Freundschaft

Erlebnisse und Erfahrungen aus den schönsten und den traurigsten Stunden des Lebens. Träume von der perfekten Liebe und ein Kummerkasten für ihr Scheitern.
e-noon
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So 13. Mai 2007, 19:40 - Beitrag #1

Freundschaft

"Liebe und Romantik" ist vielleicht das falsche Forum für das, worum es mir geht, aber in gewisser Weise passt es zu der Frage, die ich habe. Was ist für euch Freundschaft? Mir geht es nicht um eine allgemeingültige Definition, sondern darum, was ein Mensch erfüllen muss, damit ihr persönlich ihn "Freund" nennt.
Mich selbst kommt in letzter Zeit häufig der Gedanke, dass ich meine Erwartungen an eine Freundschaft vermutlich viel zu hoch hänge, sie wahrscheinlich selbst nicht erfüllen könnte; entsprechend frage ich mich, ob ich außerhalb der Beziehung zu Maurice überhaupt jemanden habe, der meinen hohen Ansprüchen genügt. Gleichzeitig habe ich das Gefühl, damit den Menschen Unrecht zu tun, die mir wichtig sind und denen ich ganz offensichtlich auch wichtig bin, die mich mögen, auf mich zukommen, an mich denken. Das sind nicht viele, aber ich kann mich bis zu einem gewissen Grad auf sie verlassen (manchmal nenne ich auch dies Freundschaft, weil man scheinbar in meinem Umfeld andere, geringere Ansprüche an diese Bezeichnung stellt).

Dieses Vertrauen in die Treue oder Loyalität eines Menschen ist ein sehr wichtiges Kriterium für mich; was mein Traum oder Ideal von Freundschaft ist, lässt sich vielleicht auch besser mit "Freundschaftsliebe" beschreiben. Ein Freund ist für mich jemand, der mich versteht; der Geduld hat, wenn er mich nicht versteht; mit dem ich genug gemeinsam habe, um ihn achten zu können; mit oder für den ich mich auch in Situationen begeben würde, die ich ansonsten meide, auch wenn ich davon keine Vorteile habe. Jemand, mit dem ich Spaß haben und ernst sein kann, den ich auch mal umarmen kann, nicht nur zur Begrüßung, sondern wenn mir danach ist, mit dem man einfach Pferde stehlen kann ^^

Allerdings weiß ich nicht, wie eine solche Freundschaft entsteht, worauf sie beruhen könnte. Ich habe seit meiner Kindheit, seit ich drei bin etwa, eine beste Freundin, auf die einiges von dem genannten zutrifft; aber sie ist mir nicht ähnlich, so völlig anders, dass ich mich von ihr nie verstanden fühlen kann, wie das zum Beispiel einige hier im Forum können. Zudem sind unsere Interessen seit Jahren so außeinander gedriftet, dass wir praktisch nichts mehr miteinander machen (können), außer wenn was ansteht wie Zimmer umräumen, irgendwo helfen, dann können wir uns schon aufeinander verlassen, aber das ist eben nur auf der praktischen Ebene. Das ist natürlich auch wichtig, genügt mir aber nicht.
Dann kenne ich jemand, der mir ähnlich ist; aber er ist noch schüchterner als ich, und wir sehen uns nur selten (bald wohl noch seltener, da ich aus seiner Umgebung wegziehe), sodass (noch) nicht die Nähe entstehen konnte, die ich mir in einer Freundschaft wünsche.
Außer diesem einen Menschen kenne ich aber niemanden, der meinen Ansprüchen genügt, zumindest niemand, der sich eine Freunschaft mit mir ebenso wünscht wie ich mir eine mit ihm. Sind also meine Ansprüche zu hoch, oder treffe ich einfach nicht die Menschen, die solche Freunde sein können und wollen?

Dann gibt es noch einen Punkt ^^; ich weiß eigentlich gar nicht, was man in so einer Freundschaft macht, zwar wie man zueinander steht, aber nicht, welche konkreten Unternehmungen man zusammen durchführt ^^* allerdings kann ich das Problem auch angehen, wenn ich jemanden habe, an dem ich das ausprobieren kann.

