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Andreas Eschbach

Verfasst:
Fr 30. Mai 2003, 16:12
von Marc Effendi
Ich habe von ihm mittlerweile zwei Bücher gelesen: Quest und Die Haarteppichknüpfer.
Wenn ich mir das so anschaue, dann habe ich den Eindruck, das aus Eschbach noch ein ganz Großer werden könnte, wenn man ihn mit so Serienschreibereien in Ruhe lässt. Und das es Verlage wie Heyne gibt, die nicht immer auf Quantität sondern auch mal auf die Qualität schauen.
Mit Großer meine ich auch international anerkannt z.B. in Amerika.

Verfasst:
Fr 30. Mai 2003, 19:07
von Seeker
Und erst "Das Jesus Video" (nein, nicht die sch... Verfilmung)!
Schon lange hab ich kein Buch mehr gelesen, was mich so mitgerissen hat. Abgesehen von "Exponentialdrift", welches ich grad lese.
Seine Homepage ist auch gut gelungen ... sehr informativ und wie ich finde persönlich.
Quest kenn ich auch, aber die Haarteppichknüpfer stehen bei mir noch im Regal ... ists so gut, wie es immer angepriesen wird?

Verfasst:
Fr 30. Mai 2003, 20:34
von Marc Effendi
Also seit langem hat mich kein Buch so gefesselt wie der Haarteppichknüpfer. Ich hab zum Schluß das Buch zugeklappt und saß nur wie belämmert da und mußte die Story erstmal in mich einwirken lassen. Ich will jetzt nicht erzählen, was das Geheimnis ist, denn sonst nimmts Dir den Knalleffekt em Ende, aber das Buch ist einfach nur genial.
Mußts wirklich lesen.

Verfasst:
Sa 31. Mai 2003, 19:18
von Seeker
Ok, versteh ich - werd ich tun!
Ich bin jetzt mit "Exponentialdrift" durch - und sitz etwas zwiegespalten da. Die Story ist gut und interessant (gabs in einer anderen Form schonmal, wenn ich mich nicht irre), aber einige Daten verhunzen das Bild! Da passt was nicht zusammen und läßt mich nicht sagen: "Ja, super Buch, muß jeder sofort lesen!".
Woran es hapert?
Es kann sein, dass ich zu "spitzfindig", zu "erbsenzählerisch" bin, aber dieser eine Punkt hat mich persönlich gestört ...

Verfasst:
So 1. Jun 2003, 06:29
von Marc Effendi
Und was ist das?

Verfasst:
Mo 2. Jun 2003, 00:04
von Traitor
Kenne von ihm nur "Quest". Demnach zu urteilen, würde ich sagen: "ganz netter Massenschreiberling, es mangelt ihm aber an eigenem Stil". Nach euren Aussagen sollte ich mir aber auch mal anderes von ihm ansehen, die Teppichknüpfer wirken interessant.

Verfasst:
Mo 2. Jun 2003, 00:27
von Fargo
Wenn ich mir das so anschaue, dann habe ich den Eindruck, das aus Eschbach noch ein ganz Großer werden könnte, wenn man ihn mit so Serienschreibereien in Ruhe lässt.
Eine fromme Hoffnung. Ich habe bei Eschbach den Eindruck, dass er immer mehr Text in immer kürzerer Zeit verfertigt. Und dass diese Hast dem Stil und der Gedankenentwicklung nicht gut tut.
Und dann ist da noch diese Tendenz zum Aufblähen. Weil 'richtige' angelsächsische Bestseller furchtbar dick sind, weil das Publikum nun mal gern lange in eine Lesewelt eintaucht, schreibt Eschbach immer breitere Schwarten. "Die Haarteppichknüpfer", für mich sein bestes Buch, fasst einen riesigen Weltentwurf auf relativ wenigen Seiten zusammen. "Eine Billion Dollar" und "Das Jesus-Video" mussten viel weniger erklären, weil sie in einer vertrauteren Welt spielen, sind aber sehr viel dicker.
Zugleich lässt aber die sprachlcihe Feinarbeit am einzelnen Satz, Abschnitt, Kapitel nach. Eschbach ist wohl relativ stolz, Profiautor zu sein, also zügig und ohne große Inspirationskrisen einen lesbaren Text verfertigen zu können. Aber für diese Handwerkertugend bekommt er zu viel Lob, unter anderem von Verlagen, die natürlcih immer neue Texte des umsatzträchtigsten deutschen SF-Autors wollen.
"Exponentialdrift"ist ja das beste Beispiel. Da hatte Frank Schirrmacher von der FAZ Eschbach beauftragt, einen wöchentlichen Fortsetzungsroman für die Frankfurter am Sonntag zu schreiben, nach Art der Profivielschreiber des 19.Jahrhunderts. Klar, dieser Herausforderung hätten sich viele Autoren beim besten Willen nicht stellen können. Aber sie hat Eschbach noch weiter in die falsche Richtung gedrängt. Mir wäre lieber, er würde mal wieder mit viel Zeit und einer feinen Feile an einen Text herangehen.
Fargo

