Treue: Ein überbewertetes Ideal?

Erlebnisse und Erfahrungen aus den schönsten und den traurigsten Stunden des Lebens. Träume von der perfekten Liebe und ein Kummerkasten für ihr Scheitern.
Maurice
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Mi 23. Mai 2007, 23:08 - Beitrag #1

Treue: Ein überbewertetes Ideal?

Nein, ich bin nicht fremdgegangen und habe auch nicht vor, dies zu tun. Da aber (fast) jeder mal die ein oder andere Phantasie in diese Richtung hat, habe ich mich gefragt, was daran eigentlich so schlimm ist. Klar, niemand will, dass sein Partner fremd geht, aber er (oder sie) selbst denkt darüber nach - idR natürlich nicht ernsthaft.

Aus soziobiologischer Sicht ist die Frage leicht zu beantworten, warum wir nicht wollen, dass der Partner fremd geht: Die Frau will nicht, dass der Mann mit anderen Frauen Kinder zeugt und dann Zeit und Energie in deren Kinder investiert und weniger in die eigenen. Der Mann will nicht, dass die Frau mit einem anderen Sex hat, damit er sicher sein kann, dass die Kinder, die sie bekommt, auch wirklich seine sind. Immerhin will das "selfish gene" erstmal sich und seine eigenen Kopien erhalten und nicht fremde Gensätze.

Doch heute kann sich der vernünftige Mensch diese Risiken umgehen: Man benutzt Anti-Baby-Pillen oder Kondome ... oder am besten beides. Eine Schwangerschaft ist mit dieser Kombination äußerst unwahrscheinlich. Das "selfish gene" weiß natürlich nichts von diesen Errungenschaften und macht die meisten weiter eifersüchtig bei dem Gedanken, der Partner könnte fremdgehen.
Da der Mensch aber mehr ist, als die Summe seiner Gene, kann er sich darüber Gedanken machen, ob diese Reaktion noch zeitgemäß ist. Wenn man selbst und/oder der Partner sich auch mal mit jemand anderes vergnügen will und die entsprechenden Schutzmaßnahmen beachtet, was spricht dann dagegen?
Es gibt Paare, die sich deshalb darauf geeinigt haben, auch andere Sexualpartner zu erlauben. Man spricht dann oft von einer "offenen Beziehung". Mir gefällt dieser Ausdruck nicht so gut, klingt er doch für mich so, als ob die Beziehung "lose" sei, was es keinenfalls sein muss. Und es gibt sogar Paare, die zusammen in Swingerclubs gehen.

Aber warum ist diese sexuelle Treue für viele noch so wichtig? Viele behaupten, sofort mit dem Partner Schluss zu machen, wenn sie erfahren sollten, dass er fremdgegangen sei.
Eine Ursache wurde mit dem Verweis auf das "selfish gene" bereits genannt. Ähnlich gewichtig, wenn nicht sogar stärker wird dabei die Sozialisation sein.
Doch wenn wir uns selbst darüber aufgeklärt haben, woher dieses Ideal kommt und zu dem Schluss kommen, dass es keinen guten Grund mehr gibt, dieses in dieser Rigorosität zu vertreten, warum tun es die meisten dann trotzdem?

1. Vermutung: Viele haben Angst, dass der Partner die sexuelle und die emotionale Ebene nicht trennen können. Zwar gehören Sex und Liebe nicht notwendig zusammen, doch kann eine sexuelle Verbindung auch zu einer emotionalen werden. Es wird also befürchtet, dass der Partner sich in jemand anderes verlieben könnte, wenn er mit diesem Sex hat und die alte Beziehung auflöst.
2. Vermutung: Für viele hat eine Beziehung auch etwas mit dem Besitz eines anderen zu tun. Mein Partner ist MEIN Partner. Er gehört zu mir - er GEHÖRT mir. Niemand anders darf ihn besitzen!
Auch wenn die meisten eine solche Sicht auf eine Beziehung für falsch halten, besitzen dennoch viele Menschen diese Denkstruktur. Dass der Partner Sex mit jemand anderes haben könnte, wird demnach als Gefahr für seine Besitzansprüche verstanden und bekämpft.
3. Vermutung: Einige interpretieren das Fremdgehen als Absage an die eigenen Fähigkeiten. "Er/Sie geht fremd? Dann bin ich im Bett wohl eine Niete... Er/Sie soll nicht fremdgehen, damit ich keinen Grund dazu habe, mich als sexueller Versager zu fühlen!"
Dass der Partner fremdgeht heißt aber nicht notwendig, dass der andere eine Niete im Bett ist. Man denke an die Paare, die in Swingerclubs gehen.


