Sind Mangas / Animes kindisch?

Klassische Comics und Trickfilme aller Art sowie die neue, aufregende Welt von Manga und Anime.
Shinigami
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Mo 28. Mär 2005, 21:02 - Beitrag #61

So, jetzt will ich hier meine Meinung auch mal kund tun ^^

Ich selbst bin 21 und mag Anime und Manga. Aus dieser Tatsache kann man schliessen, dass ich es nicht wirklich für kindisch halte.

Aber ich muss gestehen, dass ich anfangs von dieser Thematik auch nicht allzuviel hielt. Aus Langeweile begann ich dann Manga zu lesen ( im Internat las meine Zimmerkollegin Sailormoon). Zwar begeisterte mich dies auch nicht, aber ich wurde ein wenig neugierig. Ich fragte mich ob alles so sei, oder ob es dort eben auch etwas gibt was meinen Geschmack eher trifft.

Einige Zeit später kam ich durch eine andere Freundin zu den Manga 'Record of Lodoss War' und 'Slayers'. Und ich muss sagen, dies sagte mir doch schon viel eher zu.

Nach diesem Erlebnis begab ich mich selbst auf die Suche und entdeckte noch ganz andere Manga, die mich doch sehr interessierten.

Im Grunde ist es so- Animes und Manga sind mehr als diese klischeebehafteten Serien, die auf RTL2 zu bewundern sind. Sicher, die gibt es auch. Aber es ist durchaus auch mehr. Wenn man nur das Interesse besitzt, weiter zu lesen.

Manga wie z.B. Neon Genensis Evangelion oder Eden. Selbst Erwachsene haben teilweise Probleme mit deren Thematik. Es geht um mögliche Zukunftsvisionen, um Probleme der Menschen untereinander. Und wenn selbst erwachsene Menschen damit teilweise überfordert sind, so denke ich, kann man nicht sagen dass sie kindisch sind.

Kindisch finde ich eher, wenn die Menschen nur das Klischée sehen. Sie begnügen sich mit Pokémon und Sailormoon, und denken nun dass eben alle Anime so sind. Natürlich, wenn man dabei bleibt, ist es vielleicht kindisch. Aber jemand, der sich mit der Thematik nicht auskennt, sollte im allgemeinen erst lieber Informationen sammeln, anstatt Behauptungen in die Welt zu setzen die nur auf Klischées basieren.

Das ist zumindest meine Meinung ^^

janw
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Do 31. Mär 2005, 23:46 - Beitrag #62

Ich will die Frage mal etwas ausdehnen... Mir ist aufgefallen, daß nach meiner zugegebenermaßen nicht sehr tief gehenden Betrachtung Manga scheinbar mehr von Mädchen als von Jungen gelesen werden. Oder täuscht das?

Monostratos
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Fr 1. Apr 2005, 00:43 - Beitrag #63

Das täuscht. Jungens gebens halt nicht zu. :D
Ich hab' leider keine Statistiken zur Hand, von daher kann ich da auch nur mutmassen, doch ich glaube, dass Mangas von beiden Geschlechtern gleich stark gelesen werden. Dass man vermutet, dass Mangas eher was für Mädels sind, kann man daher schliessen, dass in vielen (zumindest den populärsten, Dragonball mal ausgenommen) Mangas die Figuren recht androgyn oder kindlich wirken, was auf potentielle männl. Leserschaft evtl. abschreckend wirken kann. Ich für meinen Teil mag den Zeichenstil, wie er z.B. in Sailormoon vorkommt, einfach überhaupt nicht. Ich kann mit grossen Kulleraugen, extravaganten Kostümen und dem recht dürftigen Plot nichts anfangen.
Aber zum Glück gibt es ja auch Mangas mit realistischerem Zeichenstil und ernster, tiefer Handlung, wie z.B. EDEN, Berserk, Blade Of The Immortal oder Battle Angel Alita, die, wie ich mir gut vorstellen kann, von beiden Geschlechtern gelesen werden.
"Typische Geschichten" für Jungens und Mädels werden zwar durch Mangas gleich abgedeckt, nehme ich aber nicht ernst, da in denen eigentlich nur Schablonen wie Romanze, Prügel gut gg. böse, geile Tussen, usw. recht platt bedient werden. Ich habe irgendwo ein Paar Ausgaben der inzwischen eingestellten MangaPower, und bei einigen Mangas dort haben sich mir wirklich die Zehennägel gekräuselt. Aber wie in allen anderen Literaturformen auch, gibt es im Manga solche und solche...

