GEMA bittet Google zur Kasse

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aleanjre
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Mi 8. Nov 2006, 23:49 - Beitrag #1

GEMA bittet Google zur Kasse

GEMA bittet Google zur Kasse
Google soll Videos mit nicht lizenzierter Musik löschen

Die GEMA fordert von Google Lizenzgebühren für dessen Videotauschbörse YouTube und mahnt zudem Urheberrechtsverstöße bei YouTube ab, berichtet das Handelsblatt.


Nach der Übernahme von YouTube durch Google wachsen bei vielen Rechteinhabern offenbar Begehrlichkeiten. Die Deutsche Fußball Liga kündigte an, gegen Bundesliga-Material bei YouTube und anderen Video-Communitys vorzugehen, die GEMA fordert Lizenzgebühren für ihre Mitglieder ein.

Man habe Google von den Urheberrechtsverstößen durch YouTube in Kenntnis gesetzt, zitiert das Handelsblatt einen GEMA-Sprecher. Google soll Videos mit nicht lizenzierter GEMA-Musik löschen, nur muss die GEMA jeden Verstoß einzeln abmahnen, stellt YouTube die Videos doch nicht selbst ins Netz. (ji)

Quelle: Netzeitung

*****

Tja. Ist Google wirklich so unberührbar? Oder kann man die Betreiber zwingen dafür zu sorgen, dass solche Lizenzverstöße schwierig bis quasi unmöglich gemacht werden?

GenomInc
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Do 9. Nov 2006, 00:40 - Beitrag #2

also wie ich das sehe ist es zwar eine rechtsverletzung von YouTube bzw eigendlich von den jenigen die es online stellen. Das heisst eigendlich die gema müsste sich an jeden wenden der dort musik videos hochläd udn nicht an YouTube selbst.

Desweiteren ist die GEMA aber auch nur für Deutschland zuständig die USA, Gb usw haben alle eigene Rechteverwerungsfirmen. Das heisst für mich das die GEMA nicht zuständig ist wenn wie es bei Youtube der Fall ist das Angebot aus dem Ausland kommt.

als 3 denke ich mal das Google als betreiber von Youtube eine gut gefüllte Kriegskasse hat und auch einen Rechtsstreit mit der Gema durchstehen kann.

Zum dem Thema noch ein tip wenn ihr auf YouTube Viedeos mit musikunterlage hochladen wollt dann nutzt dazu musicstücke die unter CC veröffentlich sind bzw Stücke aus dem Podsafe Free Music Network.

009
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Di 29. Jan 2013, 16:07 - Beitrag #3

Auch um zu dokumentieren, wie elend quälend lang dieser Streit läuft, habe ich mal diesen Uraltthread ausgegraben.
Aus der gewiss fast unendlichen Masse an zwischenzeitlich publizierten Neuheiten scheinen mit zwei aktuelle Beiträge der SZ etwas erhellend.
Im ersten wird das mich überraschende Ausmaß der Sperrerei dokumentiert: 61,5% der 1.000 populärsten Youtube-Videos sind in Deutschland nicht verfügbar - und damit um ein vielfaches mehr als in anderen Ländern. Zudem wird im Artikel beispielhaft aufgelistet, welche populärkulturig nicht gerade unbedeutenden Werke von diesen Maßnahmen betroffen sind.
Im zweiten Artikel lese ich u.a.:
Am Wochenende wurde bekannt, dass die Gema eine Unterlassungsklage eingereicht hat, mit der sie Youtube diese Sperrtafeln verbieten will. Für sie sind die Tafeln "reine Stimmungsmache", mit der Youtube die Gema als Schuldigen für die Sperrungen hinstellen wolle. Gema-Sprecherin Ursula Goebel sagt: "Die Sperrungen sind aus unserer Sicht eine Kampagne von Youtube, um die Öffentlichkeit in den Verhandlungen gegen die Gema aufzubringen."


Mit Ruhm bekleckers sich IMHO beide nicht, das ist kein sachlicher Streit um die Auslegung einer Rechtsfrage; vielmehr habe ich den Eindruck, der eine will den anderen schlecht darstehen lassen:
Die Organisation inszeniert sich als deutscher David gegen den transnationalen Riesen Google, dem Youtube gehört. Sie will in Deutschland deutlich mehr Geld von Youtube, als Verwertungsgesellschaften in anderen Staaten mit Youtube ausgehandelt haben: 0,00375 Euro jedes Mal, wenn ein Video eines Künstlers, den sie vertritt, gestreamt wird. Das wäre mehr als das Dreifache von dem, was zum Beispiel britische Verwerter bekommen.