Was haltet ihr von diesen Vermutungen?
Gibt es andere Gründe?
Wie wichtig ist euch sexuelle Treue? Und warum?
Habt oder hattet ihr schonmal eine "offene Beziehung" und wie bewertet ihr diese?
Sollte das Ideal der sex. Treue weiter gestärkt oder besser relativiert werden?

Ankh
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Do 24. Mai 2007, 08:07 - Beitrag #2

Treue ist Gold. Gibt man ersteinmal ein Versprechen innerhalb einer festen Beziehung ab, so ist Treue Gold; da gibt es auch kein Herausreden mehr.

Sicherlich kanns auch kaputt analysiert werden, sich mit SEX ("Nicht meine Schuld - es waren die Umstände - ich war einfach geil") fadenscheinig sein; aber wenn es einmal passiert, dann besteht ein immerwährender Bruch. Dessen sollte man gewahr sein.

Untreue (innerhalb einer festen Beziehung) ist wie ein Verbrechen. Da könnte man dem Gegenüber auch locker mal eine in die Fresse hauen, den Eltern Lügengeschichten erzählen, das Konto mit geraubter PIN Nummer ausräubern. Gut zumachen ist das nicht mehr - das bleibt eben ein Makel oberhaft für immerdar.

Anders sieht es bei einer Larifari Nullachtfuffzehn unehrlicher Zusammenkunft aus (aber was rede ich, ist doch glassklar) .. Da werden keine Gefühle verletzt - da wird nicht ernstgenommen. Verstehe, Mauerrice, Deine Skrupel nicht.

Ankh, so Vieles erlebt °den Oberlehrermakelschwanz raushängen EDIT lasssen°

hat13
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Do 24. Mai 2007, 08:35 - Beitrag #3

Ich halte viel von Treue. Denn wenn man nicht treu ist, liebt man seinen Partner doch gar nicht.

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Do 24. Mai 2007, 10:49 - Beitrag #4

Was haltet ihr von diesen Vermutungen?


Ich stimme deinen Vermutungen zu - sie scheinen mir auch (vor allem 1 und 2) den Großteil der Gründe auszumachen, warum sexuelle Treue bei den meisten Menschen in den Industrieländern so einen hohen Stellenwert besitzt.

Gibt es andere Gründe?


Meiner Ansicht nach: jein ;)
Es läuft vielleicht - zumindest teilweise - auf deinen Grund 1 hinaus, aber ich denke, daß viele, sehr viele Menschen in den Industrieländern (geprägt durch was weiß ich, untern anderem die Literatur seit der Romantik), einen Begriff von Liebe haben, der meiner Ansicht nach viel zu hoch angesiedelt ist: da ist DER / DIE Eine, die Liebe des Lebens, die alles am Partner umfaßt, inclusive und ganz besonders der Sexualität. Und jedes Einbrechen eines anderen in diese Zweisamkeit ist ein Verrat.
Mit einem anderen Menschen schlafen ist ja auch fast die weitest mögliche Öffnung einem anderen Menschen gegenüber - fast hab ich gesagt ^^


Wie wichtig ist euch sexuelle Treue? Und warum?


Mir ist sie absolut nebensächlich, um nicht zu sagen völlig unwichtig.
Für mich ist Sex / Erotik ein menschliches Grundbedürfnis wie Essen und Trinken. Und ich habe und werde dieses Bedürfnis mit jeder Frau (ich bin leider noch nichtmal bi) befriedigen, die mir zumindest sympathisch und die bereit ist. Und ja: zu sympathisch zählt nicht nur das Wesen, sondern auch die Optik.
Zu Erotik zählt für mich im übrigen mehr als nur der rein mechanische Akt ^^ Auch zärtliches Kuscheln z.B.
Und: ja, das gleiche gestehe ich auch meiner/meinen Parterin/Partnerinnen zu.
Liebe - was auch immer das sein mag (es mache sich jeder seine Definition selbst ^^) - hat mit sexueller / erotischer Treue meiner Meinung nach absolut nix zu tun.
Und nochmal: ja, ich sage meiner/meinen Partnerin/Partnerinnen bevor irgendwas sich entwickeln kann, wie ich denke.



