Ich denke nicht, dass die Frontlinien hier zwischen Fans und Nichtfans verlaufen. Dieses Kriterium dürfte ziemlich irrelevant sein, denn so extreme Fans, dass sie sich in ihrer Verklärung über klare Beweise hinwegsetzen würden, haben wir hier mit Sicherheit nicht - schließlich gibt es hier weder die in Frage kommenden Dreizehnjährigen, noch hat Jackson in so naher Vergangenheit Platten herausgebracht, dass diese Kategorie überhaupt noch existieren würde.
Vielmehr dürfte das Problem das rein sachliche "Beweislage gegen Betroffenheitslage" sein. Kati und andere haben allemal Recht, dass man ohne Beweise von Unschuld ausgehen sollte und muss. Das Prinzip ist unveräußerlich. Und die Rechtslage reicht tatsächlich recht offensichtlich nicht für einen Schuldspruch, egal wie man die Indizien bewertet.
Allerdings sind wir hier ja keine Richter, deren Verurteilungen tatsächlich Konsequenzen hätten. Für die Bildung einer eigenen Meinung und deren Präsentation nach außen, und nicht mehr ist ein Forenbeitrag, ist eine Privatperson vielleicht gut beraten, die Unschuldigkeits-Maxime zu beachten, gezwungen ist sie dazu aber keineswegs. Wer gut darin ist, sich in potentielle Opfer hineinzuversetzen, wem das Leid jeden Betroffenen klar vor Augen steht - dem kann ich nicht verübeln, wenn ihm schon Indizien reichen, sich ein schlechtes Bild von einem Menschen zu machen. Ipsissimus ist ja nicht zu Jacksons Villa gefahren und hat ihn gelyncht, er äußert nur, dass sein Gefühl ihm sagt, Jackson sei mit neunzigprozentiger Sicherheit ein schlechter Mensch. Das ist doch völlig legitim.
Solange also niemand den anderen seine Sichtweise vorschreiben will, bewegen wir uns hier im Rahmen persönlicher Meinungsbildung, die, soweit ich hier alles gelesen habe, auch stets sachlich begründet erfolgte. Dass die Endurteile dabei verschieden ausfallen, ist nichts Ungewöhnliches. Dabei kann man doch bleiben und vielleicht weitere Indizien nennen, also hoffen, das Urteil des Anderen umzustimmen. Aber nicht, es zu verdammen.
Was die generelle Lagerbildung angeht, möchte ich auch hier auf den neuen
Feedback-Thread hinweisen. Ich hoffe, wir können uns wieder auf eine friedliche Diskussionskultur einigen. In den letzten Beiträgen seid ihr auch schon alle wieder auf einem guten Weg dahin, seht dies also bitte nicht als große Schelte an, sondern nur als Hilfestellung, die Diskussion vernünftig fortzusetzen.
Außerdem - Melianawe, ich kann gar nicht stark genug betonen, wie sehr ich dir zustimme. Schön, dass du dich vermittelnd einsetzt. Und auch ich sehe es so, dass das Thema gar nicht in diesem Ausmaß aufgegriffen werden müsste - es sei denn, Betroffene würden rückwirkend erneut ein Rechtsverfahren einleiten. Aber sofern dies nicht geschieht, kann man eigentlich davon ausgehen, dass es alle Beteiligten lieber auf sich beruhen lassen wollen. Es entweder nie geschehen ist, oder aber die Wunden besser heilen, ohne sich durch die Öffentlichkeit zu quälen. Und was bringt es uns dann letztlich, vereinzelte Indizien über diese Geschichten zu kennen?
Allerdings möchte ich zur Perspektivklarstellung auch darauf hinweisen, dass nicht nur dieses düstere Kapitel von Jacksons Leben jetzt nach seinem Tod unverhältnismäßig viel neue Aufmerksamkeit erlebt. Auch seine Musik hat, ganz ehrlich gesagt, doch seit Jahren kaum noch jemanden interessiert. (Über ein mal zufällig hören und sich dran erinnern, dass sie nett gewesen sein mag, hinaus, das ich nicht bestreiten will.) Sie war historisch bedeutsam, keine Frage, und hat viele damals begeistert. Aber die Aufmerksamkeit, die sie jetzt wieder genießt, das ist doch auch nur der aktuelle-Nachrichten-Bonus.