na ja, da werden wohl einige Sachen gleichzeitig eine Rolle spielen; zum ersten gibt es keine eigenständige Gattung, deren Entwicklung im Rokoko stattgefunden hat (gibt es natürlich doch, aber als Erfinder des Streichquartetts wird im deutschsprachigen Raum Joseph Haydn, ein Klassiker, und nicht Luigi Boccherini angesehen, der schon vor Haydn Streichquartette schrieb, das aber nur nebenbei). Dann dürfte die heraufziehende Entwicklung des Geniekultes von den sich tendentiell noch eher als Kunsthandwerkern verstehenden Rokokokomponisten nicht genügend bedient worden sein.
Zum dritten, und das ist am fraglichsten, oder sagen wir, am stärksten bloße Meinung von mir, hat sich die Sprache der Musik vom Tänzerischen abgewandt. Es ist nicht falsch, bis etwa 1750 Musik im wesentlichen als sublime Tanzmusik aufzufassen, dann tritt dieses Element immer mehr zurück. Rokokomusik hält diese alte Musiksprache eine Zeit lang hoch, galt dann aber gegenüber den "ernsten Werken" der Klassiker als hoffnungslos seicht. In gewisser Weise drückt sich darin ein Unterschied zwischen mediterraner und mitteleuropäischer Kultur aus.
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