Habt oder hattet ihr schonmal eine "offene Beziehung" und wie bewertet ihr diese?


Ja und ja.
Es ist für mich der Idealfall, macht es aber schwieriger mit den Partnerinnen, weil doch die meisten auf Schwüre über ewige Treue stehen ... *grummel*


Sollte das Ideal der sex. Treue weiter gestärkt oder besser relativiert werden?


Weg mit diesem spießigen Muff, dieser geheuchelten Romantik, die nur für endlose Eifersucht-Tragödien und permanentes, völlig überflüssiges Unglücklichsein sorgt.
Außerdem wird dann meine Auswahl größer :D

Ankh
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Do 24. Mai 2007, 11:27 - Beitrag #5

Treue ist etwas Wundervolles (wenn sich jemand findet, der ebenso denkt). Was gibt es (dann) Schöneres, als monogam zu sein? Man kann das Potenzial des Miteinanderseins aus dem Vollen schöpfen; beim rumpoppen im Einenachtfummel Bett, oder in den nichtindustrialisierten Ländern (auf Gugu Guru schiel), fällt diese Möglicheit erstmal flach, liegt brach, auf ewig verloren.

Da, wie Du und Maurice beschreibst, Gründe gesucht werden (Eifersucht, Ängste, Sonstwas), die zunächst an das eigene Ehrgefühl - dem Selbstvertrauen - ungerecht werden, läßt folgern, das Liebe nicht erlebt wird. Das dies eine enorm tragweite Tragik ist, dürfte doch wie ein offenes Buch darliegen, oder?

Wen es Abmachungen geben sollte, später, die zu einer körperlichen Untreue führen, ok. So aber fängt jedenfalls eine Liebschaft (!), in meinen Augen jedenfalls, nicht an. Egoismus hört auf, wenn man liebt.

Ankh, nennt mich heuchlerisch romantischer Spießer.

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Do 24. Mai 2007, 12:01 - Beitrag #6

die zunächst an das eigene Ehrgefühl - dem Selbstvertrauen - ungerecht werden,


Entschuldige bitte: Hä?
Diese Aussage, Schlußfolgerung, was auch immer es ist: ich habe keine Ahnung, was du damit sagen willst.


läßt folgern, das Liebe nicht erlebt wird. Das dies eine enorm tragweite Tragik ist, dürfte doch wie ein offenes Buch darliegen, oder?


Die Folgerung bestreite ich dennoch, weil du etwas als absolut setzt: DIE LIEBE, was für mich ein WischiWaschi-Begriff ist, unter der jeder was anderes versteht, solange er nicht definiert wird und diese Definition auch von allen geteilt wird.
Von daher ist auch das mit der Tragik im Auge des Betrachters.

Ankh
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Do 24. Mai 2007, 12:19 - Beitrag #7

Sagte ich doch; ich rede nur von mir, von meiner Art. Liebe ist generell. Da hört Egoismus (erstmal) auf.

Sich verlieben braucht Kraft und Mut. Ficken ist keine Kraft und kein Mut, das ist, wie Du selber sagst, ein Bedürfniss; wie aufs Klo gehen oder Wasser trinken.

Und wenn der urinstinktive (menschliche) Mechanismus des Verliebens nicht funzt, dann ist etwas faul im Staate Lichtenstein. Dann nämlich geht es ans Eingemachte. Warum soll sexuelle Untreue (quasi gleichbedeutend mit ohnehin Untreue) unbedeutend sein? Doch nur aus einem einzigen Grund:

Weil es man sich gerne einfach machen möchte, und das sozialisierte (Generationen hinweg) schlechte Gewissen mit Forschheit " Ja ich aber habe wieder die alte Schlamp . .." übertünchen sucht, und, noch wesentlich schwerwiegender, aus mangelnder Empathie und sozialem Minus Fingerspitzengefühl (auch gerade sich selber (!°) gegenüber).