Das war's zunächst von mir; mich interessiert, was ihr davon haltet und wie es bei euch ist :)

Feuerkopf
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Mo 14. Mai 2007, 00:30 - Beitrag #2

Meine Mutter hatte mir einen ähnlich hehren Anspruch in Sachen Freundschaft vermittelt. Das führte dazu, dass ich eine sehr anstrengende, sehr ausschließliche und eifersüchtige Freundin wurde. Ich habe ganz langsam gelernt, dass Freundschaft ein Geschenk ist, und dass man Freundschaften pfleglich behandeln sollte.
Es gibt zwei Frauen in meinem Leben, die ich seit dem Kindergarten kenne. Die eine kennt mich in- und auswendig, die andere bietet durch ihre Ansichten durchaus Reibeflächen. Beide sind aber komplett zuverlässig. Ich weiß, ich kann sie im Notfall jederzeit anrufen und um Hilfe bitten. Das war zum Glück bisher nicht nötig. Ich wünsche mir, dass wir gemeinsam uralt werden, denn ohne sie wäre es schrecklich.

Dann habe ich aber noch eine Reihe von Menschen, die ich auch als Freundinnen und Freunde bezeichnen kann. Sie teilen bestimmte Bereiche meines Lebens mit mir und sind auch zuverlässig und geradeaus. Viele meiner Freunde kennen sich und sind auch untereinander befreundet. So hat sich mit der Zeit eine Art Netzwerk ergeben, das sich ausgesprochen gut anfühlt. Ich bin schon lange nicht mehr eifersüchtig.
Für mich sind Freunde Menschen, die mit mir auf einer Wellenlänge schwingen. Es ist viel Sympathie vorhanden. Alle diese Menschen nehme ich z. B. auch gern in den Arm. Wir vertrauen einander, hören uns auch mal kritische Töne an, aber die sind immer wohlwollend, nie abwertend.
Für mich ist ein Freund jemand, der mich sein lässt, der mir aber auch sagt, wenn ihm was nicht passt. Meine Freundschaften sind durch die Bank gleichberechtigt.

aleanjre
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Mo 14. Mai 2007, 12:16 - Beitrag #3

Tja, wo hört "Bekanntschaft" auf, wo fängt Freundschaft an, wann mündet es in Seelenverbrüderung?

Ein Bekannter ist für mich jemand, den ich mag, mit dem ich mich gerne unterhalte, den ich immer wieder zu Geburtstagen einlade. Jemand, dem ich ohne zu Zögern einen Gefallen tue und um einen solchen bitte. Dem ich durchaus mal ein Geheimnis anvertraue oder eines für ihn bewahre.
Aber wenn ich von heute auf morgen nach Australien auswandern müsste, würde ich nicht um ihn weinen, sein Name würde mir nicht als erstes einfallen, wenn ich nachts um 3.00 Uhr dringend Hilfe brauche. Ein Bekannter ist ein angenehmer Weggefährte. Mehr nicht.

Ein Freund, das ist für mich schon sehr viel mehr. Gegenseitiges Vertrauen ist selbstverständlich, und egal, was kommt, ich weiß, er wird bei mir bleiben. Auch wenn vielleicht alle anderen Ratten bereits das sinkende Schiff verlassen haben. Da sind tiefgehende Gefühle mit verbunden, die nur möglich sind, wenn ich mich dafür öffne. Nicht jeder Mensch kann soviel Vertrauen geben, oder muss wirklich erst jemanden finden, der so etwas wert ist. Für einen wirklichen Freund gebe ich sehr viel. Wenn ich allerdings in einem brennenden Haus stehe, und entscheiden muss, ob ich diesen Freund oder meine Kinder rette, weil beides gleichzeitig nicht möglich ist ... :(

Ein Seelenbruder/schwester ist dann noch eine Stufe darüber. Während auch eine echte Freundschaft zerbrechen kann, manchmal an lächerlichen Dingen, oder einfach ihren hohen Wert verliert, wenn große Entfernung dazwischenliegt, ist ein Seelenverwandter ein Geschenk, auf das man kaum hoffen darf. Jemand, bei dem man auch dann noch zuhause ankommt, wenn man sich fünf Jahre lang nicht gesehen hat. Jemand, den ich nicht nachts um 3.00 Uhr anrufen muss, wenn es mir schlecht geht, sondern der nachts um 3.00 Uhr unaufgefordert vor der Tür steht, um zu fragen, WARUM es mir schlecht geht - ohne dass er es wissen konnte. Der nicht nachvollziehen muss, was mit mir los ist, sondern es selbst gerade durchlebt.

