Seite 3 von 7

BeitragVerfasst: Mi 20. Nov 2013, 14:12
von Traitor
Leider hat sich Niels Bohr nicht mit seinem versuchten Danizismus (der dann vermutlich für einen Germanizismus gehalten würde) "kern", Plural "kerns", durchsetzen können, und heutzutage ist es doch "nucleus"/"nuclei".
Zitat von Bohr an Rutherford, 1912:The model proposed for H2 seems to be the only possible equilibrium figuration of 2 kerns and 2 electrons (looking apart from two separate atoms), in which the kerns are at rest.


Bild

BeitragVerfasst: Di 7. Jan 2014, 00:54
von Lykurg
bildungsroman

BeitragVerfasst: Di 7. Jan 2014, 01:01
von Traitor
Ist mir auch schon mehrfach begegnet. Die Teilanglisierung bildungsnovel scheint überraschend wenig verbreitet zu sein, bis auf Usernamen... Umso schmerzhafter dafür "What is a Bildungsroman Novel?". Und auch bildungsnovella lässt sich belegen. Bei bildungsnovelette wird es schon eher apokryph, bei bildungsomelette ist dann zum Glück Schluss.

BeitragVerfasst: Di 7. Jan 2014, 15:46
von Feuerkopf
Nun, gelegentlich fällt uns ein Neologismus auf, mehr oder weniger angenehm. Sprache ist halt lebendig und stetem Wandel unterworfen, in jeder Hinsicht. Wir könnten uns bei jedem einzelnen Wort auf die Suche nach dem Stammbaum begeben und wären wahrscheinlich verblüfft, welche Quellen da zutage träten. (Rotwelsch, Indo-Germanisch, Romanisch, Arabisch etc. pp.)

BeitragVerfasst: Mi 5. Feb 2014, 11:33
von Lykurg
Zitat von en.wp - Old Tjikko:For thousands of years, the tree appeared in a stunted shrub formation (also known as a krummholz formation) due to the harsh extremes of the environment in which it lives.

BeitragVerfasst: Mi 5. Feb 2014, 13:41
von Traitor
"also called knieholz" - Ob sie das dann mit oder ohne k aussprechen?

BeitragVerfasst: Mi 5. Feb 2014, 14:28
von Lykurg
Dafür habe ich leider keine IPA-Transliteration oder sonstige Aussprachehinweise gefunden; auch kein anderes englisches Lehnwort mit Knie-. Krummholz spricht sich natürlich mit geschlossenen (also unseren 'langen') Vokalen aus: \ˈkru̇m-ˌhōlts\ (laut Merriam-Webster; der mir bislang unbekannte Strich über dem o meint mittlere Tonhöhe)

BeitragVerfasst: Do 6. Feb 2014, 23:03
von janw
knieholz dürfte mit k ausgesprochen werden, verbreitet sicher ohne explizites Bewusstsein vom Ursprungsbezug zum als knee bekannten Körperteil - Knieholz als niederliegend, gerade mal kniehoch wachsendes Gehölz, oft aus niederliegendem Stamm knieförmig aufsteigend.

In Sinne einer linguistischen Detailcharakterisierung vielleicht als Alpinophilologismus zu bezeichnen.

BeitragVerfasst: Fr 7. Feb 2014, 10:07
von Lykurg
Oh, bezeichnen sich die Spezialisten darin, wenn sie unter sich sind, als Alpphilologen oder als Alpinos?

An die Höhe hatte ich auch gedacht; die Wuchsform ist aber auch eine schöne Erklärung.

BeitragVerfasst: Fr 7. Feb 2014, 10:23
von Traitor
Nicht zu verwechseln mit Albinophilologismus.

Ich wäre mir nicht so sicher, ob der "kn->n"-Mechanismus bei Muttersprachlern nicht zu fest verwurzelt ist und auch auf Fremdwörter automatisch angewendet wird. Ich meine mich da an einige ziemlich bescheuerte Beispiele von "ps->s" zu erinnern, wenn sie mir auch gerade nicht einfallen.

Was die Wuchsform angeht, ist die Subsummation der schnurgeraden flag trees ein schönes Beispiel für Nichtbeachtung der eigentlichen Wortbedeutung.

