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"Fahrenheit 451" - bald Realität?

BeitragVerfasst: Mi 24. Dez 2003, 17:47
von Traitor
Hier mal ein Thread an der Grenze von SF-Literatur-Besprechung und Sozialanalyse.

Ich hoffe, viele kennen Ray Bradburys "Fahrenheit 451", neben 1984 und Brave New World eine der großen drei Utopien. Darin wird eine Welt gezeigt, in der Bücher verboten sind und die Häuser ihrer Besitzer verbrannt werden. Aber das entscheidende ist, dass diese Welt nicht wie in 1984 von einem totalitären Herrscher errichter wurde. Nein, die Menschen haben sich selber in diese Situation gebracht - durch das konsequente Weiterdenken der modernen Medienkultur kam Bradbury zu dem Schluss, dass die Menschen das Lesen aufgeben werden, um sich nur noch mit seichter TV-Unterhaltung zu beschäftigen, und dann irgendwann sogar Angst vor dem unbekannten Phänomen "Bücher" bekommen und die Regierung somit dem Wunsch der Massen entspricht, wenn sie diese verbietet. Und das schon in den Fünfzigern!

Nun die Frage - was denkt ihr, wie nahe sind wir bereits an einer Situation? Eine ähnliche Entwicklung der Medienkultur sehen wir ja allenthalben. Denkt ihr, dass dies in etwas derartigem enden wird - oder kann der derzeitige Trend umgekehrt werden, und die Gesellschaft legt wieder mehr Wert auf das Intelektuelle?

BeitragVerfasst: Mi 24. Dez 2003, 17:54
von Shockk
Du meinst wohl die drei großen Dystopien :) ?

Hatte das Vergnügen mit diesem Werk kürzlich im Englischunterricht. Schön geschrieben und interessantes Thema (auch wenn der "Film" dazu erbärmlich war *G*).

Was die Wahrwerdung dieses Szenarios angeht ... ich weiss nicht. Sicherlich sind die Medien gegenwätiger denn je, und die Reduzierung auf das Wesentlich trifft man auch recht häufig an, aber das bedeutet ja nicht einen gleichzeitigen Niedergang des Intelektuellen. Es wird immer noch viel gelesen, es wird studiert, und es ist in unserer Gesellschaft von Vorteil, gebildet zu sein - auf "simplem" Niveau bei Herrn Jauch, auf höherem dann beim Beruf. Ich glaube, dass "das Intellektuelle" (interessanter Begriff) sich der Zeit anpassen wird bzw. es bereits tut, ohne unterzugehen.

BeitragVerfasst: Mi 24. Dez 2003, 18:04
von Traitor
Ja, Dystopien ist natürlich der korrektere Begriff, auch wenn sie meist unter Utopien geführt werden ;)

Den Film habe ich noch nicht gesehen, könnte ich mir eigentlich mal antun.

Zur Frage selber: Ich denke auch, dass es sich eher so entwickeln wird. Die Gefahr des Fahrenheit-Szenarios besteht eindeutig, aber ich habe die Hoffnung, dass zumindest groß genuge Teile der Gesellschaft sich diesem Trend nicht hingeben, da diese, wie du sagst, einfach höhere Qualifikation erfordern.

BeitragVerfasst: Fr 20. Feb 2004, 07:48
von Seeker
Moin!

Ich glaube daß "Fahrenheit 451" nicht Wirklichkeit werden wird. Vielleicht verschwinden die Bücher, aber dann gibt es mit Sicherheit andere Medien - lesen wird der Mensch noch lange.
Natürlich nur solange, bis eine neue Vermittlungsweise entdeckt/wiederentdeckt/eingeführt wird ...

Gruss,
Seeker

BeitragVerfasst: Fr 20. Feb 2004, 12:36
von Maurice
Ist mit "Büchern" nur das Medium gemeint oder der interlektuelle Anspruch der oft mit diesem Medium in Verbindung gebracht wird. Ich finde nämlich, dass "Buch" und "Interlekt" zwei paar Schuhe sind, denn ob die Bohlen Biographie in Buch oder als Film erscheint ist doch wurst. Und was ist mit Audio-Büchern, also CDs von Büchern, zählen die als Bücher oder nicht? Ich finde das ganze irgendwie zu wage....

BeitragVerfasst: Mi 25. Feb 2004, 19:55
von Traitor
Es wird im Buch direkt nur auf Bücher bezogen. Aber andere Medien gleichen intelektuellen Anspruchs kann man wohl mit einbeziehen. Denn was die Menschen in Fahrenheit statt dem Lesen tun, ist sehr seicht - meist Video-Chats und Action-Programm. Von einem intelektuell annähernd literaturähnlichem Angebot ist nichts zu spüren.