Liebe und Spiel

Erlebnisse und Erfahrungen aus den schönsten und den traurigsten Stunden des Lebens. Träume von der perfekten Liebe und ein Kummerkasten für ihr Scheitern.

Findet ihr, dass: "In der Liebe wie im Spiel ist alles erlaubt" trifft zu?

Ja!
1
4%
Nein!
18
64%
Trifft bedingt zu!
4
14%
Trifft nicht wirklich zu, ist aber auch nicht falsch!
5
18%
 
Abstimmungen insgesamt : 28

C.G.B. Spender
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Sa 3. Dez 2005, 12:53 - Beitrag #21

Zitat von Die Maschine:Dabei gibt es vllt. auch eine Art "hermaneutischen" Erfahrens... also eine stufenweise Annäherung der wahren Liebe...

für Mathematiker.... wenn Erfahrung gegen unendlich strebt, strebt die Liebe gegen den Begriff "absolut" oder "wahr".
Interessanter Gedanke. Da ist sicher etwas wahres dran, denke ich. Nur das es im Menschenleben eine absolute Liebe genauso wenig gibt, wie die Unendlichkeit, oder die dafür notwendige Unsterblichkeit. Die einzige absolute Liebe, an die man glauben darf, wäre damit die Liebe zu Gott oder zur Schöpfung.

Zum Beispiel... erst wenn man merkt, was einem an dem Partner fehlt, wenn er nicht da ist und die täglichen Berührungen, Zärtlichkeiten als nicht selbstverständlich ansieht, freut man sich umso mehr darauf, sie wieder zu bekommen nach der Zeit des Nicht-Sehens.... in der Trennung verursacht das den sog. "Trennungsschmerz"....

Und gerade in Beziehungen, wo man sich tagtäglich auf der Pelle hockt... weiß man doch gar nicht, was einem fehlt, wenn der andere nicht da ist... und möglicherweise fängt man dann an rumzuspielen und Risiko einzugehen (es wird prickelnd... prekär.... der Hang zum Verbotenen)... und erst wenn man sich verzockt hat... weiß man, dass mans besser gelassen hätte...
Du beschreibst da zwei Extreme, die aufzeigen, dass gute Beziehungen auf einem Gleichgewicht aus Freiheit und Zuneigung aufgebaut sind.

Zitat von Ipsissimus:"Verliebt zu sein, heißt, einander tief in die Augen zu sehen, zu lieben heißt, miteinander über einen langen Zeitraum hinweg in die gleiche Richtung zu sehen"
Da ist wohl wirklich etwas dran. Sicher baut Liebe auf gewissen Gemeinsamkeiten auf und ich denke das tiefergreifende Gemeinsamkeiten, oder/und die gleichen Ziele, wichtiger sind, als z.B. ob die Lieblingsfarben gleich sind, oder ob man dasselbe Leibgericht hat. Zudem sind wohl auch bestimmte Unterschiede wichtig, d.h. der andere muß einen auch herausfordern, einen neue Dinge, Blickwinkel sehen lassen. Ansonsten wird die Liebe wohl irgendwann stagnieren, denke ich. Wie bei allen Dingen muß es ein gesundes Gleichgewicht geben.

Am meisten liebte ich bisher immer jene Menschen, mit der mich eine gewisse Seelenverwandtschaft verband, und die mich gleichzeitig herausforderten und damit vielleicht auf mögliche Torheiten hinwiesen, mich vor Fehlern bewahrten. Natürlich geht so etwas nicht ohne Reibung von statten, aber das kann auch reizvoll sein, solange Respekt vor dem anderen vorhanden ist.

nach meiner Erfahrung gibt es KEIN direktes, unmittelbares Gefühl, das ohne Stimulanz länger als 30 Minuten durchhält, weder im Angenehmen, noch im Unangenehmen.
Das ist sicher sehr subjektiv und von Person zu Person unterschiedlich, zumal auch Stimulanz bei jedem Menschen anders bewertet und somit empfunden wird.

