Raumpatrouille

Literatur und Medien, die die Grenzen der bekannten Welt sprengen - die Zukunft der Menschheit und ihre Abenteuer in fantastischen Welten.
Ipsissimus
Dämmerung
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Di 1. Mai 2012, 12:27 - Beitrag #1

Raumpatrouille

Was heute noch wie ein Märchen klingt, kann morgen Wirklichkeit sein. Hier ist ein Märchen von übermorgen: Es gibt keine Nationalstaaten mehr. Es gibt nur noch die Menschheit und ihre Kolonien im Weltraum. Man siedelt auf fernen Sternen. Der Meeresboden ist als Wohnraum erschlossen. Mit heute noch unvorstellbaren Geschwindigkeiten durcheilen Raumschiffe unser Milchstraßensystem. Eins dieser Raumschiffe ist die ORION, winziger Teil eines gigantischen Sicherheitssystems, das die Erde vor Bedrohungen aus dem All schützt. Begleiten wir die ORION und ihre Besatzung bei ihrem Patrouillendienst am Rande der Unendlichkeit.


Erinnert sich noch jemand an die sieben originalen Folgen um Cliff Allister McLane (Kommandant), Mario de Monti (Armierungsoffizier), Atan Shubashi (Astrogator), Hasso Sigbjörnson (Bordingenieur), Helga Legrelle (Leutnant für Raumüberwachung) und den Sicherheitsoffizier des Galaktischen Sicherheitsdienstes GSD Tamara Jagellovsk?

Die Folgen waren

http://de.wikipedia.org/wiki/Raumpatrouille#Angriff_aus_dem_All_2Angriff aus dem All
Planet außer Kurs
Hüter des Gesetzes
Deserteure
Der Kampf um die Sonne
Die Raumfalle
http://de.wikipedia.org/wiki/Raumpatrouille#Invasion_2Invasion.

Legendär die Tänze in der Unterwasserbasis, der "Rücksturz zur Erde", der Overkill und die Frauenstimme, die in umwerfendstem Oxford-Denglish die Umwandlung der Erde in eine "Sjuperno-uva" androhte, falls die Orion nicht schnell genug ist^^

Glücklicherweise gibt es die Serie mittlerweile auf DVD, und ich kann nur sagen, es ist reine Freude^^ die DVD enthält auch weiteres Material, z.B. Varianten der beiden Schlussfolgen.

Traitor
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Di 1. Mai 2012, 12:50 - Beitrag #2

Dieser Planet ist eine Supernova!

Vor Jahren gab es mal die "Alphabox" mit DVDs, GSD-Shirt und Poster unsäglich billig bei Weltbild, seitdem ist meine (Ex-)WG geschlossen Fan. Neben dem nostalgischen Effekt der billigen, aber kreativen Effekte (Brausetabletten-Raumschiffstart, "Riesen"fische) und Ausstattung (Weltraumhelme mit Luftloch, Bügeleisen-Steuerung) hat es mir immer besonders die herrlich antiautoritäre Einstellung der Besatzung angetan. Kontrolleurin Jagellowsk ist in höchster Aufregung, und was sagt Captain MacLane? "Ich gehe erstmal Mittagessen." :D

Maglor
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Do 3. Mai 2012, 22:39 - Beitrag #3

Der Prolog ist so schön deutsch, ein Märchen von übermorgen - ganz anders als die heute üblichen häufig fehlübersetzt synchronisierten Space-Operas.
Ich habe glaube ich alle Teile vor sehr langer Zeit mal gesehen.

Traitor
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Sa 5. Mai 2012, 12:35 - Beitrag #4

Stimmt, der Sprachstil ist wunderbar altmodisch, einerseits etwas gehoben-gestelzt ("als Wohnraum erschlossen"), andererseits sehr bodenständig ("man siedelt"). Dazu die von einem noch etwas obskuren Weltraumverständnis zeugenden Fachbegriffe wie "Rücksturz". Aber für einen "Overkill" oder die "Frogs" waren sie sich andererseits auch schon nicht zu schade.
Die mäßig glaubwürdigen Ausländerdarsteller sind auch so eine Sache - während Star Trek sich immerhin einen Halbjapaner und als Russen einen Litauer 2. Generation leisten konnte, nimmt man Friedrich Beckhaus als Atan Shubashi seine (nie genau definierte?) asiatische Herkunft kein bisschen ab.

Ipsissimus
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Mo 7. Mai 2012, 12:51 - Beitrag #5

Einer der vielen Gründe, weswegen der Serie im Zuge der 68er-Unruhen rassistische und gar faschistische Züge vorgeworfen wurden, en Unding meines Erachtens, aber, na ja ...

Maglor
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Mo 7. Mai 2012, 19:18 - Beitrag #6

In den 60ern war das exotische Überschminken kaukasoider Schauspieler durchaus noch üblich. Es gibt sogar Beispiele aus den USA. So wurde John Wayne mit einfachen Pinselstrichen zum Dschingis Khan.
Auch rassische Glaubwürdigkeit legte man damals selbst in Hollywood keinen besonderen Wert. Der markante Schwyzer-Mongole Yul Brunner spielte Cowboy, Indianer, Afro-Amerikaner, Ägypter, den Pharao und König Salomon.
Erst in seit 90ern werden klare Richtlinien gesetzt. "Der mit den Wolf tanzt" war der erste Film, der sich echter Indianer rühmte.