Ankh

Milena
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Do 24. Mai 2007, 12:36 - Beitrag #8

..ich vermag, glaube ich beide zu verstehen....
der begriff liebe ist erstmal ein grosser individueller weitgefächerter begriff...
und in dem begriff treue wird erstmal liebe hinterfragt , gar vorausgesetzt...
nun, man kann gemütlich von einem bett ins nächste hüpfen, warum auch nicht und einen eigenen individuellen begriff von liebe und treue mit sich tragen....
is auch kein problem, wenn beide partner (sexpartner damit klar kommen..)
egoistisch finde ich beide varianten gleichzeitig...
treu sein und es auch so vom partner erwarten,
als auch untreu sein, und seinen körperlichen bedürfnissen nachgehend.....
der mensch an sich schaut erstmal , dass es ihm selbst in erster linie gut geht....und ist auch okay an sich...
andereseits glaube ich,
dass die körperliche vereinigung sehr viel an emotionen, einigkeit, stimmigkeit, sensibilität, tiefgehende liebe, zuneigung mit sich tragen kann,
als nur das ziel des körperlich befriedigt seins, siehe zum orgasmus zu kommen.....
deshalb glaube ich, dass untreue, also sexuelle untreue, mich sehr verletzen würde,
weil ich um diese intensität weiss, dieser zärtlichkeit weiss und nicht nur um ein rein und raus und fertisch.....^^
aber mit treue verbinde ich noch andere bereiche, ausser dem sexuellen,
und da tut es mir ebenso weh, wenn sich eine gewisse nähe entwickelt zu dem ich keinen zugang habe,
was natürlich auch ungesund wäre und mit der zeit einfach zuviel, hätten wir als partner keine eigenen freiräume und anderweitige beziehungen....
von dem her,
wenn sich beide partner dbzgl einig sind,
is doch alles bestens....
ja te volim moja ljubavi...^^;)

Yanāpaw
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Do 24. Mai 2007, 12:37 - Beitrag #9

Sich verlieben braucht Kraft und Mut. Ficken ist keine Kraft und kein Mut, das ist, wie Du selber sagst, ein Bedürfniss; wie aufs Klo gehen oder Wasser trinken.


Mal davon abgesehen, dass ich dem ersten Teil nicht zustimme ist ficken auch nicht rein-raus-rein-raus-abladen. Klar kann man das soch machen, muss man aber nicht. Da gibt es noch einiges mehr was durchaus eine gewisse Technik erfordert und nein ich hab keinen kleinen Pimmel...

Sich verlieben ist meiner Ansicht nach ein zu 100% biochemischer Vorgang, den ich persönlich geradezu schmerzhaft inkonsistent von wahrer Liebe trenne, die in wundervoll utopisch und Literatur-Cineastisch-induziertes Heiligtum ist.

Was Treue angeht, die Erforderlichkeit selbiger hängt maßgeblich von der Form der Beziehung ab.

Macht euch keine Mühe mit dem wahrer Liebe Krempel(dagegen zu argumentieren meine ich ^^) , das ist ein perfekter selbst-referentieller und nicht naturalistischer Schluss.


ja te volim moja ljubavi


wow, zur Abwechlsung mal in Geheimsprache. ^^ Schnulz-Alarm ;)

Ankh
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Do 24. Mai 2007, 12:44 - Beitrag #10

