H.D. Klein

Literatur und Medien, die die Grenzen der bekannten Welt sprengen - die Zukunft der Menschheit und ihre Abenteuer in fantastischen Welten.
Traitor
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So 31. Aug 2003, 13:20 - Beitrag #1

H.D. Klein

Ich möchte hier einen Autor vorstellen, den ich für den derzeit neben Eschbach interessantesten deutschen SF-Autor halte. Bisher hat er zwei Bücher veröffentlicht, 2000 "Googol" und 2003 "Phainomenon".
Was einem natürlich als erstes auffällt, sind die sehr seltsamen Titel, aber keine Angst, die Bücher sind nicht so abstrus, wie sie klingen. ;)

In "Googol" wird die Reise einer Raumschiffbesatzung beschrieben, die Mitte des 21. Jahrhhunderts zu einem unbekannten Flugkörper aufbricht, der ins Sonnensystem eindringt - und in ZUsammenhang mit uralten Überlieferungen und Prophezeiungen steht. Im Hintergrund laufen allerlei politische Dinge wie eine Verschwörung aus dem Vatikan und der Kampf zwischen Konzernen und Regierungen ab, die ein lebendiges BIld der Welt zeichnen. Das Hauptaugenmerk liegt allerdings auf den psychisch-sozialen Auswirkungen des Fluges auf seine Besatzung und später, am Ziel der Reise, auf den Umgang mit der fantastischen Entdeckung.
Das Buch ist über 1000 Seiten lang, aber so spannend und detailreich geschriebne, dass es unbedingt empfehlenswert ist.

Sein zweites Buch "Phainomenon" geht auf den ersten Blick in eine ähnliche Richtung - in sehr naher Zukunft gerät ein Spaceshuttle in der Erdumlaufbahn in Kontakt mit einem UFO. Bis zu diesem Zeitpunkt liefert Klein eine sehr packende BEschreibung der Abläufe einer solchen Weltraummission, komplett mit Machtkämpfen im NASA-Kontrollzentrum mit sich einmischenden Geheimnissen und ZErwürfnissen der Shuttle-Crew.
Nun wird aber das Shuttle durch das UFO in die Vergangenheit katapultiert. Hier entwickelt sich eine Story um den Bau der Pyramiden, die am Ende die ganze UFO-Geschichte erklärt. Wie im ersten Buch wird viel Wert auf die Charaktere gelegt. Allerdings muss ich sagen, dass Phainomenon deutlich schwächer ist als sein Vorgänger - die Story wird am Ende sehr klischeehaft und alles wirkt zu konstruiert.

Nach einem Spitze- und einem vom Ansatz guten, aber etwas verunglückten Roman erwarte ich von Klein noch eine ganze Menge, zumal er bisher seinen eigenen Stil gut bewahrt hat.
Kennt jemand anderes eins seiner Bücher?

Fargo
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Mo 1. Sep 2003, 22:20 - Beitrag #2

Re: H.D. Klein

Original geschrieben von Traitor
...Das Buch ist über 1000 Seiten lang...Nach einem Spitze- und einem vom Ansatz guten, aber etwas verunglückten Roman erwarte ich von Klein noch eine ganze Menge...


Nach Deiner Beschreibung erwarte ich von Klein nun ein normal dickes, also ökonomisch erzähltes Buch, damit ich mir mal einen Lektüreeindruck verschaffen kann, ohne gleich ein Vaterschaftsjahr nehmen zu müssen. ;)

Fargo

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Mo 1. Sep 2003, 22:49 - Beitrag #3

Re: Re: H.D. Klein

Original geschrieben von Fargo
Nach Deiner Beschreibung erwarte ich von Klein nun ein normal dickes, also ökonomisch erzähltes Buch, damit ich mir mal einen Lektüreeindruck verschaffen kann, ohne gleich ein Vaterschaftsjahr nehmen zu müssen. ;)


Wäre also was für mich! :D
Ich hab den Namen Klein noch nie gehört. (ist das jetzt schlimm?)
Ich weiß nicht wohin mit all den Tips, die mir die Matrix zuschustert ...

Gruss,
Seeker

Fargo
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Mo 1. Sep 2003, 22:59 - Beitrag #4

Re: Re: Re: H.D. Klein

Original geschrieben von Seeker

Ich weiß nicht wohin mit all den Tips, die mir die Matrix zuschustert ...


In Rattes Lesefutter-Trögchen? Wenn sie's verschmäht, hast Du was zu Knabbern für die langen Winternächte. Und hast doch kein Geld für Dich selbst ausgegeben.

Fargo

Seeker
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Mo 1. Sep 2003, 23:11 - Beitrag #5

Das kann ich vergessen - Ratten sind wohl mehr die mittelalterlich angehauchten Wesen. SF hat da wenig, bis gar nichts zu suchen. Ich muß dann schon selber zum Geldbeutel greifen ... :(

@Traitor:
Ne Frage zur "Machart": Wieviel Technikerklärung bringt Klein in seine Bücher? Will sagen, nur am Rande oder ehr Doktorarbeit. Und wenn ehr am Rande - stört das den Lesegenuß?
Ich persönlich finde SF, die mehr mit den Menschen als mit Maschinen und deren Funktionsweisen zu tun hat, interessanter. Und danach hörte sich Dein Bericht über Klein an. Richtig kombiniert?

