Terry Pratchett - Tendenz der letzten Bücher

Literatur und Medien, die die Grenzen der bekannten Welt sprengen - die Zukunft der Menschheit und ihre Abenteuer in fantastischen Welten.
Lykurg
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So 4. Sep 2005, 15:11 - Beitrag #21

Direkt in England gekauft :) Am Flughafen, zum Glück hatte ich gerade noch genügend Pfunde auf den Rippen.

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Mi 7. Sep 2005, 10:27 - Beitrag #22

Inzwischen weiß ich aber von meinem Brüderchen, das Terry Pratchett wesentlich besser kennt als ich, daß in "The Science of Discworld II" (2002) der Komplex gründlich behandelt wird. Ein erheblicher Teil des Bandes beschreibt den Menschen als Homo Narrans. Pratchett legt dar, daß der Mensch in Erzählungen denkt, träumt, plant, und ohne Erzählungen nicht leben könnte. Für ihn ist das Etikett "sapiens" nichtssagend, eben nur relativ, verglichen mit "narrans". In diesem Zusammenhang findet das Narrativum eine neue Würdigung. Zufrieden? ;)

Traitor
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Mi 7. Sep 2005, 12:52 - Beitrag #23

Die ersten beiden Science-Bände (bzw. Gelehrten, war auf Deutsch) habe ich bereits gelesen. Der zweite schwächelt im Vergleich zum ersten etwas, da er nicht mehr ganz so dynamisch und gewitzt ist, aber die Behandlung des Narrativiums ist sehr gelungen.

Jetzt habe ich gerade mitbekommen, dass die deutsche Hardcover-Version "Ab die Post" schon erhältlich ist, bevor es das billige englische Taschenbuch gibt. Irgendwie gefiel mir die Chronologie englisches Hardcover - englisches Taschenbuch - billiges englisches Taschenbuch - deutsches Hardcover - deutsches Taschenbuch wie bisher besser. Jetzt kann ich die englische Version erst zu einem vernünftigen Preis kaufen und lesen, wenn die, die sich ein Hardcover auch deutscher Herkunft leisten, das Buch schon kennen.

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Mi 7. Sep 2005, 13:37 - Beitrag #24

Das ist ärgerlich für dich, ja, aber irgendwie auch nachvollziehbar. Der größere Abstand zwischen Hardcover und Taschenbuch ist ja für die Verlage auch nicht ganz unwichtig. Die Veränderung könnte also auch zeigen, daß die Übersetzer schneller fertig waren als sonst. Ich hatte mir das Hardcover gekauft, als das Taschenbuch noch lange nicht draußen war.

Mein Lieblingspratchett ist übrigens "Good Omens". Auch wenn ich die Scheibenweltromane sehr gern mag, besonders den erwähnten "Thief of Time", kommt mir seine Ironie, wenn direkt auf die Erde angewandt, stellenweise noch bissiger vor.

Traitor
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Mi 7. Sep 2005, 13:46 - Beitrag #25

Die Hardcover-zuerst-Strategie ist finanziell für die Verlage natürlich lohnenswerter, verdienen sie doch an einem deutschen Hardcover drei- bis viermal so viel wie an einem englischen Taschenbuch.

"Good Omens" ist auch in meinen Augen das stärkste Einzelwerk Pratchetts. Dadurch, dass es eben ein einzelnes, in sich abgeschlossenes Buch ist und nicht Teil einer großen Serie, sind Handlung und Humor deutlich konzentrierter.
Hast du schonmal etwas anderes von Neil Gaiman, dem Koautor, gelesen? Ich beschäftige mich derzeit mit "American Gods". Humoristisch ist es direkt nicht sonderlich, aber es glänzt mit derselben scharfen Beobachtungsgabe wie Pratchett und Adams und mit derselben Lust am Absurden.

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Mi 7. Sep 2005, 15:01 - Beitrag #26

Danke für den Tip, Traitor, ich hab es soeben bestellt. :)

Ja, einer der Hauptgründe, warum man Pratchett einfach lieben muß, sind diese unzähligen skurrilen Einzelbeobachtungen. In den Besprechungen sah ich, daß Gaimans Morbidität gerühmt wird. Die Verbindung davon sind dann so göttliche Szenen wie das Entenfüttern im St. James-Park oder das Managertraining. - Ich bin sehr gespannt auf das Buch - klingt mir ein bißchen nach "Small Gods" (wundervoll!) oder "Der lange dunkle Fünfuhrtee der Seele"... und wenn es weniger humorig ist, habe ich auch nichts dagegen.

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Mi 7. Sep 2005, 15:06 - Beitrag #27

Siehe meinen Kommentar im Welches-Buch-lest-ihr-gerade-Thread:
Seitdem bin ich bei Neil Gaiman "American Gods". Ein Sträfling kommt aus dem Gefängnis frei (warum er drin war, weiß man bis jetzt noch nicht), erfährt, dass seine Frau tot ist, und wird von einem gewissen Mr. Wednesday mit Glasauge als Bodyguard angeheuert.
Im weiteren Verlauf wird sich herausstellen, dass die alten nordischen Götter (wer Wednesday ist, sollte klar sein) in Amerika aus der Versenkung aufgetaucht sind und irgendwas - was, darauf bin ich gespannt - vorhaben.
Die Idee ist ganz offensichtlich von Dougals Adams' "Long dark tea-time of the soul" übernommen, Gaiman ist ja auch DNA-Jünger. Aber das Buch ist dennoch völlig anders, keine vorderrangige Komödie, sondern sehr düster gehalten, wenn auch Ironie und Sarkasmus immer wieder durchschillern. Bisher gefallen mir Schreibstil und Handlungsaufbau sehr gut, auch wenn es ungewohnt ist, mal wieder ein Buch mit sehr amerikanischer statt britischer Sprache zu lesen.

An den Tee habe ich auch sofort gedacht, wie man sieht.

Aber kehren wir zu Pratchett zurück, mit "Small Gods" lieferst du das Stichwort. Meines Erachtens der einzeln betrachtet stärkste Band der Scheibenwelt-Reihe, und wenn ich auf jemanden stoße, den die lange Reihe abschreckt, empfehle ich ihm inzwischen oft diesen als Einstieg, obwohl er chronologisch eher spät kommt.

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Do 8. Sep 2005, 01:14 - Beitrag #28

Zu den "Einsteiger"-Discworldromanen gehören für mich neben "Small Gods" auch "Mort" und "Sourcery" (Der Zauberhut). Die drei Bücher führen aus jeweils unterschiedlichen Richtungen in wichtige Teilbereiche der Scheibenwelt ein. Fehlen noch die Wache (hmm... welchen nimmt man da am besten?) und die Hexen (dito).
Für Musical- und Opernfreunde ist natürlich auch "Maskerade" ein wunderbarer Einstieg - nicht, weil so viel erklärt würde, sondern weil es eines von vielen süchtigmachenden Appetithäppchen ist. -- Oooh, Schokolade! (im Zeitdieb)

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Sa 26. Nov 2005, 00:28 - Beitrag #29

Mir ist auch aufgefallen, das Pratchett sich von der Scheibenwelt entfernt.
Vielleicht fällt ihm nichts mehr ein. Es ist aber besser, wenn er die Finger von der Scheiebwelt lässt, statt mit einem Buch alles zu versauen.
Aber ein neues Rincewind-Buch würde mich auch echt mal wieder freuen.
Mir haben bis jetzt alle Bücher gefallen.

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