Stanislaw Lem ist tot

Literatur und Medien, die die Grenzen der bekannten Welt sprengen - die Zukunft der Menschheit und ihre Abenteuer in fantastischen Welten.
Marc Effendi
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Mo 27. Mär 2006, 20:17 - Beitrag #1

Stanislaw Lem ist tot

Und wieder ist leider ein Großer dieses Genres von uns gegangen:

Warschau - Der polnische Science-Fiction- Schriftsteller Stanislaw Lem ist tot. Der Autor von "Solaris" und "Sternentagebücher" starb am Montag im Alter von 85 Jahren in einer Klinik in Krakau.

Der 1921 im heute ukrainischen Lviv (Lemberg, Lwow) geborene Len debütierte 1946 mit "Der Mensch vom Mars" als Schriftsteller.

Er machte sich über die Grenzen Polens hinaus einen Namen als Science- Fiction-Autor. Seine Romane, die auch auf Deutsch erschienen sind, gehören zu den literarisch anspruchsvollen Klassikern des Genres.

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GenomInc
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Di 28. Mär 2006, 01:46 - Beitrag #2

wieder einer der Altmeister der SF der gestorben ist. Ich frage mich ja von wemm wir den als nächstes lesen werden. Zumal ja auch David Feintuch am 16.März gestorben ist.

Windsbraut
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Di 28. Mär 2006, 09:26 - Beitrag #3

Oh - eine traurige Nachricht... :|
Ich habe Lem immer gerne gelesen, eine Zeitlang sogar nachgerade verehrt! Schade.

Ipsissimus
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Di 28. Mär 2006, 11:37 - Beitrag #4

ein Visionär und Skeptiker, beides bezogen auf die Chancen neuer Technologien, in denen er weitestgehend Gefahren sah; ein Kulturpessimist, der sich zum Beispiel der Nutzung des Internets konsequent verweigerte, weil er vorhersah, daß es zu einer Informationsüberflutung kommen würde, in der die Relevanz der Einzelinformationen nur noch mit größter Mühe zu bewerten ist.

Möge er in Frieden vermodern; das Zeitalter, welches er heraufdämmern sah und vor dem ihm graute, ist ihm erspart geblieben.

Ceitlyn
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Di 28. Mär 2006, 12:29 - Beitrag #5

ein ziemlich ungewöhnlicher "Nachruf", Ipissismus

Ipsissimus
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Di 28. Mär 2006, 14:30 - Beitrag #6

ich mochte früher Lems Werke sehr, Ceitlyn; dieser Nekrolog ist nicht böse gemeint^^ Lem graute sich tatsächlich vor dem, was er da heraufdämmern sah (wie ich mich auch übrigens^^), und es ist ihm erspart geblieben; daher freue ich mich für ihn

Ceitlyn
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Mi 29. Mär 2006, 10:20 - Beitrag #7

Was du jetzt noch schreibst, kommt da schon durch. Das war von mir nicht als verärgerte verschnupfte Kritik an deinem "Nachruf" gedacht. Es IST jedoch eine recht ungewöhnliche Formulierung ;-)

Ich habe irgendwann einmal ein Buch von ihm gelesen, war beeindruckt. Beeindruckt und verschreckt, aber ich kann mich nicht mehr erinnern, welches Buch, was mich beeindruckte und was verschreckte; nur dass ich danach kein Buch mehr von ihm gelesen habe ;-)

C.G.B. Spender
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So 7. Mai 2006, 01:23 - Beitrag #8

Solaris

Wenn ich den Namen Stanislaw Lem höre, werde ich immer an den Film Solaris denken und an ein Gedicht von Dylan Thomas. Dies schrieb ich über diesen Film vor einigen Jahren:


Der Film zeigt mehr als nur die Sehnsucht nach Vergangenem, nach vergangenen Menschen, er zeigt auch die Isolation der Menschen in der modernen Welt. Die emotionale Isolation durch Email, Bildtelefone; die Tatsache, dass man zwar ständig miteinander kommuniziert, aber Niemand wirklich mehr auf andere eingeht. Man sagt seinen Teil und fertig.

Von dieser Isolation durch die moderne Technik sind wir heute nicht mehr weit entfernt. Tatsache ist, sie findet jetzt schon statt.

Vielleicht bräuchte Niemand die Toten zum Leben zu erwecken, wenn wir an unseren Emotionen mehr teilhaben ließen, anstatt vor einem Monitor zu sitzen und in die endlose Leere in uns selbst zu starren. Anstatt Klingeltöne und Babygebrabbel über das neuste Mobiltelefon auszutauschen.

Alle Foren im weltweiten Datennetz, an dem wir teilhaben, sind angesichts einer Träne eines lebendigen Wesens, soviel wert wie eine lebende Tote.

Ohne die Halbleiter, die Mikrochips, unsere Flucht vor uns selbst, der Negierung des emotionalen Wesens in uns.

Dem Tod würde kein Reich mehr bleiben, dem unseren, dem emotionalen Tod.