Zitat von Milena:..ich vermag, glaube ich beide zu verstehen....
der begriff liebe ist erstmal ein grosser individueller weitgefächerter begriff...
und in dem begriff treue wird erstmal liebe hinterfragt , gar vorausgesetzt...
nun, man kann gemütlich von einem bett ins nächste hüpfen, warum auch nicht und einen eigenen individuellen begriff von liebe und treue mit sich tragen....
is auch kein problem, wenn beide partner (sexpartner damit klar kommen..)
egoistisch finde ich beide varianten gleichzeitig...
treu sein und es auch so vom partner erwarten,
als auch untreu sein, und seinen körperlichen bedürfnissen nachgehend.....
der mensch an sich schaut erstmal , dass es ihm selbst in erster linie gut geht....und ist auch okay an sich...
andereseits glaube ich,
dass die körperliche vereinigung sehr viel an emotionen, einigkeit, stimmigkeit, sensibilität, tiefgehende liebe, zuneigung mit sich tragen kann,
als nur das ziel des körperlich befriedigt seins, siehe zum orgasmus zu kommen.....
deshalb glaube ich, dass untreue, also sexuelle untreue, mich sehr verletzen würde,
weil ich um diese intensität weiss, dieser zärtlichkeit weiss und nicht nur um ein rein und raus und fertisch.....^^
aber mit treue verbinde ich noch andere bereiche, ausser dem sexuellen,
und da tut es mir ebenso weh, wenn sich eine gewisse nähe entwickelt zu dem ich keinen zugang habe,
was natürlich auch ungesund wäre und mit der zeit einfach zuviel, hätten wir als partner keine eigenen freiräume und anderweitige beziehungen....
von dem her,
wenn sich beide partner dbzgl einig sind,
is doch alles bestens....
ja te volim moja ljubavi...^^]

Ein Top Stichwort, Intensität. Hmm, ist ja nicht so, als das ich der wahre Lover wäre, das Beziehungs Kraftwerk. Überall (gerade da) läuft so vieles schief, keine Frage. Ich bin selber sehnsüchtig.

Milena, fesches Posting.

Ankh

Zitat von Yan?paw:Mal davon abgesehen, dass ich dem ersten Teil nicht zustimme ist ficken auch nicht rein-raus-rein-raus-abladen. Klar kann man das soch machen, muss man aber nicht. Da gibt es noch einiges mehr was durchaus eine gewisse Technik erfordert und nein ich hab keinen kleinen Pimmel...

Sich verlieben ist meiner Ansicht nach ein zu 100% biochemischer Vorgang, den ich persönlich geradezu schmerzhaft inkonsistent von wahrer Liebe trenne, die in Heiligtum ist.

Was Treue angeht, das hängt maßgeblich von der Form der Beziehung ab. Alles außer wahrer Liebe finde ich das schon ok.

Macht euch keine Mühe mit dem wahrer Liebe Krempel(dagegen zu argumentieren meine ich ^^) , das ist ein perfekter selbst-referentieller und nicht naturalistischer Schluss.


Liebe ist immer wahre Liebe (Beziehung, keine fest im Hirn gebrannte Vergänglichkeit ist gemeint).

Ankh

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Do 24. Mai 2007, 13:09 - Beitrag #11

der urinstinktive (menschliche) Mechanismus des Verliebens


Was für ein Ding?
Verlieben ist ein Urinstinkt?
Entschuldige bitte, aber das halte ich schlicht für Nonsens.
Schau doch mal nach, ab wann und wo Liebe bzw. Verliebtsein anfing, in der meschlichen Geschichte eine Rolle und ab wann und wo eine derart allumfassende Rolle zu spielen.
Von Urinstinkt kann da keine Rede sein.

Das Bedürfnis nach Nähe, das würde ich eventuell in die Grundbedürfnisse einreihen - aber das hat erstmal nix, aber auch gar nix mit Verliebtsein oder Liebe zu tun.
Und mit Treue schon überhaupt nicht.



Sich verlieben braucht Kraft und Mut.


Aber nur in dem Sinne, in dem es immer Kraft und Mut fordert, sich jemand anderem gegenüber zu öffnen, sich verletzlich zu machen.

Ankh
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Do 24. Mai 2007, 13:30 - Beitrag #12

Urinstrinkt. In das Auge des Anderen sehen. Gefallen finden. Das ist ein Urinstinkt.

Bedürfnisse sind hausgemacht und Zeitgeist (abhängig). Bedürfniss nach Holz, Wärme, Geborgenheit in der Höhle. Das ist - zugegebenermaßen - nicht nur ein Bedürfniss.

Sich verletzlich machen ist die Königsklasse des Verliebtseins. Das hohe Lied. Sich hingeben ist der Meisterbrief.