Um's auf's Forum zu übertragen, ist mit blobb, Nori, Maurice, Dir (?) und mir doch schon ein stattliches Kontingent an männlichen Mangalesern vorhanden. *g*

Melianawe
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Mi 6. Apr 2005, 16:15 - Beitrag #64

Da kann ich Mono voll und ganz zustimmen!

Ich bin allein über meinen Bruder überhaupt erst zum Manga gekommen (ER ist Schuld. Verklagt ihn :D ), also kann ich bezeugen, dass es da auch eine Menge Leser gibt (Viele seiner Freunde...) Allerdings, das hast du, jan (und auch alle anderen, die je auf der Animagic oder Connichi waren =D ), sicher bemerkt, gibt es mehr weibliche Cosplayer als männliche... Also entweder sind die Jungs nicht mutig genug, um sich in Anime/Manga-Outfits zu werfen oder die extremen Otaku sind wirklich überwiegend weiblich... Wenn wir auch hier in den eigenen Reihen stolze männliche Cosplayer haben! *den betreffenden zuzwinker*

Ich denk einfach, dass das den meisten Jungen und jungen Männern peinlich ist, dass sie Mangaleser sind... Zumindest solang, bis sie eine Gruppe aus Gleichgesinnten hat *zwinker*

Shinigami
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Mi 6. Apr 2005, 22:25 - Beitrag #65

Hmm... bis zu einem gewissen Teil denke ich aber auch, dass zumindest ein Bereich der Anime/Manga eher von Mädchen gelesen wird *hier spezifisch auf Shonen-ai anspielt*.

Im Allgemeinen kenne ich weniger Jungs die Manga wirklich lesen. Aber in Foren, oder sonstigen Internet Seiten kann man entdecken dass die Schar der männlichen Leser nicht unbedingt klein ist.

Aber es stimmt schon- die meisten Anime und Manga die man so kennt, und die hauptsächlich auf den Markt kommen- sind eher so gezeichnet dass sie was für Mädchen sind. Im Prinzip kann man das hier mit der Pop-Musik vergleichen. Nicht jeder mag sie wirklich, aber dennoch hört sie irgendwie jeder. Und Pop-Lieder landen eigentlich immer irgendwo in den Charts, sie garantieren so gesehen (bis zu einem gewissen Prozentsatz) Erfolg. Und so ist es auch mit den Manga. Viele Mädchen lesen es, und so werden eben Manga aus dieser Sparte eher veröffentlich und kommen groß raus.

Und da die Mehrheit eben nur diese Manga kennt, ensteht vielleicht auch der Eindruck dass viel mehr Mädchen Manga lesen würden als Jungs. Jungs reden meist über andere Manga, aber diese findet man teilweise nur noch in speziellen Läden.

Kacktus
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Fr 22. Apr 2005, 22:44 - Beitrag #66

In der aktuellen ZEIT ist ein imo sehr gelungener, informativer und objektiver Artikel über Mangas erschienen. Man erkennt sofort, dass der Autor selbst diesem Hobby frönt. :) Da es noch keinen Thread für Artikel über Comics gibt und man einen solchen imo auch nicht unbedingt braucht, setz ich den Link mal hier rein. Seht es als Aufklärungsversuch an; dann passt es auch zum Threadthema. ^^

http://www.zeit.de/2005/17/KL-Manga

Ipsissimus
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Sa 23. Apr 2005, 01:21 - Beitrag #67

ich halte Mangas/Hentai nicht per se für kindisch (Jin Roh ist einer meiner Lieblingsfilme), sie können nichtsdestotrotz kindisch sein und sind es in vielen der ausschließlich/überwiegend kommerziell orientierten Fälle auch.

Trotzdem denke ich, daß die Frage an dem Problem vorbei zielt. Mangas sind das, was gute oder schlechte Künstler aus ihnen machen - sie sind NICHT die Emotionen, die Zuschauer/Leser bei ihrem Konsum empfinden. Insgesamt scheitern imo Mangas wie Hentai am Problem der Komplexität. Selbst ein Film wie Jin Roh - was ist er im Vergleich zu Goethes Faust 2? Der pubertäre Ausfluß eines überbezahlten Jugendlichen. Das ist nicht als Beleidigung gedacht, sondern nur, um zu verdeutlichen, womit Mangas - wie jede Literatur / multimediale Kunstform - in Konkurrenz steht, wenn die Qualitätsfrage gestellt wird und nicht nur auf das "Boah ey, geil ey"-Empfinden als alleiniger Bewertungsgrundlage verwiesen wird.

