Lyrics und Lyricer

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Lykurg
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Do 20. Mai 2010, 23:10 - Beitrag #1

Lyrics und Lyricer

Und?

Edith:
Schläft ein Lied in allen Dingen... Welche Liedtexte bzw. Lyrics sind euch lieb, welche Textdichter/Sänger bevorzugt ihr?

e-noon
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Do 20. Mai 2010, 23:28 - Beitrag #2

Branduardi und Emily Autumn ^^

_____

Wobei ich das SEHR schwer von der Musik trennen kann. Eher noch Autumn, rein lyrisch (wieso eigentlich Lyrik für den Text statt für die Musik? :wzg:)

Ipsissimus
Dämmerung
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Mo 24. Mai 2010, 10:54 - Beitrag #3

Branduardi mag ich auch, allerdings eher als Gesamtpaket aus Musik und Sprache. Hervorragende Lyriker unter den Musikanten sind meiner Meinung nach Reinhardt Mey, Konstantin Wecker, Ludwig Hirsch und Franz Josef Degenhardt, auch Georg Danzer, aber bei dem mag ich den Wiener Dialekt nicht so.

Im allgemeinen bevorzuge ich aber lyrikfreie Musik, oder Musik, bei der die Lyrik nicht oder schwer zu verstehen ist; stammt die Lyrik von Musikern, enthält sie für meinen Geschmack zu oft zu viele Banalitäten oder Albernheiten

Traitor
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Mo 24. Mai 2010, 23:26 - Beitrag #4

Es gibt da übrigens auch einen etwas weniger antiken Thread. Wenn Lykurg bereit wäre, zusammen mit Edith eine etwas umfangreichere Eröffnungsrede zu halten, würde ich diesen hier aber gerne teilen, um die doch sehr rudimentäre alte Leiche wieder zu begraben.

wieso eigentlich Lyrik für den Text statt für die Musik?
Nun, klassischerweise handelt es sich bei Lyrik um Gedichte, und die wurden in graugriechischer Vorzeit zur Lyra vorgetragen. Der Brauch verlor sich dann irgendwann, der Begriff blieb aber für die nun rein textlichen Werke. Als dann im 20. Jahrhundert verstärkt Musik-Text-Kombinationen im Populärbereich auftraten, kam im englischen Sprachraum irgendwer auf die Idee, für Liedtexte den Begriff "lyrics" zu entlehnen, anstatt einfach "song texts". Und dank Internet ist der Begriff dann auch im deutschen Sprachraum bekannt geworden, und neuerdings wird er anscheinend sogar als "Lyriken" eingedeutscht, auch wenn mir das bisher noch kaum untergekommen war.

Zum Thema: Der größte Liedtexter ist für mich ganz eindeutig Leonard Cohen, denn im Gegensatz zu den allermeisten anderen Rock-Pop-Musikern ist er nicht Musiker, der sich auch Texte schreibt, sondern Literat und Dichter, der irgendwann anfing, auch mal Musik zu machen. Und so haben seine Lieddichtungen eine ungeheure sprachliche Dichte und Klasse, die sonst kaum jemand erreicht. Metaphern und Anspielungen bis zum Abwinken, oft ein extrem tief vergrabener Sinn, aber eine ungeheure Ansprechkraft auf Emotionen und Verstand gleichermaßen.

Daneben mag ich auch die Texte von Paul Simon sehr, insbesondere während der Simon&Garfunkel-Zeit, sowie die von Bob Dylan. In gewissem Sinne gilt für sie sicher die von Ipsi angekreidete "Banalität", denn vieles wirkt tiefgründig, wurde aber letztlich in der "echten Literatur" auch schon tausendmal gesagt. Dennoch ist es höchste literarische Kunst, tiefe Aussagen schön und prägnant auszudrücken, also tut dies ihrer Leistung für mich keinen Abbruch.

Im von mir seit einiger Zeit so geliebten Progressive Rock sind die Texte leider meist deutlich sekundär hinter der Musik, ein paar kleinere Perlen gibt es aber auch dort durchaus.

Auch in anderen Sprachräumen als dem Englischen findet man natürlich begnadete Texter. Den Franzosen (bzw. Mediterraner) Georges Moustaki würde ich hinter Cohen auf die globale No. 2 setzen, wunderschöne Wortgemälde mit großem Emotionsappell und teils auch tiefen Inhalten. Im Deutschen mag ich vor allem Mey und Hannes Wader, wenn auch beide für mich zu weit von tiefen Wahrheiten entfernt sind - der eine zu schelmenhaft-locker, der andere zu ideologisch.

Lykurg
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Di 25. Mai 2010, 00:33 - Beitrag #5

Ein Jammer, hatte ich dieses überaus faulige Corpus doch eigentlich vor allem in nekrophil-imitatorischer Absicht genau so ausgegraben. Bild

Unter gegenwärtigen Liedsängern würde ich ebenfalls Mey nennen wollen. Mich sprechen aber auch eine größere Zahl recht banaler Gedichte des 19. Jahrhunderts sehr an, etwa die Zyklen von Wilhelm Müller, soweit sie über ihre Vertonungen Unsterblichkeit erlangt haben. Durch die unzertrennliche Verbindung von Text und Musik gewinnen die Gedichte eine unheimliche Präsenz, so schwirren mir ein paar Verse aus "Ungeduld" jetzt schon seit zwei Wochen ständig im Kopf herum, eine Art lyrischer Ohrwurm, wie ich es bisher selten erlebt habe.

Ipsissimus
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Di 25. Mai 2010, 10:34 - Beitrag #6

den Begriff "Lyrics" assoziiere ich eigentlich nur mit Liedern oder musikalischen Gebilden im Stil von Blues, Rock, Pop, Liedermachern, nicht aber mit den Texten von Dichtern des 19. Jahrhunderts oder noch früherer Zeit. Das ist sachlich sicher nicht haltbar, da "lyrics" einfach nur "Liedtext" heißt, aber trotzdem ist mir der Ausdruck in dieser Bedeutung hauptsächlich als Stichwort für die google-Suche ein Begriff.

Wenn es aber genauso um ältere Texte gehen soll, müsste ich unbedingt noch Francois Villon nennen, der zwar nicht zu seinen Lebzeiten, aber etwa 500 Jahre später von Gruppen wie Subway to Sally oder in extremo vertont wurde, und auch einige Texte der Dreigroschenoper zulieferte.

Im Französischen würde ich auch noch unbedingt Boris Vian nennen müssen


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