Ankh

Ipsissimus
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Do 24. Mai 2007, 14:10 - Beitrag #13

Ankh, an deiner Argumentation stört mich sehr, daß du zwar in einem Nebensatz erwähnt hast, daß du "nur" deine Position zu der ganzen Thematik darstellst, deine Thesen aber in Form von den Anschein von Allgemeingültigkeit erweckenden Kernsätzen daherkommen. Ein gelegentliches aber deutlich häufigeres "meiner Meinung nach" täte deinen Darlegungen nicht schlecht, denn daß du in deinen Thesen auf einen Konsens rekurrierst, der tatsächlich gar nicht besteht, dürfte dir aufgefallen sein. Also tu bitte auch nicht so, als gäbe es diesen Konsens doch.



Für mich ist der Komplex Liebe-Treue-Sex ein Komplex, dessen Einzelelemente ich nicht getrennt voneinander zu denken respektive zu fühlen wünsche. Ob es sich bei diesem Wunsch um einen Urinstinkt, genetische oder gesellschaftliche Prägung handelt, ist mir in diesem Zusammenhang relativ wurscht; nicht wurscht ist mir die Geschichte dahinter, die Geschichte und der Schmerz.

Ich bin in fast allen meinen Beziehungen von meinen Partnerinnen betrogen worden; es tat später zwar nur noch zweimal ähnlich weh wie bei meiner ersten Freundin, aber die Anzahl der Beziehungen, in denen ich nicht betrogen wurde, beläuft sich auf 2 von etwa 10. Umgekehrt habe ich in keiner Beziehung jemals meine Partnerin betrogen.

Der springende Punkt für mich ist dabei das Öffnen. Ich lasse einen Menschen ganz tief in mich hinein - nichts anderes ist "lieben" für mich - bis zu einer Stelle, wo alle meine Schutzmaßnahmen heruntergefahren sind, wo ein zufälliger Blick, eine Bemerkung, eine Änderung der Atmosphäre mich derart tief verletzen können, daß es keine Heilung mehr gibt. Es ist, als öffne ich einem anderen Menschen meine Wohnung, lade ihn ein, bewirte ihn, feiere mit ihm und er erschießt mich wegen 2 Euro in einer Sparbüchse.

Heilung - das wäre die Rückkehr der Fähigkeit, mich diesem speziellen Menschen wieder genauso zu öffnen. Wie oft macht mensch das? Sicher nicht pauschal zu beantworten, aber wieviele Tritte in den Unterleib steckt jemand weg und strahlt danach den Treter liebevoll an? Und nach wievielen Tritten geriete diese Haltung zur Farce, zur blödsinigen Dummheit, immer wieder zu verzeihen, obwohl keinerlei Aussicht auf Änderung besteht?

Ich habe gekämpft, und verziehen, in den frühen Jahren meist mehrmals. Doch langsam aber sicher ist es doch hineingesickert, dieses Bewußtsein, einen Narren aus mir machen zu lassen. Mit diesem zunehmendem Bewußtsein habe ich zunehmend unfreudiger verziehen, schließlich immer seltener. Mittlerweile verzeihe ich Untreue überhaupt nicht mehr.



Die soziobiologische Sicht auf diese Dinge, wie Maurice sie in seinem Eingangsthread äußerst luzid darstellt, ist mir suspekt. Sie tut so - nicht nur im Zusammenhang mit Liebe und Treue, sondern fast überall, wo sie vertreten wird - als sei alles ja "nur" Biologie, und damit "im Grunde" der Disposition der Beliebigkeit anheimgegeben. Der Wunsch nach Nähe, nach Sex, was auch immer ist ja nur ein Urinstinkt, also können wir ihn überall befriedigen.

In der Tat. Das können wir.

Ich will bloß nichts mehr mit einem Menschen zu tun haben, der mir, nachdem ich ihn in mein Herz hineingelassen habe, die Eier abschneidet und mein Herz herausreißt. Der Schmerz ist zu groß. Das - der Schmerz - ist MEIN Grund. Ich hege äußersten Respekt gegenüber Schmerz.

Andere Menschen sind anders als ich, lassen andere vielleicht gar nicht erst so tief in sich hinein, daß sie von jenen anderen zerstört werden könnten. Ich wünsche ihnen viel Spaß miteinander. Aber ich könnte sie nicht lieben. Und nicht mit ihnen schlafen.

