Konzertberichte - Klänge zu Worten

(offen für alle Genres)
Gestern abend war ich im Gedenkkonzert zu Gustav Mahlers 95. Todestag in der (Wiener) Staatsoper. Es spielten die Wiener Philharmoniker unter Leitung von Daniele Gatti, dazu sang Bo Skovhus. Auf dem Programm standen Mahlers Rückert-Lieder und Bruckners Neunte - die beide schon eine ganze Weile zu meinen Lieblingen zählen.
Mit dieser Zusammenstellung war ich allerdings nicht so glücklich, schon weil das Konzert nicht organisch proportioniert war. Die Rückert-Lieder dauern gut zwanzig Minuten, die Symphonie etwas über eine Stunde - man hatte es daher für nötig befunden, eine Pause einzuschieben. Nun, bis die Leute draußen und wieder drinnen sind, dauert es eine Weile - und die Buffet-Verkäufer wollen ja auch etwas verdienen - daher dauerte die Pause ziemlich genau eine halbe Stunde, was den Konzertzusammenhang in meinen Augen auflöste und in Anbetracht des so kurzen ersten Teils etwas lächerlich wirkte. Für mein Empfinden hätte man ihn mit einem weiteren Liederzyklus (den "Liedern eines fahrenden Gesellen" z.B.), dem ersten Satz seiner Zehnten oder meinetwegen einem kurzen Stück eines anderen Komponisten ergänzen sollen.
Und musikalisch: Ich war mit Skovhus sehr zufrieden, er machte seine Sache ordentlich, ließ die Spannung knistern und kam nach den langen sehr leisen Partien der ersten Lieder auch gegen die geballten Blechbläsermassen am Schluß von "Um Mitternacht" textverständlich (!) durch. Insbesondere "Liebst du um Schönheit" hätte ich mir dynamisch noch etwas differenzierter gewünscht, aber mein andernorts schon mehrfach genanntes Lieblingsstück aus dem Zyklus war in seiner Bitternis wie auch auf dem Gipfel seiner Zuversicht vollkommen.
Für den Bruckner richtete sich mein Augenmerk naturgemäß stärker auf Orchester und Dirigenten - und ich war nicht nur angetan. Zwar war der massige Orchesterklang der Philharmoniker (Streicherbesetzung 16-14-12-10-8, neun Hörner, sonstige Bläser dreifach) dem Stück sehr angemessen und konnte sich durchaus auch an entsprechenden Stellen reduzieren, es wirkte aber verschiedentlich nicht ganz fertiggeprobt. Das Scherzo war weitestgehend perfekt, saß wie ein Uhrwerk, einfach mörderisch. Dagegen waren insbesondere im Kopfsatz die Bläser verschiedentlich reichlich unpräzise, ein unglücklicher Violinist setzte versehentlich ein Pizzicato in eine Generalpause, und der (extrem) lang ausgehaltene d-es-Klang am Ende des ersten Satzes war ziemlich lange noch deutlich dissonanter, bevor der eine zu tiefe Posaunist (?) anglich. Erst im dritten Satz fand das Orchester zur dem Stück angemessenen feierlichen Ruhe und Sicherheit, türmte sich zu trommelfellbelastenden Diskordmassen, um sanft und fragend zu verklingen.
Gestern abend war ich im Gedenkkonzert zu Gustav Mahlers 95. Todestag in der (Wiener) Staatsoper. Es spielten die Wiener Philharmoniker unter Leitung von Daniele Gatti, dazu sang Bo Skovhus. Auf dem Programm standen Mahlers Rückert-Lieder und Bruckners Neunte - die beide schon eine ganze Weile zu meinen Lieblingen zählen.
Mit dieser Zusammenstellung war ich allerdings nicht so glücklich, schon weil das Konzert nicht organisch proportioniert war. Die Rückert-Lieder dauern gut zwanzig Minuten, die Symphonie etwas über eine Stunde - man hatte es daher für nötig befunden, eine Pause einzuschieben. Nun, bis die Leute draußen und wieder drinnen sind, dauert es eine Weile - und die Buffet-Verkäufer wollen ja auch etwas verdienen - daher dauerte die Pause ziemlich genau eine halbe Stunde, was den Konzertzusammenhang in meinen Augen auflöste und in Anbetracht des so kurzen ersten Teils etwas lächerlich wirkte. Für mein Empfinden hätte man ihn mit einem weiteren Liederzyklus (den "Liedern eines fahrenden Gesellen" z.B.), dem ersten Satz seiner Zehnten oder meinetwegen einem kurzen Stück eines anderen Komponisten ergänzen sollen.
Und musikalisch: Ich war mit Skovhus sehr zufrieden, er machte seine Sache ordentlich, ließ die Spannung knistern und kam nach den langen sehr leisen Partien der ersten Lieder auch gegen die geballten Blechbläsermassen am Schluß von "Um Mitternacht" textverständlich (!) durch. Insbesondere "Liebst du um Schönheit" hätte ich mir dynamisch noch etwas differenzierter gewünscht, aber mein andernorts schon mehrfach genanntes Lieblingsstück aus dem Zyklus war in seiner Bitternis wie auch auf dem Gipfel seiner Zuversicht vollkommen.
Für den Bruckner richtete sich mein Augenmerk naturgemäß stärker auf Orchester und Dirigenten - und ich war nicht nur angetan. Zwar war der massige Orchesterklang der Philharmoniker (Streicherbesetzung 16-14-12-10-8, neun Hörner, sonstige Bläser dreifach) dem Stück sehr angemessen und konnte sich durchaus auch an entsprechenden Stellen reduzieren, es wirkte aber verschiedentlich nicht ganz fertiggeprobt. Das Scherzo war weitestgehend perfekt, saß wie ein Uhrwerk, einfach mörderisch. Dagegen waren insbesondere im Kopfsatz die Bläser verschiedentlich reichlich unpräzise, ein unglücklicher Violinist setzte versehentlich ein Pizzicato in eine Generalpause, und der (extrem) lang ausgehaltene d-es-Klang am Ende des ersten Satzes war ziemlich lange noch deutlich dissonanter, bevor der eine zu tiefe Posaunist (?) anglich. Erst im dritten Satz fand das Orchester zur dem Stück angemessenen feierlichen Ruhe und Sicherheit, türmte sich zu trommelfellbelastenden Diskordmassen, um sanft und fragend zu verklingen.