Ipsissimus
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Mo 14. Mai 2007, 12:34 - Beitrag #4

Enttäuschung ist eine Grunderfahrung des Lebens. Wir können alle davon ausgehen, daß wir enttäuscht werden. Nicht weil mensch das will, nicht, weil das vorsätzlich herbei geführt würde, sondern einfach, weil Menschen verschieden sind, weil selbst bei einem Maximum an Empathie, Rücksichtnahme und wechselseitiger Zuneigung zwei Menschen eben zwei verschiedene Menschen bleiben, keine Symbionten werden, auch wenn es gelegentlich für eine Zeitspanne so aussehen könnte.

Ein Freund weiß das. Ein Freund ist einer, der vertraut, obwohl er weiß, daß dieses Vertrauen gebrochen werden wird. Er vertraut darauf, daß es nicht aus Bösartigkeit gebrochen wird, sondern eben weil es auf Dauer unvermeidbar ist.

Ein Vertrauen, das nicht um sein Gebrochenwerden weiß, ist ... blind. Blindes Vertrauen ist Selbstbetrug. Reife Formen von Freundschaft wissen um das Risiko, sind bereit es zu tragen und ... zu vergeben, zumindest dann, wenn keine Bösartigkeit vorliegt.

Milena
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Mo 14. Mai 2007, 13:42 - Beitrag #5

...ich vertraue erstmal niemandem.
und ich liebe den menschen an sich auch nicht besonders.
wenn ich vertrauen mit der zeit zu einem menschen gewinne, dann ist das sehr sehr selten in meinem leben.
habe ich vertrauen zu ihm gefasst, lasse ich ihn in mein herz und gewinne ihn lieb.
das passierte nicht oft.
und die kategorien mit: bekannt sein mit jemandem oder eine freundschaft führen mal tiefer mal oberflächlicher, gar seelenverwandt,
die kenne ich nicht.
entweder ich vertraue einem menschen und er ist in meinem herzen oder eben nicht.
ich brauche auch keine fangemeinde, oder bekanntschaften, um über diesen oder jenen klatsch zu tratschen, ich halte mich auch nicht auf der haustreppe auf und rede herum, oder vermisse den einen mehr und den anderen weniger,
das alles kannte ich nicht,
und möchte es auch nicht kennenlernen.
bereit wäre ich für eine freundschaft,
wenn offen miteinander geredet werden kann, aber wenn nur geschwiegen wird und nichts geklärt wird, da es anscheindend nur kinderkram ist,
wie so oft,
dann ist es okay,
aber der mensch gelangt nicht tiefer in mein herz.
ich bin ein introvertierter mensch und ich sehe keinen grund anders zu werden und freunde zu haben en masse,
nur weil es so üblich ist, anscheindend an der oberfläche...^^
und ich genüge mir selbst, immer mehr, je älter ich werde...^^
und mein schätzle, das ich sehr lieb hab, reicht mir vollkommen,
und sollte er es eines tages nicht mehr sein wollen,
dann bleibe ich alleine und geniesse die stille mit mir selbst..^^

Ipsissimus
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Mo 14. Mai 2007, 13:55 - Beitrag #6

so schnell wirst du mich nicht los, Schätzle^^ ich liebe dich

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Mo 14. Mai 2007, 14:24 - Beitrag #7

Ein Freund ist einer, der vertraut, obwohl er weiß, daß dieses Vertrauen gebrochen werden wird.


Yepp. (Obwohl das auch eine gute Definition für Liebe wäre ;))
Und von diesen hab ich in meinem schon recht langen Leben gerade mal 3 getroffen - und schätze mich glücklich, daß es so viele waren und sind.