BeitragVerfasst: Fr 7. Feb 2014, 11:47
von janw
Man müsste mal bei Schimper nachlesen, ob er vielleicht selbst eine Differenzierung dargestellt hat.
Lykurg, kommst Du an "Pflanzengeographie auf physiologischer Basis" ran?

BeitragVerfasst: Fr 7. Feb 2014, 11:53
von Lykurg
Der steht bei uns im externen Speichermagazin, d.h. ich krieg ihn Montag. Mal gucken. ;)

BeitragVerfasst: Fr 7. Feb 2014, 20:31
von blobbfish
:s141:
Meerschaum, also known as sepiolite, is a soft white mineral, often used to make smoking pipes. It is sometimes found floating on the Black Sea and rather suggestive of sea-foam, hence the German origin of the name as well as the French name for the same substance, écume de mer.

BeitragVerfasst: Mi 12. Feb 2014, 14:37
von Lykurg
Schimper ist nicht Urheber des Begriffs, den er bereits als "üblich" bezeichnet.
"1) Das Krummholz. Diese Bezeichnung kam früher nur für die Legföhre, Pinus monana var. Pumilio, welche den Typus im europäischen Hochgebirge allein vertritt, zur Anwendung. Der gleiche Habitus kommt aber, wie neuere Untersuchungen gezeigt haben, vielen tropischen Bäumen der alpinen Region zu. Er ist bedingt durch den kurzen, knorrigen, oft schiefen oder horizontalen Stamm und die langen, schlangenartig gewundenen, hin und her gekrümmten Aeste."
A.F.W. Schimper, Pflanzen-Geographie auf physiologischer Grundlage, 2. unv. Aufl. Jena: Fischer 1908, S. 740

"Höchstens 200 m unter dem Gipfel (der Pangerango [auf Java], die höhere der beiden Spitzen des Gedeh ist ca. 300 m hoch) wird der einstweilen niedriger gewordene Hochwald durch Krummholzwäldchen ersetzt. Die Stämme der Zwergbäume, welche diese Wäldchen zusammensetzen, sind kurz und dick, schief oder sogar horizontal und treiben dicke, wenig verzweigte Aeste, die in schlangenartigen Windungen zu einem dichten Geflechte sich verwirren. Nur an ihren Enden tragen diese Aeste ein spärliches, lederartiges Laub, das über dem Wäldchen als flaches, undichtes Dach sich ausbreitet. Starke Entwickelung des Holzes ist im Vergleiche zum Laube hier wie für jedes Krummholz charakteristisch."
Ebd., S. 760f.

BeitragVerfasst: Mi 12. Feb 2014, 18:12
von Traitor
Die Vorexistenz des Wortes ist tatsächlich erkennbar, und auch frühere Entlehnungen scheint es gegeben zu haben. Modulo fragwürdige Statistik, wie üblich. Insbesondere scheint es in einigen Einzelfällen um Schiffbau zu gehen, nicht um Bäume.

BeitragVerfasst: Mi 12. Feb 2014, 19:36
von Lykurg
Die Statistik ist extrem fragwürdig. Die zum englischen Corpus ist immerhin ein bißchen glaubwürdiger als die zum deutschen, bei der im statistischen Rauschen jedes konkrete Ergebnis verschwindet.

BeitragVerfasst: Mi 12. Feb 2014, 23:45
von blobbfish
Germanizismen gibt es ja nicht nur im Englischen und wir haben ja auch viele französische Importe! Heute im Französischkurs gesehen:

Zitat von http://fr.wikipedia.org/wiki/Krach:Un krach est un effondrement brutal des valorisations d'une classe d'actifs, comme un marché financier à la suite d'un afflux massif d'ordres de vente ... Le terme apparaît lors de la chute des bourses de Vienne et de Berlin en été et automne 1873. De fait, les prononciations /krax/ ou /krak/ sont usitées.

BeitragVerfasst: Fr 7. Mär 2014, 00:44
von Traitor
"Sino-English," which I predict will become increasingly evident in the years to come, until Chinese and English experience a kind of blending (a veritable Mischsprache?)
(Language Log)

BeitragVerfasst: Fr 7. Mär 2014, 21:06
von janw
blobb, das gibt den "Kindern aus der Krachmacherstraße" eine ganz neue Bedeutungskonnotation...

BeitragVerfasst: Do 27. Mär 2014, 12:25
von Lykurg
aus einer aktuellen Konzertkritik: "The andante was a harmoniemusik for the organ’s wind register"