Milena
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Do 24. Mai 2007, 14:32 - Beitrag #14

....ich umarme dich......:kiss:

e-noon
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Do 24. Mai 2007, 14:37 - Beitrag #15

Ankh, an deiner Argumentation stört mich sehr, daß du zwar in einem Nebensatz erwähnt hast, daß du "nur" deine Position zu der ganzen Thematik darstellst, deine Thesen aber in Form von den Anschein von Allgemeingültigkeit erweckenden Kernsätzen daherkommen. Ein gelegentliches aber deutlich häufigeres "meiner Meinung nach" täte deinen Darlegungen nicht schlecht, denn daß du in deinen Thesen auf einen Konsens rekurrierst, der tatsächlich gar nicht besteht, dürfte dir aufgefallen sein. Also tu bitte auch nicht so, als gäbe es diesen Konsens doch.
Ich fände es auch gut, wenn du darauf achten würdest, Ankh.

@Ipsi: Die Menschen, die eine offene Beziehung führen oder einander Untreue verzeihen, müssen nicht unbedingt masochistisch veranlagt sein oder sich lächerlich machen. Ich denke nicht, dass du das sagen wolltest, ich wollte nur betonen, dass diese Handlungen für einen Menschen nicht zwingend ein Vertrauensbruch sein muss, nicht zwingend Schmerzen bereitet. Wenn das so ist und der Partner das weiß - dann ist es natürlich gemein, dennoch fremdzugehen, und ein Vertrauensbruch, und allein aufgrund dieses Wissens wäre fremdgehen dann falsch. Die Frage ist aber unter anderen, ob es angemessen ist, auf das Fremdgehen derart verletzt zu reagieren - dass man seine Gefühle in dem Moment nicht ändern kann, ist dabei klar.

bis zu einer Stelle, wo alle meine Schutzmaßnahmen heruntergefahren sind, wo ein zufälliger Blick, eine Bemerkung, eine Änderung der Atmosphäre mich derart tief verletzten können, daß es keine Heilung mehr gibt.
Das bürdet dem Partner aber eine ziemliche Verantwortung auf - immer richtig gucken, immer auf seine Worte, den Ton seiner Stimme achten, und dann auch noch die Atmosphäre. Ich mach es eher so, dass wenn ich jemandem vertraue, ich ihm dann einen Vorschuss gebe, und wenn er dann falsch redet (ich glaube, ich weiß, was du meinst) gehe ich zunächst davon aus, dass er nachdenklich ist oder wai. Oder wenn jemand zu spät kommt, was vergisst, wenn immer ich mich melde und nie der/die Bekannte - wenn ich jemanden mag und jemand mir sagt, dass er mich auch mag, gehe ich erstmal davon aus, dass es keine (böse) Absicht ist, sondern einfach mangelndes Nachdenken bzw. andere Gewohnheiten.

@topic: Ich denke wie Guru Guru, dass "Liebe" in den Industrienationen ungesund überhöht wird. Vor allem ist unsere Vorstellung von Beziehungen unrealistisch, viele erwarten dauernde Verliebtheit und suchen sich den nächsten Partner, wenn diese irgendwann aufhört.

Bezüglich Treue sind meine Gefühle zwiespältig. Ich weiß nicht, wie ich auf Fremdgehen reagieren würde. In gewisser Weise ist es eine self-fulfilling Einstellung (prophecy passt nicht so ganz :D): Wenn es nur darum geht, dass mein Partner mit jemand anderem schläft, ist das imo kein Grund, ihm böse zu sein, solange er mich weiterhin liebt und ihn/sie nicht und sich für mich daraus keine Nachteile ergeben. Sobald ich aber die Einstellung habe, dass fremdgehen falsch ist, WEIL es meine Gefühle verletzt, heißt das, mein Partner schläft nicht (nur) mit einem anderen Menschen, sondern er verletzt bei vollem Bewusstsein willentlich meine Gefühle in großem Maße, und dann bin ich auch dementsprechend intolerant gegenüber dem Fremdgehen und ziehe drastische Konsequenzen.