Alles andere sind (z.T. auch gute) Bekannte, die mich vielleicht einen Teil meines Lebens begleiten und dann wieder verschwinden (bzw. verschwinde ich ;-)).

Lykurg
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Mo 14. Mai 2007, 18:11 - Beitrag #8

Ein Freund ist für mich jemand, auf den ich mich absolut verlassen kann und der sich auf mich verläßt. Jemand, mit dem ich mich gründlich genug beschnuppert habe, um ihn nicht mehr als fremd wahrzunehmen; jemand, mit dem ich mich verstehe, auch über jahrelange räumliche Trennung (und die in diesem Alter zwangsläufigen Veränderungen des Bekanntenkreises und der Neigungen) hinweg. Freunde sind für mich auch Menschen, mit denen man unbesorgt schweigen kann.

Ich habe das Glück, drei Freunde zu haben (auch wenn ihr Lebensmittelpunkt seit Jahren im Durchschnitt ~2.600 km entfernt liegt).

e-noon
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Fr 18. Mai 2007, 01:01 - Beitrag #9

Hat jetzt etwas gedauert, bis ich antworten konnte, ich musste erst über das nachdenken, was ihr geschrieben habt. ^^ Ohne Wertung schreibe ich jetzt einfach mal, was mir zu euren Antworten einfällt und wie ich dazu stehe.

Für mich klingt Feuerkopfs "Freundschaftsnetz" irgendwie am gesündesten und bodenständigsten; mit so etwas würde ich mich vermutlich auch sehr wohl fühlen.

Aleas Vorstellung von Freundschaft finde ich ähnlich gut, wobei doch etwas höhere Ansprüche durchklingen, finde ich, und dadurch die Zahl der Leute, die diesen Begriff verdienen würden, vermutlich sinkt. Die Vorstellung von Seelenverwandtschaft teile ich nicht, ein Seelenverwandter ist für mich jemand, der ähnlich denkt und handelt wie ich, nicht jemand, der eine telepathische Verbindung zu mir aufnehmen kann ^^ aber das macht ja nichts.

Die nachfolgenden Beiträge machen eher weniger Mut ^^* allerdings kann ich diese Sicht leichter nachvollziehen, da ich mir auch nicht vorstellen kann, so viele Freunde zu haben (die die Bezeichnung verdienen), wie Feuerkopf das beschreibt. Ich zweifle das nicht an, nur dass das bei mir möglich ist, bezweifle ich. Drei Freunde pro Leben finde ich andererseits krass wenig, für mich würde ich mir schon mehr wünschen, drei zur gleichen Zeit hingegen ist gut, nur wünsche ich mir dann auch eine gewisse körperliche Nähe, also wenn einer davon in der selben Nation wohnen würde, fände ich das schon gut ^^.

Ein Freund weiß das. Ein Freund ist einer, der vertraut, obwohl er weiß, daß dieses Vertrauen gebrochen werden wird.
Das stimmt mich nachdenklich... Inwieweit wird Vertrauen notwendigerweise gebrochen? Ich glaube, zu verstehen, aber könntest du ein paar Beispiele nennen, Ipsi, um das zu verdeutlichen? (Also Beispiele für Vertrauensbrüche, die nicht aus Bosheit geschehen sind)

Danke für eure Beiträge :) Auch wo ich nicht zustimmen kann, hilft mir das, mir meiner Position bewusster zu werden.

