In meiner frühen Jugendzeit war ich ein begeisterter Perry Rhodan-Leser, von Band 1 bis Band 750 hatte ich jedes Einzelheft gelesen und in Besitz (wobei diese Phase meines "literarischen" Interesses deutlich kürzer als die zur Besitznahme anscheinend notwendigen etwa 15 Jahre verlief, den parallelen Verkäufen der ersten, zweiten und dritten Auflage sei Dank). Damals war ich, ganz klar, hingerissen und begeistert, all diese Möglichkeiten und Utopien und natürlich die Ersatz-Omnipotenz^^
Irgendwann wurde mir das Ganze zuviel, die Stellvertreter-Omnipotenz verlor ein bisschen ihre Sogwirkung, und schließlich stellte ich das Kaufen und die Lektüre sang und klanglos einfach so ein, ganz ohne das Gefühl zu haben, etwas zu vermissen.
Anscheinend hat sich ein gewisses Faszinosum tief in mir trotzdem erhalten, denn als ich vor ein paar Monaten rein zufällig entdeckte, dass Amazon die Gesamtausgabe in Paketen zu 50 Bänden in elektronischer Form für den Kindle anbietet, war der erste Gedanke "geil", und ehe ich wieder zu mir kam hatte ich auch schon das Paket mit den ersten 50 Heften gekauft^^
boah, war das geil, dieses temporäre Eintauchen in eine infantile Vergangenheit^^
Allerdings, es erschöpfte sich sehr schnell. Und das lag an Dingen, die ich damals vollkommen überlesen hatte, bzw. die mir damals nichts ausmachten. Die Konzentration auf Militärgeschichte. Überhaupt, militärische Lebensweise als wünschenswerte Blaupause für gesellschaftliche Entwicklung, um eine "Degeneration" der Gesellscahft zu vermeiden. Ein Frauenbild, für das die Autoren einfach und ersatzlos verprügelt gehören. Dieser Menschheits-Chauvinismus, dieses Sendungsbedürfnis, am menschlichen Wesen wird die Galaxis genesen. Diese Führerzentriertheit, mitsamt einem unsäglichen Elitendenken. Dieser besinnungslose Neoliberalismus. Diese Trickdiebmentalität - die intelligentesten Rassen der Galaxis lassen sich mit ein paar Tricksereien übertölpeln. Dieses verfrühte Bejubeln der arkonidischen Technik als "mächtigste Technik des Universums", ein Mandra, das sich jedesmal in analoger Weise wiederholt, sobald eine Spezies mit überlegener Technik auftaucht, die ihr dann wieder per Tricksereien abgeluchst wird.
Da spielt die wirklich dramatisch schlechte literarische Qualität noch nicht mal eine große Rolle, die logischen Inkonsistenzen, die emotional-suggestive Sprache, und immer wieder die Rückerinnerung, wie toll Rhodan doch ist.
Liest noch jemand die Reihe? Und wie wirkt das heute auf euch? Sind die neueren Hefte lesenswerter?