Youtube dagegen präsentiert sich als Vertreter der Informations- und Kunstfreiheit für die Masse, der den Usern alle ihre Lieblingsvideos zeigen würde (vor welche die Firma Werbung schaltet und so Geld verdient), wenn die Gema sich nicht aus Knauserei zwischen Fan und Musikvideo stellen würde. Wichtigstes Mittel sind dabei die Sperrtafeln.

"Wir sperren jegliche Premium-Musik" sagt Youtube-Sprecherin Mounira Latrache. Die Gema könnte das ja verhindern: "Wir wissen gar nicht, über welche Rechte die Gema verfügt. Würde uns die Gema eine Liste der Lieder geben, für deren Rechte sie zuständig ist, würde uns das helfen." Laut Paragraph 10 des Urheberrechtswahrnehmungsgesetzes ist die Gema als Verwertungsgesellschaft verpflichtet, "jedermann auf schriftliches Verlangen Auskunft darüber zu geben, ob sie Nutzungsrechte an einem bestimmten Werk" wahrnimmt. Gema-Sprecherin Goebel will keinen Zusammenhang zwischen einer möglichen Liste und den Tafeln sehen: "Wir selbst sperren nicht, deshalb würde es gar keinen Sinn machen, ihnen eine Liste zukommen zu lassen."

Mit den Sperrhinweisen will Youtube sich vor Schadenersatzklagen schützen. Die will die Gema seit Mitte Januar vor dem Deutschen Patent- und Markenamt durchsetzen. Sie möchte 1,6 Millionen Euro. Die Schiedsstelle soll prüfen, ob die von ihr verlangte Mindestvergütung von 0,00375 Euro angemessen sei, und zwar exemplarisch auf der Basis von 1000 Videos.


Dabei ließe sich der vorübergehende SPerrschaden und die Nicht-Verfügbarkeit von manchem Video wohl verhindern:
Würden die Firmen wenigstens einmal klären, um welche Songs es überhaupt geht, könnten die User mehr Videos sehen. Die Sperrtafeln erleichtern es sowohl Youtube als auch der Gema, sich als Opfer zu präsentieren. Videos schauen die Deutschen solange auf anderen Plattformen.

009
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Mi 30. Jan 2013, 17:29 - Beitrag #4

Neue Reibereien. Der Stern berichtet über die GEMA-Klage gegen die Sperrtafeln.
Wir haben uns ein paar nicht ernstgemeinte Alternativen einfallen lassen.
Beispiele:
Das Video darfst du nicht sehen, weil du eine deutsche IP-Adresse verwendest. Um das zu verhinder installiere ein Plugin in deinem Browser. Danach glaubt die GEMA, dass du in Litauen wohnst, und du kannst deine Lieblingsmusik weiter ungestört genießen.

Dieses Video ist in Deutschland wegen der maßlosen GEMA-Forderungen gesperrt. Sorry liebe Rockmusiker, wir wollen nicht für eure Rolls-Royce-Wagen, Kunstsammlungen und die Unterhaltsansprüche eurer Ex-Frauen aufkommen.

Gib GEMA keine Chance.

Bei der GEMA findet man das offensichtlich weniger humorig, da man mit diesem offenen Brief (Link zu Facebook, Brief auch uneingelogged zu sehen, GEMA-Seite derzeit unerreichbar) reagiert:
Wir sind fassungslos, dass Sie als renommiertes Medium derart ehrverletzend und einseitig parteiisch gegen uns berichten. Wir Musikurheber sind es leid, dass wir durch derartige Meinungsmache als Feindbild aufgebaut werden. Die Tätigkeit als Urheber, die Musik doch erst ermöglicht, bildet unsere materielle Lebensgrundlage. Wir wollen keinen Rolls-Royce in unserer Garage, sondern eine erfolgsabhängige Vergütung für die Nutzung unserer Musikwerke. Dies gilt im Besonderen, wenn wir mit unserer Kreativleistung zum wirtschaftlichen Erfolg eines Konzerns beitragen, der im letzten Jahr 50 Mrd. USD Umsatz erzielt hat und die Zahl der verkauften Videoanzeigen seiner Tochter YouTube abermals erhöhen konnte. Zu diesem Erfolg haben auch wir Urheber beigetragen. An dem Umsatz werden wir jedoch nicht beteiligt.

Statt den Kern des Problems zwischen GEMA und Youtube – und sei es satirisch – dazustellen, nehmen Sie eine hämische Verkürzung vor und machen sich damit zum Instrument einer internationalen Kampagne. Wollen Sie sich als Journalisten wirklich auf die Seite eines internationalen Suchmaschinenbetreibers schlagen, der nicht für sein hohes Verständnis für geistiges Eigentum und die daraus folgende Vergütung der Schöpfer bekannt ist?

Bei den Unterzeichnern finden sicheinige auch mir bekannte namhaftere Künstler und Produzenten.
Wie wohl so oft dürfte die Wahrheit zwischen den beiden Positionen liegen...