Verfasst:
Mo 2. Jun 2003, 07:36
von Seeker
@Marc: wenn Du´s noch lesen willst, sag ich nix. Wenn Du´s wissen willst - schreib ich Dirs als PN ... ok?
@Traitor: das hatten wir schonmal, gelle?
@Fargo: ich bin mal gespannt, was als nächstes auf den Markt kommt ... die Haarteppichknüpfer hab ich noch vor mir, Billion Dollar ebenfalls ...

Verfasst:
Mo 2. Jun 2003, 16:47
von Marc Effendi
Nein, verrats mir net. Ich wills selber noch lesen.
Aber der Haarteppichknüpfer ist der Hammer. Wers noch nicht gelesen hat, sollts unbedingt mal tun. Meine Frau liests auch gerade. Sie liest nicht viel, aber sie sagt, das das Buch sie mitnimmt. Ich bin mal auf ihre Reaktion gespannt, wenn das Rätsel gelöst ist.
@Fargo: wie hast Du da reagiert, als Du den Haarteppich fertig hattest? Ich war ganz baff. Bin erstmal eine Weile dagesessen und mußte über das Ganze nachdenken und auf mich wirken lassen....
Was Du gesagt hast mit der Dicke stimmt übrigens. Moderne Bücher haben die Tendenz immer dicker zu werden. Stimmt schon. Ich denke mal, das das daher rührt, das man aus der Kauf-mich-am-Kiosk-Schund Ecke rauswill. Vieles, was geschrieben wurde in den letzten Jahren ist einfach keine Trivial-Literatur mehr (meiN Deutsch-Lehrer würd mich jetzt schlagen), aber sind auch nicht mehr so viele großartige Würfe mehr dabei gewesen.

Verfasst:
Mo 2. Jun 2003, 17:51
von Fargo
wie hast Du da reagiert, als Du den Haarteppich fertig hattest? Ich war ganz baff.
Mich hat es stark an die Sinnlosigkeit meines eigenen Lebens und die leeren Rituale allenthalben erinnert. Ich war also in gewisser Weise sehr zufrieden, dass Eschbach das scheinbar realitätsferne Buch in meine Alltagserfahrung eingeknüpft hat.
Fargo

Verfasst:
Di 3. Jun 2003, 20:24
von Seeker
Na, ihr macht einem aber Appetit! Nur gut, dass ich grad ausgelesen hab ...


Verfasst:
Di 3. Jun 2003, 20:47
von Marc Effendi
Ziehs Dir rein, ich bin auf Deinen Kommentar gespannt.....

Verfasst:
Mi 4. Jun 2003, 10:32
von Seeker
Hab jetzt die ersten zwei Kapitel durch ... macht neugierig. Und @Fargo: man merkt irgendwie einen Unterschied zum "Jesus Video" oder "Kellwits Stern" ... das liegt aber auch am Genre, denke ich. Diese fremde, fast mittelalterliche Welt beschreibt er ja auch im Fantasy-Stil ... bin mal gespannt, wie sich das ändern wird, wenn die Sternfahrer auftauchen.

Verfasst:
Mi 4. Jun 2003, 16:38
von Marc Effendi
Witzig find ich, das es in dem Buch eigentlich keinen Helden gibt. Also kaum einen, der mal über ein Kapitel hinaus beschrieben wird....