Der ästhetische Ansatz der Mangas und Hentais ist im Westen zweifelsfrei neu gewesen - ob allerdings diese Kunstformen Kunst hervorbringen können, die - gleichgültig - mit den Klassikern oder mit den Avantgardisten mithalten kann, bleibt abzuwarten. Vorerst bedienen sie nur das Gemüt, nicht den Intellekt, darin der Fantasy-Literatur sehr vergleichbar.


In der aktuellen ZEIT ist ein imo sehr gelungener, informativer und objektiver Artikel über Mangas erschienen. Man erkennt sofort, dass der Autor selbst diesem Hobby frönt.


ich nehme an, du verwechselst "wohlwollend" mit "objektiv"?

Noriko
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Sa 23. Apr 2005, 01:37 - Beitrag #68

Ich frage mich irgendwie warum du so besonders Hentai betonst....

Jedenfalls ist so ziemlich alles verglichen mit Goethes Faust, welches ja aller höchste Hochliteratur ist, niederste Trivialität, selbst so manches der Hochliteratur selber, irgendetwas mit dem Aller besten zu vergleichen was ein Volk jemals zustande gebracht hat ist keine wirkliche Methode.

Jin Roh ist aber zweifelsohne nicht nur ein guter Film, sondern hat auch Anspruch und kann durchaus zur Hochform gezählt werden, denn der Rezipient wird nicht von einer Seite übermäßig eingenommen

Aber irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, das du auch nur einen sehr kleinen Ausschnitt des großen Feldes kennst, denn diese Verallgemeinerung des Ganzen Genres auf Nicht Komplexes stimmt So definitiv nicht, Genug Autoren haben bewiesen, das sie sehr wohl komplexes Material verarbeiten sowie erstellen können, natürlich ist dies nicht der grossteil, aber auch der Grossteil aller westlichen Literatur sind bestimmt keine Hochliteratur, und schon gar kein Goethe.

Kacktus
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Sa 23. Apr 2005, 17:35 - Beitrag #69

@Ipsi: Ich für meinen Teil habe den Artikel schon als objektiv empfunden, da ja auch recht ausführlich negative Auswirkungen des Manga-Booms beschrieben wurden und der Autor auch auf die Überfülle an niveauarmen Kitsch-Veröffentlichungen hingewiesen hat. Nur weil am Ende eine positive Bilanz gezogen wurde, so ist das an sich doch kein Zeichen von Inobjektivität. Oder woraus leitest du dein Urteil ab?

Vorerst bedienen sie nur das Gemüt, nicht den Intellekt, darin der Fantasy-Literatur sehr vergleichbar.

Die Masse der Mangas tut das zweifellos. Aber zu behaupten Mangas wie Eden oder Berserk (beide binden philophische Fragestellungen in die Story ein - Eden mehr explizit; Berserk eher implizit) würden nur das Gemüt bedienen zeugt entweder von Unkenntnis, oder ich habe nicht ganz verstanden wie du das gemeint hast (nicht zuletzt wegen der zum Auslegen einladenden Formulierung ;))

Ipsissimus
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So 24. Apr 2005, 02:50 - Beitrag #70

Noriko, verzeih bitte, ich kann dir nicht antworten. Vielleicht liest du dein eigenes Posting noch mal in Ruhe durch, dann weist du auch, weswegen.

Kacktus, da du darauf verzichtest hattest, den von dir besprochenen Text hier zu posten und mir die Zeitung nicht vorlag, konnte ich natürlich nur in allgemeiner Form darauf antworten. Die Details, die du in deiner Replik genannt hast, waren in deinem urspünglichen Text nicht enthalten.