Lykurg
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Mi 30. Jan 2013, 20:26 - Beitrag #5

Ich habe auch sehr gestaunt über die Einseitigkeit. Nein, ich mag die Gema nicht (vor allem halte ich ihren Verteilerschlüssel für absolut unangemessen), aber daß ein großes Nachrichtenmedium in einem nicht ganz unkomplizierten Sachverhalt derart bissige Satire anstelle von neutraler Berichterstattung bringt, finde ich schon eher ungewöhlich. Die Ideen sind lustig (wenn auch noch erweiterungsfähig^^), aber sie informieren nicht.

009
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Fr 1. Feb 2013, 15:34 - Beitrag #6

Und wieder tritt ein die ganze Geschichte verzögerndes Element auf - wie die SZ konnte die Klage der deutschen Google-Tochter nicht zugestellt werden.
"Wir gehen nun davon aus, dass es mehrere Wochen dauert, bis das Dokument in den USA zugestellt werden kann."

Maglor
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Fr 1. Feb 2013, 18:43 - Beitrag #7

Förmliche Zustellungen außerhalb der EU sind ziemlich aufwendig.
Die Anklage muss nicht nur übersetzt, sondern geht auch noch den großen Dienstweg über die deutsche Botschaft und die zuständige Stelle in den USA.

Ansonsten sage ich Ja, die GEMA soll sich Gelder da abknöpfen, wo genug verdient wird. Google ist da wahrscheinlich eine der besten Adresse, anders als z. B. die Dorf-Disco. :rolleyes:

Traitor
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Fr 1. Feb 2013, 21:03 - Beitrag #8

Die Gleichsetzung GEMA = "Wir Musikurheber" ist genau der Punkt, mit dem der Laden in der Öffentlichkeit schon lange nicht mehr durchkommt. Spätestens seit den überzogenen Gebührenerhöhungen für Kleinveranstaltungen wird die Organisation als reine Abzockertruppe auf einem Niveau mit der GEZ wahrgenommen, und auch von Künstlerseite gibt es da genug (meist nur ideell-identifikatorisches, wohl noch nicht real-organisatorisches) Spaltungspotential.
Google dagegen ist für das Publikum hier eindeutig der Gute, denn dass sie Geld an den Videos verdienen, bekommt man ja gar nicht mit - entweder man benutzt eh einen Werbeblocker, sodass man nichtmal die Werbung mitbekommt, oder man sieht sie zwar, zahlt aber (direkt) ja immer noch nichts, sondern nur im Hintergrund irgendwelche Unternehmen an andere Unternehmen. Jemand will einem etwas schenken, darf es aber nicht? Skandalös! Ganz einfach.
Wenn die GEMA in diesem Streit also irgendeine Chance auf nicht nur juristischen, sondern auch PR-Sieg haben will, müsste sie ihre Strategie massiv ändern.

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Fr 1. Feb 2013, 22:44 - Beitrag #9

Sie steht IMHO vor einem Wulfschen Problem - es ist weniger die Frage, welche Strategie sie nun erwählt, sondern es wäre strikt ratsam, Spezialisten für diesen Fall zu engagieren und diese angagieren zu lassen.
Stichwort Krisnmarketing - dadurch hat Mercedes die kippelige A-Klasse, Coppenrath&Wiese die (wie sich zeigte erst in Kundenhand) salmonellierten Torsten und Shell den Tankboykott nach den Querelen um die Brent Spar (sp?) mehr oder minder überstanden.
Und es waren auch spezialisierte Berater, die die Herzdame von Prinz Charles vom verhassten Rottweiler zur als zukünftige Königs-Gattin akzeptierten machten.

Traitor
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Fr 1. Feb 2013, 22:52 - Beitrag #10

Die arme Torsten, erst geschlechtsumgewandelt und dann noch von Kunden infiziert. :(

Eine Verwertungs- und Vermarktungsgesellschaft sollte doch wohl selbst genug PR-Kompetenz haben, neben Juristen und Buchhaltern sollte das die wesentliche bei dem Laden beschäftigte Berufsgruppe sein.

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Fr 1. Feb 2013, 23:35 - Beitrag #11

s' macht manchmal schon ein Buchstabe den Unterschied. Und wenn ich mal reich bin, gönne ich mir einen Lektor.
Eigenkompetenz fürs übliche Eigengeschäft gewiss, aber gerade die Beispiele Prinz Charles und Mercedes zeigen doch, das gerade auch die mit eigener PR-Abteilung im richtigen Moment deren Grenzen erkannten und für eskalative Krisensituationen extrene Experten erfolgreich anheuerten.
Andererseits, wenn die GEMA nicht den Markt leerfegt bleibt auch noch etwas für Steinbrück über...


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