Star Trek ist da keine Not besser. Walter Koenigs Vorfahren war litauische Juden. Ich würde nicht darauf schließen, dass er russisch konnte. William Shatner und Leonard Nimoys Vorfahren waren hingegen tatsächlich russische besser ukrainische Juden.
Sulu war als diffus asiatischer Charakter geplant. Er wurde nach einer philipinischen Insel benannt. Erst in den Filmen wurde seine Herkunft als japanisch definiert.

Traitor
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Di 8. Mai 2012, 09:50 - Beitrag #7

@Ipsi: Zu rassistisch siehe Maglor. Faschistisch bezieht sich wohl auf den Militarismus, aber mit der erwähnten Einstellung der Besatzung feierte die Serie doch genauso wie Star Trek die Eigenverantwortlichkeit des Commander/Kapitäns gegenüber Behörden und Generälen/Admirälen, also das Gegenteil eines Führerprinzips.

@Maglor: Für Sulu nennt Wikipedia mit Interview-Quellenangabe ein Meer statt einer Insel. Mir war bisher nur die Solow-Anspielung bekannt. Dass er in der Originalserie noch keinen Vornamen hatte, ist auch interessant, legte, wie du sagst, seine Herkunft noch nicht eindeutig fest.
Die Enterprise-Besatzung war aber natürlich eh der Paradefall von "token minorities" - je genau ein Russe, Europäer, Asiate, Außerirdischer und eine Afrikanerin, ansonsten alle erstmal per Grundannahme amerikanisch.
Aber wie gesagt, Sulu und Chekov wirkten zumindest glaubwürdig. ;)

Maglor
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Di 8. Mai 2012, 22:59 - Beitrag #8

Zitat von Traitor:Die Enterprise-Besatzung war aber natürlich eh der Paradefall von "token minorities" - je genau ein Russe, Europäer, Asiate, Außerirdischer und eine Afrikanerin, ansonsten alle erstmal per Grundannahme amerikanisch.

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Ipsissimus
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Mi 9. Mai 2012, 23:29 - Beitrag #9

das "Faschistische" betraf auch wohl weniger die Besatzung selbst als vielmehr den dahinter sichtbar werdenden Teil der terrestrischen Behörden. Und die Rolle der Jaggelovsk kann man schon mit zwiespältigen Gefühlen verfolgen, auch wenn sich das Ganze immer mehr ins Menschliche auflöst^^

davon abgesehen war das die Zeit der 68er; vielleicht war da auch eine Prise Überempfindlichkeit im Spiel^^

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Mi 3. Apr 2013, 20:35 - Beitrag #10

Oh, ich erinnere mich, wie aufregend ich die Serie damals fand!
Ich hab mich maximal gegruselt bei den Frogs.
Als ich sie vor ein paar Jahren noch einmal sah, war sie immer noch erstaunlich spannend. Das Design war viel cooler als bei Star Trek. Der militärische Ton erschien mir immer einleuchtend, denn die NASA war ja auch eher so strukturiert und auch die UdSSR holte sich ihre Kosmonauten aus den Reihen von Militärfliegern. Die Frauenquote war immer prima: Es gab eine Generalin und einen ganzen Frauenplaneten!;)

Maglor
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Mi 3. Apr 2013, 22:17 - Beitrag #11

Als ich die Serie als Kind das erste Mal sah, aber ich mich über die riesigen (nicht ganz Maßstab getreuen) Schildkröten und Fische gewundert, die man durch das Glas der Unterwasserstation sah. Da habe ich mich schon gefragt, ob sich die Menschen irgendwie verkleinert haben - wäre ja in Zukunft sicher möglich.

Schade finde ich, dass das deutschen Fernsehen nichts mehr in der Richtung nachgesetzt hat. Damals waren sie noch experimentiertfreudig und innovativ, die Serie ist ja bekanntlich ein paar Jahre älter als Star Trek.

Der aus Serienfragmenten zur Einbalsamierung zusammengeschnittene Kino-Film ist übrigens ziemlich blöde, vor allem wenn man Elke Heidenreich hasst. ;)

Traitor
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Do 4. Apr 2013, 23:46 - Beitrag #12

An Schildkröten kann ich mich gar nicht mehr erinnern, muss die Serie wohl dringend mal wieder ansehen.

Das "älter als Star Trek" stimmt aber nicht, auch wenn es einem dank Schwarz-Weiß so vorkommt: beide Serien wurden im Jahr 1966 erstausgestrahlt, die Produktion begann jeweils 1965. Der halb-apokryphe ST-Präpilot ist sogar von 1964.

Das experimentierfreudigst-innovativste Stück modernes deutsches TV in Raumpatrouille-Tradition ist wohl Ijon Tichy, zumindest die erste Staffel.

Maglor
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Sa 6. Apr 2013, 13:15 - Beitrag #13

Raumschiff Enterprise kam aber erst 1972 ins ZDF, von daher ist die Raumpatrouille aus teutonischer Sicht
natürlich viel älter als Star Trek. :crazy:

Traitor
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Sa 6. Apr 2013, 14:02 - Beitrag #14

Tja, "Es gibt keine Nationalstaaten mehr." war wohl kein hinreichendes Vorbild für "es gibt keine nationalen Medienghettos", damals wie heute.


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