Konzertberichte - Klänge zu Worten

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Fr 19. Mai 2006, 11:03 - Beitrag #1

Konzertberichte - Klänge zu Worten

(offen für alle Genres)

Gestern abend war ich im Gedenkkonzert zu Gustav Mahlers 95. Todestag in der (Wiener) Staatsoper. Es spielten die Wiener Philharmoniker unter Leitung von Daniele Gatti, dazu sang Bo Skovhus. Auf dem Programm standen Mahlers Rückert-Lieder und Bruckners Neunte - die beide schon eine ganze Weile zu meinen Lieblingen zählen.

Mit dieser Zusammenstellung war ich allerdings nicht so glücklich, schon weil das Konzert nicht organisch proportioniert war. Die Rückert-Lieder dauern gut zwanzig Minuten, die Symphonie etwas über eine Stunde - man hatte es daher für nötig befunden, eine Pause einzuschieben. Nun, bis die Leute draußen und wieder drinnen sind, dauert es eine Weile - und die Buffet-Verkäufer wollen ja auch etwas verdienen - daher dauerte die Pause ziemlich genau eine halbe Stunde, was den Konzertzusammenhang in meinen Augen auflöste und in Anbetracht des so kurzen ersten Teils etwas lächerlich wirkte. Für mein Empfinden hätte man ihn mit einem weiteren Liederzyklus (den "Liedern eines fahrenden Gesellen" z.B.), dem ersten Satz seiner Zehnten oder meinetwegen einem kurzen Stück eines anderen Komponisten ergänzen sollen.

Und musikalisch: Ich war mit Skovhus sehr zufrieden, er machte seine Sache ordentlich, ließ die Spannung knistern und kam nach den langen sehr leisen Partien der ersten Lieder auch gegen die geballten Blechbläsermassen am Schluß von "Um Mitternacht" textverständlich (!) durch. Insbesondere "Liebst du um Schönheit" hätte ich mir dynamisch noch etwas differenzierter gewünscht, aber mein andernorts schon mehrfach genanntes Lieblingsstück aus dem Zyklus war in seiner Bitternis wie auch auf dem Gipfel seiner Zuversicht vollkommen.

Für den Bruckner richtete sich mein Augenmerk naturgemäß stärker auf Orchester und Dirigenten - und ich war nicht nur angetan. Zwar war der massige Orchesterklang der Philharmoniker (Streicherbesetzung 16-14-12-10-8, neun Hörner, sonstige Bläser dreifach) dem Stück sehr angemessen und konnte sich durchaus auch an entsprechenden Stellen reduzieren, es wirkte aber verschiedentlich nicht ganz fertiggeprobt. Das Scherzo war weitestgehend perfekt, saß wie ein Uhrwerk, einfach mörderisch. Dagegen waren insbesondere im Kopfsatz die Bläser verschiedentlich reichlich unpräzise, ein unglücklicher Violinist setzte versehentlich ein Pizzicato in eine Generalpause, und der (extrem) lang ausgehaltene d-es-Klang am Ende des ersten Satzes war ziemlich lange noch deutlich dissonanter, bevor der eine zu tiefe Posaunist (?) anglich. Erst im dritten Satz fand das Orchester zur dem Stück angemessenen feierlichen Ruhe und Sicherheit, türmte sich zu trommelfellbelastenden Diskordmassen, um sanft und fragend zu verklingen.

Kati
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Di 30. Mai 2006, 20:14 - Beitrag #2

Da Jan mich ja so lieb gebeten hat, und damit hier auch frischer Wind weht ;) gibts jetzt mal einen Bericht (so gut ich kann zumindest) von dem Konzert von Dir en grey am 28.05.06 im Kölner E-Werk.

Bloodberry und meine Wenigkeit kamen bereits gegen 14.30h beim E-Werk an. Und wir dachten, wir wären noch ganz gut früh da gewesen, aber falsch gedacht, da war schon eine ganz beachtliche Schlange von Visus (und anderen Fans ;) ), allen voran diejenigen die vor der Halle nächtigten.

Naja, also haben wir uns mal gemütlich ans Ende gesetzt, gegessen und noch ein wenig ausgeruht. Was auffällig war: Die Outfits waren zwar immernoch richtig schön und man sah schon wer Visu ist und wer nicht (da waren teilweise Leute, die hätte ich in eine ganz andere Kategorie eingeordnet :boah: ), aber die wirklich aufwendigen Cosplays waren nicht mehr vorhanden. Man hat wohl aus dem Berlin-Konzi letztes Jahr (das legendäre auf welchem Bloodberry und ich natürlich auch vertreten waren ^^) gelernt ;)