Verfasst:
Mo 9. Jun 2003, 20:37
von Seeker
... er schafft es aber, immer wieder einen Bezug zu finden. Würde auch das Buch zerstören, wenn er es nicht so gestaltet hätte.
Gruss,
Seeker

Verfasst:
So 13. Jul 2003, 14:10
von Seeker
Original geschrieben von Fargo Mich hat es stark an die Sinnlosigkeit meines eigenen Lebens und die leeren Rituale allenthalben erinnert. Ich war also in gewisser Weise sehr zufrieden, dass Eschbach das scheinbar realitätsferne Buch in meine Alltagserfahrung eingeknüpft hat. 
Fargo
Allein diese Äußerung von Dir, Fargo, hat mich das Ende des Buches ahnen lassen! (nachdem ich ca. in der Hälfte angekommen war)
Ich fand es gut und interessant, auch wenn einige Kapitel vorhersehbar sind und ich das Gefühl nicht los werde, daß die kaiserliche Bibliothek Vorbild für den Beginn der "Quest"-Geschichte war. Den Detailreichtum, den er in dieses Buch quetscht, find ich ebenfalls gekonnt und gut. Allein die Idee, jedes Kapitel aus einer anderen Sicht zu schildern hat schon was. Dennoch hats mich manchmal genervt. Das Ende hat mich nicht mehr so stark überrascht, wie es Euch ging und damit bleibt ein seltsam leerer Nachgeschmack.
Ne Verfilmung stelle ich mir sehr schwer und interessant vor ...
Gruss,
Seeker

Verfasst:
So 13. Jul 2003, 14:23
von Fargo
Dann mal: sorry für den Spoiler.
Ich finde den Entwurf der Welt auch sehr viel interessanter als das, was in ihr passiert. Ich habe den Schluss auch nicht als überraschende Pointe empfunden, sondern als eine von zwei, drei logischen Möglichkeiten, so ein kosmsiches Großreich zu Ende zu denken. Letztlich ist das ja sehr nahe an der Realität großer Firmen und Behörden.
Die erfolgreicheren Bücher von Eschbach - "Das Jesus-Video" und "Eine Billion Dollar" - sind mir alle zu breit hingeschwätzt, zu bestsellernormiert durcherzählt: das habe ich aber, glaube ich, schon mal irgendwo hier reingemeckert.
Eine Verfilmung der "Haarteppichknüpfer" wäre eine feine Sache: aber bitte nicht unter Federführung von Bernd Eichinger. Das wäre eher was für einen wie David Lynch, der das Düstere und Pessimistische und Surreale noch ein wenig herausinszenieren könnte.
Fargo

Verfasst:
So 13. Jul 2003, 14:52
von Seeker
Was den Spoiler anbelangt: kein Problem - ich hätte ohne Eure Infobrocken die Haarteppichknüpfer wohl immer noch nicht gelesen!
Bei David Lynch wäre ich dabei ...
"Solarstation" und "Billion Dollar" hab ich noch nicht, werd ich vielleicht noch ... mal sehen. Im Moment muß ich mal wieder Perry aus der Versenkung holen ... und dann steht Fred D´Aguiar mit "Futter für die Geister" auf dem Programm.
Mal sehen, wie das neue Eschbach-Buch wird - und was es als Thema hat!
Gruss,
Seeker

Verfasst:
So 13. Jul 2003, 15:02
von Fargo
Im Moment muß ich mal wieder Perry aus der Versenkung holen ...
Ich weiß, ich lese vergnügt den Perry-Thread mit, auch wenn ich mangels aktiver Lektüre und verlässlichem Gedächtnis nichts beitragen kann. Wobei ich mich manchmal frage, ob die Silberbände wirklich ein zulässiger Ersatz für die Heftchen sein können, oder ob der echte Junkie-Kick nicht doch an das Schmuddelheft gebunden ist.

Aber das ist eine Frage für den anderen Thread....
Fargo
P.S.: aber ich bin beruhigt, Dir dann doch nichts blöd plappernd weggespoilert zu haben. Über was zu reden, ohne zu viel auszuplaudern, ist leider richtig schwer...


Verfasst:
So 13. Jul 2003, 15:06
von Seeker
Stimmt ... ich versuche mir immer vorzustellen, wie ich "The sixth sense" gesehen hätte, wenn ich den Schluß schon gekannt hätte ... nun denn ... sehen wir weiter!