Wenn Liebe nicht mehr und anderes ist als ein Gefühl, ist sie auch nicht mehr wert als diese 30 Minuten. Genauso, wie die Pein nicht mehr wert wäre, die aus ihrem Bruch erfolgt
Ich vermeide es, das Gefühl der Liebe zu sehr zu bewerten. Ich genieße es lieber, aber wenn ich etwas aus deiner Relation zwischen Liebe und Pein assoziieren darf:
Ist das Gefühl der Liebe grenzenlos, so ist auch das Gefühl des Hasses grenzenlos.

Das muß ich natürlich gleich wieder revidieren, denn Liebe würde diesen Hass nicht erzeugen, wenn sie ohne eine Form des Besitztumes auskäme, oder zumindest weniger besitzergreifend wäre. Freiheit ist wertvoll und kann ein Raum für Würde und Reflektion sein.

janw
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Sa 3. Dez 2005, 14:08 - Beitrag #22

Wenn in der Liebe alles erlaubt ist, was die Liebenden sich erlauben - Trinity, volle Zustimmung! :), was spricht dann dagegen, die Liebe als Spiel zu sehen, als Spiel, dessen Regeln die Liebenden machen, als Spiel auch im Sinne der Bedeutung des Spiels als Raum zur kreativen Neuerschaffung einer Welt? Daß der andere keinen Schaden nehmen darf dabei, im Gegenteil, ist natürlich als oberste Regel festgeschrieben...

Was den Krieg betrifft, er ist die größtmögliche Vergeudung von Werten, Menschen, Sachgütern,... überflüssig also im besten Sinne.
Und dem Spiele nicht unähnlich, da das Spiel dem Rationalisten gleich erscheinen muß, als überflüssige Infragestellung feststehender Regeln. Ob es im Krieg Regeln gibt, außer denen, die die Heerführer sich selber setzen, auch das ist zu fragen. (Ich weiß, Artanis hätte jetzt seine Freude^^)

Ich bin ja eher ein Anhänger eines idealistischen Menschenbildes und betone seine Fähigkeit zur Liebe. André Glucksmann betont andersrum die Fähigkrit des Menschen zum Hass. Vielleicht nur...zwei Seiten einer Medaille.

Die Maschine
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Sa 3. Dez 2005, 15:00 - Beitrag #23

Zitat von C.G.B. Spender:Interessanter Gedanke. Da ist sicher etwas wahres dran, denke ich. Nur das es im Menschenleben eine absolute Liebe genauso wenig gibt, wie die Unendlichkeit, oder die dafür notwendige Unsterblichkeit. Die einzige absolute Liebe, an die man glauben darf, wäre damit die Liebe zu Gott oder zur Schöpfung.
[...]
Du beschreibst da zwei Extreme, die aufzeigen, dass gute Beziehungen auf einem Gleichgewicht aus Freiheit und Zuneigung aufgebaut sind.


Mir ist da noch folgender Gedanke gekommen: Ich muss dir zustimmen, dass (schlussfolgernd) keine wahre Liebe geben kann/gibt. Und die Wahrscheinlichkeit, dass sich ein Paar nach x Jahren trennt (auch wenn die Partner 80, 90 oder älter sind), bleibt ja bestehen.... kann man dann sagen, erst wenn man gestorben ist, kann von wahrer (oder wahlweise absoluter) Liebe gesprochen werden? Das geht in den Gedanken Streben zur Unendlichkeit hinüber.
Im Moment bin auch selber dabei zu überlegen, was denn nun genau überhaupt Liebe ausmacht.... allein der Begriff ist doch schon schwierig genug... wann ist man verliebt (bzw. warum wurde das definiert, wenn es doch sowieso ein subjektives Empfinden ist) und wann liebt man?[...]


zu janw: Ich denke schon dass ich dir da Recht geben kann, was die Spielregeln angeht... und ich meine wenn in einer Beziehung alles durchorganisiert oder besser: geregelt ist, dann kehrt leicht Lustlosigkeit ein...