[align=center]Und dem Tod soll kein Reich mehr bleiben,
Die nackten Toten die sollen eins
Mit dem Mann im Wind und im Westmond sein;
Blankbeinig und bar des blanken Gebeins
Ruht ihr Arm und ihr Fuß auf Sternenlicht.
Wenn sie irr werden solln sie die Wahrheit sehen,
Wenn sie sinken ins Meer solln sie auferstehen.
Wenn die Liebenden fallen - die Liebe fällt nicht;
Und dem Tod soll kein Reich mehr bleiben.

Und dem Tod soll kein Reich mehr bleiben:
Die da liegen in Wasser gewinden im Meer
Sollen nicht sterben windig und leer
nicht brechen die, die ans Rand man flicht
die am Rechen man bricht, deren Sehnen man zerrt:
Ob der Glaube auch splittert in ihrer Hand
Und ob sie das Einhorn des Bösen durchrennt
Aller enden zerspellt, sie zerreissen nicht:
Und dem Tod soll kein Reich mehr bleiben!

Dylan Thomas[/align]

janw
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So 7. Mai 2006, 02:15 - Beitrag #9

Alle Foren im weltweiten Datennetz, an dem wir teilhaben, sind angesichts einer Träne eines lebendigen Wesens, soviel wert wie eine lebende Tote.

Doch die da schreiben sind lebende Wesen, die sich lebendig freuen, lebendig trauern, lebendig leben und dies ausdrücken, wie es ihrem Gefühl von Mit-leben entspricht...

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So 7. Mai 2006, 13:59 - Beitrag #10

Nur das man nichts davon live mitbekommt. :(

Ceitlyn
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Mo 8. Mai 2006, 11:34 - Beitrag #11

Das ist meiner Meinung nach eine Ausrede, Spender.
(zugegeben: die ich selber nur zu gern benutze)

Möchtest du jemanden live erleben, verabrede dich, mach 'nen Termin aus, geh hin und erlebt live. Liegt an dir (und den anderen, klar).
(bzw an jedem der dies möchte und macht)

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Mo 8. Mai 2006, 13:12 - Beitrag #12

Das ist nicht ganz richtig, Ceitlyn, denn im Internet wohnen die Menschen oft hunderte, wenn nicht tausende, Km auseinander und da ist zumindest ein regelmäßiges Treffen nicht drin und selbst ein seltenes Treffen wird durch die Tatsache belastet, dass man sich nicht oft sehen kann. Wie soll sich da eine Freundschaft aufbauen, abgesehen von einer intellektuellen Form, die zugegebenermaßen auch einen gewissen Reiz hat?

janw
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Mo 8. Mai 2006, 15:00 - Beitrag #13

Was drin ist und was nicht an Treffen, bestimmt der Geldbeutel. Wieweit eine über das Netz entstandene Freundschaft "nur intellektuell" ist...gute Frage. Ich kann nur sagen, daß ein über das Netz erreichtes sympathisches Einverständnis sich bei mir immer auch im RL bestätigt hat.
Gut, da waren oft auch noch andere Kommunikationswege im Spiel, wie icq.

Eines der größten Probleme aller Kommunikation ist IMHO die Erwartung, die mensch selbst kreiert, die Erwartung, was die Kommunikation wohl bringen möge, wie der andere sein möge.
Und die sich daraufhin an einen selbst ergebende Frage, wie eine Reaktion wohl gemeint sein könnte, erst recht, wenn sie in keiner Reaktion besteht...

Ceitlyn
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Mo 8. Mai 2006, 17:19 - Beitrag #14

Das mit dem Geldbeutel nehme ich zur Kenntnis
Dass Menschen anders "ticken" und andere Einstellungen haben, nehme ich auch zur Kenntnis

janw
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Mo 8. Mai 2006, 17:50 - Beitrag #15

Naja, vielleicht hatte ich zu schnell geschrieben...der Geldbeutel oder ähnliches bestimmt natürlich nur, wenn überhaupt der Wunsch da ist. Was mir aber nach Spenders Beitrag, auf den der Teil eine Antwort war, gegeben schien...
Ist es nicht schön, daß wir alle anders "ticken"? :)

C.G.B. Spender
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Mo 8. Mai 2006, 18:33 - Beitrag #16

Manchmal bedeutet das Ticken auch, dass bald eine Bombe hochgeht. :D

Wenn jemand nicht reagiert, kann das auch bedeuten, dass diese Person nicht weiß, wie sie zu reagieren hat.
Oder vielleicht soll etwas wichtiges nicht verraten werden, aus Angst, es würde weitererzählt?

Das mit der Kommunikation ist sicher wahr, Erwartungshaltungen spielen bei vielen zwischenmenschlichen Dingen eine große Rolle. Es ist auch so, dass sich Gleiches und Gleiches gerne gesellt und vermeintlich, bzw. wirklich anderes eher nicht gewünscht wird. Leider sind manche Menschen nunmal so wie sie sind, manche passen einfach in kein Schema, in keine bequeme Schublade.


Der Witz ist: Eigentlich hatte ich hier im Thema nur eine Art Nachruf posten wollen, mehr im Grunde nicht. Wahrscheinlich war es etwas leichtfertig von mir, so einen alten Beitrag dazu zu benutzen.

Immer diese Spontanität, man könnte fast meinen, ich lebe, und dann auch noch als Kulturpessi wiedergeboren... ;)


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