Soziale Kontakte aktiv übers Internet suchen

[Ipsissimus]

ach Schätzle, ich denke, wir werden es beide schon noch ein bissel ertragen, so 40, 50 Jahre^^

[Milena]

...wie meinen? was ertragen...? uns gegenseitig oder die matrix, die an allem schuld hat....?

[Ipsissimus]

ja^^

[Milena]

...ja? was ist das für eine antwort....
also wir beide müssen uns noch 40,50 jahre ertragen?^^

[Lani]

Aha, soso. Ist ja Wahnsinn.

Edith spricht: Ein Versuch, auf das THEMA zu lenken...
Ipsi, Milena. Wie war das denn? Ihr habt euch nach 6 Monaten getroffen, richtig? Waren vorher schon Gefühle da, oder würdet ihr niemals so darüber reden, bevor man jemanden getroffen hat?

Wie war das denn? ^^

[Milena]

[... off Topic ...]

lani^^, natürlich trafen wir uns nach 6monaten nicht, wenn wir uns virtuell angeeckelt hätten^^ wir waren uns sympathisch, und ein jeder war zu diesem zeitpunkt in keiner festen beziehung....
vielleicht hätte sich ein realer treff gar nicht erst gegeben, wenn wir beide bereits partner gehabt hätten..^^ ich weiss es nicht^^
ich mochte sein wissen, seine art wie er sich ausdrückt und seine feinfühligkeit (in manchen dingen^^).....und die entfernung ging gerade so...
jetzt sind es über 4jahre fester partnerschaft, aber immer noch mit nur ein bis zwei realtreffs im monat...^^

[Ipsissimus]

also natürlich waren da schon Gefühle füreinander, viel Wissen war schon ausgetauscht, Geschichten aus dem Leben, und die Erfindung der Fotografie kannten wir auch schon^^

es war für uns beide das erste - und letzte^^ - Mal, dass wir versuchten, eine Internet-Bekanntschaft ins RL zu überführen, und ich muss sagen, ich bin bis heute glücklich darüber

Wenn ich hier irgendetwas von "ertragen" oder "Schuld" gesagt habe, dann war das ausschließlich Spiel und ein bisschen Necken, ich hoffe, das war verständlich. Ich möchte mit Milly zusammen sehr alt werden.

[... off Topic ...]

[e-noon]

[... off Topic ...]

also zum Thema: Ich habe "Partner übers Internet gefunden" angekreuzt, auch wenn ich den (man erinnert sich) nicht über eine Partnerbörse gesucht hatte. Allerdings hatte ich in google was gesucht und war so auf seinen Eintrag gestoßen ^^ also in gewissem Sinne hatte ich doch gesucht.

Nette Leute habe ich bisher übers Internet kennengelernt, aber das ist irgendwie jedes Mal wieder versiegt, bevor die Idee aufkam, dass ins reallife zu übertragen. Vielleicht 4-5 Mal passiert.

Ich halte es prinzipiell bei fehlender Alternative für eine sehr gute Idee (ähnlich Traitor, Lykurg, mit Einschränkung siehe Ipsi).

[janw]

Irgendwie kommt mir immer wieder der Gedanke in den Sinn, daß der große Unterschied, der in der I-net-Virtualität gegenüber dem Vorherigen eigentlich kein qualitativer ist, Vermittlungsstellen für Partnerschaften gab es vorher schon, Adressbörsen für Brieffreundschaften, und natürlich das ganz reale Alltagsleben als Raum für Begegnungen aller Art.
Oder stellt die quantitative Erweiterung des Raumes, in dem mit konstruierten Identitäten agiert werden kann, doch so einen kategorischen Sprung dar?

[Lykurg]

In meinen Augen sind konventionelle und Internet-Kontaktbörsen grundverschieden. Zwar habe ich mit beidem keinerlei Erfahrungen, kann mir aber nicht vorstellen, wie es mit konventionellen Mitteln möglich sein sollte, ein repräsentatives Profil anzulegen, das über einen längeren Zeitraum von vielen Interessierten angesehen wird, die unkompliziert Kontakt aufnehmen und Antwort erhalten können. In Papierform müßte man derartiges als Katalog verschicken oder in einem Vermittlungsbüro ausliegen lassen; in beiden Fällen ist der Rezipientenkreis eingeschränkt (Kostenpunkt bzw. Wirkungsfeld eines Ortsbüros). Die konventionelle Alternative wäre die Kartei einer Kontaktagentur, die (unter großem Aufwand, der entsprechend zu vergüten ist) nach vorgegebenen Kriterien wunschgemäße Kandidaten auswählt und vorschlägt. Dieses System ist im Idealfall (dank Menschenkenntnis und 'fehlertolerantem' Lesen des Bearbeiters) wirksamer als die eigene Suche, aber das Angebot dürfte wesentlich eingeschränkter sein.