PS @Ipsi und Milena: Ihr seid so süß ^^

Ipsissimus
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Sa 19. Mai 2007, 20:12 - Beitrag #10

"notwendigerweise" gebrochen wird Vertrauen aufgrund des simplen Umstandes daß Menschen verschieden sind und daher gefüllt sind mit Erwartungen unterschiedlicher Qualität und Intensität. Beispiele? Na ja, die immer wieder beliebten Evergreens sind vergessene Geburtstage, Katastrophen nicht nur unter Liebenden^^ oder ne Einladung zum Essen, du, komm doch bitte um 20 Uhr, ich mache was ganz Leckeres, Zeitkritisches. Eintreffen des Gastes 21 Uhr, das liebevolle Souflé ist längst in sich zusammengesunken ^^ Oder was ernsteres, leih mir mal dein Auto, kein Problem, mach ich, 10 Tage später kommt der Strafzettel wegen Geschwindigkeitsübertretung, der Freund hat leider kein Geld, weil er gerade pleite ist ... usw, usw^^

e-noon
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Sa 19. Mai 2007, 20:37 - Beitrag #11

Verstehe, das kommt natürlich notwendigerweise vor ^^
Für mich fiele das eher unter "enttäuschen", aber nicht direkt unter Vertrauensbruch - Vertrauensbruch wäre etwa, wenn jemand intime Details weitererzählt, die eindeutig als geheim gekennzeichnet waren - wenn jemand mich betrügt oder ein Versprechen, das deutlich wichtiger war als eine Verabredung zum Essen, bricht.

Geburtstag vergessen ist bei mir nicht möglich, ich erwähne das vorher gelegentlich, nur zur Sicherheit (meine Eltern haben das mal vergessen, daher...). Zum Essen zu spät kommen wäre nicht mal schlimm, wenns was wichtigeres war - eben Schicksal oder Pech, aber nicht dem Partner anzulasten.

Erwartungen auszusprechen wäre ein erster Schritt, dem entgegenzuwirken... ^^

janw
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Mi 23. Mai 2007, 01:46 - Beitrag #12

Nach einigem überlegen auch noch etwas von mir^^

Ich kann mit Feuerkopfs Modell viel anfangen, allerdings ist bei mir das Übergangsfeld Bekanntschaften - Freundschaften breiter. Ich habe auch nur 2 oder 3 Freunde, mit denen ich mein Innerstes teile, aber daß nicht noch der/die eine oder andere dazu gehört, ist eher eine Folge von "hat sich (noch?) nicht ergeben, denn von mangelnder Sympathie oder Vertrauen.
Ein wenig spielt da auch hinein, daß mir jede Freundschaft sehr viel wert ist und ich bisweilen angst habe, zu viel Offenbarung dessen, was mich bewegt, könnte sie über Gebühr belasten. (Daß sich gerade in ihrer Belastbarkeit Freundschaft erweist, ist mir dabei ebenso klar, aber es ist eben so, daß ein Weg von 1m Breite furchtbar schmal ist, wenn rechts und links ein Abgrund gähnt, für mich zumindest, noch.)

Die Sache mit dem notwendigen Vertrauensbruch kann ich nur unterstreichen, ich bin selbst ein Meister des Geburtstage Vergessens und Sachen zwei Tage später als abgemacht Fertigstellens^^
Letztlich hilft da nur das Wissen, daß es so kommen wird und daß es mir selbst am allermeisten mißfällt, mitnichten irgendwie böse gemeint ist.

Windsbraut
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Mi 23. Mai 2007, 11:21 - Beitrag #13

Ich musste lernen, dass auch sehr, sehr enge Freundschaften mit der Zeit zerbrechen können, weil die Lebensumstände die Menschen verändern und damit die Schnittstellen der Persönlichkeiten immer kleiner werden, bis sie irgendwann einfach nicht mehr reichen für eine Freundschaft. Das ist schade, aber wohl leider nicht zu ändern. ("Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe bereit zum Abschied sein und Neubeginne, um sich in Tapferkeit und ohne Trauern in and're, neue Bindungen zu geben.")

Eine besonders intensive Freundschaft zerbrach an der Eifersucht: Meine "beste Freundin" wollte mich mit niemandem teilen und wurde garstig, wenn immer ich mich anderen Menschen anschloss. Selbst auf meine Partner reagierte sie so. Ich musste mich aus dieser Freundschaft befreien, aber noch heute fehlt mir oft diese extreme Verbundenheit, wie wir sie teilten. Wir waren manchmal fast wie eine Person. (Klar, dass das ungesund enden musste...)

