Abzocke bei Partnervermittlung

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aleanjre
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Do 1. Sep 2005, 09:58 - Beitrag #1

Abzocke bei Partnervermittlung

Krefeld (ddp-nrw). Die Staatsanwaltschaft Krefeld ermittelt gegen ein Netzwerk von Senioren-Partnerschaftsvermittlungen. Bisher wurden in dem Fall elf Durchsuchungen angeordnet. Seit rund drei Jahren sind Polizei und Steuerfahndung dem Hauptverdächtigen, einem 50-jährigen Krefelder, auf der Spur, wie ein Sprecher der Justizbehörde am Mittwoch mitteilte. Dem Mann wird unter anderem Betrug und Untreue vorgeworfen.

Begonnen haben die Ermittlungen 2003 nach den Strafanzeigen von fünf Senioren, die sich von einem Partnervermittlungsinstitut in Tönisvorst betrogen fühlten. Im September 2004 durchsuchten die Ermittler die Geschäftsräume des Unternehmens und stellten dort etwa 280 Vermittlungsverträge sicher. Nach weiteren Ermittlungen und einigen hundert Befragungen geschädigter Senioren ist die Kripo überzeugt, dass der Hauptdrahtzieher zahlreiche ältere Menschen um weit über eine Million Euro betrogen hat. Die Beamten gehen allerdings davon aus, dass diese Summe nur die Spitze des Eisbergs darstellt.

Gezielt sollen die Verantwortlichen mit Zeitungsinseraten einsame Seniorinnen und Senioren gesucht haben. Die in den Annoncen angepriesenen Heiratswilligen gab es dann jedoch gar nicht. Nach Ansicht der Ermittler wurden die Interessenten zum Vertragsabschluss genötigt. Die Preise für eine Vermittlung schwankten zwischen 1500 und 10 000 Euro.

Nach Auffassung der Polizei haben die Tatverdächtigen die Einsamkeit ihrer Opfer für ihre kriminellen Machenschaften ausgenutzt. Stellten sie fest, dass ein Opfer alterssenil war, so «verkauften» sie diesen Menschen, die gar nicht mehr geschäftsfähig waren, gleich mehrere Vermittlungsverträge. In wenigen Monaten schlugen so belegbar Firmeneinnahmen in Höhe von 1,2 Millionen Euro zu Buche.

(ddp)

Nun gut, die armen altersverwirrten Leutchen mal außen vorgelassen: Ich kapier's einfach nicht. Wie einsam muss man werden, um 10.000 Euro an irgendeine Agentur zu latzen, nur um einen anderen Menschen kennenzulernen???
Ich mein: Für das Geld kann man doch 10 Kaffeefahrten machen, unzählige Annoncen in der Zeitung aufgeben, auf zig Jahre einem Kegelclub beitreten...

Und warum hat die Firma sich nicht die Mühe gemacht, Leute zusammenzubringen, die nah beeinander wohnten? Kurz in den Listen gescheckt - aha, Alter passt so pi mal Daumen, sprechen die gleiche Sprache - und ab dafür! - So hätten sie mit wenig Aufwand noch viel länger weitermachen können.

Wie viele junge Leute, die sich ebenfalls das letzte Hemd abnehmen lassen, nur um zu hoffen, dass irgendeine Agentur das passende Blind Date vermittelt.
Warum fragt man da nicht einfach liebe Anverwandte oder Freunde, ob die nicht Lust hätten, eine Ehe zu arrangieren? :rolleyes:

Ipsissimus
Dämmerung
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Do 1. Sep 2005, 12:40 - Beitrag #2

weil die Frage der inneren Einsamkeit meist ein Multi-Kontext-Problem ist, bei dem die Einsamkeit nur die Spitze des Eisbergs darstellt


wenn soziale Bindungen noch existieren und funktionieren, werden sie als Korrektiv in den meisten Fällen funktionieren - wie selbstverständlich davon ausgehen, daß dem so ist, halte ich allerdings für problemunangemessen. Eben weil wir die immer weiter um sich greifende Auflösung aller sozialen Bindungen erfahren, und die Bindungen, die verbleiben, oft belanglos sind, können solche Phänomene auftreten. Mich nimmt nicht wunder, daß sie auftreten, sondern daß sie nicht viel öfter auftreten - wobei ich befürchte, daß das nur ein Informationsdefizit ist, und Fälle wie der angesprochene viel, viel häufiger sind, als mensch gemeinhin denkt.


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