Selbstverständlich kenne ich bei weitem nicht das gesamte Repertoire, auch "Eden" und "Berserk" sind mir unbekannt. Aber die Existenz solcher Werke (deren Charakterisierung ich dir gerne glauben will) widerspricht nicht meiner Darlegung "Mangas sind das, was gute oder schlechte Künstler aus ihnen machen" - in diesen Fällen also Künstler von Format. Im Vergleich zu früheren Klassikern haben Mangas und Hentai nur den Nachteil, daß sie in eine Zeit hinein produziert werden, in denen Idee, Gehalt und Stil eines Werkes völlig belanglos sind, solange es sich verkauft - und auch belanglos sind, wenn es sich nicht verkauft. Gutverkäuflicher Schwachsinn und schlechtverkäufliches Genie, sind sozusagen der Hintergrund, vor dem Mangas sich entfalten müssen.

Ich stehe dieser Kunstform sehr aufgeschlossen gegenüber, aber ich bin gespannt, in welchem Umfang es den Künstlern gelingt, KUNST von Belang vor dem Hintergrund des Marktes zu erschaffen.

Noriko
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So 24. Apr 2005, 12:00 - Beitrag #71

Ja, du hast recht Ipsi, ich habe ihn Bearbeitet (mit Word) und hoffe das er nun Lesbar genug ist, tut mir leid.

Aber nochmals:
Du hast zwar gesagt, dass "Mangas sind das, was gute oder schlechte Künstler aus ihnen machen" aber du hast ebenfalls gesagt, dass "Insgesamt scheitern imo Mangas wie Hentai am Problem der Komplexität." Woraus ich verstehe, das se KEINEN Manga gibt, der Komplex währe, was eine Verallgemeinerung ist.

Und weiterhin bleibt die Frage, warum du "Manga und Hentai" nennst und nicht "Manga und Anime", denn Hentai Bezeichnet in unsere Breitengerade, "Erotische" Animes, (im Kern Zeichentrick-Pornos, Ecchi ist auch noch "Erotisch")

Kati
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So 24. Apr 2005, 12:10 - Beitrag #72

Ich denke Ipsi, der Vergleich mit Goethe ist hier ziehmlich fehl am Platze. Denn Mangas wollen nicht mit mit der Hochliteratur "konkurieren" sondern der Unterhaltung dienen.

Und genau wie Nori würde mich sehr interessieren warum du Hentai hier immer wieder erwähnst? Du weiß schon was das ist, oder? Zwischen "normalen" Mangas und Hentai besteht nämlich durchaus ein nicht zu unterschätzender Unterschied :rolleyes:

Ipsissimus
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Mo 25. Apr 2005, 10:50 - Beitrag #73

ich erwähne die Hentai hauptsächlich, weil bei ihnen schon aus der Definition des Einzelgenres (das es in Japan so übrigens gar nicht gibt, da bedeutet "hentai" lediglich "pervers") als pornographisches Manga oder Anime ersichtlich ist, daß es sich dabei nicht um irgendwie geartete "kindische" Kunst handelt. Außerdem habe ich den Eindruck, daß einige der besseren Manga einen erheblichen Teil ihrer Wirkung daraus erzielen, daß sie mit der Grenze zum Hentai oder auch mit Elementen des Hentai spielen (so sehen Frauen in den Mangas oft so aus - mensch verzeihe mir bitte die dralle Sprache - als seien sie gerade ein bißchen feucht, trotz aller großen "tief" blickenden Augen); aber um das wirklich umfassend beurteilen zu können, fehlt mir der Überblick.

Noriko, was die Komplexitätsdiskussion anbelangt, so gehe ich davon aus, daß Jin Roh ein Spitzenprodukt des Anime-Stils ist; es mag noch das ein oder andere Werk geben, welches "besser" ist, aber Daumen mal Pi markiert Jin Roh den derzeitigen state-of-the-art. Jin Roh IST komplex, aber es kommt doch bei weitem nicht an den Komlexitätsgrad "ernsthafter" Kunst heran. Mein Schluss ist insofern deduktiver, nicht induktiver Art, und ich müßte ihn ändern, wenn du mir Mangas/Animes mit zu Hochliteratur vergleichbarer Komplexität nennen kannst.

Kati, ich nehme lediglich den Anspruch ernst, daß Mangas eine Kunstform sein wollen. Als solche unterliegen sie selbstverständlich allen Fragen, die üblicherweise an Kunst gestellt werden, und auch allen Vergleichen, denen sie unterworfen wird.

Noriko
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Mo 25. Apr 2005, 11:46 - Beitrag #74

Ich denke Das du hentai hier nicht extra erwähnen brauchst, das es so etwas gibt ist mehr als Reichlich erwähnt worden.

