlich trotzdem sehr liebenswert sein, sogar mehr geliebt werden, als ohne dieses Wissen. Nur der Charme des Unbekannten, das Betätigungsfeld für die Phantasie, wird verschwunden sein, weil man ständig mit der meist eher banalen Wirklichkeit zu tun hat.
Natürlich heißt das nicht, dass man über andere Dinge nicht auch weiter phantasieren kann. Ist jedoch vorher eine gewisse schwärmerische Liebe aus der Ferne entstanden, die hauptsächlich auf Phantasien aufbaut, dann wird dieser Liebe bei einem guten Kennenlernen der Nährboden entzogen. Sicher ist das
u.a. mit ein Grund dafür, warum viele Beziehungen nach der "rosaroten-Brille-Phase" auseinandergehen oder warum manche Menschen auf One-Night-Stands stehen. Die schöne fremde Person wird möglicherweise zu einer Projektionsfläche für Sehnsüchte und Phantasien, Wünsche. Eine Projektionsfläche nützt jedoch nur, solange sie kein zu großes Eigenleben zeigt; besser ist, man entledigt sich ihr, bevor dies passiert.
Oder man lernt sie erst garnicht kennen.
Im schlimmsten Fall neigen manche dieser schwärmenden Menschen zur Besessenheit, wobei die Phantasieperson und die Person im realen Leben tatsächlich für ein und dieselbe gehalten werden. Diese Menschen können dann zu gefährlichen Stalkern werden. Vor allem wenn sie entdecken, dass die umschwärmte Person sich partu nicht nach den Regeln der eigenen Phantasie verhalten will. Das ist ganz schön krank, aber ich will nicht abschweifen.
Gesünder wäre ein Leben in beiden Welten. Man versucht die Menschen so zu nehmen, wie sie sind, mit all ihren Fehlern und schafft sich einen Raum für Träume, die nicht an der Realität gemessen werden müssen. Denn es gibt auch in der Wirklichkeit genug Dinge, die traumhaft bezaubernd und wunderschön sind.
Es ist jedoch nicht leicht, wenn man tief verletzt wurde. Um diesen Beitrag mit einem weiteren Zitat zu beenden:
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"Owner of a lonely heart is much better than an owner of a broken heart" YES[/align]