Ich habe es auch einmal so definiert, dass man in der Liebe immer danach strebt, alles vom Partner zu wissen, bzw. mit ihm zu machen. Wenn man das Ziel erreicht hat (was in den meisten Beziehungen nicht bis ins letzte Detail geht), ist die Liebe erloschen...

Aydee
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Sa 3. Dez 2005, 15:57 - Beitrag #24

imo geht es in der Liebe nicht darum alles vom Partner zu wissen (wissen zu wollen). Ich bin da egoistischer: mir geht es beim Lieben eher um mich, was ich dann in mir entdecke, also eine Art Neugier. Wenn ich dann auch einiges beim anderen entdecke ist das großartig ;-).

Liebe als Spiel zu betrachten ist imo ok ;-) solange sich die Beteiligten auf gemeinsame Spielregeln einigen können (wie die dann aussehen, hängt ja wieder von diesen Menschen ab)

e-noon
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Sa 3. Dez 2005, 19:22 - Beitrag #25

Da ich "Liebe" nicht als die bloße kurzfristige Emotion ansehe, ist sie für mich natürlich bedeutend wertvoller als etwa 30 Minuten. Liebe ist ja nicht nur der eine Moment des Gefühls, sondern darüber hinaus das Wissen um das Gefühl, die Regelmäßigkeit des GEfühls, um sichere Zuwendung und Zuneigung...
Auch die Gewissheit, für jemanden da zu sein und jemanden zu haben, der für einen da ist. Natürlich, man "liebt" nicht jede wache Minute des Tages in dem Sinne, dass man ständig eine sehr positive Emotion in Verbindung mit der Vorstellung/Anwesenheit des Partners hat. Bei der Arbeit, in der Schule, beim Lesen und natürlich beim Schlafen ist diese Art von Liebe nicht vorhanden, aber die Gewissheit um diese Liebe verändert einen doch, auch wenn man gerade nicht daran denkt oder so fühlt.

@Ipsi: Wenn du sagst, Liebe sei nicht mehr wert als diese 30 Minuten, wie ist dann für dich der Wert von 30 Minuten? Sehr wichtig zu wissen, um überhaupt einschätzen zu können, welchen Stellenwert Liebe bei dir hat.

Ipsissimus
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Mo 5. Dez 2005, 13:34 - Beitrag #26

e-noon, ich sprach ja im irrealis/conditionalis "wenn Liebe nicht mehr/anderes wäre als diese 30 Minuten" - will heißen, daß ich selbst sie für etwas anderes halte denn ein bloßes Gefühl

Spender, das dachte ich auch mal, daß Gefühle ziemlich lange vorhalten. Mittlerweile bin ich der aus Selbst- und Fremdbeobachtung geborenen Ansicht, daß jenes, was länger hält, die Sehnsucht und auch die Hoffnung sind, die mit einem Gefühl verknüpft sein mögen, nicht aber die Eigenqualität eines Gefühls

Feuerkopf
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Mo 5. Dez 2005, 13:43 - Beitrag #27

Ipsi,
sind denn Sehnsucht und Hoffnung nicht auch Gefühle? :confused:

Ich gebe dir aber recht, dass es "reine" Gefühle vielleicht nur kurzfristig gibt, und dass wir es sonst eher mit einer Art "Eintopf" zu tun haben. Der ist ja auch lecker und nahrhaft, nicht wahr? ;)

Aber hin und wieder gelüstet es einen doch auch nach feiner Küche... :cool:

Ipsissimus
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Mo 5. Dez 2005, 14:08 - Beitrag #28

Hoffnung und Sehnsucht fasse ich jeweils als eine Art "Metagefühl" auf, Feuerkopf, weil sie sich anderen Gefühlen überstülpen können und deren Eigencharakteristik verfärben. Entsprechendes gälte auf der Gegenseite für Abneigung


Ansonsten gibt die Eintopf-Metapher ganz gut das wieder, was ich meine

Die Maschine
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Mo 5. Dez 2005, 20:46 - Beitrag #29

Hmmm verstehe ich dich da richtig, dass du meinst, dass Liebe etc. den Charakter und seine Eigenschaften auf Dauer verändern??

