Aufklärung :- )

Wenn Ihr ein paar gute Witze kennt oder etwas Lustiges in den Weiten außerhalb der Matrix gefunden habt, könnt Ihr es hier posten - keine Zählung der Beiträge.
Aydee
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Mi 28. Sep 2005, 12:46 - Beitrag #1

Aufklärung :- )

Der Lehrer versucht anhand von Bildern,
den Kindern die Natur zu schildern.
Er spricht von Tier- und Pflanzenwelt.
Als zum Schluss die Glocke schellt,
da sagt er zu den kleinen Wichten,
sie sollen morgen ihm berichten,
wie überhaupt der Mensch entsteht.
Das kleine Volk steht auf und geht
und bringt bei der Gelegenheit
die Eltern in Verlegenheit.

Auch Andreas ist nach Haus' gekommen,
er hat sich Vater vorgenommen
und ihm die Frage gestellt:
"Wie kommt der Mensch auf diese Welt?"
Dem Vater wird schon bang und bänger,
sein Gesicht wird immer länger.
Doch dann besinnt er sich und lacht:
"Der Mensch, der ist aus Lehm gemacht."

"Au!" denkt Klein-Andreas, "das ist famos",
da hol' ich schnell mir einen Kloß
von nebenan von Töpfer Schmidt,
den nehm' ich dann zur Schule mit.
Ich nehm' nicht so 'nen ganz großen
und steck ihn einfach in die Hosen.

Und als dann nun am nächsten Tage
der Lehrer stellt seine Frage,
erhielt er Antwort auch sogleich:
"Der Mensch kommt aus dem Storchenreich".

Nur Andreas sitzt ganz still und stumm
und kramt in seiner Hose rum.
Und plötzlich ruft er: "Quatsch mit Soße,
ich hab' das Ding in meiner Hose,
womit die Schöpfung vor sich geht
und wo dann draus der Mensch entsteht.
Von wegen Storch, so seht ihr aus,
wenn ihr's nicht glaubt, ich hol' ihn raus".

Da sagt der Lehrer ganz beflissen:
"Lass ihn nur drin, du scheinst's zu wissen."

DexLirium
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Mi 28. Sep 2005, 22:01 - Beitrag #2

:rofl: :rofl: :rofl:

Köstlich, einfach nur köstlich :D

Cloud
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Fr 30. Sep 2005, 23:31 - Beitrag #3

Joa gaaaanz genau.

The real life
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Fr 4. Nov 2005, 20:45 - Beitrag #4

Rischisch!

:D:DEcht toll, einfach super (*mir-fehlen-die-worte*)!
Toll!:D:D

Lykurg
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Sa 5. Nov 2005, 00:57 - Beitrag #5

Sehr amüsant, Aydee, daß es sich mit deinem Vorsilben-Thread geringfügig überschneidet:
Mir fiel auf, daß das Metrum im ersten Vers nicht stimmt- und siehe! Das Original hat als ersten Vers:
"Der Lehrer sucht anhand von Bildern," etc. -
womit wir wieder ein schönes altes, in seiner Bedeutung leicht verschobenes Wort hätten.

C.G.B. Spender
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Sa 5. Nov 2005, 15:06 - Beitrag #6

Echt lustig :D - im Internet findet man dieses Gedicht auf einigen Seiten. Irgendwie erinnert es mich an Erich Kästner.

Lykurg
[ohne Titel]
Lebende Legende

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Sa 5. Nov 2005, 16:30 - Beitrag #7

Mich auch, aber die Thematik paßt mE nicht - ich halte es trotz "sucht" und einer Reihe von weiteren Archaismen ("die Glocke schellt", "Storchenreich : sogleich", "famos") für deutlich neuer.

Neben deutlichen Versatzstücken des 19. Jhs. ("bang und bänger : länger" aus Buschs 'Max und Moritz'; "still und stumm" aus Hoffmann von Fallerslebens (!) "Ein Männlein steht im Walde") und den Kästnerzeittypischen Umgangssprachzitaten ("Quatsch mit Soße", "das ist famos") tauchen auch Bestandteile auf, die für mich einen modernen Ursprung wahrscheinlich machen, etwa "den kleinen Wichten" oder auch "er hat sich Vater vorgenommen" - wann kam 'sich jemanden vornehmen' in Mode? In der (vor-)letzten Strophe wird der moderne Ursprung besonders deutlich ("wo dann draus", "von wegen Storch").

Die sehr variantenreiche Überlieferung im Internet zeigt, daß der Text volksmundartlich ist und vermutlich nicht gedruckt vorliegt - oder wenn, dann in mehreren Fassungen. Die Abweichungen betreffen etwa das von mir schon erwähnte "versucht" bzw. "sucht" des ersten Verses, (Google-Funde: 1390 zu 27, vielleicht ist "sucht" doch eine spätere Korrektur). In einigen Versionen fehlt das letzte Verspaar, die abwehrende Antwort des Lehrers. Es gibt auch eine Fassung, die eine "Lehrerin" daraus macht, wohl um das priapisch-burleske Element des Textes zu betonen. Die Stropheneinteilung schwankt, meist sind es zwischen drei bis fünf (hier sogar sechs) ungleich lange Strophen. Einen spannenden Hinweis auf die Herkunft des Textes gibt auch der Reim (große : Hose) bzw. (Soße : Hose), in welchen Dialekten kann man so reimen?

Und noch eine sehr wesentliche Änderung: Der Junge heißt in 902 Google-Treffern Andreas (wie auch hier), in 1090 aber Fritzchen! Die Fritzchen-Fassung paßt wegen der Flexibilität (mit oder ohne Diminutiv) und der wesentlich weiteren Typen-Verbreitung von "Klein-Fritzchen" als von "Klein-Andreas" wesentlich besser. Gemäß des Grundsatzes der 'lectio difficilior' wäre hier der ungewöhnliche 'Andreas' die wahrscheinlichere Ausgangsversion, von der aus auf das bekanntere Fritzchen verallgemeinert wurde. Es könnte aber auch sein, daß ein Bearbeiter namens Andreas den Text nicht (oder gerade doch?) auf sich beziehen wollte...

Genug der Germanistik! :D

C.G.B. Spender
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So 6. Nov 2005, 02:20 - Beitrag #8

Das ist ja faszinierend, Lykurg. Das mit Erich Kästner hat mir mehr mein Bauch zugeflüstert, vom Vorwissen her konnte ich das nicht so gut erfassen wie du.

Im Grunde kann man wohl mit dem Internet auch Sprachforschung betreiben, mir scheints.


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