Naja, aus irgendeinem Grund, sprangen dann alle 2 1/2 Stunden vor Einlass auf und da standen wir nun in einer schön dicht gedrängten Schlange. Erwähnte ich schon den armen, aber stetigen Security Menschen mit seiner Tröte :D
Der Einlass begann dann tatsächlich sehr viel früher als geplant. Aber auch hier darf festgestellt werden, das diesesmal deutlich Profis am Werk waren. Denn das ging ausnahmsweise echt friedlich und reibungslos von statten. Wie dann trotzdem ein paar ihre Digicams mit reinbekommen haben, bleibt mir ein Rätsel. Bloodberry und ich wurden dann auch gleich mal gelobt, weil wir nur einen kleinen, sehr übersichtlichen Beutel dabei hatten ^^

Wir zwei Kaoru Fans dann also gleich schön links platziert, damit wir auch Sicht auf unseren Liebling haben.
Nach einiger Zeit, begab sich dann die Vorgruppe auf die Bühne. Sie hören auf den Namen "Ostkreutz", sind garantiert nicht von Dir en grey selbst beauftragt worden und sind bei ca. 99,99% der Fans mit einer Wertung alá "hoffentlich sehen wir die nie wieder" von der Bühne gegangen.

Tjahaaa, war es bis zu den Göttern höchstpersöhnlich noch "friedlich" (zu den Sprüchen mancher Visus sag ich jetzt mal GARNICHTS und das sollte reichen ;) ), so stellte sich das bald ins Gegenteil:
Kurz vor dem Auftritt mussten sich irgendwelche Idioten mitten in die Menge kloppen (kein Scherz). Bis zum Anfang waren die dann Gott sei Dank auch verschwunden.
Gut, dann kamen sie endlich. Und sie haben von der ersten Sekunde in der sie noch garnicht gespielt haben eine unglaubliche Atmosphäre verbreitet. Wenn Kyo einfach so schweigend seinen Blick über das Publikum schweifen lässt... *gänsehaut*.
Naja, dann legten sie nach dem "Intro" G.D.S mit einem meiner persöhnlichen Lieblingen an: CLEVER SLEAZOID.
Bloodberry und ich haben uns allerdings nach den ersten paar Takten an die Theke gerettet, weil das, was bei den Fans abging, war schon wirklich gefährlich. Gegen ein bisschen pogen habe ich wirklich nichts, auch gegen ähnliches nicht. Zumindest solange nicht, wie man andere damit nicht gefährdet und das schon nach wenigen Takten die gesamte linke Seite gelegen hat (!!!) war nicht mehr witzig. Ich hab mir dabei den Fuß verstaucht und Bloodberry hatte ein heiden Glück, das das Mädchen vor ihr verhindern konnte, dass ihr gesamtes Gewicht auf ihrem Knie landete. Nach dem ich dann wieder stand, habe ich nur zugesehen, das ich das Mädel vor mir wieder auf die Füße kriege.
Nun gut, als wir uns an die Theke stellten (bzw. in deren Nähe) haben wir sehr schnell festgestellt, das dieser Platz sogar viel besser ist: Sicht auf alle 5, Luft (!) und Platz. Und vorallendingen: Cola zur freien Verfügung :D

Gut, dann hab ich mich erstmal weiter über CLEVER SLEAZOID gefreut ;) Und die Jungs sind von der ersten Minute mit gegangen. Von der "Schüchternheit", welche sie noch bei ihrem ersten Konzert an den Tag legten, war nichts zu spüren. Bestes Beispiel Toshiya, der von Anfang an an den Bühnenrand kam und die Fans angestachelt hat. Und Kyo endlich in voller Aktion zu sehen war ein Hochgenuss :) Sein Brust aufgekratze musste natürlich von einigen Damen hysterisch bekreischt werden :rolleyes: Aber alles in allem waren er und die anderen mehr als sexy und haben richtig gerockt :) Und: alle in richtig lockeren Klamotten: T-shirt, Jeans und und ungeschminkt ^o^

Besonders erwähnenswert an Songs finde ich die beiden Balladen "itoshisa ha fuhai nitsuki" und "higeki ha mabuta wo oroshita yasashiku utsu". Besonders bei letzterem hat Kyo ein wunderbares Solo gebracht (bei welchem natürlich auch irgendjemand dazwischen kreischen musste *fluch*). Selbiges fand ich so wunderschön und herzzereißend, das mir zum ersten Mal auf einem Konzert die Tränen in die Augen gestiegen sind.

Meine persöhnlichen weiteren Lieblinge waren natürlich noch Kodou *seufz*, The Final, Spilled Milk *jipiiie*, Dead Tree und wie viele andere Fans habe ich mich riesig über Umbrella gefreut =)
Was mir persöhnlich aber gefehlt hat, war Obscure :( Mit The III D Empire wurden wir zwar entschädigt ;) aber Obscure hat irgendwie gefehlt.

Und dann kam es: Das Finale mit "meinem" Song Child Prey. Das war ja mal sowas von geil xD

Die gesamten Sachen wie bspw. die Sticks von Shinya sind natürlich an mir vorbei gesegelt >_< aber egal...