Also ich glaube da stimme ich mit dir überein... was die 30 Minuten angeht... darüber brauche ich nicht zu diskutieren; ich finde dieses Gefühl hält deutlischer länger an als eine halbe Stunde... :rolleyes:

Lykurg
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Mo 5. Dez 2005, 21:52 - Beitrag #30

Die Maschine, er sagt, daß sich der Charakter (also die Art) der Gefühle verändert. Daß sich der Charakter dessen, der die Gefühle hat, verändert, ist ein neuer Aspekt.

Sich auf eine Frist wie etwa 30 Minuten festzulegen, finde ich schwierig - auch bei einem Menschen einen solchen Standardwert feststellen zu wollen, fragwürdig, und als allgemeingültigen Wert kaum möglich.

Unvermischte Gefühle allerdings empfindet man wohl nie.^^

Ipsissimus
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Mo 5. Dez 2005, 22:55 - Beitrag #31

ich bitte darum, solche Zahlenangaben nicht im Sinne mathematischer Strenge aufzufassen. Für die "Ewigkeit" eines Gefühls ist es gleichgültig, ob es 10 Minuten oder eine Woche durchhält. Was die 30 Minuten anbelangt: mensch versuche einfach mal, sich unter Alltagsbedingungen dahingehend zu beobachten, wielange er/sie sich einem Gefühl hingeben kann, ehe die Wechselfälle des Alltags mit anderen Gefühlen dazwischen getreten sind.

C.G.B. Spender
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Di 6. Dez 2005, 14:31 - Beitrag #32

Jetzt muß ich mich doch noch dazu aufraffen, etwas zu schreiben. :)

Zitat von Die Maschine:Mir ist da noch folgender Gedanke gekommen: Ich muss dir zustimmen, dass (schlussfolgernd) keine wahre Liebe geben kann/gibt. Und die Wahrscheinlichkeit, dass sich ein Paar nach x Jahren trennt (auch wenn die Partner 80, 90 oder älter sind), bleibt ja bestehen.... kann man dann sagen, erst wenn man gestorben ist, kann von wahrer (oder wahlweise absoluter) Liebe gesprochen werden? Das geht in den Gedanken Streben zur Unendlichkeit hinüber.
Im Moment bin auch selber dabei zu überlegen, was denn nun genau überhaupt Liebe ausmacht.... allein der Begriff ist doch schon schwierig genug... wann ist man verliebt (bzw. warum wurde das definiert, wenn es doch sowieso ein subjektives Empfinden ist) und wann liebt man?[...]
Liebe sollte man nicht zu sehr definieren. Liebe ist dazu viel zu subjektiv, meine ich.

Absolut und wahr ist nicht ein und dasselbe! In theologischer Hinsicht wohl eher, wobei ich verstehe, was du mit einer Annährung an die wahre Liebe meinst. Schreibt man sich jedoch den Begriff "absolut" auf die Kappe, dann ist dies ein unerreichbares Ideal, da die gesamte Welt und alle Lebewesen nicht absolut sind. Nicht einmal die Zeit und der Raum sind absolut. Meine Art zu denken, ist dabei eindeutig von der Wissenschaft beeinflußt, das muß ich zugeben.

Da ich also weiß, dass jeder Mensch Unzulänglichkeiten aufweist, ist der Weg zur wahren Liebe das gegenseitige volle Verständnis für die Fehler des Anderen]sehr [/i]schwer sein. Liebe ist auch eine Herausforderung. Eine Art Wechselwirkung zwischen Anziehungskraft und Beziehungsarbeit, bei der man sich natürlich auch selber wandelt. Alles wandelt sich und verändert sich, ständig. Das ist der natürliche Lauf der Dinge. Interessant ist auch, dass in jeder Veränderung etwas Gleichbleibendes enthalten ist, und man in allem Neuen etwas Bekanntes finden kann.