Heute habe ich - mal nachrechne - zehn Leute, die ich als Freunde bezeichnen würde. Drei davon kenne ich seit Teenagerzeiten, die anderen kamen später dazu. Ich finde, dass das eine große Zahl ist. Zehn. Wow.

"Freundschaft" kann ich nur schwer defnieren, da sie für mich mehr mit Gefühl als mit Verstand erfassbar ist. Es gehört Vertrauen dazu, der gleiche Humor (sonst geht's gar nicht!), auch ähnliche politische Ansichten sind wichtig ... Ein Freund muss einfach in den Bereichen, die in meinem Leben eine Rolle spielen, kompatibel sein.

Freunde, die meinen Geburtstag vergessen oder wochenlang nicht anrufen, sind okay. Solange ich mich ihnen verbunden fühle, solange bei einem Treffen immer gleich wieder ein vertrautes Gefühl da ist, kommt es auf intensiven Kontakt nicht an.

C.G.B. Spender
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Mi 23. Mai 2007, 19:21 - Beitrag #14

Freundschaft heißt für mich, gerecht zu geben und zu nehmen und sich möglichst gerecht und fair dem anderen gegenüber zu verhalten. Freundschaft heißt für mich, dem anderen Freiheit und Liebe zu schenken und selbstlos, ohne Geben und Nehmen abzuwägen, zu helfen, wenn Hilfe dringend gebraucht wird. Freundschaft heißt für mich, gemeinsames Erleben, nicht nur wegen der Gemeinsamkeiten, sondern gerade auch wegen der interessanten Unterschiede, womit für mich Freundschaft Offenheit für Neues mit einschließt.

Ich halte mich für einen sehr offenen Menschen und weiß, dass ich besonders in dieser Hinsicht nicht von mir ausgehen kann, wenn es um andere geht. Überhaupt ist es ein großer Fehler, von sich auszugehen, wenn es um andere geht. Enttäuschungen und falsche Erwartungen sind dann vorprogrammiert. Selbst bei Seelenverwandten geht das in die Hose, denn schließlich gibt es mehr Dinge an einem Menschen, die beeinflußt und neu geordnet, verändert werden können, als nur die Seele alleine; und selbst die Seele kann sich verändern, sogar grundlegend. Irgendwann werden dann Konflikte und Spannungen entstehen, und es wird auf die menschliche Größe der an der freundschaftlichen Beziehung oder Seelenverwandtschaft Beteiligten ankommen, wie der weitere Verlauf der Beziehung aussieht.

Ansonsten stimme ich Aleanjres Beitrag sehr zu.

Desweiteren. Ohne Vertrauensvorschüsse geht natürlich rein garnichts. Der Intellekt ist in dieser Hinsicht wohl jener Teil, der die Seele am meisten plagen kann. Der Intellekt kann zum einen Möglichkeiten für Betrug oder Falschheit (er)finden, die garnicht passieren, jedoch passieren könnten; leider auch tatsächlichen Betrug und Falschheit, die unter Umständen wegen der Stümperhaftigkeit gleichzeitig die nicht nur emotionale Dummheit des anderen Menschen erahnen läßt. Zum anderen kann der Intellekt vieles in anderen entdecken, welches diese Personen selbst womöglich nicht garnicht festgestellt haben. Das alles kann zu Konflikten führen, logischerweise, alleine schon, weil man natürlich der eigenen Auffassung von sich selbst mehr traut, als der eines Anderen.

Das alles bei dem Hintergedanken, dass die eigene Wahrnehmung subjektiv ist, besonders bei Personen, die einem sehr nahe stehen. Da verschwimmen die Grenzen und man muß bereit sein, sich einzugestehen, dass die Wahrnehmung des Anderen unter Umständen von eigenen projizierten Wünschen getrübt wird,
selbst wenn die Trübung hellrosa leuchtet. ;)

Eine gute, und vor allem länger andauernde, Freundschaft, ist irgendwie schon ein Luxus, nicht erst in der heutigen Zeit, wage ich zu schreiben.

Ach, und Geburtstage erinnern einen höchstens daran, wie alt man geworden ist. Jeder Tag, jedes Abenteuer, verbracht mit einem guten Freund, ist Geschenk genug.


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