Alles in allem lässt sich sagen das die Stimmung trotz mancher herber Entgleisungen von Fans (besonders der Kerl der ein Mädchen geschlagen hat nur weil er nach vorne wollte -mit Fäusten-), dem Kuscheltier das Kyo an den Kopf geworfen wurde *sichmalsehrschwerräusperundliebernichtsweiterdazusag* und der enormen Pausen echt geil war.
Und das die Jungs absolut der Oberhammer waren, muss ich wohl nicht mehr erwähnen. Sie sind die Götter, die sie immer waren und werden es immer sein. Und: Nächstes Jahr wieder :D

Achja, und nächstes Jahr wird ein Poster gekauft -.-;; Hätte ich das mit den Autogrammen gewusst....

Feuerkopf
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So 17. Dez 2006, 04:21 - Beitrag #3

Morrisey - Philipshalle Düsseldorf Dez. 2006

Am Freitag war ich mit Lotti zum Konzert, mehr aus Neugier als aus Kenntnis.
Eine exzellente Band, ein eleganter Sänger mit viel Charisma. Allerdings war die Musik so laut, dass mir körperlich übel wurde. Ich ging raus und suchte mir ein Plätzchen im Foyer, genau gegenüber der Bühne. Und sieh da: Befreit vom Bassdruck klang die Musik wunderbar! Eine tolle Stimme, immer auf den Punkt und sehr vielseitig. Und klasse rockige Musik.
Jetzt werde ich mir die CDs in Ruhe anhören und mir Herrn Morrissey bekannt machen.

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Di 28. Aug 2007, 13:02 - Beitrag #4

Vorgestern hörte ich in meiner 'Dorfkirche' ein Konzert von vOkabile (dem ehemaligen 'Vokalkreis Bielefeld'), einem sechzehnköpfigen Ensemble, das in den immerhin zwanzig Jahren seines Bestehens so einige nationale und internationale Preise angesammelt hat, vor allem aber sich darauf konzentriert, gute und anspruchsvolle Musik zu machen - netterweise haben auch einige zeitgenössische Komponisten das erkannt und sie gelegentlich mit Stücken versorgt, so daß sie außer ganz alter auch ganz neue Musik präsentieren können - grundsätzlich ohne Leitung, mit aus dem Chor heraus angegebenen Tönen und verbunden mit einer auf das Programm abgestimmten Show - beim (vor-?)letzten Konzert von ihnen, das ich sah, war es etwa eine Ausdruckstänzerin, diesmal hatten sie eine Bühnenbildnerin herangezogen, deren Ideen den runden Eindruck des Konzertes mit trugen:

Das aktuelle Programm "Tempositionen" besteht ausschließlich aus Stücken des 20. und 21. Jhs., die sämtlich das Thema Zeit in irgendeiner Weise bearbeiten. Die Stücke sind so angeordnet, daß das Tempo durchgehend zunimmt - angefangen mit Messiaens sehr ruhigem O sacrum convivium, endend mit Petr Eben: de tempore (der bekannte "Alles hat seine Zeit"-Bibeltext) und einem kurzen, etwas gehetzten^^ Hindemith. Der Umgang mit dem musikalischen Material war recht frei - Einige der Stücke wurden ineinander übergeblendet, das wohl bekannteste, Regers "Der Mensch lebt und bestehet nur eine kleine Zeit" wurde völlig verfremdet und in drei oder vier Schnipseln zur Einrahmung zweier fantastischer Shakespeare-Dramentextvertonungen verwendet. Einschnitte zwischen Stücken wurden dazu genutzt, mit langen Papierbahnen behängte Notenständer zu versetzen (zu Anfang bildeten sie eine geknickte Wand, hinter der das Ensemble stand, später standen sie wie zwei Lesepulte seitlich bzw. hinter dem Chor, dann im Raum verteilt...) und schwarze Scriptoltropfen daran herunterlaufen zu lassen - sehr wirkungsvoll: Bei den langsamen Stücken zu Anfang waren es nur wenige Tropfen pro Papierbahn, die natürlich unterschiedlich weit herunterliefen; später wurden es mehr.

Weitere Bogenbildungen bestanden in der verdeckten Thematisierung der Jahreszeiten (in richtiger Reihenfolge!) in den Stücken, in ein paar subtilen Spiegelungen und darin, daß vor Anfang des Konzerts rund um das Publikum 16(?) Metronome unterschiedlich schnell vor sich hin tickten, die beim Einzug (jeder Sänger unterschiedlich schnell...) eines nach dem anderen abgestellt wurden - und am Ende, als die Choristen während des Stückes abgingen und nur einer (langsamer werdend) den Schluß sang - kurz wieder angestellt wurden. - Das Publikum, zu einem erheblichen Teil bestehend aus erfahrenen Chorsängern und -leitern, von denen ich erschreckend viele kannte^^, war begeistert und forderte dringend eine Zugabe herbei. Man gab den Reger-Satz, nun unverfremdet. Der sehr versöhnliche, schöne Abschluß eines Gesamtkunstwerks. ;)


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