Bezüglich Sehnsucht und Hoffnung muß ich sagen, dass dies natürlich auch wichtige Empfindungen sind, die, für mich zumindest, eng an die Liebe gebunden sind. Liebe ich jemanden, dann empfinde ich starke Sehnsucht danach, Zeit mit dieser Person zu verbringen, Zweisamkeit zu erleben, wenn diese Person z.B. mal nicht da ist. Überwältigende Gefühle, wie Leidenschaft und Empfindungen durch direkte Berührungen, sind im Vergleich damit eher von kurzer Dauer, nur könnte und möchte ich da keine konkreten Angaben
über Stunden machen. ;) In der Hinsicht erlaube ich mir auch die spielerische Betrachtung der Liebe... :cool:

Natürlich gibt es selten ein konkretes Gefühl, dass ohne stärkere äußere Anregung alleine für längere Zeit vorhanden ist, obwohl ich schon glaube, dass es solche Zustände bei Ausnahmen, wie z.B. bei Meditation, geben kann.

Es gibt auch den Effekt der Erinnerung, der alte Gefühle zurückkehren läßt. Denkt man einmal an bestimmte Musik, die diesen Effekt gut hervorrufen kann. Das ist sicher ein gutes Beispiel für die Verknüpfung von Sehnsucht und anderen Gefühlen, wie Ipsissimus schrieb. Erinnerung ist nach der Wahrnehmung zudem mit der Sehnsucht und Hoffnung verknüpft.

Zeit und mächtige Gefühle sind ein seltsames Paar, und daher behaupte ich:


Die Ewigkeit einer Empfindung lebt vom Sterben des Zeitgefühles.

e-noon
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Di 6. Dez 2005, 18:41 - Beitrag #33

ist der Weg zur wahren Liebe das gegenseitige volle Verständnis für die Fehler des Anderen
Würde ich persönlich jetzt so nicht sagen... Meinst du denn tatsächlich, dass man zunächst alle Fehler des Partners, zB. dass er Handtücher liegen lässt oder sich in Gegenwart seiner Freunde viel abweisender verhält als sonst, verstehen (tolerieren? akzeptieren?) muss, um wahre Liebe zu empfinden? So etwas würde ich eher als blinde Liebe bzw. sklavische Liebe bezeichnen. Sollte man nicht eher versuchen, solche "Fehler" (in den eigenen Augen oder denen des Partners) möglichst auszumerzen?

Feuerkopf
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Di 6. Dez 2005, 18:53 - Beitrag #34

e-noon,
Fehler "ausmerzen", das geht nur bei dir selbst, denn da hast du die Entscheidungsfreiheit und Möglichkeit, etwas zu ändern.
Bei einem Partner bleiben zwei Varianten: Entweder er ändert etwas auf deine Bitte hin oder du änderst dein eigenes Verhalten und seines ändert sich in der Reaktion auf deine Veränderung. Oder er sagt "Nö."

Deshalb gilt ja nicht umsonst der Spruch: Drum prüfe, wer sich ewig bindet - ob sich nicht noch was bessres findet. ;)

Es gibt aber eine Menge Unzulänglichkeiten bei einem Partner, mit dem man sich arrangieren kann, auch über eine lange Zeit hinweg. Es ist oft eine Frage der Werteabwägung: Ist mir dies oder jenes wirklich sooo wichtig?

C.G.B. Spender
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Mi 7. Dez 2005, 01:26 - Beitrag #35

Wahre Liebe

Nun, E-noon, selbst wenn man unbedingt die wahre Liebe will, muß man sich damit abfinden, das es keine absolute Perfektion in Beziehungen gibt. Das meinte ich, als ich schrieb, dass "der Weg zur wahren Liebe das gegenseitige volle Verständnis für die Fehler des Anderen" ist. Das ich nicht gegen Beziehungsarbeit bin, habe ich auch geschrieben, und natürlich bin ich nicht gegen Menschen, die sich selbst ändern wollen, im Gegenteil.