Was du als
daß sie mit der Grenze zum Hentai oder auch mit Elementen des Hentai spielen
Bezeichnest, würde ich bestenfalls Ecchi nennen, da Hentai Hier bei uns als Pornographische Inhalte bezeichnet.
Und die Manga auf die du dich beziehen dürftest sind nicht pornographischer als jeder durchschnittliche FSK 12-16 Hollywood streifen.

Und wie gesagt, Jin-Roh ist großartig, aber wirklich State of the art nicht mehr, zumindest technisch. Bei Komplexität und Qualität lässt sich dieser Begriff nicht wirklich anwenden.
Ich rate dir, dir mal "Die letzten Glühwürmchen" anzuschauen.
Außerdem interessiert mich, was genau du an Jin-Roh "bemängelst".

Ich finde es gut, das du Manga/Anime als ernsthafte Kunstform bewertest, dennoch darfst du sie dann erst recht nicht anders bewerten als jede andere Kunstform. Wenn du Mangas und Animes mit Faust vergleichst, dann Musst zu zwangläufig auch jedes Werk der Gegenwartsliteratur und jeden Film der Heutigen Zeit damit vergleichen.

Kati
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Mo 25. Apr 2005, 12:43 - Beitrag #75

Wie ich schon sagte Ipsi: Mangas und Animes wollen nicht mit der Hochliteratur konkurieren. Natürlich sind sie eine Form von Kunst,... aber eine ganz eigenständige die der Unterhaltung dient ;) Und als solche müsstest auch du sie verstehen können.

daß sie mit der Grenze zum Hentai oder auch mit Elementen des Hentai spielen

Das mag vielleicht ( in Form von Ecchi ) in einigen Werken wie Plastic Little, Chirality etc. vorkommen, aber bei weitem nicht bei allen!!
Bei "ernstzunehmenden" Werken wie z.B. Angel Sanctuary kann ich da nix finden.

Ipsissimus
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Mo 25. Apr 2005, 16:04 - Beitrag #76

für die große Mehrheit der Mangas und Animes trifft das sicher zu, Kati, und diesbezüglich lautet meine Einstellung "leben und leben lassen". Aber bei Werken wie Jin Roh ist eben ein Anspuch spürbar, der über bloße Unterhaltung hinausgeht - zumindest will es mir so vorkommen. Weiter oben sagte ich ja, daß dieser Film einer meiner Lieblingsfilme ist - es ist also nicht meine Intention, diesen Anspruch zu zerreißen. Ich würde Jin Roh eher so einschätzen, daß darin ein Weg inhaltlicher und stilistischer Art aufgezeigt wird, eine Idee davon vermittelt wird, wie eine ästhetische Theorie von Manga und Anime aussehen könnte, welche diese irgendwann einmal "Hochkultur"-fähig machen könnte.

Noriko, mich stört nichts an Jin Roh und ich gebe zu, daß der Vergleich mit Faust bei einem Anime übertrieben ist, da müßte ein Vergleich mit Filmen hin - also sagen wir vielleicht mit Sergei Eisensteins "Panzerkreuzer Potemkin" oder anderen Klassikern des Films. Davon abgesehen meine ich "state of the art" in ästhetischer, nicht in technischer Hinsicht.

Bei einem Manga als multimedialer Kunst halte ich prinzipiell den Vergleich mit anderer multimedialer Kunst durchaus für angebracht, also auch mit Faust.

Noriko
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Mo 25. Apr 2005, 16:39 - Beitrag #77

Jin Roh hat einen Anspruch der über den reinen Unterhaltungswert hinausgeht, das stimmt, und es gibt noch viele andere Mangas und vorallem Animes auf die das Zutrifft (Vorallem muss hier Studio Giblih und Production I.G. erwähnt werden).

Dennoch ist der Vergleich mit Faust fragwürdig. Wie gesgat, wenn du Mangas mit Faust vergleichst, musst du Jede Form multimedialer Kunst vergleichen, was unweigerlich zum dem Schluss führen wird, das nichts an Faust heranreicht.

Und der begriff des "State of the art" ist wohl auf ästhetik nicht anzuwenden, denn Ästhetik unterleigt keiern technsichen entwicklung.