Gruss,
Seeker

Traitor
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Mi 3. Sep 2003, 16:07 - Beitrag #6

@Fargo: Nunja, die 1000 Seiten lesen sich allerdings recht schnell. Nicht zu vergleichen mit vielen Schwergewichten dieses Umfangs, die dann auch noch pro Seite lange dauern. Wie lange ich bei Googol gebraucht habe, weiß ich nicht mehr, Phainomenon (immerhin noch über 500 Seiten) habe ich allerdings in vielleicht 8 Stunden oder so auf der Urlaubs-Autofahrt durchgelesen.
@Seeker:
Ich hab den Namen Klein noch nie gehört. (ist das jetzt schlimm?)
Ich denke mal nicht, mit zwei Büchern, von denen ich auch nicht glaube, dass sie kommerziell allzu erfolgreich waren, gehört er sicher nicht zu den bekannten Größen...
Wieviel Technikerklärung bringt Klein in seine Bücher? Will sagen, nur am Rande oder ehr Doktorarbeit. Und wenn ehr am Rande - stört das den Lesegenuß?
Du hast richtig kombiniert: die Technik steht im HIntergrund. In Googol gibt es einiges über die Auswirkungen des Schiffsantriebs, aber eben über die Auswirkungen auf die Besatzung, nicht über die Technik selbst. Beide Bücher spielen ja auch in ziemlich naher Zukunft, so dass es wenig neue Technik zu erklären gibt.

Shockk
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Sa 27. Dez 2003, 16:06 - Beitrag #7

Ich habe gestern "Googol" zu Ende gelesen und bin ehrlich gesagt mächtig enttäuscht. Habe mich durch die ~1.000 Seiten auch nur durchgequält weil ich keine angefangenen Bücher ungelesen zurück ins Regal stelle.

Die Story ist nicht schlecht gemacht, die Idee mit den Pyramiden, mit dem Antrieb, die Hintergrundgeschichte. Das ist alles schön und gut, und was man auf den letzten ~300 Seiten liest ist SciFi-technisch nicht ungelungen.

Allerdings gibt es in diesem Buch so viele Faktoren, die das ganze zunichte machen. Erstens - er fängt erst nach 700 Seiten mit dem eigentlichen Thema, den Pyramiden, an, vorher kommt *nichts* darüber.

Und zweitens - der Hauptcharakter. Auf den ersten paat Seiten war mir Kpt. Nurminen noch ein wenig symphatisch, schien eine interessante Person zu sein, aber dann? Diese Figur verweigert sich KONSTANT jegleichem SciFi-artigem Themenbereich und reagiert auf Fantastisches durch die Bank weg "entrüstet", "wütend", "gereizt", "mit Unervständniss" (alles Zitate). Und zwar WEIT über das Maß eines betonenden, zweifelnden Charakters hinaus, dass ist einfach nur frustrierend zu lesen. Seine "romantische" Seite ist genauso lächerlich, er hat da eine wundervolle, interessane Frau, behandelt sie andauernd wie Dreck, entschudligt sich, behandelt sie wieder mies, und zwar ohne irgendwelche Zusammenhänge. Diese Figur macht jede SciFi-Atmosphäre kaputt.

Und dann Kleinigkeiten ... die beiden prägnantesten die mir in Erinnerung geblieben sind - seine Betonung des Deutschen am Anfang. Der Mutterkonzern in dem Buch ist nur so mächtig geworden, weil "er sich im Süden Deutschlands konzetriert hat", um nur ein Zitat zu nennen. So ein Schwachsinn. Und des weiteren - der Mann lässt manche Sachen einfach so passieren, ohne sie weiter zu erwähnen, obwohl der ganze Kram dann vollkommen unlogisch ist. Beispiel: in der letzten Szene, der Kpt. und seine Freudin sind aus der Pyramide geflüchtet, will sie plötzlich nicht mehr mit ihm reden. Ohne Grund. Sie "schnieft", es gibt keinen Grund, und er erkundigt sich noch nichtmal warum, sondern schaut einfach die Sterne an.

Mein Fazit: extrem frustrierend zu lesen. Ich werde von dem guten Herren wohl kein Buch mehr anrühren.

Traitor
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Mo 29. Dez 2003, 23:27 - Beitrag #8

Interessant, wie kontrovers die Meinungen sein können...
Zum zu späten Anfang: Wenn ich mich recht erinnere, war in den Szenen, wo er mit den Kirchenleuten redet, doch schon oft die Rede davon?
Außerdem empfand ich die Pyramiden auch nicht so als das einzig wichtige am Buch, sondern die psychologischen Probleme an Bord des Raumschiffs mindestens ebenso.
Zum Hauptcharakter: Das einzige, was ich an ihm zu kritisieren hatte, war, dass er vielleicht etwas platt war im Vergleich zu den Nebenfiguren. Die Über-Skepsis ist mir gar nicht so aufgefallen. Die Romanze empfand ich allerdings auch als unpassend.
Zu dem Deutschland-Detail: es geht ja allgemein um die Machtübernahme der Konzerne. Genauso, wie es diesen Deutschen gibt, beschreibt er auch welche in Amerika oder anderen Ländern. Dass derjenige, der nachher die Mission macht, der Deutsche ist, ist für mich nachsehbar, wieso sollte ein deutscher Autor nicht sein eigenes Land bevorzugen, wie es amerikanische auch tun.


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