Der Punkt ist natürlich, wie Feuerkopf schon sagte, dass man die anderen Menschen nunmal nicht direkt ändern kann! Das einzige was man tun kann, wenn etwas wirklich stören sollte, ist, darauf hinzuweisen und die andere Person vorsichtig, oder auch drastisch, zu einer Erkenntnis zu bringen. Die Entscheidung eine Änderung des Charakters herbeizuführen, kann man schlecht für jemanden anderen treffen. Man kann nur mehr oder weniger drastisch darauf hinweisen.

Es gibt leider auch genügend Fälle, bei denen man Menschen an die Grenze treiben muß, um ihnen die Wahrheit über sich zu zeigen. Trotzdem liegt es im Endeffekt an ihnen selbst, sich ändern zu wollen.

Zitat von e-noon: Meinst du denn tatsächlich, dass man zunächst alle Fehler des Partners, zB. dass er Handtücher liegen lässt oder sich in Gegenwart seiner Freunde viel abweisender verhält als sonst, verstehen (tolerieren? akzeptieren?) muss, um wahre Liebe zu empfinden? So etwas würde ich eher als blinde Liebe bzw. sklavische Liebe bezeichnen. Sollte man nicht eher versuchen, solche "Fehler" (in den eigenen Augen oder denen des Partners) möglichst auszumerzen?
Ausmerzen. Hm, meinst du damit die Elektrokrampftherapie oder weniger milde Methoden? ;)

Wenn jemand nur Handtücher rumliegen läßt, dann gehts ja noch. Sowas kann man auch mit Humor überspielen, finde ich.

Sich in der Gegenwart anderer abweisender zu verhalten, ist natürlich wieder etwas völlig anderes. Vielleicht sollte man sich die Frage stellen, ob dieses Verhalten wirklich der Beziehung schadet, oder ob es mehr das eigene Wunschbild vom Partner stört. Beides ist natürlich ebenfalls möglich.

Wird allerdings nur das eigene Wunschbild gestört, dann ist es vielleicht doch nicht so schlimm, wie man denkt? Vor allem solange die andere Person einem unter vier Augen die volle Offenheit schenkt.

Es gibt viele Menschen, die sich einen harten Panzer erarbeiten mußten, um zu überleben, davon bin ich überzeugt. Wer bin ich, über einen anderen Menschen und dessen Macken, die auch Stärken sein können, ultimativ urteilen zu wollen, ohne dessen Leben gelebt zu haben?

Es gab eine Zeit, in der liebte und hasste ich die Menschen.

Jetzt lasse ich die Menschen. Ich lasse sie einfach Mensch sein.

Nobody's perfect.

Und wenn mir ein Fehler passiert, dann lache ich. Vielleicht nicht direkt,
...aber spätestens irgendwann. :D

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Mi 7. Dez 2005, 09:00 - Beitrag #36

Ich kann jemanden lieben ohne mit ihm zusammen leben zu können. Ich finde das "herumliegende Handtücher" Problem gehört in die Kategorie, kann ich mit dem Menschen, den ich liebe, unter einem Dach wohnen ohne wahnsinnig zu werden. Ein ordnungsliebender und extrem schlampiger Mensch hätten in einer gemeinsamen Wohnung sicherlich große Schwierigkeiten. Dennoch können sie sich durchaus lieben. Liebe auf einer emotionalen Ebene und gemeinsam das Leben miteinander verbringen auf einer eher praktischen Ebene.

Die Liebe zu definieren ist schlicht unmöglich, aber ich stimme Spender zu, Toleranz, Verständnis und Akzeptanz sind auch für mich wichtig, genauso wie dem anderen genügend Freiheit einzuräumen, sich zu entwickeln und seinen eigenen Weg zu gehen. Ich mag es z. B. überhaupt nicht, wenn ein Paar als ein Individuum betrachtet wird. Hallo, ein Paar besteht aus zwei Individuen. Und ich persönlich bin überhaupt nicht beleidigt, wenn mein Lebensgefährte zu einer Party eingeladen wird, die von jemandem ausgerichtet wird, den ich so gut wie gar nicht kenne und ich nicht. Warum sollte ich automatisch mit eingeladen werden? (Passiert natürlich ab einem bestimmten Stadium des Zusammenseins nicht, denn man wird immer als Paar eingeladen!) Das gleiche gilt für Menschen, die z. B. etwas nicht mögen, was ich gesagt habe und meinen Freund danach fragen. Er ist nicht in meinem Kopf. Mag sein, dass er weiß, wie ich es gemeint habe, aber prinzipiell sollte man mich fragen, denn er ist nicht mein verlängertes Ich und wird es niemals sein.