Ipsissimus
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Mo 25. Apr 2005, 16:53 - Beitrag #78

die künstlerische Entwicklung und damit die ästhetische unterliegt sehr wohl einer Entwicklung

janw
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Mo 25. Apr 2005, 20:13 - Beitrag #79

Ganz ehrlich gesagt werde auch ich den Eindruck nicht los, daß bei der Wertdiskussion "Manga + Anime" vs. "Weltliteratur a la Faust" Äpfel mit Birnen verglichen werden bzw, versucht wird, die Bananenmarktordnung auf Äpfel anzuwenden.
Die Darstellung von Inhalten durch textbegleitete Bilder ist IMHO nicht zu vergleichen mit der Inhaltsdarstellung auf der rein verbalen Ebene - weder von den Möglichkeiten noch von der Art der Rezeption her.
Das Ausmaß an Bilderzeugung im Kopf des Lesers, das für die Wortliteratur so ausschlaggebend ist, kann von einer bildbasierten Literatur so nicht erbracht werden, dafür gewinnt hier die technische Umsetzung in Form von Zeichenkunst an Gewicht.
Man kann also Manga mit Manga vergleichen und Manga mit anderen Formen der Comics - und wird dabei vielleicht im ostasiatischen Raum mit einer eigenständigen Comic-Tradition (eben in Form der Manga, Manhua, Manwa,...) auch historische Vergleiche und Werturteile gewinnen können. In Europa ist die Comictradition hingegen kürzer, was Vergleiche IMHO erschwert.
Eine historische Vergleichslinie könnte man - Konjunktiv!- vielleicht zur mittelalterlichen Fensterglaskunst ziehen. Diese entstand eben vor dem Hintergrund, einer nicht lesen könnenden Bevölkerung den Inhalt der Bibel näher zu bringen. Allerdings ist hier eben natürlicherweise der thematische Rahmen eng begrenzt, wogegen eine große thematische und intentionale Vielfalt der Manga steht, von bewußter Unterhaltung bis zu bewußter Qualität.
Und es steht damit intentional Aufklärungsmedium gegen Unterhaltungsmedium.
Allerdings stellt auch die Malerei eines Brueghel, Dürer, oder Turner ein Unterhaltungsmedium dar, sie bedient mit Ipsis Worten
nur das Gemüt, nicht den Intellekt

ohne daß dieser ihren Wert geringer schätzen würde, denke ich ;)

Ich hege ferner eine gewisse Abneigung gegen Vergleiche a la "die Literatur des 20. JH / einer anderen engeren oder weiteren Zeiteinheit vs "die literarische Hochkultur" in Form im wesentlichen des 19. JH.
Aus folgenden Gründen:
Die Bedingungen des 19.JH waren einzigartig und deutlich anders als die heutigen - erstmals gab es eine breite Schicht der Bevölkerung, die als aufgeklärtes Bürgertum Zeit und Geld verfügbar hatte, um Literatur konsumieren zu können, und ohne Fernsehen, Radio u.ä. wenig andere Alternativen hatte, diese Freizeit zu füllen.

Und eine rapide um sich greifende Industrialisierung erzeugte nie gekannte soziale Umgestaltungen, Bevölkerungsumverteilungen, stellte jahrhundertelang stabile Verhältnisse in Frage und gab Raum für Utopien des Neuen.

Mithin gab es Stoff in nie dagewesener Fülle auf einem Feld, das auch schon politisch differenziert war, wobei die politische Komponente heute gegenüber der Literatur des 19. JH weniger bewertungsrelevant ist als gegenüber der Literatur des 20.JH (Mein Schulleiter kritisierte z.B. an Grass, daß dieser zu links sei - und damit sein Werk stark überschätzt.)
Die beiden Literaturen werden also gleichsam durch verschiedene Brillen betrachtet.
Der neue Markt hatte der allerdings auch schon mit wechselnden Angebotsqualitäten zu leben.

Wenn wir heute das 19.JH als die Zeit der großen Literatur ansehen, übersehen wir eben den Berg an geringer Qualität, der ebenso produziert wurde, uns jedoch nicht mehr erreichte.

Wenn Ipsi schreibt:
Im Vergleich zu früheren Klassikern haben Mangas und Hentai nur den Nachteil, daß sie in eine Zeit hinein produziert werden, in denen Idee, Gehalt und Stil eines Werkes völlig belanglos sind, solange es sich verkauft - und auch belanglos sind, wenn es sich nicht verkauft.Gutverkäuflicher Schwachsinn und schlechtverkäufliches Genie, sind sozusagen der Hintergrund, vor dem Mangas sich entfalten müssen.

vergleicht er eben den Gesamtkomplex "Manga" mit einer nur scheinobjektiv generierten Selektion aus dem Komplex "Literatur, vornehmlich des 19.JH".