Irgendwie habe ich nicht das Gefühl, dass ich meinen Gedanken rüberbringen kann... also: Fremdgehen verletzt meine Gefühle nicht per se, sondern nur wenn ich davon ausgehe, dass mein Partner mich damit verletzten wollte, verletzt es mich. Denke ich.

Oder einfacher: Wenn der Partner einverstanden ist, begeht man damit keinen Fehler/Sünde/wai, da man dann niemandem schadet.

Ich hoffe schon, dass meine Liebe stark genug wäre, das zu verzeihen - wenn es nicht aus Böswilligkeit geschieht (wovon ich nicht ausgehe).

Ankh
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Do 24. Mai 2007, 14:46 - Beitrag #16

[quote="Ipsissimus"]Ankh, an deiner Argumentation stört mich sehr, daß du zwar in einem Nebensatz erwähnt hast, daß du "nur" deine Position zu der ganzen Thematik darstellst, deine Thesen aber in Form von den Anschein von Allgemeingültigkeit erweckenden Kernsätzen daherkommen. Ein gelegentliches aber deutlich häufigeres "meiner Meinung nach" täte deinen Darlegungen nicht schlecht, denn daß du in deinen Thesen auf einen Konsens rekurrierst, der tatsächlich gar nicht besteht, dürfte dir aufgefallen sein. Also tu bitte auch nicht so, als gäbe es diesen Konsens doch.



Für mich ist der Komplex Liebe-Treue-Sex ein Komplex, dessen Einzelelemente ich nicht getrennt voneinander zu denken respektive zu fühlen wünsche. Ob es sich bei diesem Wunsch um einen Urinstinkt, genetische oder gesellschaftliche Prägung handelt, ist mir in diesem Zusammenhang relativ wurscht]

Du übertreibst analytisch ein Stückweit, bemerkst Du es? Du bringst plötzlich Dinge hinein, die persönlicher und abwegiger Weise sind; versuchst sie zu verkaufen als Dich gern haben.

Meine Position ist nur - fast - die nur meine ist. Wenn ich nebensächlich schreibe, dann wegen der unbekannten Lebensweise hier im Forum (immer noch). Ich will behüten, nehme Rücksichten.

Ankh

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Do 24. Mai 2007, 14:52 - Beitrag #17

....ich umarme dich......


ich liebe dich, mein Schatz


Du übertreibst analytisch ein Stückweit, bemerkst Du es? Du bringst plötzlich Dinge hinein, die persönlicher und abwegiger Weise sind; versuchst sie zu verkaufen als Dich gern haben.


nein, ich bemerke es nicht, aber du kannst es gerne erläutern. Desgleichen kannst du gerne erläutern, weswegen du der Ansicht bist, die Dinge, die ich hereinbringe seien "abwegiger Weise"

e-noon
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Do 24. Mai 2007, 14:59 - Beitrag #18

Desgleichen kannst du gerne erläutern, weswegen du der Ansicht bist, die Dinge, die ich hereinbringe seien "abwegiger Weise"
Wenn du schon dabei bist, kannst du auch gerne erläutern, was das heißt, "etwas ist abwegiger Weise" :) Und vielleicht muss man nicht die ganze Din A 4 Seite kopieren, wenn man einen kurzen Kommentar dazu schreiben will?


Meine Position ist nur - fast - die nur meine ist.
Und was heißt das? :confused:

Guru Guru
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Do 24. Mai 2007, 15:05 - Beitrag #19

Ich habe des öfteren das Gefühl, Ankh, daß du deine Worte nach dem Klang und nicht nach der Bedeutung auswählst, das macht es etwas schwierig, die Bedeutung zu erahnen.

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Do 24. Mai 2007, 15:23 - Beitrag #20

Ich krieg jetzt gerade einen leichten Hals, falls den Ausdruck jemand kennen sollte.

Deine Posts, Ankh, nach Ipsissimus Beitrag sind geradezu eine Illustration seiner Beschreibung.
Ipsissimus hat sich in seinem Beitrag persönlich geöffnet, hat Einblick in seine Gefühle gegeben - und du trampelst völlig unempathisch mit Worthülsen, die dies oder auch das bedeuten können, darauf herum.

Sorry für dieses OT, aber das mußte raus.

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