Liebe bedeutet nicht, immer einer Meinung zu sein oder soviel gemeinsam zu haben, dass man nicht mehr weiß, wo der eine anfängt und der andere aufhört.

Eine gute Beziehung heißt für mich, dass ich so sein kann, wie ich sein möchte und bin. Und Liebe, tja, die ändert sich ständig, entwickelt sich, wächst, ist mal mehr und mal weniger vorhanden, aber sie ist irgendwie immer da. Manchmal im Hintergrund, dann drängt sie sich wieder nach vorne. Mal ist sie leidenschaftlich und dann wieder köchelt sie einfach nur so vor sich hin. Und natürlich gibt es viele Arten der Liebe. Sie ist ja nicht nur auf eine Person beschränkt.

Aydee
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Mi 7. Dez 2005, 10:25 - Beitrag #37

// so ein kleiner *flutsch*Gedanke beim Diagonal-Lesen //

Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass eine der erste "Voraussetzungen" sein könnte, von dem Wort "Fehler" wegzukommen. Zumindest in Bezug auf Menschen... Sehe ich etwas nicht als Fehler an, bin ich wohl auch weniger versucht diesen Fehler zu korrigieren

Wunschdenken.....

C.G.B. Spender
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Mi 7. Dez 2005, 12:28 - Beitrag #38

Von dem Wort Fehler wegzukommen, ist sicher eine schöne Vorstellung. Allerdings würde ich zumindest bei vielen kleineren Macken nicht unbedingt immer von Fehlern reden wollen. Dadurch das jemand bei einer Sache Schwächen zeigt, kann es ja auch sein, dass die andere Person in der Beziehung eine Ergänzung darstellt und vice versa.

Es gibt natürlich unter Umständen extreme Unterschiede, die schwer oder garnicht zu akzeptieren sind. Da hat Seniora schon recht. Es kommt auch auf die Art der Beziehung an. Viele Macken oder Fehler kommen oft erst bei einem näheren Zusammenleben zum Vorschein und viele Beziehungen, die sonst wunderbar funktionierten, gehen u.a. dadurch beim gemeinsamen Wohnen in die Brüche. Das habe ich selbst erlebt und auch schon bei Freunden.

Ein Paar als ein Individuum zu sehen ist schon etwas schräg, selbst wenn es nicht unbedingt selten vorkommt, bei Paaren, die länger zusammen sind. Das finde ich auch nicht so toll. Manchmal kann es aber hilfreich sein, jemanden an der Seite zu haben, der einen so gut versteht. Das ist dabei die positive Seite.

Aydee
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Mi 7. Dez 2005, 16:15 - Beitrag #39

keine "schöne Vorstellung", vielleicht 'nur' die Rettung für mein Leben...

Zitat von Ipsissimus:e-noon, ich sprach ja im irrealis/conditionalis "wenn Liebe nicht mehr/anderes wäre als diese 30 Minuten" - will heißen, daß ich selbst sie für etwas anderes halte denn ein bloßes Gefühl

Eine Art...... Einstellung (zum Leben? zu sich selbst...?)

Was sich imo länger hält als .... Liebe.... sind vielleicht Sehnsucht, Hoffnung.... Wut... Wut hält sich imo am längsten, braucht nur einen kleinen Anlass um geboren zu werden, danach nur wenig Anlässe um zu wachsen und im Anschluss kaum wahrnehmbare Auslöser um auszubrechen....

Einen thread über Wut gibt es wohl noch nicht, oder....?

Die Maschine
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Mi 7. Dez 2005, 20:29 - Beitrag #40

Genau das stell ich mir auch bei Liebe vor...wobei das bei Hoffnung denke ich noch extremer ist.

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