Zu fragen ist auch, ob nicht auch bereits in der "guten alten Zeit" Idee, Gehalt und Stil belanglos waren, so lange sich das Werk verkaufte. Verlage sind Wirtschaftsunternehmen, damals wie heute, und literarische Kunst mußte sich schon früher unter den Bedingungen des Marktes behaupten.

Ipsis Differenzierung zwischen Manga und hentai erscheint mir nicht schlüssig. Dann müßten wir auch bei der Weltliteratur, mit der hier ja der Vergleich angestrebt wird, Werke mit sexuellem Anstrich vom Rest trennen, was aber neben sich dann ergebenden Fragen der Grenzziehung qualitativ in keiner Weise begründet ist.

Ipsissimus
Dämmerung
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Di 26. Apr 2005, 13:01 - Beitrag #80

Die Darstellung von Inhalten durch textbegleitete Bilder ist IMHO nicht zu vergleichen mit der Inhaltsdarstellung auf der rein verbalen Ebene - weder von den Möglichkeiten noch von der Art der Rezeption her.


Der Faust ist, wie jedes Drama, explizit für die Bühnenaufführung geschrieben - ihn oder ein anderes Drama auf die Textform zu beschränken, ist also ein apriori-Missverständnis. In diesem Sinne - als Bühnenstück - ist der Faust durchaus multimediale Kunst, zu der ich auch Anime und Manga rechne. Von daher halte ich eine zum Zwecke des ästhetischen Vergleichs genügend große Schnittfläche zu den Animes für plausibel.

Allerdings stellt auch die Malerei eines Brueghel, Dürer, oder Turner ein Unterhaltungsmedium dar, sie bedient mit Ipsis Worten
Zitat:
nur das Gemüt, nicht den Intellekt

ohne daß dieser ihren Wert geringer schätzen würde, denke ich

das ist ein recht interessanter Aspekt, weil er auf die einer Kunstform angemesse Art der Rezeption rekurriert. Eines der Kriterien - deren Hinterfragbarkeit mir im übrigen durchaus bewußt ist - hinsichtlich der Einstufung eines Kunstwerkes in "hohe Kunst" oder "nicht so hohe Kunst" besteht darin, daß bei letzteren die intellektuelle Rezeption der bloß sinnlichen keine Informationen über das Kunstwerk mehr hinzufügt. Mensch kann Musik hören, den davon ausgelösten Gefühlen hingegeben, ohne sich die geringsten Gedanken über Form, Struktur und Ästhetik dieser Musik zu machen.

Das gelingt gleichermaßen bei Unterhaltungsmusik wie bei "Der Kunst der Fuge". Jedoch werden bei im Falle der Bachschen Musik (nicht nur dort) dem Hörer 90 Prozent des Gehalts dieser Musik entgehen, wenn er sich nicht zusätzlich intellektuell damit auseinandersetzt. Zweifelsfrei kann mensch dahingehend argumentieren, daß dies wohl nur Fachleute oder ausgewiesene Liebhaber tun würden, oder daß ein sinnlich zu rezipierendes Werk auch alle seine Informationen sinnlich preisgeben muss. Dem widerspreche ich als vertretbare Meinung überhaupt nicht. Es bleibt aber nichtsdestotrotz Fakt, daß dann besagte 90 Prozent Gehalt entgehen.

Ich denke, bei vielen Mangas/Animes ist eine bloß sinnliche Rezeption das angestrebte Ziel der Kunst. Diese Werke sind für mich völlig uninteressant. Aber ich habe eben auch solche Werke "entdeckt", bei denen sich für mich die zusätzliche intellektuelle Auseinandersetzung lohnt - bisher nicht in dem Umfang lohnt wie bei Werken der Hochliteratur, aber immerhin ist die Richtung angezeigt, in welche diese Künstler mit ihrer Kunst wollen.

Daß ich desweiteren Hochliteratur oder "hohe Kunst" auf die von dir angesprochene Epoche begrenzen würde, janw, ist eine Unterstellung :-) ich hätte statt Faust auch Ulysses oder Finnegans Wake oder viele andere Werke zwischen 3000 v.Chr. und heute nennen können und der Vergleich wäre analog ausgefallen.

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