Uns wird allenthalben vorgegaukelt, Sex müsse immer ausgefallen, stets befriedigend und immer aufregend sein.
Da werden uns wunderschöne Paare gedruckt oder gefilmt vorgestellt, die exotische Klamotten tragen, in noch exotischere Clubs gehen und dort wunderliche Dinge treiben, mit dem Partner oder mit anderen.
Offenbar ist das "normal". Das könnte man denken.
Wenn nun die private, die eigene Partnerschaft so ganz anders ist, nämlich wirklich "normal", dann kommen inzwischen etliche Leute auf den Gedanken, es fehle der richtige Kick.
Möglicherweise schleppt man den Partner in den nächsten Erotik-Shop, auf die nächste einschlägige Messe oder in den nächsten Swingerclub. Aber man wird dort nur Abziehbilder finden, vorgefertigte Fantasien.
Kann man nicht über die eigenen Wünsche reden, was auch geübt sein will, dann wird der eine oder die andere auf den Gedanken kommen, sich den Kick bei Profis zu holen oder anderen Gleichgesinnten. Ganz im Sinne der Dienstleistungsgesellschaft. Ich zahle und bekomme dafür eine Ware. Und weil ich zahle, muss ich nicht einmal ein schlechtes Gewissen haben.
In einer Partnerschaft eigene Fantasien zu entwickeln, eigene Spielformen, die eigene Sexualität weiter zu entwickeln, das erfordert Vertrauen, das Wissen über eigene Bedürfnisse und über die Bedürfnisse des Partners. Das kann man nicht verhandeln wie einen Vertrag, das Gespräch muss sich aufbauend entwickeln. Dabei ist es unheimlich spannend, welches Potenzial in den eigenen, vermeintlich "normalen" Beziehungen liegt, wieviel es zu entdecken gibt, wenn man sich von den vorgefertigten Bildern löst.
|