[janw]

Ich hab das auch nie selbst erkundet, aber es muss irgendwie funktioniert haben in den analogen Zeiten.
Vielleicht haben wir es aber aufgrund der Raumausweitung mit emergenten Effekten zu tun.

[Sley]

Zum Thema - ich habe nie aktiv über das Internet gesucht, da ich nicht allzuviel davon halte.

Allerdings habe ich meine besten Freunde über das Internet kennengelernt =)

[Traitor]

Sämtliche Off-Topic-Nebendebatten habe ich in diesen Feedback-Thread ausgelagert. Ich hoffe, er hilft, derartige Konflikte in Zukunft zu vermeiden.

Ipsi, Milena, wenn eine private Frage erlaubt ist - waren die 4 Jahre tatsächlich durchgängig? Ich hatte vor einiger Zeit mal den Eindruck einer Trennung, bin aber notorisch schlecht im korrekten Interpretieren derartiger Äußerungen.

Jan, Lykurg, auch ich sehe den Unterschied nicht allein in der quantitativen Ausweitung, sondern vor allem in der viel größeren Interaktivität. Dennoch würde ich nicht von einem völlig neuen Phänomen sprechen, die Mechanismen und die Psychologien der Beteiligten dürften letztlich sehr ähnlich geblieben sein. Ohne jetzt irgendeine Börse im Detail zu kennen, vermute ich, dass die Rubrikvorgaben und Filterfunktionen der Betreiber noch immer den Suchergebnissen der Nutzer ähnlich enge Schranken setzen wie die alten offline-Modelle, so der Nutzer nicht sehr viel freies Probieren anwendet, was sich dann letztlich nicht mehr sehr vom Durchgehen des gesamten Anzeigenblattes unterscheidet.

[Milena]

...da hast du recht Traitor....^^leider...^^nein, die über 4jahre waren nicht durchgängig....gerade weil, für mich vielleicht im besonderen die fernbeziehung sich nicht immer einfach und zufriedenstellend gestaltete...^^
deswegen, weil wir sehr auseinander leben, ich mich mit der ferne zum partner generell schwerer tue, gerade zu davon abhängig bin, gewisse nähe übers netz aufzubauen und sei es nur ein ´bist doch mein schatzele`....^^
kann sein, natürlich liegt es an mir, dass ich es mir so gestaltet oder auch hart erkämpft habe g^^, dass sich mein partner (ipsi) dem gefolgt ist und sich bemüht dies hier und auch woanders im virtuellen netz zu erfüllen...^^
und es dann so ausartet, dass für user hier, es unangemessen und übertrieben erscheint, für mich einfach auch ein wenig notwendig, so eine fernbeziehung über jahre hinweg aufrecht zu erhalten...^^

[Ipsissimus]

Traitor, Milly und ich sind von unserer Wesensart her sehr verschieden. Sie ist kommunikativ, aufgeschlossen, lebensfroh und eine wunderschöne Frau, ich eher ein alter Brummbär, schweigsam, eher lebensüberdrüssig und ein hässlicher Mann. Das sind Elemente unser beider Wesenhaftigkeit, die wir in der realen Intensität nicht abchecken konnten ehe wir zusammenkamen, und die gelegentlich dazu führen, dass es bei uns auch ganz schön funken kann. Bei einer Partnerbörse wären wir aufgrund dieser Unterschiedlichkeit einander mit Sicherheit nicht vermittelt worden. Die besonderen Schwierigkeiten einer Fernbeziehung, wie Milly sie schon erläutert hat, treten überdies hinzu. Das hat zusammen genommen dazu geführt, dass wir gelegentlich "Auszeiten" voneinander benötigten; als echte Trennungen möchte ich diese nicht bezeichnen.

Aufgrund dieser Erfahrungen möchte ich es so sagen: ein Forum wie dieses kann eine Anbahnstelle sein, die auch Beziehungen Fahrt aufnehmen lässt, von denen man das in anderen Kontexten nicht ohne weiteres erwarten kann. Ob dies schlussendlich erfolgreich ist, hängt dann aber nicht mehr vom Forum ab, sondern davon, ob zwei Menschen die Chance, die sie anders vielleicht nie gehabt hätten, zu nutzen verstehen. Und wenn ich mir vorstelle, Milly und ich hätten diese Chance nie erhalten ... ich darf nicht daran denken. Und ich werde der Matrix für diese Chance immer dankbar sein.

[Traitor]

Nun, dann sei euch für den erfolgreichen Zusammenraufungskampf gratuliert.

Eine sehr interessante Frage wäre auch, ob das, was man vor dem ersten Treffen verspürt, schon im klassischen Sinne als "Liebe" bezeichnet werden kann. Interessiert man sich also nur für eine Person und verliebt sich dann, wenn man sie trifft, vielleicht? Oder kann man tatsächlich schon lieben, wenn man nur indirekt etwas weiß?
Andererseits gab es ja auch in der Vergangenheit schon Brief-Romanzen, die jeder Romantiker als wahre Liebe anerkennen würde. Also auch wieder ein Aspekt, wo das Internet nur zur Ausweitung des Phänomens führt, es aber nicht neu erfindet.

Um nochmal von Internetbekanntschaften allgemein zurück zu den Kontaktbörsen selbst zu kommen: Bei den Personen, von denen man indirekt hört, sie haben über derartige Einrichtungen ihre Partner gefunden, habe ich ein sehr interessantes Gefühl: Das soziale Stigma ist deutlich niedriger als bei klassischen Kontaktbörsen oder Zeitungsanzeigen. Vielleicht ein Zeichen, dass die suchlastigere Maschinerie der Internet-Börsen weniger als Kuppelei denn als gestützte eigene Suche gesehen wird.

[Ipsissimus]

es war eher die "Bereitschaft zur Liebe", die in der Zeit vor dem ersten Kennenlernen mein Gefühlsleben bestimmt hat. Dann, 10 Minuten, nachdem wir uns am Bahnhof in Karlruhe zum ersten Mal gesehen hatten, war ich schon total in sie verknallt^^ und nach zwei, drei Monaten wurde dieses Verliebtsein, das bis heute besteht, ergänzt durch etwas, was selbst kein Empfinden ist, auch wenn es sich in einem abgründigen Empfinden ausdrückt, tiefe Liebe.

Bzgl. Internet-Kontaktbörsen: ich habe da eher den Eindruck, dass sie zur Abschottung dienen. Man setzt die Filter so, dass praktisch nur die Partner mit erwünschtem sozialen Status eine Chance haben, den Filter zu passieren. Bei einem spontanen Kennenlernen ohne Filterelemente passieren in dieser Hinsicht immer wieder mal Überraschungen, aber wenn man Personen unter 2500 Euro Nettomonatsverdienst schon mal von vornherein wegfiltert, dann ist das vor allem eine Statusansage à la "Ich kenne meinen Marktwert, gehöre zu den besseren Schichten und will da bleiben." Im Prinzip geht es dabei nur sekundär um Liebe und primär um Absicherung.

[Lykurg]

Traitor, was meinst du hier mit "Stigma"? Im Sinne einer Stigmatisierung 'man wird weniger stigmatisiert', also: es kommen sozial ungleichere Paare zusammen, oder 'es wird weniger oft ein Stigma sichtbar', weil mehr sozial gleiche Paare zusammenkommen? Mangels eigener Beobachtung kann ich das nicht abschätzen, kann mir ebensogut vorstellen, daß das facettenreichere und interaktive Gesamtbild der Internetbörsen soziale Unterschiede in den Hintergrund treten läßt wie, daß die Schriftform eben diese offensichtlicher macht und obendrein die (hypothetische) Menge des Angebots dazu führt, daß verstärkt auch soziale Suchfilter angewandt werden. Allerdings wäre ich denen gegenüber im Netz ohnehin skeptisch, es ist die Frage, ob sie etwas bringen und entsprechend überhaupt zum Tragen kommen. - Aber ich weiß nicht, was Milka davon hält, wenn ich darüber recherchiere.^^

[Traitor]

Das war wohl leider der Kürze wegen völlig missverständlich. Ich meinte nicht, dass sich die Nutzer der Partnerbörsen ihre Partner nach deren sozialem Status aussuchen. Ich meinte, dass einer Beziehung, die mithilfe einer Partnerbörse zustandekommt, stets ein gewisses Stigma anhaftet, nach dem Motto "das ist ja gar keine echte Liebe, das ist nur kommerziell verkuppelt" oder "müssen das seltsame Menschen sein, wenn die nicht von selbst etwas besseres finden". Und da habe ich den Eindruck, dass "wir haben uns über das Internet kennengelernt" oder meinetwegen auch "über eine Internet-Tauschbörse" inzwischen oft eher ein "Ach, das machen ja heute alle, wie nett" hervorruft als eben diese abfälligen Reaktionen. Kann aber auch ein viel-zu-kleine-Stichprobe-Effekt sein.

[Milena]

..ich denke auch, das hat sich mittlerweile stark geändert oder es wird sich noch sehr ändern, dass mit den abfälligen bemerkungen, wenn man denn jemanden übers internet gefunden hat...
ich für mich, muss ich ehrlich zugeben, tue mir etwas schwer, wenn ich gefragt werde, wo ich denn meinen freund ´gefunden´hab...^^
ist vielleicht auch ein wenig ein generationsproblem und ich sowieso bin eigentlich sehr altmodisch veranlagt...^^